Spira, zwei „stille“ Jahre sind vergangen seitdem sie SIN in Teil 10 (X) besiegt haben. Wie erhofft ist dieser nicht wieder von neuem auferstanden, so dass alle Bewohner glücklich und zufrieden sein könnten. Könnten…
In Final Fantasy X-2, dem ersten direkten Nachfolger von Squares Final Fantasy Reihe, übernehmen sie die Rolle von Yuna, dem Hohen Medium, Rikku, der Al Bhed und Pain. Erstere werden Spielern des Vorgängers bestens bekannt sein, da sie schon in Teil 10 (X) mit ihnen auf die Reise gegangen sind. Die einzig wirklich neue Hauptfigur ist Pain, eine Kriegerin, welche lieber ihr Schwert für sich sprechen lässt. Um nicht zuviel von der Geschichte zu verraten, möchte ich nicht weiter auf ihre Person eingehen, nur soviel, anfangs noch im Hintergrund wird Pain im zweiten Drittel des Spieles umso bedeutender für den Verlauf der Geschichte. Nachdem SIN also vernichtet und den Leuten ihre Lebensaufgabe, eben diesen zu besiegen, genommen wurde, beginnen die Einwohner sich langsam aber sicher zu langweilen und teilen sich in zwei Parteien, „New Yevon“ und die „Junge Liga“ , auf. Da beide Gruppierungen unterschiedliche Interessen verfolgen, ist der Konflikt vorprogrammiert. Hier beginnt für Sie die Geschichte. Yuna, Rikku, Pain – kurz YRP oder auch Möwenpack, wie sich das Team nennt – haben sich auf das Suchen von sogenannten Sphäroiden spezialisiert. Sphäroiden sind kleine Kugeln, in denen Videomitteilungen aus früheren Zeiten aufgezeichnet wurden. Als Yuna nun eines Tages einen entdeckt, auf dem sie Tidus zu erkennen glaubt, hält sie nichts mehr auf und sie begibt sich auf die Suche nach weiteren Hinweisen. Nach kurzer Zeit findet sie sich jedoch mehr oder weniger unfreiwillig mitten in den Geschehnissen rund um Spira und dessen Konflikten wieder.
Die Geschichte ist im Vergleich zu den Vorgängern relativ dünn und kommt wegen des neuartigen Mission/Quest Systems nur schwer in Gang. Eine von Trauer und Verzweiflung geprägte Atmosphäre wie in Teil 10 (X) will wegen des neuen, lockereren Settings nicht so recht aufkommen. Einzig in den perfekt gemachten, jedoch in den neueren Final Fantasy Teilen rar gewordenen Rendervideos kommen manchmal ähnliche Gefühle wie in Teil 10 (X) auf. Das heißt nicht, dass die Story nicht auf ihre Weise gut ist, sie ist nur nicht mit den anderen Final Fantasy Teilen zu vergleichen. Das wird einige Fans der Vorgänger zwar abschrecken, jedoch denke ich das eingefleischte Fans der Serie und Rollenspiel Liebhaber vollends auf ihre Kosten kommen werden.
Ebenfalls neu ist das oben schon erwähnte Missionsdesign. Durch dieses können sie die Geschichte des Möwenpacks in einigen Teilen des Spiels auch aktiv beeinflussen. Einen linearen Spielverlauf suchen sie also vergebens. Mit Hilfe ihres neuen Al Bhed Flugschiffs können sie meist alle Orte Spiras, die aus Teil 10 (X) schon bekannt sind (die jedoch garnicht, leicht oder komplett umgeändert worden sind) besuchen. In jedem Ort auf Ihrer Karte gibt es eine optionale Episode durchzuspielen. Will man also in den vollen Genuss und der maximalen Spielzeit von ca. 250 Stunden Final Fantasy X-2 kommen, muss man jede Nebenepisode beenden und sich auf die Suche nach den altbekannten Bonusitems machen. Ebenfalls erfahren sie durch diese optionalen Missionen mehr über Spira, ihre Bewohner und werden zusätzlich mit zahlreichen Nebenhandlungen, die der Geschichte mehr Tiefgang geben, belohnt. Beenden sie das Spiel gar zu 100%, bekommen sie das Beste von drei möglichen Enden zu sehen. Damit in den ganzen Nebenmissionen nicht die eigentliche Hauptgeschichte in den Hintergrund gerät, wird auf Ihrer Reisekarte immer mindestens eine aktive Verbindung zu einem Ort angezeigt, bei welchem die Geschichte weitererzählt wird. Auch die Minigames sind wieder mit von der Partie. Jedoch ist hier zu kritisieren, dass SquareEnix weniger Spiele, dafür nur Qualitativ hochwertiger hätte einbauen sollen.
Einen der Streitpunkte für die Fangemeinde stellt das wieder eingeführte ATB (Active Time Battle) Kampfsystem dar. Haben Sie in Teil 10 (X) noch schön nach der Reihe gekämpft, sind in X-2 wieder schnelles Tastendrücken und flotte Reaktionen angesagt. Ebenfalls wurde die Kampfperspektive verändert. Diese befindet sich jetzt näher im Geschehen und zeigt die Charaktere aus einer actionlastigeren Sicht im sinne von „Mittendrin statt nur dabei“.
Eine weitere Neuerung stellen die Kostümsphäroiden da, welche sich während des Kampfes anlegen lassen. Jedes Kostüm schaltet bei dessen Träger andere Angriffe bzw. Zauber frei. So kann beispielsweise eine Weißmagierin, die die Truppe eben noch geheilt hat, schnell ins Krieger Kostüm schlüpfen und ebenfalls kräftig mitkämpfen. Jedoch ist nicht jede der drei Mädels gleich stark in allen Kostümen. Yuna zum Beispiel ist eine gute Schützin und somit die erste Wahl für Fernkampfkostüme. Wohingegen Pain, die stärkste der drei, sich in Nahkampfkostümen am wohlsten fühlt. Doch diese Beispiele beziehen sich nur auf die Anfangsskills der Mädels. So können sie durch erlernen neuer, für jedes Kostüm unterschiedlicher, Abilitys ihre jeweiligen Fähigkeiten bis auf das Maximum von 100% verbessern und somit den höchst möglichen Nutzen mit dem Kostüm erreichen.
Doch bevor Sie in die meisten der über 20 verschiedenen Kostüme schlüpfen dürfen, müssen Sie sich diese entweder durch Nebenmissionen oder Rätsel erspielen. Die meisten jedoch bekommen Sie im Laufe des Spiels nach Beendigung einzelner Hauptmissionen. Zum Kampfsystem an sich bleibt noch zu sagen, dass es auf den User ankommt, ob er sich mit diesem anfreunden kann, oder doch dem aus FF-X bekannten System nachtrauert. Wer sich jedoch für das neuere entscheidet, wird mit einer großen Auswahl an verschiedenen Kampfkombinationen und Strategien belohnt und hat eine Menge Spass beim aufleveln von Yuna, Rikku und Pain.
Grafiktechnisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht allzu viel getan. Die Rendersequenzen sind wieder vom feinsten und eine wahre Augenweide. Die Level sind immer noch schön anzusehen und die Hauptfiguren wurden in Sachen Details noch einmal verbessert und wirken nun so lebendig wie nie zuvor. Einzig die dicken PAL-Balken mindern den Spielspass ein wenig. Stattdessen bekommen Besitzer der PAL Version einen Filter der die Proportionen von Yuna, Rikku und Pain erhalten soll. Dies klappt im vergleich zur NTSC Version jedoch nur bedingt, da diese immer noch mit den realistischsten Maßen glänzt. Geschwindigkeitseinbußen haben Sie durch den Filter jedoch kaum zu erwarten. Das Spiel läuft in 99,99% ruckelfrei über ihren Bildschirm.
Beim Thema Sound und Übersetzung teilen sich ebenfalls die Meinungen. Der neuartige Pop-Stil des Spieles ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Dies legt sich jedoch im Verlaufe des Spieles und der Hintergrund-Sound wird selten als störend empfunden. Eigens für Final Fantasy X-2 wurden zwei Lieder komponiert. In den Genuss des Ersten kommen sie gleich im Intro, auf das andere müssen sie sich noch bis zum letzten Drittel des Spieles warten. Es lohnt sich jedoch allemal, da beide Lieder auf ihre Weise gut gemacht und perfekt inszeniert worden sind. Bei der Übersetzung hat SquareEnix, bzw. das Übersetzerteam ebenfalls dazugelernt. Lustige Momente wirken nun weniger aufgesetzt und verleihen der ohnehin schon sehr guten englischen Sprachausgabe den letzten Schliff. Eine deutsche Sprachausgabe suchen sie übrigens wie schon bei Teil 10 (X) vergebens. Einziger Trostt sind die ebenfalls gut übersetzten deutschen Menüs und Untertitel. Bei den schon erwähnten Liedern hätte man jedoch besser auf die Übersetzung ins Englische verzichtet, da sie für viele in der japanischen Originalversion einfach besser klingen.
FAZIT:
Alles in allem ist SquareEnix mit Final Fantasy X-2 wieder einmal ein sehr gutes Rollenspiel gelungen. Das neue Setting wird sicherlich viele neue Fans anziehen, jedoch auch Alte abstoßen und ist somit eine Frage des jeweiligen Spielers. Das originelle Missionsdesign und die neuartige „Neues Spiel+“ Funktion, bei der sie alle Items und Skill bei Beginn eines neuen Spieles behalten, trösten den ein oder anderen über die im Vergleich zu den Vorgängern schwache, für PS2-Rollenspiele jedoch immer noch bezaubernde, Geschichte hinweg. Mit einer Spielzeit von 20 – 250 Stunden (wobei 250 Stunden das absolute Maximum für das 100%-ige durchspielen ohne jegliche Hilfe ist) werden auch hartgesottene Rollenspieler gut bedient. Vielleicht werde ich Ihnen ja bald das Review zu Final Fantasy X-3 präsentieren dürfen, denn die drei verschiedenen Enden lassen alle Möglichkeiten für SquareEnix offen.
[ Review verfasst von Flo ]