No Man`s Sky dürfte eines der am meisten gehypten Spiele der letzten Jahre sein, was weniger an einer aggressiven Marketingstrategie oder dergleichen liegt als an den zum Teil militanten Fans im Internet, die sich gegenseitig in den Erwartungen hochschaukeln. Keine einfache Grundlage für ein kleines Indie-Studio, aber nun ist trotzdem die Stunde gekommen und die Frage ist: Kann No Man`s Sky dem verrückten Hype standhalten?
Der Anfang einer Reise
Zu Beginn des Spiels startet ihr auf einem zufällig ausgewählten Planeten und seid dort offenbar mit eurem Raumschiff gestrandet. Die erste Aufgabe ist es also die entsprechenden Ressourcen für euer Schiff zu sammeln, um es reparieren zu können. Dementsprechend macht ihr euch auf in die noch unbekannte Welt und sucht nach den Materialien, wie Kohlenstoff, Heridium oder sonstiges. Um die Sache etwas einfacher zu machen, habt ihr eine Pistole mit der ihr auch Bergbau betreiben könnt, um so an die Ressourcen zu kommen. Das ganze erinnert hier ein wenig an Minecraft. Habt ihr die entsprechenden Materialien zusammen, könnt ihr euer Schiff reparieren und euch erstmals von dem Planeten entfernen oder diesen weiter erkunden. Entscheidet ihr euch für ersteres könnt ihr weitere Planeten anfliegen, diese erkunden und irgendwann könnt ihr einen Hyperantrieb bauen, womit ihr das Sternensystem wechseln könnt. Das ist dann im Kern auch schon die komplette Spielerfahrung von No Man`s Sky. Zentrales Spielelement ist nämlich das Sammeln von Ressourcen, um seinen eigenen Exo-Anzug, das Raumschiff oder das Multifunktionstool zu verbessern. Im Kern macht man das nur, um noch mehr Ressourcen gleichzeitig bei sich haben zu können. Denn das Inventar ist viel zu klein ausgefallen in No Man`s Sky und ist auf Dauer extrem nervig. Vor allem da man Verbesserungen für den Anzug oder das Schiff wie ein Item herumtragen müsst, was einen wertvollen Inventarplatz verbraucht und eigentlich überhaupt keinen Sinn macht. Oder tragt ihr ständig einen Hyperantrieb mit euch herum?
Was mache ich eigentlich hier?
Natürlich spielt das Erkunden der Planeten eine große Rolle, doch statt unglaublicher Abwechslung macht sich spätestens nach 2-3 Planeten Langeweile breit. Die meisten Planeten bestehen nur aus einer Steinoberfläche und auf jedem findet man ein paar Alien-Artefakte, womit man deren Sprache lernen kann und ein paar verlassene Gebäude oder Handelsstationen. Mehr gibt es auf den Planeten nicht zu sehen, was von Interesse sein könnte. Findet man mal ein bisschen Leben auf den Planeten dann ist es meist eine hässlich zusammengewürfelte Kreatur, die an normale Lebewesen aus unserer Welt erinnert. Es gibt so gut wie nie etwas besonderes oder schönes zu sehen. Dafür dürft ihr öfters Bekanntschaft mit Wächtern machen, die einfach durch das All streifen und euch beim Ressourcen sammeln stören. Denn warum auch immer wird man manchmal von diesen angegriffen und das ohne Erklärung. Vielleicht weil man zu viele Ressourcen abgebaut hat? Vielleicht weil sie gerade einen schlechten Tag haben? Eine Erklärung dafür gibt es nicht, wie für so vieles andere in dem Spiel. Der Einstieg ins Spiel verläuft ziemlich schleppend und sowas wie einen roten Faden vermisst man auf jeden Fall. Theoretisch ist das Ziel des Spiels das Zentrum der Galaxie aufzusuchen, doch das hat nur ein Entwickler verraten. Im Spiel selbst wird das nicht wirklich klar. Das Spiel platzt quasi aus allen Nähten vor lauter fragwürdiger Designentscheidungen.
Doch kein Multiplayer?
Eine davon ist die fehlende Möglichkeit des Pausierens. Obwohl das Spiel kein MMO oder Online-only Spiel ist, kann man zu keinem Zeitpunkt das Spiel pausieren. Das ist besonders günstig, wenn man gegen Piraten im All kämpft und man dann ins Menü darf, um die Schilde zu reparieren. Bis man das erreicht hat, haben die Piraten aus einem schon Sternenstaub gemacht. Denn die Menüführung selbst ist höchst fragwürdig und wurde offenbar für den PC erstellt und dann lieblos auf die Konsole portiert. Denn mit den Sticks steuert man einen Cursor und durch längeres Drücken von X kann man Punkte anwählen. Aber warum kann man das Spiel nicht pausieren? Einen Multiplayer-Modus scheint es nicht zu geben, wie zwei Spieler gezeigt haben, obwohl gegenteiliges im Vorfeld des Spiels behauptet wurde. Die einzige Online-Funktion ist das Hochladen von Entdeckungen. Denn wann immer ihr ein neues Sternsystem, Planeten oder ein Lebewesen entdeckt, könnt ihr dem einen Namen geben und diesen ins Internet hochladen. Weitere Online-Funktionen gibt es nicht.
Eingestaubte Technik
Auf der technischen Seite dürfte man relativ schnell die erste Enttäuschung erleben. Denn entgegen der offiziellen Behauptungen ist das Spiel nicht komplett übergangsfrei. Zwar kann man aus einem Sternensystem direkt auf einen Planeten fliegen und dort landen, aber wer zwischen Sternensystemen fliegen möchte, kann das nur per Menü tun. Mittels einer Warp-ähnlichen Grafik werden hierbei Ladezeiten kaschiert. Das ist aber das geringste Problem. Immerhin gibt es dank der prozedural (nicht zufällig!) generierten Inhalte theoretisch unendlich viel Abwechslung. In der Praxis sehen sich Planeten und Lebewesen relativ ähnlich. Planeten bestehen aus verschieden farbigen Gesteinen, Raumstationen sehen immer identisch aus und die Lebewesen sind bestenfalls Anomalien uns bekannter Lebewesen. Dabei sieht das Spiel nicht gerade überragend aus. Zwar hat man es geschafft nahezu durchgehend 30 Bilder pro Sekunde zu halten, aber dafür gibt es schlechte Texturen, einfache Oberflächen und Bugs über Bugs. Mal fliegen Steine in der Luft, Lebewesen sind ein Haufen Grafikfehler, Aufgaben werden nicht angezeigt oder aber das Spiel stürzt ab. Vor allem letzteres passiert manchmal ständig, wenn man Pech hat.
Prozedurale Musik
Die Musik des Spiels wird übrigens auch prozedural generiert, was aber eher schlecht als recht funktioniert. In gewissen Momenten kann sie zwar durchaus die Szenerie unterstützen, aber oftmals wirkt sie fehl am Platz. Manchmal ist man völlig alleine auf einem Planeten und dann setzt plötzlich völlig ohne Grund irgendein billiges Drumsolo ein, was überhaupt nicht passt oder man hört Laute von Tieren, obwohl weit und breit keine zu sehen sind.
FAZIT:
Im Vorfeld wurde viel über den Preis von No Man`s Sky diskutiert, aber nun ist klar das dieser das kleinste Problem des Spiels ist. Ich gebe zu das je nachdem wo man zu Beginn landet, das Spiel sicherlich mit einer tollen Entdeckeratmosphäre aufwarten kann und man diese Hilflosigkeit im All mystisch findet. Doch sobald man 1-2 Systemsprünge gemacht hat, wird klar, was das Spiel wirklich ist. Repetitiv ohne Ende und ein Grindfest sondergleichen. Um von einem System zum anderen zu kommen, macht man immer das selbe. Planeten abgrasen, um genügend Treibstoff für den Hyperantrieb zu bekommen. Irgendwann ist es dann auch nichts besonderes mehr einen neuen Planeten zu entdecken, weil eben doch nicht so viel Abwechslung und Magie existiert, wie im Vorfeld suggeriert wurde. Dem Spiel fehlt einfach Tiefe und ein Konzept, um länger als 3-4 Stunden bei Laune zu halten. Wie wäre es mal mit echten Beziehungen zwischen den Völkern? Mehr Interaktionsmöglichkeiten mit der Handvoll Aliens die man trifft? Planeten die stark bewohnt sind? Hochentwickelte Zivilisationen? Echte Questlinien? Rätsel des Alls, die einen überraschen? Überhaupt so etwas wie eine Geschichte oder ein roter Faden? Nichts davon gibt es und so ist No Man`s Sky eine bittere Enttäuschung. Ich persönlich hab nach 10 Stunden und 15 Warps genervt den Controller weggelegt und das Zentrum der Galaxie im Internet auf YouTube gesehen. Was soll ich sagen? Dieses Ende ist definitiv keine so langweilige Reise wert.
[ Review verfasst von crack-king ]
Kommentar verfasst von .ram:
Da ist er nun, einer der wichtigsten Titel des Jahres: Bereits im Vorfeld wurde „No Man’s Sky“ mit zahlreichen Lobeshymnen überschüttet. Ich bin da mittlerweile etwas vorsichtiger geworden. Dazu habe ich schon oft genug Spiele gesehen, die dem Hype in keiner Weise gerecht wurden. Deshalb bin ich wohl auch nicht ganz so geschockt wie Kollege crack-king über das Endergebnis. Denn mal unter uns, wie sollte ein kleines Team ala Hello Games (rund 15 Mitarbeiter) eine monumentale Weltraumoper erschaffen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Klar, Ambitionen braucht man genauso wie Visionen – aber unterm Strich zählt das Endergebnis und da fällt „No Man’s Sky“ dann doch ernüchternd aus. Das Gameplay besteht im Grunde aus nichts anderem, als Inventar-Management und Farming. Man scannt Lebewesen und Pflanzen, baut Mineralien ab, durchsucht Gebäude nach Wertgegenständen / Technologien und versucht diverse Aliensprachen zu verstehen. Und das immer wieder und wieder und wieder – es gibt keine Story, oder gar Quests, man vergrößert sein Inventar im Raumanzug und Schiff, baut dann ein paar Helferlein ein und sammelt Rohstoffe, um wieder einen Hypersprung zu machen. Das war es! Ja, jeden Planeten generiert das Spiel via Zufallsprinzip – wirklich anders sieht das trotzdem nicht aus. Vieles verändert sich halt nur in Nuancen. Natürlich kann man dazu gut chillen und sich entspannen – gefordert wird man jedoch nicht. Dementsprechend dürfte bei den meisten die Motivationskurve nach ein paar Spielstunden massiv einknicken. Und man wirft gelangweilt das Handtuch. Grafisch reißt der Titel zudem keine Bäume raus, die Steuerung im Schiff und im Kampf mit den Roboterwächtern könnte direkter sein und die die Ambientgeräusche sind für meinen Geschmack zu schrill. Nur der Soundtrack ist von vorne bis hinten Spitze. Das Tutorial – wenn man es denn in Anspruch nimmt, könnte auch besser sein, vieles erlernt man nur durch ausprobieren, was halt nicht jedem Spieler gefallen mag. Was mich aber am Meisten stört, ist die unsaubere technische Umsetzung: Mein Spielerlebnis startete mit einem Absturz und wird mittlerweile viel zu häufig von solchen Sachen begleitet. Spielspaß sieht anders aus. Vielleicht würde mein Urteil weniger hart ausfallen, wenn es sich um kein Vollpreisprodukt handeln würde, so aber finde ich: „No Man’s Sky“ ist sein Geld nicht wert.
Pluspunkte:
Riesige Welt mit unzähligen Planeten
Jeder Spieler hat eine einzigartige Reise
Die Disk kann wieder verkauft werden
Minuspunkte:
Unglaublich repetitives Gameplay
Anfängliche Begeisterung verschwindet sehr schnell
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