Seit 1993 veröffentlicht EA Sports nun jährlich die FIFA Serie. Seitdem hat sich natürlich viel getan, sowohl grafisch als auch spielerisch. Doch seit Jahren beklagen Fans nun die fehlende Weiterentwicklung der Serie. Fast jedes Jahr fühlt sich gleich an und bis auf Kleinigkeiten ändert man nichts an der Formel. In Anbetracht der Summen die EA mit dem Spiel verdient, verwundert dies nicht. Doch trotzdem wollen wir klären, ob FIFA 20 den Bann brechen und der FIFA Serie frisches Leben einhauchen kann.
Willkommen zurück FIFA Street
Die ganz große Neuerung dieses Jahr ist der sogenannte FIFA Volta Modus. Dahinter verbirgt sich im Kern das altbekannte FIFA Street. Statt also im Stadion mit 11 gegen 11 zu spielen, spielt man z.B. mit 5 gegen 5 Teams auf Hinterhöfen mit deutlich kleineren Toren. Dabei wird das Gameplay gar nicht so sehr zum Rest des Spiels geändert. Das ist einerseits gut, weil man recht wenig Eingewöhnungszeit braucht, andererseits entsteht dadurch doch ein ganz anderes Spielgefühl als damals in FIFA Street. Das betrifft zum Beispiel bei den Tricks an, die zentraler Bestandteil des Spiels waren. Hier wurden sie deutlich zurückgefahren, was das Spielgeschehen etwas realistischer, aber auch langweiliger macht.
In Sachen Spielmodi bekommt man in FIFA Volta neben einem Anstoßmodus und dem Multiplayer auch einen Story-Modus geboten. Der ersetzt übrigens den Journey Modus aus den letzten drei Jahren. Hier generiert man sich seinen eigenen Charakter und wird Teil eines Teams, was bei der Volta WM mitmachen möchte und sich dafür erst qualifizieren muss. Leider ist die Story voll von pseudo-coolen Gesprächen und Moves und unnötigem Drama, was regelmäßig zu Augenrollen führt. Etwas weniger, wäre hier mehr gewesen.
Täglich grüßt das Murmeltier
Kommen wir nun zum eigentlichen Fokus von FIFA, dem “normalen” Fußball. Hier gibt es in Sachen Gameplay leider wenig Änderungen. Auf dem Blatt Papier hat man natürlich an allen Ecken und Kanten gefeilt, aber beim Spielen merkt man hiervon wenig. Wirklich spürbar ist es nur beim Verteidigen, was neuerdings deutlich schwieriger ausfällt, weil Spieler sehr träge auf Richtungswechsel der Gegner reagieren. Das gibt den Angreifern natürlich einen Vorteil, was gerne ausgenutzt wird. Ansonsten muss man die Änderung schon mit der Lupe suchen und so werden sich FIFA-Veteranen gleich wohl fühlen. Gleichzeitig bleiben so die größten Kritikpunkte bestehen, die wohl die Ping-Pong Pässe und das Pacing betreffen. Hier hat EA bislang wenig unternommen um etwas an der Situation zu verändern.
Cottbus vs. Granada im Champions League Finale
Wie bereits erwähnt, wurde der durchaus spaßige Journey Modus aus den Vorgängern gestrichen. Weiterhin enthalten ist natürlich der Karrieremodus. Hier kann man entweder als Spieler oder als Trainer eine Karriere beginnen und führt so seinen Lieblingsverein zu Ruhm und Ehre. Leider hat sich auch hier recht wenig getan. Die Verhandlungsgespräche bei Spielertransfers wurden minimal erweitert, wirken aber immer noch etwas merkwürdig, weil sie nicht vertont sind. Eine weitere Neuerung ist, dass es neben den bekannten E-Mails von Verantwortlichen, Scouts & Co. auch noch Spieler-Chats ala WhatsApp gibt, was eine nette Änderung ist. Ansonsten hat sich recht wenig getan und leider hat es ein ganz fieser Bug in das Spiel geschafft. Denn im Karrieremodus spielen fast alle Mannschaften plötzlich nur mit B-Teams, was dafür sorgt das völlig unerwartete Teams in die Champions League kommen oder um den Abstieg spielen. Hoffentlich kann EA hier schnell nachbessern.
FUT
Wie jedes Jahr, ist FUT ein wichtiger Bestandteil des Spiels und das ändert sich auch dieses Jahr nicht. Dieses Jahr gibt es aber ein paar nette Verbesserungen, die die Spielerfahrung etwas angenehmer machen. Im Kern hat sich am Prinzip nichts geändert. Weiterhin muss man sich sein eigenes Team zusammenstellen, indem man entweder Spieler über einen globalen Transfermarkt ein- oder verkauft oder Packs kauft, die dann zufällige Spieler enthalten. Neu ist aber das man beim Spielen immer wieder Aufgaben erhält, wie “Kaufe einen Spieler per Sofortkauf” oder “Schieße ein Kopfballtor mit einem deutschen Spieler” und dafür erhält man dann Boni wie Münzen oder Packs. Gleichzeitig spielt man nun nicht nur in Divisions, welche die Spieler in 10 Ligen unterteilen, sondern auch um Ränge und selbst wenig erfolgreiche Spieler können relativ einfach im Rang aufsteigen und erhalten je nach Rang wöchentlich weitere Boni. Das kann dann schon mal dazu führen das man 40.000 Münzen erhält, womit man seine Mannschaft dann deutlich aufwerten kann. Gleichzeitig sorgt dies dafür das man immer wieder einen Anreiz hat vorbeizuschauen und ein paar Spiele zu absolvieren, da es sich lohnt. Außerdem verringert es das Gefühl das man echtes Geld in Packs investieren muss, um Erfolg zu haben, weil man mit den Münzen deutlich einfacher an gute Spieler kommt.
Technik
Was die Technik des Spiels angeht, gibt es nahezu keine Änderungen zum Vorjahr. Grafisch sorgt dies dafür dass das Spiel mittlerweile recht altbacken aussieht. Das fängt bei der nicht immer gelungenen Belichtung an und hört bei den Spielermodellen auf. Manche Spielermodelle sind extrem detailliert, aber andere erhalten einfach nur das 08/15 Gesicht, obwohl sie z.B. in der Bundesliga spielen. Auch der Rest hat sich nicht entwickelt. Die Animationen sind immer wieder die gleichen, die Atmosphäre im Stadion ist überall gleich und die Kommentatoren haben auch nicht dazugelernt. Nervig ist hier insbesondere dass die Kommentatoren ein Thema anreißen, dann passiert etwas im Spielverlauf und sie verlieren gleich den Faden. Schön wäre, wenn man ähnlich wie in Uncharted 4 ein System implementiert was den Gesprächsfaden nach solch einer Situation wieder aufnimmt und man dann z.B. zu Ende erklärt, warum der Spieler eine tolle Verstärkung ist usw.
FAZIT:
Unterm Strich ist FIFA 20 gar nicht so viel anders als FIFA 19 und wahrscheinlich hat kaum jemand etwas anderes erwartet. Das macht das Spiel auch nicht schlecht, aber gewisse Dinge gehören überarbeitet. Das neue Verteidigungs-Verhalten gibt den Angreifern leider zu viele Vorteile und insbesondere der Volta Storymodus ist schwer auszuhalten. Das dafür dann der Journey Modus gestrichen wurde, empfinde zumindest ich als Enttäuschung. Dieser war zwar nicht perfekt, hatte aber unheimlich viel Potential und ich hätte mir gewünscht das man darauf aufbaut. Die große Überraschung in diesem Jahr ist für mich Ultimate Team. Durch die kleinen Änderungen hat es mich dazu gebracht wieder deutlich regelmäßiger Zeit zu investieren, da man auch mit wenig Spielzeit tolle Resultate erhält. Insgesamt ändert sich aber zu wenig zum Vorjahr. Vielleicht kann die Next-Gen 2020 etwas Schwung in die Serie bringen.
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