Schon seit einiger Zeit versoftet der amerikanische Spieleriese THQ die kindgerechten Serien von Nickelodeon (unter anderem Rugrats und Spongebob Schwammkopf). Das Spiel rund um den jungen Schamanen Tak dagegen, basiert auf keiner Vorlage. Mit diesem Videospiel versuchten THQ und Nickelodeon erstmals etwas Neues zu erschaffen. Ob es den Beiden gelang eine erfolgreiche Franchise zu entwickeln, oder ob "Tak und die Macht des Juju" eher in die Kategorie Softwaregurken gehört, wisst ihr spätestens am Ende dieser Rezension.
Von Schafen und Schamanen
Schon das witzige Intro zeigt euch in welchem Dilemma das Volk der Popununu steckt. Vor Jahren sollte der finstere Tlaloc nämlich zum Oberschamanen gewählt werden, verlor jedoch gegen den jungen Anwärter Jibolba und schwor daraufhin, Rache zu nehmen. In weiser Voraussicht bildete der Schamane seinen Schützling Lok zum großen Krieger aus. Er sollte sie alle retten und vor dem bösen Tlaloc bewahren. Doch leider kommt es immer anders als man denkt. Tlaloc verwandelte alle Dorfbewohner in niedliche, nutzlose Schafe und stahl dem Mond Juju (so was wie eine Göttin) die kostbaren Klunker (typisch Frau: ohne Schmuck können sie nicht leben). Einzig der alte Schamane und ein Lausebengel namens Tak bleiben von dem Fluch verschont. Ihr wisst schon auf was das hinausläuft? Richtig, ihr schlüpft in die Rolle von Tak, der letzten Hoffnung für das Mond Juju und die Popununu.
Dschungelbuch
Nachdem ihr das liebevoll gestaltete Tutorial hinter euch gebracht habt, werdet ihr schon auf eure erste Mission geschickt. Normalerweise ist der Anfang eines Spieles immer der leichteste Part, doch leichter gesagt als getan, denn in dem verwinkelten Dorf bedarf es schon einiger Orientierung, um den Weg zum nächsten Level ausfindig zu machen. Damit werdet ihr im späteren Spielverlauf übrigens noch öfters zu kämpfen haben. Nicht nur im Dorf, sondern auch in den unübersichtlichen Levels fällt eine Orientierung häufig schwer. Schade eigentlich, denn die Gebiete sind mit ihrem leicht surreal angehauchten Design teilweise eine echte Augenweide. In Verbindung mit den erstklassigen Figurendesigns und Animationen bekommt ihr eine wirklich knuffige Spielumgebung geboten. Erfahrene Spieler sind mit "Tak und die Macht des Juju" allerdings unterfordert. Das Jump`n`Run richtet sich eindeutig an die jüngeren Semester. Die allerdings bekommen eine mehr als solide Plattformhopserei mit vereinzelten Rätseln geboten. Einige Minispiele (snowboarden, sandboarden) und sammelbare Federn lockern das Spielgeschehen zusätzlich auf. Gegner verdrischt Tak mit Hilfe seines Knüppels und später zusätzlich mit einem Blasrohr. Im weiteren Spielverlauf erlernt Tak sogar selbst Schamanenkräfte, die er für die Bewältigung zahlreicher Rätsel einsetzen muss. Die sind übrigens recht witzig inszeniert und regen das Zockerhirn etwas zum Nachdenken an. Echte Ärgernisse sind dagegen die Bosskämpfe. Schon am Anfang merkt man, dass es eine reine Glückssache ist, die Kreaturen überhaupt zu treffen. Im Gegenzug dafür ziehen die Monster Tak mit einem Schlag mächtig Energie ab. Davon müssen die Entwickler gewusst haben, sonst hätten sie kein so faires Checkpoint-System eingebaut. Praktischerweise kann man dadurch unendlich oft vor dem jeweiligen Levelboss respawnen. Als besonderes Bonbon behält die Kreatur ihren Energiestand aus dem vorherigen (erfolglosen) Kampf. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis man das Monster besiegt hat.
Hau das Nashorn
Wie weiter oben schon erwähnt, gibt sich der Stil von "Tak und die Macht des Juju" relativ surreal. Aber keine Angst, zu abgefahren sehen die Landschaften nicht aus. Vielmehr konnten die Grafiker Knuddeloptik mit schönen Farben und einem leichten Hauch Unwirklichkeit verbinden. Zum guten optischen Gesamtbild passen auch die überaus liebevoll animierten Figuren. Da nimmt man gern mal ein, zwei kleine Ruckler in Kauf, insgesamt läuft das Spiel aber sehr stabil und flüssig. Da ärgert es umso mehr, dass der Kameraführung der letzte Feinschliff fehlt. Zwar lässt sie sich recht geschmeidig um Tak drehen, viele Abgründe kann man trotzdem gar nicht oder erst viel zu spät erspähen Dann heisst es, den Abschnitt mit allen Gegnern nochmal zu spielen. Ein besonderes Lob geht an THQ für die gelungene Synchronisation. Man hat es doch wirklich geschafft den Wortwitz der englischen Fassung fast 1:1 zu übertragen. Hörenswert ist auch der leicht tribal-mäßige Soundtrack, der dem Spiel eine sanfte und passende Klangkulisse beschert.
FAZIT:
"Tak und die Macht des Juju" ist ein schönes, kunterbuntes Jump`n`Run geworden. Sicherlich ist es für erfahrene Profi-Zocker zu leicht und zu einfach, das angepeilte Klientel dürfte dafür aber umso mehr seine Freude mit dem Titel haben. Da tut es in der Seele weh, dass die wenigen Patzer im Spieldesign dem Titel eine höhere Wertung verbauen. Mittlerweile dürfte das Spiel fast überall in der Ramschkiste vor zu finden sein (mein Exemplar habe ich für 15 EUR gefunden) und sollte nicht links liegengelassen werden. Denn wer ein frustfreies 3D Jump`n`Run sucht, darf zugreifen. Außerdem seid ihr dann bestens auf die Fortsetzung vorbereitet, die Anfang nächsten Jahres veröffentlicht wird.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Knuddelige Charaktere
- Witzige Zwischensequenzen
- Geringes Frustpotential
Minuspunkte:
- Verwirrender Levelaufbau
- Ungenaue und glücksbasierende Bosskämpfe
- Schwierigkeitsgrad im Ganzen etwas zu niedrig