Die Dissidia Reihe ist ein wahr gewordener Traum für treue und langjährige Final Fantasy Fans. Hier darf man aktiv in die Rolle seines Lieblingshelden schlüpfen und sich quer durch das Final Fantasy Universum prügeln. Dissidia 012 [duodecim] Final Fantasy (siehe Review) war der letzte Ableger der Reihe und ein Schwanengesang der PSP. Vollgestopft mit Extras und Charakteren steckten unzählige Spieler Stunden hinein. Immer wieder gab es Hoffnungen, dass es ein Remake auf die PS Vita oder PS3 schafft, doch der nächste Teil war der Arcade-Halle vorbehalten. Nach einem Jahr Testlauf in diversen Arcadehallen wurde Dissidia Final Fantasy NT nun auch für die PS4 portiert. Doch erfüllt es alle Fanwünsche?
Der ewige Kampf!
Den Helden war es gelungen zusammen mit der Göttin Cosmos das Böse, Chaos, zu besiegen. Glücklich konnte jeder der Helden in seine Welt zurückkehren. Doch aus einem unbekannten Grund werden sie erneut in die „Welt B“, die Heimat der Gottheit, gezogen. Ein neuer Konflikt zwischen zwei Gottheiten steht bevor. Auf Seiten des Lichts die Gottheit Materia, auf der Seite der Dunkelheit der Gott Spiritus. Den Helden wird schnell klar, dass diese Gottheiten seit Kurzem in diesem Konflikt verwickelt sind und machen sich auf den Weg herauszufinden, warum sie dieses Mal wirklich hier sind! Die Skripte der Dissidia Reihe könnte man als Fanfiction bezeichnen. Die Handlung war völlig absurd und schien oft zusammenhanglos. Doch musste man den Schreibern zugutehalten, dass man die Figuren verstand und die Ereignisse um die Charaktere schrieb. Bei Dissidia NT ist das nicht mehr der Fall, sondern nur noch lieblose Fiction. Charaktere agieren nicht gewohnt und die Handlung ist noch langweiliger als bei den Vorgängern. Dies hat wohl damit zu tun, dass der Einzelspieler-Modus schnell in das Spiel gepackt wurde! Ein Anzeichen dafür ist, dass man nur über normale Kämpfe Items freischaltet, um im Storymodus Zwischensequenzen freizuschalten. Somit wurde der Storymodus auf ein Abgrasen von Punkten reduziert. Um doch etwas Gameplay in diesen Modus zu bringen gibt es hier und da Kämpfe, gegen normale Spielfiguren aber auch gegen die Espers. Unglücklicherweise ist der Schwierigkeitsgrad hier vollkommen unausbalanciert und wird einige daran hindern die Handlung abzuschließen. Variable Schwierigkeitsgrade oder die Möglichkeit Kämpfe mit Freunden zu bestreiten, findet man nicht. Bei diesem ernüchternden Modus fragt man sich doch, wohin die ganze Entwicklungszeit gegangen ist.
Drei gegen Drei
Im eigentlichen Kampfgeschehen wird einem klar, dass man sich vom Vorgängern weit entfernt hat. Vorbei sind die Zeiten von Einzelkämpfen, nun wird zu dritt gegen drei Gegner in einer großen Arena gekämpft. Doch starten wir bei den Gemeinsamkeiten. Noch immer steht eine Vielzahl von Helden und Schurken zur Auswahl. Ob Zidane, Jecht, Sephiroth oder der Krieger des Lichts, die bekanntesten Figuren sind zurück. Dazu kommen neue Charaktere aus Final Fantasy XIV, XV, Tactics und Type-0. Leider wurden einige der neuen Charaktere aus Dissidia 012 gestrichen, doch geplanter DLC soll dieses Problem beheben. Alle diese Figuren wurden nun verschiedene Rollen zugeteilt, welche ihre besonderen Fähigkeiten beschränken und sie jeweils gegen eine andere Klasse verwundbar oder übermächtig machen. Leider kommuniziert das Spiel nicht, welche Rollen dies sind und welche Vorteile es dem Spieler bringt. Generell ist man mit Erklärungen sehr zurückhaltend und es wird dem Spieler überlassen es zu erahnen und zu erlernen. Aber nicht nur bei den Klassen hat man es als Neuling sehr schwer, auch beim eigentlichen Kampfsystem. Veteranen werden das Bravery System aus den Vorgängern kennen und sich gleich heimisch fühlen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kampfspielen attackiert man in Dissidia die Lebenspunkte des Gegners nicht direkt. Im Kampf gilt es vor allem Bravery Punkte aufzubauen, was durch eine eigene Attacke ermöglicht wird. Sind diese Punkte höher als beim Feind, kann man mit seinem Lebenspunkteangriff zuschlagen. Der Unterschied zwischen den Punkten wird dem Widersacher dann von seinen Lebenspunkten abgezogen. Nach dem erfolgreichen Angriff verliert man ebenfalls die aufgebauten Punkte und wird für die Gegner zu einen schnellen Ziel. Klingt sehr verwirrend, doch nach ein paar Kämpfen versteht man das System. Neben direkten Attacken gibt es noch drei Ex-Angriffe. Zwei ermöglichen es einem seine Mitstreiter zu unterstützen oder für seine Gegner eine Falle zu legen. Dadurch kann man aktiv Angriff, Verteidigung und Bravery manipulieren und fördert das Gruppenbilden. Die dritte Ex-Attacke ist eine Spezial-Attacke der Figur. Alle drei Attacken haben einen Cool-Down und können nicht unbegrenzt eingesetzt werden. Zuletzt gibt es noch die mächtigen Esper. Im Kampf erscheinen immer wieder Kristalle, welche zerstört werden wollen. So füllt man über den Kampf hinweg die Esper-Leiste und beschwört einen der Sieben. Diese mächtigen Esper erscheinen direkt auf dem Kampffeld und hindern den Gegner bestimmte Manöver auszuführen und erhöhen vor und nach der Beschwörung verschiedene Fähigkeiten der Helden. Glücklicherweise sind diese keine übermächtigen Figuren, denn bei der Beschwörung ist man verwundbar!
Ein Kampfsystem mit vielen Finessen
Das Kampfsystem scheint im ersten Moment einfach und schnell zu meistern, doch der Teufel steckt im Detail. Es gibt keinen expliziten Übungsmodus zum Erlernen dieser Attacken. Nur in direkten Kämpfen kann man herausfinden ob einem die Spielfigur zusagt und wie sich der Lebenspunkte-Angriff verhält. Zwar werden über die Zeit immer wieder neue Lebenspunkte-Angriffe freigeschaltet, doch kann man im Kampf nur einen auswählen. Das Spiel kommuniziert nur im Text ob es sich um einen Nah- oder Fernangriff handelt. Auch wie er sich verhält, welche Reichweite und wie lange er zum Aufladen braucht, kann man nur im Kampf herausfinden. Selbiges trifft für Ex-Angriffe zu, wobei es für die Charakterspezifischen-Angriff keine Erklärungen gibt. Nur Serienkenner können erahnen um welchen Angriff es sich hier handeln könnte. Aber auch in der Arena selbst fehlt es an Rückmeldung was die Interaktionsmöglichkeiten sind. Kurz gesagt, es fehlen die einfachen Angriffslisten und ein rudimentärer Übungsmodus. Auch Kamera und Zielerfassung benötigt viel Einarbeitung. Oft ist nicht klar welchen Gegner man anvisiert oder ob man gerade anvisiert wird. Zum Einschätzen der Entfernung wählt die Kamera den schlechtesten Winkel und in Ecken neigt sie dazu das Kampfgeschehen komplett zu ignorieren. Ist man bereit sich online Gegnern zu stellen, steht man vor einem neuen Problem. Das Spiel ist Teambasiert und echte Spieler verhalten sich weniger kollegial als die CPU. Um im Kampf siegreich zu sein, sollte jeder seine Klasse und Stärken kennen. Anders artet es in einem heillosen Durcheinander aus, wo Glück über Sieg und Niederlage entscheiden. Wer die Möglichkeit hat, sollte seine Mitstreiter aus dem Freundeskreis wählen. Abgesehen von den langen Ladezeiten und der fehlenden Ping-Anzeige ist der Online Modus sehr robust. Neben dem „Schnellen Spiel“ gibt es noch Lobbys, welche eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten haben.
Wo sind die Extras
Bei Dissidia verbringt man die Zeit mit Kämpfen und häuft Reichtümer an. Wie bereits beschrieben, wird man bei erfolgreichen Kämpfen mit Handlungs-Sphären belohnt. Diese können dann im Story-Modus für eine Handlungsszene oder einen Kampf eingetauscht werden. Daneben schaltet man noch Schatz-Sphären frei. Beim Einlösen wird man mit verschiedenen Items wie Profil-Bilder, Lieder, Kostüme, Waffen-Designs oder Chat-Sätzen belohnt. Mehr Optionen zum Freischalten wird man nicht finden. Mit den erworbenen Gil kann man diese Schätze auch direkt freischalten. Dies ist der schnellste Weg an ein anderes Kostüm für seinen Helden zu kommen. Jeder Held und Schurke hat hier zwei Sets mit drei verschiedenen Farbstilen zur Auswahl. Viel Luft zur Personalisierung des Helden bleibt hier nicht und man wird online auf die ewig gleichen Designs treffen. Man setzt wie bei vielen hier wohl auch auf DLC und die erhofften Zusatzeinnahmen. Das Spiel ist sehr spartanisch gehalten und es fehlt an interessanten Extras wie auch Online- und Offline-Modi. Neben lächerlichen Handlungskämpfen darf man sich noch in 3 vs. 3 Kämpfen und in Kristall 3 vs. 3 Kämpfen beweisen, wobei spielerisch hier nicht viel Unterschied ist. In ersteren muss man die gegnerische Gruppenlebensleiste reduzieren, bei letzteren den gegnerischen Kristall zerstören. Keine Arcade-Leitern, keine Online Bestenlisten usw.
Tetsuya Nomura in HD
Bei all diesen negativen Punkten sollte man aber nicht die Stärken vergessen. Das Spiel sieht wunderbar aus! Charaktere sind detailliert designt und die gerenderten Zwischensequenzen sind auf hohem Niveau. Auch beim Soundtrack hat man sich nicht lumpen lassen. Der Soundtrack ist ein Best-Of aus allen Teilen und er drückt wuchtig aus den Boxen. Die neu arrangierten Stücke fügen sich sehr gut in das hektische Treiben ein. Was das Design der Arenen betrifft, ist dies ein zweischneidiges Schwert. Einige sind ihren Vorlagen gut nachempfunden, wie der Marktplatz von Alexandria oder die Insel Besaid. Andere hingegen sind lieblos mit wenig Interaktionsmöglichkeiten oder im Fall der XIII Arena ein langer Schlauch. Um wenigsten etwas Abwechslung in den Kampf zu bringen ändern sich diese Welten optisch immer wieder. Spielerisch hat dies keinen Einfluss, trägt aber zur Unterhaltung bei. Auch Figuren erleiden im Kampf optischen Schaden. Einige haben Schrammen, bei anderen bricht etwas von der Rüstung ab. Was aber vollkommen missglückt ist, ist das HUD! Mag sein, dass dieses alles Wichtige und Relevante anzeigt, doch hat man kaum Zeit diese Informationen zu filtern und wahrzunehmen. Leider bietet das HUD keine Möglichkeit zur Personalisierung, um unwichtige Infos (wie Chat Kommandos) auszublenden. Einzig die Option auf das noch unübersichtlichere HUD der Arcade-Vesion zu wechseln, ist noch vorhanden.
FAZIT:
Ich gehe wohl ziemlich hart mit Dissidia Final Fantasy NT ins Gericht. Das liegt vor allem daran, dass ich unzählige Stunden in die PSP Teile gesteckt hab. Ich hatte gewisse Erwartungen an dieses Spiel und wurde enttäuscht. Ich mochte diesen Hybriden aus RPG und Beat’em Up. Dieser Over-The-Top Präsentation wo man Wände hinaufläuft, an Rails herunter gleitet oder schnelle Angriffe aufeinander folgen lässt. So wirr die Geschichte auch war, ich war immer motiviert weiterzuspielen, da immer eine Belohnung auf mich wartete. Dazu noch viele Kleinigkeiten wie Auswahl der Attacken, Esper und Assistenten. Tja, genau das finde ich nicht in NT. Stattdessen bekomme ich ein 3 vs. 3 Beat’em Up vor die Nase gesetzt, nach dem weder ich noch die Fangemeinde gefragt hat. Somit kann man ruhig sagen, dass man an den Fans vorbeientwickelt hat. Aber hat man sich mit dem abgefunden, sieht man NT mit anderen Augen. Es ist nun mal ein taktisches Gruppen-Beat’em Up. Jede Rolle ist fest vordefiniert und Angriffe sind so gewählt, dass man diese immer richtig lesen und kontern kann. Hier passiert nichts willkürlich, alles trägt zum Ziel, gemeinsam die gegnerische Gruppe zu schlagen, bei. Klar ist, dass bei so einem wettkampforientierten Spiel der normale Spieler auf der Strecke bleibt. Nichts ist für die blutigen Anfänger ausgelegt. Die Handlung ist ein Witz, die Offline Modi ein Trauerspiel und die Extras kaum vorhanden. Was bleibt sind die liebgewonnen Charaktere und ein überladenes Kampfsystem, welches Einarbeitung fordert! Erst Dragon Ball FighterZ (siehe Review) hat gezeigt, dass man in einem Spiel Fans wie auch Beat’em Up Veteranen ansprechen kann. Dissidia NT bekommt diesen Spagat leider nicht hin. Aber auch technisch leidet das Spiel an vielen kleinen Schwächen. Ladezeiten dauern einfach zu lange, die Kamera macht was sie will und Online-Kämpfe leiden an der schlechten Verbindung. So wird man an den Erfolg der Vorgänger nicht anschließen können. Wer die Möglichkeit hat, sollte zur PSP Version greifen. Wer gerne mit Freunden online spielt und Final Fantasy liebt, bekommt hier genau sein Spiel.
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