1995 landete der britische Publisher Psygnosis auf der PlayStation 1 mit Destruction Derby gleich beim Start einen Hit und schob zudem die Verkäufe der 32bit-Konsole maßgeblich mit an. Nach zwei Nachfolgern und dem Aufkauf durch Sony Europe werkelten die Jungs von Studio 33 letztes Jahr an dem ersten Destruction Derby für die PS2. Zum Missfallen vieler Fans konnte "Arenas" jedoch zu keinem Zeitpunkt an die glorreichen Vorgänger anknüpfen und überzeugte lediglich im knallbunten Design und den reichhaltigen Mehrspieleroptionen. Anscheinend müssen auch die Finnen von Bugbear Entertainment enttäuscht gewesen sein, denn wie sollte man sonst deren Version eines ordentlichen Karambolagespiels deuten?
"Ich will Spaß, ich geb Gas"
So könnte man die Devise von Flat Out kurz und knapp umschreiben. Denn trotz des realistischen Looks sind Fahrverhalten und Steuerung eher arcadeorientiert ausgefallen. Dadurch haben unerfahrene Crashpiloten auch eine Chance und müssen nicht erst stundenlang üben, um ein solches Blechmonster zu beherrschen. Damit das Ganze jedoch im Spielverlauf etwas fordernder wird, steuern sich die 200PS-Boliden der abschließenden Liga schon ein wenig anspruchsvoller als die kleinen Autos zu Beginn. Insgesamt unterteilt sich das Spiel in 3 Ligen, die jeweils gewonnen werden müssen, um eine Stufe aufzusteigen. Geld, das ihr verdient, könnt ihr zwischen den Rennen in eure Kiste stecken und euch neue Motoren, Räder, Stoßdämpfer und vieles mehr gönnen. Aber aufgepasst, das Tuning wirkt sich direkt auf das Fahrverhalten aus. Aus den lahmen Schüsseln am Anfang können dadurch schwer kontrollierbare, aber dafür schnellere Boliden werden.
Heavy Metal
Besonderen Wert haben die Entwickler auf die korrekte Darstellung physikalischer Vorgänge gelegt. So könnt ihr komplett die detailreiche Randbebauung zerstören und dürft beobachten, wie jedes Teil korrekt durch die Luft segelt. Selbst auf der Fahrbahn bleiben Reste liegen und können unter Umständen sogar euer Fahrzeug aushebeln. Und genau hier liegt der Hund begraben, oft passiert es, dass man durch solch ein Teilchen in der letzten Runde oder Kurve ins Fliegen kommt oder sich sogar überschlägt. Etwas weniger Realismus zugunsten besserer Spielbarkeit wäre in dieser Sache wünschenswert gewesen. Leider ist das nicht der einzige Makel, der Flat Out vom Spieleolymp fernhält. So stellt sich beispielsweise die Frage, warum das komplette Gelände frei befahrbar ist, wenn jedes Abweichen mit einem Rücksetzpunkt, der Kilometer weiter hinten ist, belohnt wird. Dass einige Kurse zusätzlich noch über offizielle Abkürzungen verfügen, macht die Sache dann erst Recht lächerlich. Wer hat schon Lust und Muse nach Abkürzungen zu suchen, wenn jedes Abweichen von der Strecke mit einer Strafe in Form der oben angesprochenen Rücksetzpunkte quittiert wird? Zudem werden sich einige Lenkradpiloten spätestens in der dritten Meisterschaft die Zähne ausbeißen, steigt der Schwierigkeitsgrad doch zum Ende hin immer weiter nach oben. Die kleinsten Fahrfehler werden durch die computergesteuerten Fahrer knallhart bestraft. Damit der Frust nicht ins Unermessliche steigt, haben die Entwickler wenigstens ein paar Minigames eingebaut, die vom harten Rennspielalltag etwas ablenken. In diesen Wettbewerben müsst ihr beispielsweise euren Fahrerdummy (im Rest Europas sitzt ein Mensch hinter dem Steuer) auf eine riesige Dartscheibe schleudern – natürlich durch die Frontscheibe, oder euch beim Dummy-Weitflug bzw. -Hochflug versuchen. Sogar ein richtiger Destruction Bowl ist mit dabei, in dem ihr so lange wie möglich überleben müsst. Leider sind das die einzigen Extras, die ihr frei schalten könnt, alle Autos und Strecken werden während der Meisterschaft freigegeben.
Crash Boom Bang
Aus technischer Sicht kann man Flat Out als durchaus gelungen bezeichnen. Zwar müsst ihr auf eine 60fps-Bildrate verzichten, die 30 Bilder pro Sekunde laufen dafür stabil und flüssig (nur beim "Destruction Bowl" bemerkt man ein paar Schwankungen). Im Gegenzug für die niedrige Framerate gibt es Details in Hülle und Fülle. Die Autos sehen hervorragend aus und warten mit einer schicken Texturierung und ausgefeiltem Schadensmodell auf. Die Strecken verwöhnen euer Auge mit vielen Details und noch mehr zerstörbaren Objekten. Das Einzige, was man hier bemängeln könnte, wäre die fehlende Abwechslung, schließlich fahrt ihr nur durch Wald und Wiesen Landschaften, gepaart mit ein paar richtigen Rennkursen. Ausgefallene oder gar abgefahrene Strecken sucht ihr hier vergebens.
Damit das Geschehen passend untermalt wird, lizenzierte man über ein Dutzend britischer Underground Rockacts (das bekannteste dürften noch die Killer Barbies sein, die als einzige nicht von den britischen Inseln stammen). Allerdings hat man sich hier einen weiteren, riesigen Patzer geleistet, denn für jedes Rennen wird immer nur ein Song gespielt und ständig wiederholt. Da fällt es kaum auf, dass eine Playlist, in der man die einzelnen Songs hätte auswählen können, ebenso fehlt. Immerhin klingen die Motorengeräusche satt und kräftig, auch wenn man sich eine Dolby Pro Logic II Kodierung gespart hat.
FAZIT:
Besser als das unausgereifte Destruction Derby Arenas ist Flat Out allemal, trotzdem verpasst das finnische Spiel den Weg nach ganz oben. Zu viele kleine Patzer verbauen dem Spiel eine höhere Wertung. Etwas mehr Abwechslung hätte zudem auch nicht geschadet. Dann hätte man sich nicht so schnell sattgesehen. Einen richtigen Rüffel gibt's zum Schluss noch einmal für das Fehlen eines Onlinemodus. Zwar ist Flat Out auch im Splitscreen noch spielbar, richtig Spaß hätte es aber erst mit weiteren menschlichen Mitspielern gegeben. Insgesamt handelt es sich bei Flat Out also um ein gutes, wenn auch nicht überragendes Rennspiel.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Gutes Fahrmodell
- Ordentlicher Umfang
- Schöne Grafik
Minuspunkte:
- Viele Mängel im Detail
- Song Looping pro Strecke
- Dummyflug lässt sich im Spiel nicht abbrechen