Neue Technik braucht immer auch innovative Anwendungen um glänzen zu können. So gibt es zwar für die PSVR Stand Mitte 2017 schon locker 150 Spiele/Erlebnisse und knapp 300 sind noch angekündigt, doch wirklich herausragend und innovativ sind nur die wenigsten. Nicht umsonst sind allerhand User noch skeptisch und zurückhaltend die mindestens 400€ in ein Stück Nischenhardware zu investieren, welches vielerorts schon für tot erklärt wird. Doch es gibt immer wieder Lichtblicke, die die 400€ mehr als rechtfertigen. Eines dieser Highlights ist “Superhot VR”, welches nach der Oculus Exklusivität nun auch für die PlayStation VR erhältlich ist.
super Hot
Ursprünglich handelt es sich bei “Superhot” um ein Flash Game, welches 2013 bei einer sieben Tage Challenge programmiert wurde. Der Kniff bei dem Spiel lag darin, dass sich die Gegner nur bewegten, wenn man sich selbst bewegt hat. Dieses grundlegende Spielkonzept hat man in der nun veröffentlichten VR Version zwar beibehalten, doch das restliche Spiel komplett umgekrempelt. Die Bewegungen der Gegner passen sich dabei genau der eigenen Geschwindigkeit an und stoppen, wenn man selbst regungslos bleibt. Somit hat man die volle Kontrolle über die Spielgeschwindigkeit und kann seine nächsten Aktionen genau planen, was dem Titel eine ziemliche Tiefe verleiht und man sich gewisse Strategien zurechtlegen muss. Ganz nebenbei schaut das Ganze dadurch extrem stylisch aus und man fühlt sich wie Neo aus dem Film “Matrix”.
SUPER HOT
Die Hitzone der Gegner ist dabei recht großzügig und sie benötigen immer nur einen Treffer. Zur Hilfe stehen einem hier etliche “Mordwerkzeuge”, die verstreut in den Levels liegen oder dem Gegner abgenommen werden können. Diese reichen von Pistolen über Schrotflinten, Äxten und Messern, bis hin zu alltäglichen Gegenständen wie Tassen, Flaschen, Aschenbechern und Billardkugeln. Da ein Ausweichen trotz selbst angepasster Geschwindigkeit in späteren Levels aber recht tricky sein kann, können die Kugeln auch mit Hieb- und Stichwaffen sowie den alltäglichen Gegenständen aus der Luft geholt werden. Das abnehmen der Waffen von Gegnern ist dabei extrem cool gelungen, da die Waffen meist in die eigene Richtung fliegen und aus der Luft gefischt werden können. Hat man mal keine Waffe zur Hand, um einen Gegner in der Ferne zu eliminieren, kann man den später erlernten Psychopunch nutzen, der eine Druckwelle Richtung Gegner schickt. Die Munition ist dabei aber immer stark limitiert, was dafür sorgt, dass man oft alle Objekte nutzen muss. Zudem kann man Waffen nicht mit in den nächsten Abschnitt nehmen, außer … ja, außer man lernt die Levels auswendig und wirft vor dem Wechsel in den nächsten Abschnitt die Waffe in die Richtung, wo man als nächstes steht. Dies ist allerdings sehr glücksabhängig, aber ein auch ein nettes Detail. Ebenfalls ein nettes Detail ist die Tatsache, dass man nach dem Locationwechsel noch Gegner von Plattformen fallen sieht, welche man gerade von selbiger geschossen/geprügelt hat und das einem das Erreichen von Trophäen als Post-It Zetteln signalisiert wird. Ganz nebenbei ist das Ducken und das Verstecken hinter Gegenständen weit besser gelöst als bei “Mortal Blitz”.
SUPER HOT!!!
Die einzelnen Level sind vom Prinzip her in unter fünf Minuten erledigt und die einzelnen Abschnitte dauern sogar nur wenige Sekunden. Letztendlich benötigt man durch das häufige Trial & Error auch schon mal bis zu fünfzehn Minuten für das beenden eines Levels. Jedoch ist dies in den kurzen geskripteten Sequenzen nur selten frustrierend und bleibt man konzentriert und verfällt nicht in Hektik, lassen sich alle Abschnitte früher oder später mit Leichtigkeit hinter sich bringen. Am Ende erwartet einem dann auch eine Genugtuung, die seinesgleichen sucht! Es ist einfach unglaublich befriedigend den heran zischenden Kugeln gekonnt auszuweichen und dabei geschickt einem heranstürmenden Gegner eine zu verpassen, die Waffe abzunehmen und diese dann gegen den anderen zu richten. Als Liebhaber von hervorragend choreografieren Actionfilmen will man ganz nebenbei, dass die eigenen Abläufe leichtfüßig, ja tänzerisch und stylisch aussehen. Dies treibt einen noch mehr an, was “Superhot VR” dieses “Nur noch eine Runde Gen” verleiht und extrem suchterregend macht. Bedenken sollte man allerdings, dass ein Spielen im Sitzen nicht funktioniert und man in jede Richtung fast zwei Meter Platz schaffen sollte. Hat man diesen Platz, fühlt man sich am Ende wie der Auserwählte aus “Matrix” und Neo kann einpacken! Die perfekte Verschmelzung der virtueller und realen Welt.
SUPER HOT VR!!!!!
Leider ist aber nicht alles so perfekt gelungen und es gibt einen Kritikpunkt, der einem teils den Spaß verderben kann. Und zwar scheint das Tracking der Move Controller bei “Superhot VR” am Limit zu sein, da das aufheben von Gegenständen oder das abnehmen von Waffen schon mal frustrierend sein kann, wenn es einfach nicht klappt. Letztendlich habe ich bei jedem neuen Abschnitt mittels kurzem Tastendruck alles neu kalibriert, was die Sache zwar verbessert, aber das eigentliche Problem nicht ganz aus der Welt geschafft hat und Gegenstände auch unterhalb des eigenen Fußbodens liegen könnten. Auch das werfen von Gegenständen funktioniert nicht immer und müsste um einiges genauer ausfallen. Hier merkt man dann doch schon Unterschiede zum Oculus Rift System mit seinen Touch Controllern. Das Tracking der PSVR ist allerdings top und das Ausweichen ist sehr präzise. Technisch gibt es dagegen nicht viel zu meckern. Der grau/weiße minimalistische Look macht so einiges her und die in sattem rot leuchtenden Gegner (leider gibt es aber nur einen Typ) heben sich hervorragend ab und sind leicht zu erkennen. An der Schärfe gibt es ebenfalls wenig Kritik und ist auf einem hohen Niveau, wie auch der Detailgrad der Levels. Die Locations wie Hinterhöfe, Flugzeuge, große Hallen und Gebäudekomplexe sowie kleinere Innenräume sind gut ausgestattet und ab und an bewegen sich darin auch andere Objekte als nur Gegner. Leider flimmert es im Hintergrund ein wenig, was jedoch nicht weiter auffällt und dem optischen Gesamteindruck nicht sonderlich stört. Abseits des Story Mode (der einen beim ersten Durchlauf schon locker 5 bis 6h beschäftigen kann) gibt es nach dem Durchspielen noch einige neue Spielmodi zu entdecken, welche der Langzeitmotivation ganz guttun. Die Challanges umfassen dabei, dass nur Headshots gelten, oder man keine Schusswaffen nutzen darf. Zudem gibt es noch einen Time Trail und einen Hardcore Modus für diejenigen, denen der normale Schwierigkeitsgrad zu lasch war.
FAZIT:
“Superhot VR” hat mich mächtig überrascht und reiht sich kurz gesagt in die Riege der brillanten VR Erlebnisse neben “Rez: Infinite”, “Polybius” und “Statik” ein. Ich habe in unzähligen Shootern und Actiongames mit riesigen Wummen riesige Gegner platt gemacht, doch so cool und mächtig wie hier fühlte ich mich noch nie in einem Spiel. Einem heranstürmenden Gegner einen Faustschlag zu verpassen, seine weggeschleuderte Pistole in der Luft zu fangen, eine halbe Drehung zu vollführen und dann einem anderen Gegner einen Headshot zu verpassen, während um einen herum die Kugeln nur so um die Ohren zischen ist ein Gefühl von Macht und Genugtuung, dass sich nicht so einfach beschreiben lässt. Das Gameplay ist perfekt durchdacht und macht “Superhot VR” zu einem genialen Puzzelshooter und zeigt, welches Potential in der VR Technik steckt. Für alle PSVR Besitzer ein Must Have und für allen anderen die es bei einem Kumpel mal Probespielen können, wird es im Finger jucken sich doch endlich mal eine PSVR zu kaufen! Einziger wirklicher Kritikpunkt ist, dass das Spiel durch die Move Controller etwas ausgebremst wird, da es immer wieder zu Tracking Problemen beim aufsammeln von Gegenständen und zielen kommt. Aber egal … gebt mir die Telefonnummer von John Woo, damit ich mich mit meinen erlernten Moves für seinen nächsten Actionfilm bewerben kann!
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit PlayStation VR ]
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