Man mag es kaum glauben, aber der Landwirtschafts-Simulator von Giants Software gehört inzwischen zu den beliebtesten Serien in der Videospiel-Industrie. Während die Franchise als Nischenprodukt vor vielen, vielen Jahren noch oft belächelt wurde, ist es inzwischen ein wichtiger Eckpfeiler bei den alljährlichen Spiele-Veröffentlichungen im Winter. Und obwohl ich seit jeher ein Fan von Simulationen bin, habe ich die Landwirtschafts-Simulator-Serie zugegebenermaßen oftmals doch etwas ignoriert. Doch nach Jahren der Neugierde, war es für mich endlich an der Zeit über meinen Schatten zu springen, und dem Landwirtschafts-Simulator eine Chance zu geben. Ob das Spiel seinen Ruf als Referenz im Simulator-Genre gerecht werden kann, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Der frühe Bauer fängt den Profit
Das Spiel begrüßt einem zunächst erstmal mit einem action-geladenen CGI-Intro, wo die Landwirtschaft als atemberaubendes Abenteuer präsentiert wird, inklusive wilder Traktor-Wettrennen. Doch wie man schon im Hauptmenü feststellen wird, ist der tatsächliche Ablauf viel - vieeeeeel – gemächlicher. Zunächst bietet einem Landwirtschafts-Simulator 19 drei verschiedene Spiel-Varianten an, die jeweils für verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen. Während man als motivierter Bauer entweder von null anfangen kann – also ohne Land und ohne Maschinen, aber dafür mit reichlich Geld – empfehle ich Neueinsteigern wie meine Wenigkeit, den vorangeschrittenen Modus auszuwählen. Hier bekommt man von Beginn an nicht nur seine eigene Farm vorgesetzt, sondern auch kleines aber feines Tutorial. Landwirtschafts-Simulator 19 ist bekannt dafür, unzählige Einstellungsmöglichkeiten und Optionen zu bieten. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, sich zunächst einmal mit den Grundlagen des Spiels zu beschäftigen. Dies umfasst das Ernten von Produkten, das Sähen von Samen, das Bearbeiten der Felder als auch den Transport eurer Waren. All dies und mehr erlernt man zu Beginn des Spiels. Obwohl das Anfangs-Tutorial einen recht gut Job macht, muss ich jedoch zugeben, dass ich mich kurz danach etwas alleingelassen gefühlt habe. Während andere Games mit viel zu langen Tutorials nerven, hätte ich nichts dagegen, wenn dieser Bereich hier etwas umfangreicher wäre. Landwirtschafts-Simulator 19 besitzt haufenweise Features, die man jedoch größtenteils selber herausfinden und anwenden muss. Und das ist sicherlich nicht jedermanns Sache.
Mit Liebe zum Detail
Ravenport und Felsbrunn, die beiden Level von LS19, zeichnen sich allen voran erstmal durch ihre enorme Größe aus. Diese Größe wird aber auch benötigt, da beide Level über zahlreiche Felder verfügen, die man im Laufe seiner (storylosen) Karriere kaufen und bewirtschaften kann. Was das Saatgut angeht, trifft man auf viele altbekannte Sorten, während Hafer und Baumwolle die Neuankömmlinge in diesem Portfolio sind. Ebenfalls mit dabei ist der Einsatz von Pferden mit denen ihr nun sogar über die weiten Felder laufen könnt. Die Pferde sind jedoch nicht nur hier, um hübsch auszusehen, sondern können auch gegen gutes Geld am Markt verkauft werden. Und wie man daran sehen kann, ist Geld euer maßgeblicher Antreiber in diesem Spiel. Dies trifft vor allem in den schweren Schwierigkeitsmodi zu, wo man auf Kredite von Banken angewiesen ist, um seinen Bauernhof in Betrieb zu nehmen. Aus diesem Grund sollte man sich bei der Planung genauestens überlegen, welches Produkt man anbieten möchte, da die dazugehörigen Maschinen richtig was kosten, und am Ende nicht nur wie Spielzeug in der Ecke liegen sollten. Auch hier zeigt sich der hohe Grad an Realismus beim Landwirtschafts-Simulator 19. Das Fahrzeug-Portfolio umfasst nämlich weit mehr als 200 lizenzierte Trecker und Arbeitswagen, die allesamt über ihre eigenen Funktionen und Steuerelemente verfügen. Glücklicherweise gibt es für alle Tätigkeiten und Fahrzeuge passende Glossarien, wo alles genauestens beschrieben wird. Dennoch wirkt das Spiel vor allem anfangs ziemlich überwältigend. Während die Tutorials klar und deutlich sind, fühlt man sich kurz danach oftmals etwas alleingelassen. Tipp an dieser Stelle: Die Simulation bietet einem auch die Möglichkeit an, diverse Aufträge von anderen Bauern in der Region zu erledigen. Dies ist nicht nur eine gute Chance, um Geld zu verdienen, sondern auch um die verschiedenen Facetten des Spiels kennenzulernen. Und was Facetten angeht, bietet das Spiel echt einiges. Egal ob das Bewirtschafte des Feldes, das Absägen von Bäumen oder die Aufzucht von Tieren – es gibt einiges zu erledigen. Und da dies als Einzelner manchmal schon etwas anstrengend sein kann, kann man die Arbeit auch ganz einfach auf Aushilfsarbeiter „outsourcen“, was zwar hilfreich ist, aber wiederum auch Geld kostet. Im späteren Verlauf des Spiels ist dieses „Feature“ jedoch unabdingbar, sofern man nicht seinen Kopf verlieren möchte. Wie ihr sehen könnt, ist das Spiel ein virtuelles „Hoch“ auf den Kapitalismus. Geld ausgeben, um Geld zu machen. Eure Erträge könnt ihr dabei entweder so lange im Speicher aufbewahren bis die Nachfrage entsprechend hoch ist, oder direkt in einem der zahlreichen Läden in der Region verkaufen. Lediglich das Herumfahren der Ernte zu den jeweiligen Abnehmern ist manchmal etwas zermürbend, da eure Wagen natürlich nicht mit 90km/h durch die Gegend düsen können. Alles in allem muss ich jedoch zugeben, dass Landwirtschafts-Simulator 19 definitiv Bock macht. Die Mikro-Verwaltung eures virtuellen Bahnhofs erfordert jedoch höchste Präzision, wenn man den ultimativen Erfolg erzielen will. Und wer auf Herausforderungen steht, kann sich ja auch mit Freunden zusammentun, und gemeinsam die Bewirtschaftung eures Betriebs nachgehen. Da sich bei meinen PSN-Freunden jedoch kein Partner finden ließ, konnte ich diesen Aspekt leider nicht nachgehen. In Theorie klingt es aber nach dem ultimativen Traum eines jeden Hobby-Bauern.
Das sieht aber nicht wie auf den Screenshots aus
Es ist allgemein bekannt, dass Simulator-Spiele normalerweise nicht über die beste Grafik verfügen. Spiele wie Spintires: MudRunner haben jedoch in jüngster Vergangenheit gezeigt, dass sich nicht jeder Entwickler mit diesem Stigma zufriedengeben will. Und auch der Landwirtschafts-Simulator 19 kann sich durchaus sehen lassen. Zwar sollte man keine atemberaubende Open-World a la Horizon oder Far Cry erwarten, aber dennoch ist das Gesamtbild für einen Simulator recht zufriedenstellend. Einzig die Landschaftstexturen sind hier und da etwas niedrig aufgelöst, und auch die verschiedenen Skyboxen könnten etwas ansprechender aussehen, aber immerhin gibt es abgesehen vom Start keine längeren Ladezeiten zu vermelden. Auch die Wettereffekte sind recht gelungen und tragen erheblich zur Atmosphäre bei. Was ich mir persönlich gewünscht hätte wäre etwas mehr Fußvolk auf den Straßen, da die Umgebungen recht leer und einsam wirken. Ein großes Lob verdienen jedoch die vielen verschiedenen Fahrzeuge, die wie eingangs erwähnt allesamt offiziell lizenziert sind, und ihren Vorbildern sehr ähnlich aussehen. Missfallen haben mir hingegen die viel zu kleinen Texte. Während dies auf dem PC sicherlich akzeptabel ist, hatte ich von der Couch aus immer wieder meine Mühe alles genauestens lesen zu können. Zum Sound möchte ich abschließend noch sagen, dass dieser wie so oft bei Spielen dieser Art nicht wirklich auffällig ist. Immerhin klingen die Motoren- und Umgebungsgeräusche recht gut und laut.
FAZIT:
Wo Simulation drauf steht, steckt auch Simulation drin! Der Landwirtschafts-Simulator 19 ist die Kumulation aller Entwicklungen, die man in den letzten Jahren eingegangen ist, inklusive einer großen Menge an Fahrzeugen, Ressourcen und einem Multiplayer-Modus. Dennoch ist das Game sicherlich nichts für Leute, die nur auf rasanten Spielspaß stehen. Der Alltag in Felsbrunn bzw. Ravenport ist oftmals recht gemächlich, und nicht zu actionreich. Hinzu kommt eine extrem steile Lernkurve, die erstmal erklommen werden muss. Wem dies jedoch gelingt, darf sich auf eine gelungene Sim mit reichlich Optionen und Einstellungsmöglichkeiten freuen. Man muss sich halt drauf einlassen können.
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