Wer träumte früher nicht als Kind davon, wie ein Superheld durch die Lüfte zu düsen und die Welt vor Unheil zu bewahren? Jahre später ist man zwar Erwachsen und die Träume werden realistischer, doch insgeheim schlummert der Gedanke noch immer in einem. Dank Pentadimensional Games und Sonys PlayStation VR (läuft aber auch ohne) ist dieser Traum nun aber zumindest virtuell in greifbare Nähe gerückt.
Wenn Independents Day auf Google Earth trifft.
Die Erde wird plötzlich von einer Armee von Aliens bedroht und wir wurden auserwählt diese zurückzuschlagen. Dabei konzentrieren sich die außerirdischen Mächte aber nicht nur auf eine Stadt, oder ein Land, sondern platzieren ihre Angriffe weltweit. Demzufolge steht einem der komplette Planet als Schauplatz zur Verfügung, mit dem Clou, die Erde komplett selbst erkunden zu können. Man wird also nicht nur in ein bestimmtes Gebiet gesteckt, sondern fliegt tatsächlich rund um den Erdball. Ohne Ladezeiten erinnert dies einen stark an Google Earth, wenngleich die Welt von “Megaton Rainfall” nicht so detailliert und originalgetreu daherkommt. So finden sich zwar in den Städten und der Welt immer wieder Sehenswürdigkeiten wie der Big Ben, Stonehenge, die Inseln von Abu Dhabi oder das Kolosseum von Rom, doch die Städte an sich sind Fantasiegebilde und aus dem Zufallsgenerator. Auch rund um die Städte ist die Welt von nahen etwas karg und man entdeckt keinerlei Getier. Dennoch ist die Immersion sehr groß. So wuseln durch die Städte die Einwohner und detaillierte Autos echter Hersteller fahren umher. Hinzu kommen Umgebungsgeräusche, welche der Immersion ebenfalls guttun. Man kann es nicht wirklich beschreiben, wie beeindruckend es ist, von einer belebten Kreuzung stufenlos hinauf in den Himmel zu steigen. Und da wären wir auch schon beim nächsten beeindruckenden Punkt. Auf der Erde ist nämlich noch lange nicht Schluss! Im Laufe des Spieles bekommt man die Kraft der wahnsinnigen Geschwindigkeit, mit der man dann nicht nur unser Sonnensystem, sondern auch das Universum erkunden kann. Man startet also auf der Erde, sieht einen Volvo an einem vorbeifahren und düst daraufhin fast stufenlos erst zum Mond, anschließend mit einem Abstecher zum Jupiter und Saturn, nur um am Ende auf der Sonne zu landen und danach noch das Sonnensystem zu verlassen. Wow! Welch ein Mindfuck. Das fast stufenlos bezieht sich auf das Treffen mit der Atmosphäre. Hier stoppt in VR ganz kurz die Reise, man prallt etwas von der Atmosphäre ab und sieht die Planetenoberfläche von einer Textur auf ein dreidimensionales Objekt wechseln. In 2D ist die Reise aber wirklich komplett flüssig.
Ist ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein! Es ist Shagyman!
Doch wir schweifen ab… Kommen wir nun zurück eigentlichen Spiel. Um die Invasion der Aliens zurückzuschlagen, erlernt man im Laufe des Spieles immer wieder neue Kräfte. Dies fängt mit einfachen Schüssen an, geht über einen Superschuss, die Möglichkeit die Zeit zu verlangsamen und Gegenstände zu werfen. Man selbst ist dabei übrigens unsterblich, muss aber darauf achten, dass nicht zu viele Menschen das zeitliche segnen, denn ab einer gewissen Anzahl an Kollateralschäden heißt es Game Over. Die Vielfalt der Aliens ist dabei ziemlich umfangreich und erfordert beim Eliminieren auch etwas taktisches Geschick. Zwar sind die Schwachstellen der Gegner immer durch einen roten Punkt offensichtlich, doch nicht leicht zu treffen. Die Vielfalt reicht dabei von kleinen agilen Jägern, über riesige Metallwürmer (welche sich eindrucksvoll durch die Skyline fressen), sowie spinnenähnlichen Raumschiffen, bis hin zu einem Gegner mit einer Art Morgenstern, geometrischen Gebilden die sich unsichtbar machen oder tarnen können und einfach nur Raumschiffen, welche durch ihre schiere Größe beeindrucken und in bester Independents Day Manier über einem Hochhaus haltmachen und einen dicken Laser von oben reinfeuern. Bei der Action geht natürlich eine Menge zu Bruch, was auch ziemlich beeindruckend daherkommt. Die Hochhäuser fallen spektakulär in sich zusammen, die Menschen schreien vor Angst und riesige Rauchschwaden hängen zwischen den Skylines und werden vom Sonnenuntergang lichtdurchflutet. In Sachen Immersion und Atmosphäre punktet die Action auf ganzer Linie! Zwischen den einzelnen Missionen gibt euch eine höhere Macht immer wieder ein paar Hinweise und kryptische Erklärungen in englischer Sprache und deutschen Texten, welche allerdings aufgrund der Präsentation (die Buchstaben fliegen durch den Raum) schwer zu lesen sind. Abseits der kurzen Kampagne (es gibt eine unter zwei Stunden Trophy) gibt es noch kleinere Obelisken im Universum zu entdecken.
VR oder 4K? Jedem das Seine.
Wie bereits weiter oben erwähnt, ist die Technik etwas zwiespältig und ab und an ein klein wenig buggy. Die Städte schauen an sich sehr beeindruckend aus und warten nicht nur mit belebten Straßen auf, sondern bieten auch gewaltige Skylines und schöne Lichteffekte. Aber auch kleinere Städte ohne Skylines gibt es zu entdecken. Bei genauerem Hinsehen, fällt einem die limitierte Hardware der Playstation 4 Pro und der Playstation VR jedoch immer wieder auf. So ist nur ein kleiner Teil in der Mitte knackscharf, während die restliche Schärfe im Randbereich stark abfällt. Auch verlaufen Straßen schon mal im Sande oder eine Skyline schwebt über dem Boden und Texturen und Details werden sehr spät nachgeladen. Hinzu kommt, dass außerhalb der Städte alles recht karg daherkommt und man nur wenige kleine Wälder und keinerlei Tiere sieht. Einzig unter Wasser kann schon mal ein kleiner Schwarm Fische an einem vorbeischwimmen. Nach einem ersten Patch hat sich die Situation zwar etwas gebessert, dennoch merkt man, dass die Konsole hier an ihre Grenzen kommt. Immerhin läuft das Geschehen stets mit 60 Bildern die Sekunde flüssig. Wie schon bei “DriveClub” ist aufgrund der geringen Schärfe auch die Motion Sickness Gefahr bei “Megaton Rainfall” sehr ausgeprägt. Als ich das Spiel das erste Mal startete, wurde mir nach einer halben Stunde extrem übel und der Tag war für mich inkl. Schüttelfrostanfällen gelaufen. Zum Glück kann man etliche optische Hilfen zuschalten (Sichtfeldverengung bei zu schneller Action, stufenweises drehen beim Umschauen), um den Effekt der Motion Sickness einzudämmen und der nächste Rundflug verlief knappe 4h ohne das mir schlecht wurde. Wer keine Playstation VR zu Hause hat, kann “Megaton Rainfall” aber auch ohne spielen (mittels PS4pro und entsprechendem TV auch in 4K). Hier funktioniert das Nachladen um einiges besser, was vor allem beim Landen auf anderen Planeten auffällt. Dank besserer Schärfe ist die Übersicht ohne VR ebenfalls besser, aber auch weit weniger intensiv und beeindruckend. Akustisch gibt es jedoch nicht so viel Aufregendes zu berichten und eine musikalische Untermalung fehlt fast komplett. Zwar klingen die Explosionen, das Geschrei der Menschen und allgemeine Umgebungsgeräusche ganz gut, doch ein durchgängiger Soundtrack wäre vor allem während der Missionen nett gewesen. Nur selten kommt es nämlich zu treibender Musik und auch mal schönen Gesang.
FAZIT:
Ja, das Wortspiel muss noch kommen. Ist “Megaton Rainfall” ein Reinfall? Nein! Zwar ist die Kampagne theoretisch in unter zwei Stunden zu schaffen, doch ist man anfangs locker fast fünf Stunden damit beschäftigt, zumal die Gegnerwellen schon etwas taktisches Geschick erfordern. Abseits der Kampagne hält einem zudem die Welt an sich bei der Stange und ich verbrachte mehr Zeit damit Sehenswürdigkeiten zu suchen und durch das Universum zu düsen. Die Technik dahinter ist einfach zu beeindruckend und ich flog mehr als nur einmal von Planet zu Planet. Einfach so, weil es Spaß macht. Die Immersion in VR ist so hoch, dass einem die paar technischen Unzulänglichkeiten nicht wirklich stören. Ohne VR macht “Megaton Rainfall” zwar nicht mehr ganz so viel Spaß, dennoch bleibt es für die 16€ ein kurzweiliges Actionspiel, welches einem dank abwechslungsreicher Gegnertypen einige Zeit bei Laune hält.
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit PSVR und einem 1080p TV ]
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