Dear Esther......wer bin ich? Was mache ich hier? Ist das hier real? Fragen über Fragen die man sich stellt, wenn man Dear Esther "erlebt". Ob diese Fragen im Spiel beantwortet werden, lest ihr im Review...oder auch nicht...
Spiel? Film? Abenteuer?
Es ist wirklich nicht einfach, das was Chinese Room uns hier abgeliefert hat einem festen bzw. klassischen Genre zuzuweisen. Das Gameplay als solches ist quasi nicht vorhanden, denn man läuft durch die Gegend und hört einer Stimme zu, die einem eine poetisch angehauchte Geschichte erzählt. Dabei wissen wir nicht wirklich wer wir sind oder ob es vielleicht ein Traum ist, in dem man gefangen ist. Zumindest war es für mich zu keinem Zeitpunkt klar, was da jetzt Sache ist. Aber genau das hat mir gefallen. Es ist mysteriös und geheimnisvoll. Ich möchte mehr erfahren über Esther. Wie wichtig war sie für mich bzw. meinen Charakter? Lebt sie noch? Eine Interaktion mit der Welt ist so nicht möglich, da ich lediglich nur beobachten kann. Aktiv was beeinflussen oder gar die Story ändern ist nicht möglich. Hier gibt es ganz klar einen roten Faden an den man sich orientiert. Mit mehrmaligem Spielen bekommt man kleine neue Infos, die am Ende vielleicht eine Story ergeben oder auch nicht. So ganz bin ich nicht dahinter gestiegen, weil es auch keine leichte Kost ist. Allein die Inszenierung ist linear und wird nur von der Stimme des Erzählers getragen. Aber wie gesagt, dieses Unbekannte war trotzdem spannend und interessant, so das ich am Ball bleiben musste und auch wollte.
Die Herkunft ist eine Modifikation für Half-Life 2!
Dear Esther enstand am PC als Mod für Half-Life 2. Nach wie vor kann man sich diese Mod kostenlos herunterladen und spielen. Allerdings ist sie selbstverständlich nicht mit diesem grafisch deutlich aufgehübschten Remake zu vergleichen. Trotz der vielleicht nicht so grandiosen Optik (im Vergleich zu anderen PS4 Top Spielen), braucht es sich sicher nicht vor anderen Indie Spielen zu verstecken. Was die Atmosphäre an geht ist es auf einem sehr hohen Level, was auch dem Soundtrack zu verdanken ist. Schön stimmig begleitet uns die Musik während wir an der Küste entlang laufen oder uns in eine der vielen eindrucksvollen Höhlen begeben, die sehr toll designt wurden. Robert Briscoe, der Leveldesigner von Mirror`s Edge hat hier unter anderem mitgewirkt und das Spiel profitiert davon sehr. Selbst wenn einen die Story vielleicht nicht packen sollte, die Umgebung und die dezent passende Musik wird man sich sehr wohl noch dran erinnern.
Gameplay nicht vorhanden.
Zumindest nicht so wie wir es von anderen Spielen kennen, denn in Dear Esther können wir nichts tun außer uns zu bewegen. Weder rennen noch das Springen ist hier möglich. Es ist nicht zwingend notwendig für die Story, da wir selbst wenn es gehen würde, davon nichts hätten. Aber im ersten Moment fühlt es sich komisch an, das ganz sicher. Eben weil man es anders gewohnt ist. Wir reden hier aber auch von einer Spielzeit von ca. 60-90 Min, die einzig und allein Wert auf die Story legt. Daher ist das vorhandene Gameplay für diese Geschichte ausreichend, wer mehr möchte sollte Journey ausprobieren.
FAZIT:
Puh, was hat Dear Esther bei mir hinterlassen? Ich bin immer noch hin und weg, von dem Storytelling, des tollen Soundtracks, die wirklich schön designte Welt, in die uns die Entwickler abtauchen lassen. Auch wenn die Geschichte nicht ganz so verständlich war, hat mir das Unbekannte gefallen. Weil es mutig ist, eine Geschichte so zu erzählen und weil es wichtig ist, mit einem Spiel wie diesem auch Experimente einzugehen. Nur so entwickeln sich Spiele weiter und wir Spieler profitieren davon am meisten. Eine Win-Win Situation. Definitiv eine Kaufempfehlung für diese kleine aber feine Reise durch eine der Inseln vor Schottlands Küsten.
[ Review verfasst von Kazuma ]
Pluspunkte:
- Storytelling mal anders
- Dezent schöner Soundtrack
- Tolle Atmosphäre
Minuspunkte:
- Leider viel zu kurz
- Story nicht leicht verständlich
- Kein Nachfolger in Sicht...?