Kreative Puzzle Plattformer sind nach einer Flaute in den 2000er Jahren wieder mächtig in! So erschienen in den letzten Jahren Perlen wie “Unravel”, “Limbo”, “Inside”, “Never Alone” und zuletzt “Little Nightmares”, welche allesamt auch ernste Untertöne bereit hielten. Die Entwickler der Sand Sailor Studios gehen nun einen ernsten Schritt weiter und arbeiten in “Black: The Fall” ihre rumänische Vergangenheit auf. Thematisieren die Revolution Ende zur Grenze der 1990er Jahre, eine dystopische Welt, den Kommunismus, Überwachung, Willenlosigkeit der Menschen, die Macht der Medien und Massengräber. Hinzu kommen kleinere Sci-Fi Elemente wie Laserbarrieren, Mechs und kleinere Roboter.
Mit Laserpointer und Robodog gegen den Kommunismus
Das Spiel startet in einer trostlosen, grauen und anonymen Welt wo man aus der Masse nicht heraussticht. So erkennt man in der Menschenmasse am Anfang der Schicht erst seinen Charakter, wenn man den Analogstick bewegt. Zeit, etwas zu ändern und sich aufmachen, sich aus den Zwängen zu befreien. Nun gilt es in anfangs dunklen Industrieanlagen den Wachen und Überwachungskameras auszuweichen. Später durchquert man noch von der Industrie zerstörte Landschaften und trostlose Stadtteile. Wird man entdeckt, zünden ohne Vorwarnung die Selbstschussanlagen und man versucht sein Weiterkommen beim nächsten Mal besser anzugehen. Dank sehr fairer Checkpoints kommt dabei zum Glück nur wenig Frust auf. Dennoch praktiziert das Spiel die Trial & Error Passagen mit einem Genuss, dass einem “Limbo” und “Inside” als vorhersehbare Kinderspiele anmuten. So oft, wie man hier das Zeitliche segnet ist schon an der Grenze des Zumutbaren, zumal man oft nicht mal weiß, was denn einem nun den Garaus gemacht hat. Da läuft man durch dunkle Gänge und stürzt plötzlich in einen tödlichen Abgrund (dank Kontrasteinstellung kann man dem etwas entgegenwirken). Oder verfolgt eine Überwachungskamera auf dem falschen Weg und beißt ebenfalls ins Gras. Auch das Verfehlen von Plattformen bei Sprüngen führt immer wieder zum Tode, da das Timing noch genauer sein muss, als zum Beispiel bei “Inside”. Mittels Laserpointer kann man zudem Schalter und Personen manipulieren, was ebenfalls teils entweder gutes Timing oder längeres herumprobieren mit sich bringt. In der Mitte der Geschichte bekommt man nebenbei noch einen Begleiter in Form eines Robo Hundes inklusive saftiger Timing Rätsel, die einem in den Wahnsinn treiben können. Ich brauchte knappe 15 Minuten und Youtube, bis ich wusste, dass ich den Hund mittels Laserpointer auf einen Schalter setzen musste, diesen aber als Plattform eine Millisekunde bevor der Hund dort Platz nimmt als Sprungbrett brauchte. Da ich auf der anderen Seite an einem Vorsprung hang und somit den Laserpointer nicht einsetzen konnte, war die Lösung für mich allein nicht zu finden. Da wirken Puzzle wie das der Hund unter Bretter kriecht und sich dann aufrichten muss, um selbige zu zerstören schon logisch (Sarkasmus darf behalten werden). Ebenfalls etwas nervig sind Rätsel, wo man etwas in Gang setzen und sich dann verstecken muss. So schaffen die Bootsfahrt wohl nur die wenigsten beim ersten Mal. Auch gibt es in meiner Erinnerung keine Passage, wo einem das Spiel (bis auf eine Handvoll Blechschilder) etwas unter die Arme greift. Dies sorgt dafür, dass das Spiel ziemlich in die Länge gezogen wird und einem locker für fünf Stunden an den TV fesselt, obwohl das Spiel an sich in einer Stunde machbar ist. Aber dies kennt man ja schon von Klassikern wie “Another World”.
Schwarz ist das neue bunt
Optisch muss sich “Black: The Fall” nicht vor seinen Genrekollegen verstecken. Der Look macht einiges her und überzeugt dank kräftigem Kontrast mit tollen Schattenspielen. Die trostlose Optik ist aber gespickt mit kleineren Details und die düstere Grundstimmung kann einem auch schon mal auf den Magen schlagen. Besonders nimmt einem mit, wenn im Hintergrund Kollegen malträtiert werden, volle Särge zu sehen sind oder man an einem Vergnügungspark vorbeikommt, der aus Tschernobyl stammen könnte. Auf der anderen Seite könnte die Polygonanzahl deutlich höher sein und gegenüber der PC Fassung fehlen unverständlicherweise einige Effekte wie zum Beispiel Hitzeflimmern. Musikalisch erreicht das Spiel der Sand Sailor Studios jedoch nicht ganz die Konkurrenz. Zwar können sich die Effekte wie Wind, Alarm, der mächtige Bass der Mechs und Selbstschusseinrichtungen und dröhnende Industrieanlagen hören lassen und auch das akustische Rätsel ist eine tolle Idee, doch leider fällt der eigentliche Soundtrack ziemlich zurück. Die Steuerung könnte zudem auch etwas direkter und genauer daherkommen, da diese den einen oder anderen Tod zur Folge hat. Nachdem man das Spiel beendet hat, steht einem dann noch eine hervorragend unterteilte Kapitelauswahl zur Verfügung, wo man einfach die fehlenden Trophäen einsacken kann.
FAZIT:
Das Review liest sich schlechter, als es das Spiel letztendlich ist. Zwar haben mich einige Passagen in den Wahnsinn getrieben, doch dank extrem fairer Checkpoints muss man nie mehr als eine solche Passage am Stück überstehen. Auch das dystopische Setting, welches realen Ereignissen in Rumänien zugrunde liegt, ist stimmig und regt zum Nachdenken an. Leider werden einem die realen Bezüge erst beim Abspann vorgeführt, was das Geschehen während des Spielens etwas abmildert, doch immerhin zu einer nachträglichen Recherche führt.
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro und einem 1080p TV ]
Pluspunkte:
Das Setting ist hervorragend
Fast keine Ladezeiten (auch nicht beim Tod)
Dank Laserpointer und Roboter interessantes Rätseldesign
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