In der „normalen“ Spielwelt ist Driveclub ein zweischneidiges Schwert. Manche haben immer noch Spaß und manche haben nach dem Online-Desaster zum Start dem Spiel keine zweite Chance gegeben. Durch die Schließung der Evolution Studios zu Beginn des Jahres wurde die Weiterentwicklung der Spiele quasi beendet. Umso überraschender war jetzt die Ankündigung von Driveclub VR, welches noch von den Frauen und Männern der Evolution Studios zu Ende entwickelt wurde. Ist es also noch das letzte Geschenk von Ihnen an uns? Oder mussten zu viele Abstriche gemacht werden?
Schulterblick
Wenn man dank PlayStation VR in der virtuellen Realität spielt und dabei ein Rennspiel, bietet sich natürlich die Cockpit-Perspektive an. Glücklicherweise gab es die schon damals bei Driveclub, sodass man nicht so viele Änderungen machen musste. Neuerdings kann man sich aber eben in dem Fahrzeug problemlos umsehen und was nach einer Kleinigkeit klingt, macht einen großen Unterschied. Plötzlich kann man Kurven viel besser einschätzen und man weiß, wann man bremsen muss. Zudem ist es völlig natürlich die Außen- und Rückspiegel zu nutzen, um sich einen Überblick über das restliche Fahrerfeld zu verschaffen. Man kann auch einfach einen Blick nach hinten machen und merkt plötzlich das in vielen heutigen Autos die Übersicht besser sein könnte. Aber man kann nicht nur in der Cockpit-Perspektive spielen, sondern auch in der 3rd-Person-Perspektive und in der Bumper-Cam. Besonders erstere ist interessant und funktioniert erstaunlich gut nach etwas Eingewöhnung. Sie könnte aber am ehesten für Übelgefühle sorgen. Allgemein scheinen einige etwas Probleme damit zu haben, weil das Auto natürlich über die Straßen wackelt und vor allem bei Crashs gehts rund. Hier muss jeder selbst sehen, wie ausdauernd er ist. Ich persönlich hatte keine Probleme mit Motion Sickness.
Weniger ist manchmal weniger
In Sachen Gameplay gibt es wenig neues zu erzählen. Auch Driveclub VR bietet so eine Mischung aus Simulation und Arcade. Jedoch scheint man das Fahrzeughandling etwas nachgiebiger gestaltet zu haben, da man nun deutlich problemloser die Fahrzeuge kontrollieren kann. Möglicherweise möchte man so weitere Ursachen für Motion Sickness verhindern. Letztlich macht es das Spiel aber leider auch noch einfacher als eh schon, was ein wenig schade ist und vor allem Driveclub-Veteranen enttäuschen dürfte. Empfehlenswert ist übrigens das Spielen mit einem Lenkrad und Force Feedback, weil dann das „Mitten drin“-Gefühl einfach umwerfend ist. Aber auch mit dem Controller ist das Spiel perfekt spielbar, auch wenn dann das Feedback der Straße natürlich etwas fehlt. Ansonsten gibt es wieder eine Tour mit insgesamt 162 Sternen, unterteilt in Rennen, Zeitrennen und Drift-Veranstaltungen. Natürlich gibt es auch noch die Herausforderungen. Hier kann man anderen Leuten eine Herausforderung schicken, damit diese sie überbieten, um sich asynchron einem Wettbewerb zu stellen. Wer es lieber direkt mag, kann auch online gegen andere in den üblichen Modi gegenübertreten. Übrigens haben es einige Spielfeatures nicht in die VR-Fassung geschafft. So gibt es keinerlei Wetter, wie Regen oder Schnee und das Schadensmodell ist auch nicht mehr existent. Vor allem um das dynamische Wettersystem ist es natürlich schade. Eine weitere wichtige Info ist, dass die Spielstände der normalen Driveclub-Version nicht übernommen werden. Man beginnt also komplett von vorne und muss selbst die Clubs neu gründen. Etwas unverständlich, warum man es nicht so wie mit Driveclub Bikes handhabt. Apropos Bikes, die gibt es auch nicht im Spiel. Wahrscheinlich weil die vielen Richtungswechsel wohl zu viel für den Spieler wären.
Wir sind die coolsten, wenn wir cruisen...
Dafür gibt es immerhin eine Handvoll neuer Strecken in den altbekannten Ländern bzw. Umgebungen, die wieder sehr gelungen sind. Sie sind allesamt Rundstrecken und führen durch Stadtgebiete, die wieder mal mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. Vor allem Vancouver bei Nacht sollte man sich nicht entgehen lassen. Da die Strecken in mehreren Variationen zur Verfügung stehen, steigt die Anzahl an Strecken signifikant. Ebenfalls neu ist der sogenannte "Cruise"-Modus. Hier könnt ihr euch eine Strecke und ein Fahrzeug aussuchen und dann ohne jegliche Rennbegrenzungen auf der Strecke machen, was ihr wollt. Vor allem könnt ihr einfach aus dem Auto aussteigen und das Fahrzeug bzw. die Umgebung begutachten.
Ich brauch ne neue Brille?
Für ein perfektes VR-Spielerlebnis ist eine stabile Bildrate von mindestens 60 Bildern pro Sekunde nötig. Wie ist das also möglich, wenn Driveclub nur 30 Bilder pro Sekunde schaffte? Nunja, die Entwickler haben an allen Ecken und Kanten gedreht, um dies zu schaffen. Einerseits gibt es nun weniger Fahrzeuge auf der Strecke, dann fehlt das dynamische Wettersystem und auch der Detailgrad der Umgebungen wurde ein wenig zurückgeschraubt. Trotz alledem erkennt man das Spiel immer noch sofort als Driveclub wieder. Leider scheint der letzte „Optimierungsschritt“ eine Reduzierung der Auflösung gewesen zu sein. Denn im Gegensatz zu vielen anderen VR-Spielen wirkt Driveclub VR extrem unscharf. In nahezu allen Fahrzeugen ist es z.B. so quasi unmöglich den Tachometer abzulesen, was natürlich ein Immersionsbrecher ist. Auch hat dies zur Folge das in Kombination mit dem geringen Kontrast manche Kurven kaum einsehbar sind und man von Ihnen quasi überrascht wird. Musikalisch gibt es wenig neues. Der Sound der Motoren sucht immer noch seinesgleichen und kommt dank 3D-Audio natürlich noch besser rüber. Der Soundtrack selbst hingegen ist immer noch nicht jedermanns Geschmack.
FAZIT:
Ich denke ich muss niemandem mehr erzählen, dass ich zu den größten Driveclub-Fans gehöre. Dementsprechend gespannt war ich auf die VR-Fassung, aber unterm Strich ist es schon ein wenig ernüchternd. Das Gameplay ist etwas einfacher geworden, das Wetter fehlt, alte Driveclub-Spielstände werden ignoriert und die Auflösung ist einfach zu gering. Offenbar musste man zu viele Kompromisse eingehen, um das Spiel mit PlayStation VR kompatibel zu machen, was einfach schade ist. Trotzdem kann man sich das Spiel anschauen, vor allem wenn man dank des Season Pass die Hälfte sparen kann. Man darf nur keinen 1:1 Port von Driveclub erwarten.
[ Review verfasst von crack-king ]
Die zweite Meinung:
Driveclub zählt für mich zu den besten Rennspielen der letzten zwei Dekaden und ich habe unzählige Stunden in das Spiel versenkt. Demzufolge war ich sehr gespannt auf die Virtual Reality-Umsetzung, doch bin ich wie Kollege crack-king letztendlich ziemlich ernüchtert. Das man ohne die Errungenschaften aus Driveclub von vorn anfangen muss und der Schwierigkeitsgrad nach unten etwas angepasst wurde, kann ich noch verschmerzen, doch das runterschrauben der Auflösung auf ein absolutes Minimum ist eine ziemliche Enttäuschung. Durch die geringe Auflösung ist das Bild sehr unscharf, was meine Augen extrem belastet und ich mich viel mehr konzentrieren muss. Dadurch kommt es bei mir zu einem leichten Unwohlsein und Kopfschmerzen, was mehr als zwei Stunden am Stück spielen für mich unmöglich macht. Hier hätte man für eine höheren Auflösung meiner Meinung nach noch mehr (Strecken) Details weglassen müssen. Positiv dagegen ist das eigentliche Handling, den in der Cockpit Perspektive fuhr sich ein Rennspiel noch nie so geschmeidig und intuitiv. Es ist, als wäre es das normalste der Welt, während ich bei anderen Rennspielen im Cockpit nie Land gesehen habe. Auch das Umschauen (vor allem in Freiluftfahrzeugen wie dem Atom) ist echt cool und sorgt für eine gelungene Immersion. Vielleicht tut sich hier noch etwas bei der PS4 Pro.
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