1992 – irgendwo in den USA – Ha! Besser gesagt in Virginia verschwindet ein Junge. In der Rolle der frischgebackenen FBI Agentin Anne Tarver reist man in Begleitung einer erfahrenen Agentin in das beschauliche Städtchen Kingdom. Was sich dann alles enthüllt, will ich mal nicht spoilern.
Mindfuck
Im Grunde genommen ist das Erstlingswerk des noch jungen Studios Variable State ein typischer Walking-Simulator. Sprich, man läuft durch Szenen, interagiert spärlich mit der Umgebung bzw. anderen Personen und folgt in erster Linie einer vorgegebenen Geschichte. Da gab es in der letzten Zeit schon einige Spiele, die genau das auch gemacht haben: „Firewatch“, „Everybodys gone to the Rapture“ und „The Vanishing of Ethan Carter“. Nun, was zeichnet das Spiel dann aus? Zum einen wird mehr Wert auf die cineastische Umsetzung gelegt. Der Titel kommt ganz ohne Dialoge aus und zum anderen das visuelle Format, das Erinnerungen an Kinofilme weckt. Und dann ist da noch die abgefahrene Geschichte, die klar von Visonären ala David Lynch (Twin Peaks) geprägt ist. Man sollte das Spiel auch mindestens zweimal durchlaufen, um auch nur den Hauch eines Verständnisses für die Geschichte zu bekommen. Und selbst dann, darf man noch viel selber in die Geschehnisse herein interpretieren. Das kann einem Spieler gefallen, muss es aber nicht. Mir was es zu vage und zu abgedreht.
Do as you please
Zu Gute muss man „Virginia“ halten, dass man keine ultralangen Wege im Schneckentempo zurücklegen muss – im Gegensatz zu „Everybodys gone to the Rapture“. Mit Hilfe von Schnitten springt man nach kurzer Zeit wieder zum nächsten Handlungsstrang. Das heißt aber nicht, dass man die Umgebung nicht erkunden darf. Dazu hat man genügend Zeit, nur viel sollte man dadurch nicht erwarten. Es gibt kaum Interaktionsmöglichkeiten und die ungenaue Cursor-Steuerung nervt beim Anvisieren von wichtigen Objekten (die sind immerhin durch ein veränderliches Symbol hervorgehoben). Letzten Endes dürfte man in knapp zwei Stunden durch sein. Insofern: Es handelt sich hierbei um kein traditionelles Adventure, auch die Interaktionsmöglichkeiten sind sehr gering. Eher kommt mir das Ganze wie ein Independant Film vor, nur eben ohne ganz passiv vor dem Bildschirm zu sitzen.
Polygone Abstraktion
„Virginia“ ist ja ein Indie-Spiel, deshalb sollte man auch keine High-End Grafik erwarten. Insofern finde ich es auch gut, dass die Entwickler einen Stil gewählt haben, der zwar simpel – ja geradezu Lo-Fi ist, dennoch aber ausreichend Charme versprüht. Die Grafik wirkt wie aus einem Guss und durch das 21:9 Format kommt reichlich Film-Flair auf – und gerade dadurch will der Titel ja punkten. Weniger gelungen, ist dagegen die eigentliche Technik. Die Framerate kann nur als grottenschlecht bezeichnet werden und läuft bestenfalls im unteren zweistelligen Bereich, oftmals jedoch eher mit gefühlten 12 Bildern pro Sekunde. Das hat sogar bei mir Kopfschmerzen verursacht! Die abrupten Schnitte bzw. Übergänge verstärken das Gefühl zudem noch. Sprachausgabe gibt es übrigens keine, stattdessen wird das Spielerlebnis nur durch spärliche Soundeffekte und die passende Musik getragen. Gerade letztere kommt typischen Mystery-Filmen sehr nahe und passt sehr gut zu den verschiedenen Szenen. Für mich das Highlight im Spiel. Übrigens: Deutsche Übersetzungen von Zeitungsartikeln lassen sich optional einblenden, aber leider auf eine äußerst tumbe Weise (werden als große Kösten in das Bild projiziert). Ich hab das dann wieder abgestellt, da ich diese Art äußerst störend empfand.
FAZIT:
Eh? Ehrlich, irgendwie zündet das „Spiel“ bei mir nicht. Die Story hab ich nicht wirklich kapiert und das Spielerlebnis war jetzt nicht so prickelnd, dass ich mir das Ganze zum dritten Mal geben muss. Die unterirdische Framerate und die abrupten Schnitte haben bei mir zudem Kopfschmerzen hervorgerufen. Der Preis geht zwar für die Erfahrung noch in Ordnung, aber von all den Walking-Simulatoren ist „Virginia“ kein Titel den ich unbedingt jedem empfehlen würde. Man muss schon ein Faible für abgedrehte Experimente haben.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Kein unnötiges langweiliges Laufen
Cooler Stil + tolle Musik
Platinum-Trophäe
Minuspunkte:
Unterirdische Framerate
Trophäen, für die man einen Leitfaden braucht
Schwer zu verstehende – in meinen Augen zu abstrakte – Story
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