Während die Bundesliga schon seit Anfang August den Ball rollen lässt, beginnt die virtuelle Fussballsaison traditionsgemäß erst im Oktober. Der Anstoß erfolgte dieses Jahr erstmals von Sonys Nachwuchskicker „This is Football 2005“. Doch dank wenig Erfahrung und eines miserablen Spiels wurde „TIF 2005“ schnell von EAs Leitwolf „FIFA 2005“ abgelöst. Aber auch der konnte, selbst mit nettem First Touch Feature, nichts mehr reißen. So liegt die Hauptspielspassverantwortung dieses Jahr wieder mal beim japanischen Starkicker „Pro Evolution Soccer 4“ (PES4). Nachdem der Vorgänger bereits weltweit mit fantastischen Bewertungen überhäuft wurde, war man schon relativ gespannt, ob Konami noch einmal einen draufsetzen könnte. Ob die Fans frohlocken dürfen, oder ihr Geld lieber für einen guten Zweck spenden sollten, erfahrt ihr in unserem sportlichen Review.
Die Lizenz macht’s!
Nachdem die beiden letzten Teile der Pro Evolution Soccer Serie ja lediglich mit einer kümmerlichen FIFPro Lizenz ausgestattet wurden, hat Konami erstmals aus seinen Fehlern gelernt und endlich eine ganze Ladung Originallizenzen in das Spiel gepackt. Jedoch wissen wir ja alle, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt. Einerseits ist es schon ganz nett die spanischen, italienischen und holländischen Teams mit ihren Originaltrikots und Spielern benutzen zu können, doch andererseits hätte man für die deutschen Fans (und das sind ja Weißgott nicht wenige) auch ruhig die Originaldaten der Bundesligavereine besorgen können. Somit werden wir zwar mit einer durchaus hohen Menge an echten Namen beglückt, doch fehlen immer noch viele Stars, wie zum Beispiel Oliver Kahn und die Namen der deutschen, französischen und englischen Vereine. So heißt der FC Bayern München zwar historisch richtig „Rekordmeister“, doch hoffe ich wirklich weiter darauf, dass der bereits angekündigte 5. Teil auch eine deutsche Lizenz beinhalten wird. Wer jedoch nicht weiter darauf warten will, kann immer noch den umfangreichen Editor benutzen, in dem man fast alles korrigieren und richtig stellen kann!
Eine lange und harte Saison wartet auf euch!
Wenn man sich die Spielmodi des neusten Pro Evolution Teils mal so ansieht, sticht vor allem einer aus der riesigen Menge von Turnieren heraus. Und zwar der allseits beliebte Master-Ligamodus. Dieser präsentiert sich nämlich so umfangreich, wie noch nie zuvor. Nachdem ihr euch für eines der zur Auswahl stehenden Teams entschieden habt, landet ihr auch schon im wirklich nett gestalteten Hauptmenü. Dort habt ihr dann entweder die Möglichkeit euer anfangs noch schwaches Team (es werden nämlich alle Originalspieler durch mittelprächtige Zweitligakicker ersetzt) ins Training zu schicken, um deren Skills zu verbessern oder doch Hand am Managerpart anzulegen. Um aber überhaupt als Nachwuchs-Hoeneß fungieren zu können, müsst ihr euch zunächst durch diverse Liga- und Pokalsiege die heiß begehrten Credits erspielen. Mit genügend Geld auf der Bank könnt ihr euch dann auch ein paar bekannte Spieler leisten. Auch der Aufstieg in eine höhere Spielklasse wird durch gute Neueinkäufe vereinfacht. Alles in allem gehört der Master-Ligamodus also immer noch zu den Highlights eines jeden Pro Evolution Soccer Spiels. Es macht einfach saumäßig Spaß sein anfangs noch unerfahrenes „Noobteam“ zu einem der besten Mannschaften Europas zu formen!
Wem der Master-Ligamodus jedoch zu groß oder zu schwer ist, hat immer noch die Möglichkeit aus diversen anderen Turnier- und Saisonmodi zu wählen. So werden Freunde der Europa- und Weltmeisterschaften genau so gut bedient, wie Anhänger der Asian- oder Südamerikacups. Auch hart gesottene Bundesliga oder Serie A Fans werden mir den Unmengen von Ligen absolut zufrieden gestellt. An genug Motivation fehlt es also nicht...
Was PES4 aber endgültig unsterblich gemacht hätte, wäre ein toller Onlinemodus. Auf den wurde jedoch überraschenderweise komplett verzichtet. Sehr ärgerlich, denn die Möglichkeit gegen Fußballprofis aus ganz Europa antreten zu können, hätte den Mehrspielerspaß noch einmal ins Unermessliche gesteigert.
Stern des Südens!
Doch wie wir spätestens seit TIF 2005 wissen, nützen auch die besten Spielmodi nichts, wenn das Gameplay einfach keinen Spielspass zulässt. Doch davon sind wir bei PES4 genau so weit entfernt, wie der 1.FC Köln von der deutschen Meisterschaft! So wurde das grandiose Gameplay der Vorgänger wieder einmal übernommen (was auch gut ist) und an einigen Stellen sogar noch verbessert. Neben neuen Animationen, die das Spiel noch lebensechter machen, wurden auch einige Fehler korrigiert. So ist es unter anderem nicht mehr möglich per Kopfball haufenweise Tore zu erzielen. Fürs Fans isses auf jeden Fall ein Segen. Auch die KI wurde noch einmal frisch überarbeitet. Zwar gibt es hin und wieder noch ein paar kleine Aussetzer, jedoch sind die um einiges seltener geworden. Auch Pässe und Schüsse gehen locker flockig von der Hand und wer auch nach mehrmaligen Spielen immer noch Probleme mit der Steuerung hat, kann sich im tollen Trainingmodus versuchen. Dort lernt ihr durch das Erfüllen diverser Vorgaben die Feinheiten der Steuerung und auch die spielerischen Finessen.
Prädikat: Gut, aber nicht perfekt!
Die grafische Qualität des Spiels liegt trotz so mancher Patzer auf einem deutlichen höheren Niveau, als noch beim Vorgänger. Die Spieler sehen, auch dank der neuen Lizenzen, ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich aus und man könnte fast meinen, dass Konami langsam auf dem Weg ist, EA in dieser Beziehung Paroli zu bieten. Auch die original nachgebauten Stadien sehen wie immer phänomenal aus. So hat man es sich auch nicht nehmen lassen einige neue Arenen ins Spiel zu integrieren - beispielsweise den westfälischen Fußballtempel aus Dortmund, der auch im Spiel für einige erstaunte Gesichter sorgt. Aber auch Kleinigkeiten, wie verschmutze Trikots und das erstmalige Darstellen eines Schiris gehören zu den Neuerungen des Spiels. Der Wächter der Regeln verhält sich überraschenderweise sogar richtig gut und sorgt somit selten für Frust im Spiel. Doch zurück zum Thema Grafik: Größter Kritikpunkt ist auf jeden Fall die Darstellung der Fans. Im Vergleich zu den toll animierten Fans auf FIFA 2005, ziehen Konamis Figuren klar den Kürzeren. Hoffentlich nimmt man sich diesen Kritikpunkt beim nächsten PES zu Herzen und behebt ihn.
Kommentar?!
Neben der wirklich tollen Soundkulisse im Stadion und der durchaus ansprechenden Hintergundmusik, gibt es bei PES4 leider wieder einen total verhunzten deutschen Kommentar. Die Sprecher sorgen einfach für zu wenig Fußballstimmung und somit auch kaum für Motivation oder Atmosphäre. Im Endeffekt ist es schon traurig, dass Konami seit dem ersten Teil daran nichts verbessert hat.
Zwei weitere Kritikpunkte, die sich zwar nicht direkt auf den Spielspaß auswirken, trotzdem nerven. Zum einen die häufigen Ladezeiten und der verdammt hohe Platz zum Speichern auf einer Memory Card (mind. 2100 kb), die sogar mit denen eines TIF mithalten können.
Bonus, Bonus, Bonus
Eine nette Neuerung zum Schluss sei noch erwähnt. Die PES Coins, könnt ihr während des Spielens verdienen, um sie anschließend im dazugehörigen Shop auszugeben. Hier könnt ihr neue Schwierigkeitsgrade oder neue Teams frei schalten. Doch damit nicht genug, massive Boni warten auf euch!
FAZIT:
Pro Evolution Soccer 4 ist und bleibt der unangefochtene Genrekönig und kann selbst das Fehlen eines schmerzlich vermissten Onlinemodus kompensieren. Wer Fußball mag und auch mit Videospielen etwas anfangen kann, kommt um PES 4 nicht drum herum. Das Spiel ist extrem suchtgefährdend und unheimlich motivierend. Und wer dachte, dass man schon im Singleplayermodus den maximalen Spielespassgrad erlebt, sollte sich auf jeden Fall mal einen Freund zur Seite holen...DAS IST NÄMLICH FUSSBALL!! KAUFEN, MARSCH, MARSCH!!!
[ Review verfasst von unserem Fußballgott Dimi ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: