Im Dezember hatten wir uns mit der Beta (siehePreview) vonSteepbefasst, diese hinterließ aber gemischte Gefühle. Es wirkte, als würde das Konzept nicht richtig funktionieren und auch die Steuerung hatte ihre Tücken. Nun ist das Spiel im Handel und laut des Entwicklers habe man das Feedback der Beta umgesetzt. Getestet wurde die Version 1.03, welche ein überabeitetesTricksystemundOptionsmenü hat.
Der Berg und ich, eine wahre Liebesgeschichte!
Wer eine Handlung rund um Extremsportler erwartet ist hier Falsch.Steepbietet dergleichen nicht, nur einen blankenAvatarund jede Menge Herausforderungen. Man schlägt sich vonEventzuEventdurch, um den nächsten Berg freizuschalten. Je länger man diesem Pfad folgt wird klar, dass es den Entwicklern nicht darum ging denAvatarin den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Berge. Jeder neue freigeschaltete Berg wird in einembeeindruckendenVideo präsentiert, in dem er von seiner Geschichte erzählt. Danach folgt eine Abfahrt, in dem der Berg nochmals seine Besonderheiten erzählt. DieseBerggeschichtensind die wahre Handlung des Spieles, zwar fehlt diesen teilweise die Herausforderung, doch bieten sie eine sehr nette und abwechslungsreiche Gelegenheit einen Berg und seine Hänge kennen zu lernen. Es gibt noch andereStories, in denen andereSnowboarderoderParagleitervon ihren Erlebnissen erzählen. In allem ein nettes Paket welches beweist, dass man keine epische Handlung braucht wenn man sich auf die Stärken des Spieles konzentriert.Um dennoch den Charakter etwas zu personalisieren, gibt es zahlreicheKleidungsoptionen. Diese beschränken sich aber auf bekannteWinterbekleidungshersteller. Ausgefallene Kleidung gibt es nur in Form von Kostümen. Auch einenCharaktereditorvermisst man, da man nur zwischen eine Handvoll Fahrer wählen kann.
Gestatten, ich bin das Matterhorn und dein schlimmster Albtraum!
Wie bereits erwähnt ist das wahre Highlight des Spieles seine riesige Welt. Die Berge ziehen sich über das Dreiländereck Österreich, Schweiz und Frankreich. Hier findet man bekannte Berge wie den majestätischenOrtler, das berüchtigte Matterhorn oder den schneebedeckten MontBlanc. Diese und weiteres Berge kann man sich hinunterstürzen und fährt durchTiefschnee, Gletscher, Wälder, und enge Felsen. Wer will kann auch die Lüfte erklimmen und wechselt von Ski auf denWingsuitoderParagleiter, um diese Landschaft von oben zu genießen. Hier wird auch ersichtlich, wie unterschiedlich diese Abfahrten sind. Kein Berg gleicht dem anderen, jeder hat seine Eigenheiten. Die Entwickler haben diese ausgiebigeBerglandschaftauf ihre wichtigsten Eigenschaften reduziert und dennoch ihren Glanz und Umfang beibehalten. EinSpaziergangvon einer Ecke der Karte zur anderen Ecke beträgt gut 4,5 Stunden. Wer dies macht, wird durch den einen oder anderen bekanntenSki-Ortwandern. Eine akkurate Darstellung sollte man nicht erwarten, dass Sölden nur ein paar Häuser sind wird keiner glauben, trägt aber zur Atmosphäre bei.
Interessant wird es, wo den Entwicklern freie Hand gelassen wurde. EineBergregionist frei erfunden. Hier findet man die meiste Abwechslung und jede Menge Kreativität die bei der Abfahrt zum Experimentieren einladen. Mit 30fps stürzt man sich die Hänge hinunter und das in 1080p.Rucklersind so gut wie keine Vorhanden, nur wenn Online etwas schnell abgefragt wird. Auch Pop-Upssind in dieser Welt eine Seltenheit. Bei der rasanten Abfahrt erwarten einen keine bösen Überraschungen. Grafisch kann man die teilweise kantigen Schatten ankreiden, welche aber wieder durch die hervorragende Licht-Komposition wett gemacht wird. DieBergstimmungwurde zu jeder Tageszeit gut eingefangen und macht jede Abfahrt einzigartig, wenn die Sonne durch die Bäume glitzert oder sich über einen Berg erhebt. Ein Erlebnis das vom Gipfel bis ins Tal ohneLadezeitenauskommt. Einzig der Pro Support fällt mangelhaft aus. Bis auf eine bessere Bildrategibt es hier nichts, wobei nicht einmal 60fps erreicht werden.Akustisch wurde dieBergweltauch sehr realitätsnah eingefangen. Es fängt beim Knirschen des Schnees an und endet beim Summen der Starkstromleitung. Man hört Tiere, den Wind pfeifen, den ein oder anderen Helikopter fliegen oder in der Ferne den Sturz eines anderen Fahrers. Die Abmischung ist hier dynamisch. Fährt man schneller wechselt das Spiel zur schnelleren Hintergrundmusik, bleibt man stehen klingt diese aus, bis man nur mehr die Umgebungsgeräusche wahrnimmt.
Die Bretter die die Welt bedeuten!
Mag sein, dass jetzt so mancher an dieTheaterweltdenkt, doch hier sind die zahlreichen Ski undSnowboardsgemeint.Steepbietet ganze fünf Fortbewegungsmöglichkeiten in den Bergen, sechs wenn man den Helikopter, welcher einem zum Startpunkt bring, mitrechnet. Um einen Hang zu bezwingen stehen dem Spieler Ski wie auch einSnowboardzur Auswahl. Die Ski sind wesentlich wendiger und schneller, haben aber Nachteile bei der Stabilität. DasSnowboardhingegen ist langsamer, aber besser geeignet um Tricks sicher zu landen. Die Lüfte erkundet man mit einemWingsuitoder demParagleiter. Wer selber gerne durch die Welt wandert, kann diese auch zu Fuß erkunden, sehr langsam und bis auf die Landschaft sehr unspektakulär. Gewechselt wird über einSchnellauswahlrad. Leider ist es nicht möglich in mitten der Bewegung zu wechseln. Man muss still stehen um Aktionen durchzuführen. Ein kleines Manko, wenn man verschiedene Sportarten zum ultimativen Stunt verbinden will. Diese Einschränkung liegt vor allem daran, dass man einen realistischeren Zugang gewählt hat. Vom realistischen Zugang bei den Tricks hat man sich mit dem Update 1.03 verabschiedet. Das kompletteTricksystemwurde überarbeitet, was dieCommunityetwas spaltete. Benötigte man vorher mehr Timing, kann man jetzt schon vor dem Absprung festlegen in welche Richtung man sich drehen will. Dies ermöglicht nun etwas spektakuläre Tricks als es vorher möglich war. So manchen stört es, macht aber Abfahrten etwasspannenderund spektakulärer. Möglichkeiten um sein Können zu beweisen gibt es genug. Über 100 Herausforderungen stehen zur Verfügung, von Punkt zu Punkt Rennen bis zu Trick-Meister. Die Herausforderungen wechseln immer zwischen den verschiedenen Sportarten und das stets wechselnde Terrain der Berge macht jede Abfahrt anders.
DerSchwierigkeitsgradist leider nicht ganz ausgewogen und zieht sehr schnell an. Wer überall Gold erreichen will, braucht katzenartige Reflexe und muss Strecken auswendig lernen. Glücklicherweise gibt es bei manchen Herausforderungen dieIdeallinieund für den Neustart genügt ein langer Druck auf dieDreiecktaste. OhneLadeunterbrechungenfindet man sich gleich wieder am Startpunkt und kann die Herausforderung erneut starten. Wer will kann auch eigene Herausforderungen erstellen und diese Online teilen. Einfach die gefahrene Strecke markieren und festlegen was für eine Herausforderung es sein soll. Danach gilt es zu warten, welcher Freund das Ergebnis schlägt. Wer die Hänge gerne mit Freunden erkundet kann sich auch zu einer Gruppe von vier Leuten zusammenschließen und gemeinsam spektakuläre Abfahrten erleben. Wenn keine Freunde online sind, kann man sich diese in der Welt suchen und mit einen Knopfdruck einladen, hier wären wir auch bei dem größten Kritikpunkt! UmSteepzu spielen wird eine dauerhafteInternetverbindungvorausgesetzt. Wer nur offline spielt, kann mit diesem Spiel nichts anfangen. Da kann man nur hoffen, dassUbisofteinen offline Patch zur Verfügung stellt, da Server gerne nach einem Jahr abgeschaltet werden.
SturzgefahrimTiefschnee
Abgesehen von dem fehlenden Offline Modus krankt das Spiel noch an vielen anderen Kleinigkeiten. Wie bereits beschrieben, ist derSchwierigkeitsgradbei weiten nicht ausgewogen. Es kann nicht sein, dass eine leichteParagleiterHerausforderung schwerer ist, als einWingsuitflugauf Schwer. Ein Teil des Problems ist hier die Kamera. Ist man auf den Brettern funktioniert diese noch halbwegs, aber bei demWingsuitzoomt sie zu weit hinaus und man kann die Abstände nicht abschätzen. Auch dieGoProEgo-Perspektive hilft hier nichts und ist nur für Wiederholungen nutzbar. Die Steuerung hat auch so ihre Tücken. Es scheint als würden die Ski machen was sie wollen. Immer wieder fährt man einen Hang rückwärts hinunter, weil sich die Ski nicht drehen lassen. Auch das wechseln der Sportarten ist schwieriger als es sein muss. Da man vollkommen ruhig stehen muss um zu wechseln, wird es zum Ärgernis wenn man zwischen den Klippen festhängt und aufgrund der Bewegung nicht auf „zu Fuß“ wechseln kann. Da bleibt nur mehr ein Neustart übrig. Generell bleibt man in der Welt einfach zu oft stecken. Zwar wurde die Lawinenzäune seit der Beta entschärft und man kann mit viel Glück durch clippen, doch hängt man einmal in ihnen ist ein entkommen schier unmöglich. Auch derlizensierteSoundtrack könnte umfangreicher sein. Bei den Herausforderungen hört man stets die gleichen Lieder. Schlussendlich bleiben dann noch die kleinenOpen WorldBugs. Diese sind überschaubar, aber können auch ziemlich nerven. Zum Beispiel wenn der Start-Punkt bei einer Herausforderung direkt in eineFelswand gelegt wird.
FAZIT:
Steepist wahrlich ein interessantes Spiel und kann fesseln. Alleine der Umstand, dass ich innerhalb einer Woche das maximale Level erreicht habe, zeigt mir das es süchtig macht. Es sind die Berge, die einen in ihren Bann ziehen. Majestätisch erheben sie sich in der Ferne und man will sie einfach bezwingen. Einfach vom Gipfel herunterstürzen und dem immer wechselnden Terrain trotzen. Man ertappt sich dabei den perfekten Sprung auszuführen oder einfach stehen zu bleiben und die Atmosphäre zu genießen, nur dann schnell auf denWingsuitzu wechseln und den Berg hinunter zu gleiten. Dank der schnellen Rücksetzmöglichkeiten bekommt man bei Herausforderungen das bekannte "einmal geht es noch" Gefühl und aus fünf Minuten werden zwanzig Minuten nur um Gold sein eigen zu nennen. Natürlich will man sein Erlebnis auch genießen und verbringt noch mal zwanzig Minuten in der Wiederholung um das perfekte Bild für die eigeneMeisterleistungeinzufangen. Wenn dies das Ziel der Entwickler war, dann wurde es mehr als erfüllt, doch sollten nicht die ganzen negativen Kleinigkeiten vergessen werden. Der Online Zwang schreckt viele Käufer ab undUbisoftsStatistik, wie man mit Servern von erfolglosen Spielen umgeht, gibt auch mir Anlass zur Sorge. Was ist in einem Jahr, weil es kein Erfolg war? Gibt es einen Offline Patch? Fragen über Fragen! Auch diePersonalisierunghätte besser sein können. Wobei nicht die Auswahl das Problem ist, sondern die verdientenCredits. Kostüme sind überteuert und wer alles nicht mit Gold Medaillen freischalten will, muss echte Euros investieren, um Spielecreditszu erhalten. Die Kamera und die Bugs sind kein großes Problem, da das Team sehr eng mit derCommunityzusammenarbeitet und Vorschläge auch umsetzen will. Zusammengefasst, es ist ein Spiel das imKernelementbestens funktioniert. Abfahrten mit Freunden und das teilen der Strecken geht leicht von der Hand und erzeugt eineSuchtspirale. Unterstützt wird dies alles noch von der grandiosen Atmosphäre. Gäbe es nicht diese negativen Kleinigkeiten, hätte das Spiel dieGoldmedailleverdient. Aber es ist wie beim Slalom, wer zu viele Fehler macht wird sein Ziel nicht erreichen. So kannSteepnoch mit knappem Vorsprung die Silbermedaille erreichen.
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf derPlayStation4 auf einem 1080p TV ]
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