Tony Hawk und Dave Mirra haben Sommerpause, denn unter Activisions Trendsportsparte O² bringt Shaba Games mit Wakeboarding Unleashed neuen Wind ins angestaubte Genre. Aber um was handelt es sich bei der hierzulande wenig bekannten Sportart Wakeboarding überhaupt? Neben dem eigentlich Board benötigt der angehende Trendsportler noch ein Motorboot, welches die notwendigen Wellen erzeugt. Nun ist es die Aufgabe des Boarders (welcher durch ein Seil mit dem Boot verbunden ist) über eine solche Welle zu surfen, die den selbigen in die Luft befördert. Dort angelangt vollführt der Boarder alle möglichen Tricks die man teilweise auch schon aus der Tony Hawk Reihe (Stalefish, Boardslide, Frontflip) kennt. Neben den Wellen kann sich der Boarder auch noch über Rampen ziehen lassen, oder grindet waghalsig über sogenannte Rails.
Ist es ein Flugzeug? Nein! Ist es Superman? Nein! Es ist Shaun Murray!
In dem sehr schön präsentierten Menu (die Border „schweben“ in der Luft, während die Kamera in bester Matrix Manier darum kreist) kann man auswählen, ob man alleine oder mit einem Freund spielen will. Im Einzelspielermodus beginnt man entweder mit einer Karriere um der "König der Wellen" zu werden, oder man boardet einfach nur zum Spaß in den Levels und kann diese ohne Druck erkunden. Auch ist es möglich nur mit dem Boot (ja, man steuert das Boot) alleine durch die Kurse zu fahren.
Nachdem ihr euch aus anfangs sechs echten Boardern nachempfundenen Charakteren einen ausgesucht habt, geht es auch ohne Umschweife auf den Trainingsparcour, indem man nüchtern die Steuerung erklärt bekommt. Tony Hawk Veteranen werden sich übrigens bei Wakeboarding Unleashed gleich heimisch fühlen, da die Tastenbelegung die gleiche ist. Auf „X“ wird gesprungen, auf „Viereck“ vollführt ihr einen Grab, mit „Kreis“ macht der Boarder einen Flip und mit „Dreieck“ wird wie gewohnt gegrindet. Ebenfalls kann man wie bei Tony Hawk mit einem Manuel oder Revert Tricks bis ins Unendliche ausweiten und verbinden. Bis man jedoch soweit ist und Mörderkombos zaubern kann, vergehen viele Trainingsstunden. Die Kollisionsabfrage ist hierbei nämlich für meinen Geschmack zu penibel und verzeiht fast keinen Fehler. So muss man die Kanten bei grinden genau treffen und der Boarder bleibt zudem ziemlich schnell an irgendwelchen Felsen, Häusern oder anderen Objekten hängen. Das kann teilweise arg frustrierend sein und macht sich auch auf den Spielfluss bemerkbar. Da war Tony Hawk Pro Skater um einiges großzügiger, denn dort konnte der Spieler immer in ausweglosen Situationen noch schnell die Grindtaste drücken und meistens sich so noch retten. Eine Zeitbegrenzung gibt es übrigens nicht. Der Spieler darf nur den sogenannten Groove Balken nicht auf Null sinken lassen. Dieser Balken nimmt bei jedem Sturz und mit der Zeit ab, lässt sich jedoch durch neue Moves und Combos wieder auffüllen - solange die Special Leiste voll ist, diese Leiste befindet sich auf der rechten Bildschirmseite Leiste. Natürlich lassen sich bei voller Special Leiste auch noch spektakuläre Moves ausführen.
Kommen wir zu den Strecken, die aufgrund der Thematik in Rundkursen (bis auf zwei Trick Parks) angelegt sind und somit nicht frei erkundbar sind. So scheint es jedenfalls anfangs, denn nach ein bisschen Übung erkennt der Spieler schnell, das es auch abseits der Strecke viel zu entdecken gibt. Man kann nämlich mit der „L2“ Taste das Seil loslassen und gewinnt dadurch an etwas Freiheit. Im ersten Level, einem wunderschönen Canyon, ist dies noch nicht wirklich notwendig, doch um alle Geheimnisse auf den späteren Strecken zu entdecken, muss man zwangsläufig sich vom Seil und Boot trennen. Denn außerhalb des eigentlichen Rundkurses könnt ihr u.a. einen Flugzeugträger von innen erkunden oder in einem Vergnügungspark Achterbahn fahren. Nach den Ausflügen solltet ihr jedoch nicht vergessen das Seil mit der „L2“ Taste wieder zu fassen, da die Spielfigur sonst ein unfreiwilliges Bad nehmen muss. Um an neue Levels, Videos oder neue Boards zu kommen, muss der Wellenreiter diverse trendsportbekannte Aufgaben lösen. Diese Challenges bestehen durch Punkteherausforderungen oder vorgegebene Moves nachzumachen. Auch das einsammeln von 5 bzw. 10 Zahlen während eines Grinds, ein Rennen mit dem Boot oder die sogenannte Star Search (einsammeln einer bestimmten Anzahl von Sternen auf Zeit), stehen ebenfalls auf dem Programm. Damit das alles nicht ohne Lohn von statten geht, bekommt der Spieler für jede bestandene Challenge Prozentpunkte. Bei einem bestimmten Prozentsatz wird eine neue Challenge freigeben, oder neue Levels freigeschalten. Ebenfalls Prozente bekommt ihr, wenn man die auf der Strecke versteckten Gaps (z.B. über ein Haus springen oder über ein bestimmtes Objekt grinden) findet oder man andere kleine Aufgaben erfüllt. Die meisten Aufgaben sind nach ein paar Anläufen zu schaffen, an anderen wie die Videochallenges haben selbst Profis argh zu knabbern. Insgesamt gibt es 11 Levels die an verschiedenen Orten der Welt beheimatet sind. So gibt es neben einem amerikanischen Canyon u.a. noch einen Kurs in Venedig und Hongkong bei Nacht, eine Sumpflandschaft inkl. Alligatoren in Florida, einen Vergnügungspark mit Achterbahn, einen riesigen Hafen (inkl. Schiffsfriedhof) und eine tropische Insel mit Südsee Ambiente.
2 Players are more than one.
Beim Zweispielermodus gibt es die bereits aus Tony Hawk bekannten Modi „HORSE“ und den normalen „Wer die meisten Punkte hat gewinnt“ Modus. Ein weiterer Modus versteckt sich hinter „Tug-O-War“. Bei jedem gutem Move wird die Leine des anderen Spielers kürzer und somit verringert sich auch sein Anlaufradius. Shaba Games hat sich aber noch etwas besonderes einfallen lassen. Es besteht die Möglichkeit im Co-Op durch drei Levels (die man auch Freischalten muss) zu brausen. Dabei übernimmt ein Spieler das Boot, während der andere den Boarder steuert. Das ganze kann man auf einem Bildschirm oder im horizontal oder vertikal geteilten Splitscreen spielen. Nach ein paar Übungsrunden funktioniert das Zusammenspiel ganz gut und die zu erfüllenden Aufgaben sind sehr gut umgesetzt. So muss der Boarder z.B. nach einem Grind im Boot landen oder bei einem Bootsrennen ist es die Aufgabe des Boardes den notwenigen Sprit für das Boot einzusammeln. Leider stehen nur 3 Levels zur Auswahl was recht dürftig ist. Hier hätte ich mir gewünscht das alle Strecken auch aus dem Singleplayer im Co-Op gefahren werden können. So hat man jedoch alle Aufgaben recht schnell gelöst und muss nach neuen Herausforderungen suchen.
Sommer, Sonne, Bikinischönheiten
Spielerisch ist Wakeboarding Unleashed über jeden Zweifel erhaben, doch wie sieht es mit dem Drumherum aus? Grafisch gibt sich das Spiel ebenfalls keine Blöße und protzt mit wunderschönen Wassereffekten und toller Randbebauung. Die Wellen die vom Boot ausgehen, sind zwar physikalisch nicht korrekt, aber das ist gewollt und wäre anders mit dem Gameplay nicht vereinbar. Korrekt dafür sind die Spiegelungen im Wasser - wirklich alles spiegelt sich und wird realistisch gebrochen. Dazu gibt es keinerlei Pop Up und nur im Zweispielermodus im Splitscreen kommt es teilweise zu stärkeren Rucklern. Spielt man alleine, genießt man eine relative konstante Framerate, die nur bei einigen Stellen minimal abfällt. Das wirkt sich jedoch nicht negativ auf den Spielfluss und das Handling aus und ist noch zu verkraften. Die Farben sind ebenfalls wunderschön und man möchte am liebsten gleich einen Urlaub in Florida oder Venedig buchen. Die Animationen sind butterweich und abgehackte Übergänge zwischen den einzelnen Moves sind nicht auszumachen. Auch Animationen am Streckenrand sind zu beobachten, sofern man natürlich die Zeit dazu findet. So fahren in Hongkong auf der Autobahn LKW und Busse umher (auf denen man natürlich auch grinden kann) oder andere Jet Skies, Züge, Flugzeuge, Achterbahnen und und und... Auch verändert sich die Umgebung an einigen Stellen ähnlich Tony Hawk.
Let there be Southern Rock
Die Musik ist eine gelungene Mischung aus Surfmusik und coolem Südstaaten Rock. An Bands sind u.a. The Pixies, Van Halen, The Flaming Lips, Love and Rockets, Molly Hatchet, J. Geils Band, George Thorogood, Pavement und The Stooges vertreten. Sehr löblich ist zudem das Zusammenstellen einer eigenen Playlist, aber besondern Dank verdient Shaba für das kontinuierliche Abspielen der Songs. Denn durch die vielen nötigen Level-Restarts würde sonst nie ein Lied ausgespielt werden. Die Soundeffekte können sich ebenfalls hören lassen und die Nebengeräusche in den Levels wie rauschende Wasserfälle, Papageien oder andere Effekte lassen Atmosphäre aufkommen.
FAZIT:
Wakeboarding ist zwar hierzulande eine relativ unbekannte Nischensportart, aber wer Tony Hawk schon nicht mehr sehen kann, eine echte Trendsport Alternative - zumindest auf der PlayStation 2. Die Steuerung ist zwar ein bisschen ungenauer als beim Skate Pendant, aber immer noch besser als der Durchschnitt. Zudem bekommt ihr noch eine wirklich wunderschöne Grafik und einen tollen Soundtrack geboten. Um in ungeahnte Punkteregionen zu kommen, ist es wichtig das Zusammenspiel zwischen Leine loslassen und wieder fangen, perfekt zu beherrschen. Das macht Wakeboarding Unleashed um einiges anspruchsvoller (unfair wird es dabei aber nie) als die Tony Hawk Reihe und fordert einiges mehr vom angehenden Trendsportler. Der positive Gesamteindruck überwiegt, denn viel Negatives gibt es nicht zu berichten, einzig das der Co-Op Modus hätte umfangreicher sein müssen und Anfänger sollten lieber die Finger vom Spiel lassen.
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
- Tolle Grafik
- Innovativer, jedoch kurzer Co-Op Modus
- Weitläufige Levels
Minuspunkte:
- Ungenaue Kollisionsabfrage
- Zu schwer
- Framerate nicht perfekt