Die Trennung von Hideo Kojima und Konami sollte nicht das Ende von Kojima Productions werden. Denn mit Sony fand das Entwicklerstudio einen finanzkräftigen Sponsor und auch die notwendige Freiheit endlich das tun zu können, was sie wollten. Das Ergebnis dessen ist Death Stranding, was mit einer interessanten Welt und einem unkonventionellen Gameplay. Doch kann die Mischung auch überzeugen oder erzeugt das Spiel nur so viel Hype, weil der Name Kojima dahintersteht?
Death Stranding
Die Geschichte von Death Stranding spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Welt von einem großen Unglück, dem gestrandeten Tod, heimgesucht wurde. Dieses Unglück sorgte dafür das große Teil der Welt zerstört wurden und plötzlich gefährliche unsichtbare Wesen, die GDs, die Welt unsicher machen. Sie tauchen immer dann auf, wenn es regnet und der Regen ist schon Problem genug. Denn alles was der Regen berührt, altert schneller. Pflanzen wachsen und verwelken in Rekordzeit, Gebäude stürzen ein und Menschen werden in kurzer Zeit alt und sterben. All das sorgt dafür dass die Menschheit sich großteils in unterirdische Bunker zurückzieht und das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen kommt und Staaten aufhören zu existieren. Hier kommen nun die Boten ins Spiel, welche eine zentrale Rolle übernehmen. Da nicht alle Bunker mit allem ausgestattet sind, müssen die Boten Lieferungen zwischen den Bunkern übernehmen und sich den Gefahren der Natur aussetzen.
Make America Great Again!
An dieser Stelle kommt nun Sam Porter Bridges, gespielt von Norman Reedus, ins Spiel. Er ist ein solcher Bote und hat eigentlich mit der Menschheit und seinem Leben ausgeschlossen. Einzig der Job bietet ihm die gewünschte Freiheit. Irgendwann wird Sam aber in eine Lieferung hineingezwungen. Denn Bridges, eine Firma an der die Präsidentin von Amerika, beteiligt ist, will Amerika als UCA (United Cities of America) wieder aufbauen. Um das zu erreichen, müssen die Städte an das chirale Netzwerk angeschlossen werden um so Kommunikation und Austausch von Daten zu ermöglichen. Dies ist nur mit einem Boten möglich und das Ziel ist es Amerika von Osten bis Westen zu verbinden. Obwohl Sam nicht möchte, hat er einen Grund loszuziehen. Denn in Edge Knot City, am westlichen Rand der USA, wird seine Schwester Amelie von Terroristen festgehalten, die wenig von der Idee der UCA halten. Um Amelie zu retten, müsst ihr also Amerika wieder miteinander verbinden und den Menschen Hoffnung zu geben. Unterstützt wird Sam aus einem Team was von einigen Stars gespielt wird. Zum Beispiel übernehmen Guillermo del Toro oder Mads Mikkelsen zentrale Rollen und das macht sich in den Zwischensequenzen durchaus bemerkbar. Die Geschichte wird toll rübergebracht, auch wenn vieles sehr abgedreht ist und Kojima sich gegen Ende ein wenig in seinen vielen Wendungen verliert.
Fetch-Quest: The Game
Death Stranding besteht aus einer riesigen, offenen Welt die größtenteils aus Natur besteht. Es gibt also Seen, Flüsse und ganze Berge und nur vereinzelt sieht man einen Bunker oder Wegposten. Eure Aufgabe besteht im Kern nun noch unerschlossene Wegpunkte zu erreichen und Lieferungen zwischen den Wegpunkten auszuführen, um die Zivilisation am Leben zu erhalten. Das klingt einfacher und langweiliger, als es ist. Denn der Weg ist selten sehr leicht. Flüsse können euch wegschwemmen und der Sturz von einer Klippe kann den schnellen Tod bedeuten. Insbesondere wenn man mehrere Zentner Lieferung auf dem Rücken trägt, kann es kompliziert werden, denn die Fracht soll nicht beschädigt werden. Also sucht man sich einen möglichst sicheren Weg, nimmt notfalls auch Umwege in Kauf und sorgt dafür das die Fracht vernünftig verstaut ist. Denn ungünstiges Packen kann dafür sorgen, dass man schnell das Gleichgewicht verliert. Wer gerne Mikromanagement betreibt, ist hier genau richtig. Glücklicherweise kann das Spiel einem diese Aufgabe auch abnehmen, wenn man möchte. Beim Überwinden der Gebiete, sind auch Hilfsmittel erlaubt. Ihr könnt zum Beispiel Leitern oder Seile mitnehmen, die es euch erlauben eigentlich unüberwindbare Hindernisse doch sehr schnell zu überwinden. Dies ist besonders hilfreich, weil man sich in einer vernetzten Online-Welt befindet. Man teilt sich also mit mehreren unbekannten Spielern eine Welt, die man nie treffen wird. Aber wenn ihr in dieser Welt eine Leiter stehen lasst, ist sie für einen anderen Spieler auch dort und so kann man das Hindernis leichter überwinden. Diese Zusammenarbeit zeigt sich auch in den Wegen. Wenn viele Spieler die gleichen Wege nutzen, werden Gräser oder Steine weggeräumt und es bildet sich mit der Zeit ein richtiger Weg, welcher leichteres Reisen ermöglicht. Auch Objekte wie Straßen können durch Zusammenarbeit errichtet werden. Obwohl man nur mit Schildern kommunizieren kann, ziehen viele Spieler an einem Strang und das Spiel wird dadurch deutlich bereichert. Zu einfach wird es dadurch nicht, weil die Objekte erst nach dem Erschließen neuer Gebiete verfügbar werden und gleichzeitig sorgt der Zeitregen dafür, dass Objekte nach bestimmter Zeit zerstört werden.
BBs und GDs
Manchmal wird man auf dem Weg zu einem Ort aber auch von den GDs überrascht, welche euch natürlich erledigen wollen. Hier kommt euer BB, ein Bridge-Baby, ins Spiel. Dies ist ein wirkliches Baby in einer Art künstlicher Fruchtblase, welches es euch ermöglich die GDs aufzuspüren und ihnen auszuweichen. Hier kommen Stealth-Einlagen ins Spiel, die zu Beginn recht einfach sind und irgendwann auch nervig sein können, weil sie den Spielfluss doch stören können. Glücklicherweise bekommt man später Mittel an die Hand, um sich effektiver wehren zu können. Leider sind GDs nicht die einzigen Gegner in der Welt von Death Stranding. Denn die sogenannten MULEs, Frachtdiebe, haben es auf eure Fracht abgesehen und solltet ihr solch ein Gebiet betreten, werden sie versuchen euch eure wertvolle Fracht zu stehlen. Auch hier kommen diverse Waffen zum Einsatz und dann erinnert das Spiel schon fast ein wenig an Metal Gear Solid.
Decima
Wie schon bei Horizon: Zero Dawn, kommt bei Death Stranding die Decima Engine von Guerilla Games zum Einsatz. Diese wurde dank dem Know-How von Kojima Productions noch verbessert und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Kein anderes Spiel schafft es wohl die Natur so schön und zum Teil fotorealistisch darzustellen, wie Death Stranding. Dinge wie Moos oder Steine sehen einfach hervorragend aus. Aber auch die Charaktere müssen sich nicht verstecken. Dank realer Vorbilder und Motion-Capturing glänzen insbesondere die Zwischensequenzen vor Details und auch hier bekommt man zum Teil nahezu fotorealistische Momente geboten. Einzig manche Texturen auf Frachtboxen oder anderen eher unbedeutenden Gegenständen können etwas niedrig aufgelöst ausfallen, was in Nahaufnahmen die Immersion ein wenig stört. Ansonsten bekommt man eines der schönsten Spiele dieser Generation geboten, was zudem äußerst stabil mit 30 BIldern pro Sekunde läuft und ansonsten kaum Bildfehler aufweist.
Unkonventioneller Soundtrack
Wie bei den meisten Sony-Spielen, bietet auch Death Stranding eine Vielzahl an Synchronisationen, die simpel übers Menü ausgewählt werden können. Die deutsche Synchronisation ist gelungen, aber empfehlenswert ist die englische Sprachausgabe dank der vielen Schauspieler, die im Einsatz sind. Was die Musik angeht, bekommt man erstaunlich wenig Musik zu hören. Die meiste Zeit hört man nur die Naturgeräusche und nur in entscheidenden Momenten während der Wanderung erklingt ein melancholischer Soundtrack mit Gesang, welcher vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist, aber das Spielgeschehen und die Atmosphäre perfekt unterstreicht. Dies ist definitiv eines der Highlights!
FAZIT:
Ich muss zugeben, ich habe erwartet dass ich das Spiel hassen werde. Ein Spiel was nervige Fetch-Quests als zentrales Element hat, kann nur nervig werden. Doch ich hätte nicht mehr falsch liegen können. Obwohl das Gameplay auf dem Papier sehr simpel klingt, ist es herausfordernd und motivierend die Wege zu gehen. Es hat auch irgendwie etwas meditatives. Zudem weiß Kojima, wie man eine verrückte, aber auch interessante Welt und Geschichte kreiert, auch wenn er es in meinen Augen gegen Ende etwas übertreibt. Einzige Kritikpunkte für mich sind die etwas nervigen Stealth-Einlagen der GDs und die letzten paar Stunden des Spiels. Hier dreht die Story völlig durch und man wird mit vielen unnötigen Längen bombardiert. Ansonsten ist Death Stranding sicher kein Spiel, was jedem gefallen wird. Aber jeder sollte dem Spiel zumindest eine Chance geben. Die Gameplayvideos werden dem Spiel und dem Spielgefühl nicht gerecht und man muss es einfach ausprobiert haben. Ich habe jedenfalls meine 32 Stunden Spielzeit (viel mehr sind möglich) durchaus genossen. So etwas wie Death Stranding gibt es derzeit sicher kein zweites Mal!
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