Mit den Büchern „Das Lied von Eis und Feuer“ hat George R.R. Martin riesigen Erfolg gehabt, welcher mit der Serie von HBO weiterging. Es war also eigentlich nur eine Frage der Zeit bis sich auch Spieleentwickler an der Game of Thrones Lizenz versuchen. Nach einem eher mittelmäßigen Adventure haben auch die Männer und Frauen von Telltale Games eine Chance bekommen und ihre altbekannte Formel auf Game of Thrones angewendet. Funktioniert das aber auch?
Starks 2.0
Die Geschichte des Spiels dreht sich um die für das Spiel erfundene Familie Forrester aus dem Norden. Diese sind die einzige Familie, die das wertvolle Eisenholz ansprechend verarbeiten können. Ihr größter Konkurrent ist die Familie Whitehill, die sich mit Ihnen seit Jahrzehnten um das Eisenholz-Vorkommen streitet und nun mit dem neuen Wächter des Nordens, Roose Bolton, einen starken Partner gefunden hat. Denn der Lord des Hauses Forrester wurde bei der roten Hochzeit ermordet und seinem Knappen Gared Tuttle konnte er gerade noch so eine Nachricht übergeben, wonach er den Nordhain beschützen soll. Doch niemand weiß was oder wo dieser Nordhain ist und Gared hat auch seine eigenen Probleme, wie die ganze Familie Forrester. Dabei führt euch die Geschichte an die wichtigsten Orte der Bücher bzw. Serie und lässt euch an entscheidenden Momenten, wie eben der roten Hochzeit auch teilnehmen. Denn im Verlaufe der Geschichte übernehmt ihr die Kontrolle über viele Mitglieder der Familie Forrester. Leider wirkt die Geschichte der Forresters wie eine Kopie der Geschichte der Starks. Die Motive, die Charaktere, die Geschehnisse und noch viel mehr passt nahezu perfekt überein. Wirklich neues wird im Spiel nicht erzählt, obwohl man schon eine eigene Familie erfinden durfte.
Telltale - The Game
Hat man ein Spiel von Telltale Games gespielt, kennt man alle. Überraschungen gibt es somit auch bei Game of Thrones nicht und die meiste Zeit seid ihr deshalb damit beschäftigt Gesprächen zuzuhören und hin und wieder eine Gesprächsentscheidung zu treffen. Je nachdem wofür ihr euch entscheidet, könnt ihr in der Theorie die Geschichte entsprechend beeinflussen. Leider habt ihr nur sehr geringen Einfluss auf die Geschichte und der Weg ist vorgegeben. An gewissen Stellen kann eine Gesprächsoption sogar dafür sorgen, dass ihr einen Game Over Bildschirm zu sehen bekommt und nochmal ran müsst. Solche Stellen zerstören jegliche Immersion über die eigene Entscheidungsfreiheit. Übernimmt man dann doch mal die Kontrolle über einen Charakter und kann ihn über den Bildschirm bewegen, ist das auch mehr Sein als Schein. Während man sich in vergangenen Spielen zumindest bemüht hat ein bisschen Erkundungstrieb zu wecken, ist jetzt schon quasi vorgegeben, wie es weitergeht. Hier nur nach vorne drücken, dort ein kurzes QTE lösen oder alle Objekte auf dem Tisch begutachten, damit es weitergeht. Spannend ist davon leider gar nichts.
Technik
Grafisch hat man sich für Game of Thrones von dem Cell-Shading Stil der anderen Spiele gelöst und setzt auf klarere 3D-Charaktermodelle und eine Mischung aus Aquarell- und Pastelllook für Hintergründe. Letzteres wirkt aus der weiten Ferne wirklich hübsch, sobald man aber näher ran geht, sieht es eher wie eine sehr verwaschene Textur aus. In Kombination mit den normalen 3D-Modellen ist das Bild keinesfalls einheitlich gestaltet. Hinzu kommen dann noch hölzerne Animationen, die man bereits auf der PS2 besser gesehen hat. In einer Situation hat sich ein Charakter im Stand ohne Bewegung um die eigene Achse gedreht, um sich umzudrehen. Leider sind solche „Animationen“ kein Einzelfall. Immerhin läuft ansonsten recht sauber und nervige Ruckler konnten auf ein Minimum reduziert werden. Soundtechnisch bleibt das Spiel recht eindruckslos und die englischen Synchronstimmen machen ihren Job gut. Es gibt nämlich sogar die Sprecher aus der Serie für die Charaktere, die man bereits kennt.
FAZIT:
Statt die Möglichkeit zu ergreifen und eine neue Geschichte im Game of Thrones Universum zu erzählen, hat Telltale Games sich dazu entschieden die wichtigsten Ereignisse der Serie abzuarbeiten. Leider werden diese weder annähernd so spannend erzählt, noch kann man der Geschichte auf irgendeine Art und Weise etwas mehr Tiefgang verpassen. Wer dann noch die übliche, dreckige Welt aus der Serie erwartet, wo Intrigen, Mord und Sex an der Tagesordnung stehen, erwartet, wird bitterböse enttäuscht. Das einzig positive Highlight sind die Synchronsprecher aus der Serie und die letzte Episode, die dann immerhin etwas eigene Geschichte erzählt. Ansonsten kann man das Spiel getrost auslassen, da viel zu viele Längen in den sechs Episoden vorhanden sind.
[ Review verfasst von crack-king ]
Die zweite Meinung:
Also ehrlich! Was für eine Vorlage und was für eine Enttäuschung! Telltale’s „Game of Thrones“ verschenkt fast komplett sein Potential. Vom Gameplay her, habe ich nicht mal viel erwartet und selbst dann wurde ich noch enttäuscht. Interaktion gibt es fast keine – eher wirken die sechs Episoden wie ein interaktives Comicbuch. Doch das hätte man vielleicht noch verschmerzen können, wenn die Geschichte um Haus Forrester wenigstens spannend erzählt würde. Doch nein, vielmehr orientiert man sich an der Story der Starks aus der Vorlage inkl. Verschiedener Erzählperspektiven. Und das wirkt auf Dauer ermüdend, zumal nur die Hälfte der Charakter auch halbwegs sympathisch (Rodrik) rüberkommen und man mit denen (um ihr unvermeidliches Schicksal) mitfiebert. Die Akustik ist dagegen gut und die Musik passt. Deutsche Untertitel gibt es erst seit dem Release der letzten Episode, davor war's eine rein englische Angelegenheit. Grafisch ist die Serie dagegen Telltale’s schwächstes Werk und deren veraltete Technologie gehört endlich in die Besenkammer. Hölzerne Figuren, steife Animationen und einfache Geometrie – das können die Amerikaner selbst mit dem misslungenen Pastell-Filter nicht verbergen. Das Spiel sieht einfach nur hässlich und billig aus. Letzten Endes verpasst man – bis auf eine einfache Platinum-Trophäe – nichts und selbst beinharten „Game of Thrones“ Fans kann ich die Serie nicht ans Herz legen. Deswegen finde ich crack-kings Urteil auch zu milde – für mich ist die Season ein totaler Rohrkrepierer und ja, ich verschlinge die Bücher der Vorlage. P.S.: Die Disc-Variante kann man auch vergessen, denn nur fünf Episoden sind auf Blu-ray, die sechste darf man sich downloaden.
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