Demnächst steht der Release des Blockbuster Spiels „Cyberpunk 2077“ von den „The Wichter“ Machern CD Project Red an. Und das wird ein Fest für alle Fans von Cyberpunk und düsteren Zukunftsaussichten. Doch bevor es soweit ist, kann man sich die Zeit ruhig noch mit einem anderen Genre-Titel vertreiben. „Cloudpunk“ wurde in heimischen Gefilden (Berlin) entwickelt und ist sicherlich im Indie-Sektor anzusiedeln. Doch das muss ja nichts Schlechtes bedeuten. Wie sich der Titel bei uns im Test geschlagen hat, erfahrt ihr auf den kommenden Zeilen.
DHL das Spiel
Im Grunde genommen sagt die Überschrift eigentlich schon alles über das Gameplay aus. Man schlüpft in die Rolle von Rania, die beim namensgebenden Lieferunternehmen Cloudpunk anfängt. Dort muss sie teilweise dubiose Päckchen abliefern und später sogar Personen transportieren. Dazu gibt es reichlich Hintergrundinformationen, die primär durch Gespräche vermittelt werden. Ja, gelabert wird in dem Spiel viel, man hat aber selbst fast keine Möglichkeiten, in den Gesprächsverlauf einzugreifen. Lediglich an manchen Stellen kann man die Zukunft der Ereignisse beeinflussen, in dem man zum Beispiel ein Paket nicht wie gewünscht abgibt oder einer Person auf die eine oder andere Weise hilft. Natürlich existiert auch eine übergreifende Geschichte, in die all die Aufträge mehr oder minder eingebettet sind. Am Ende musste ich mir aber eingestehen, weder die Charaktere noch die Story haben mich berührt. Das Gebotene ist nicht schlecht, aber auch nicht unfassbar gut umgesetzt. Aber es reicht aus, um noch einen Auftrag zu erledigen und dann noch einen – nur um zu erfahren, wie es wietergeht.
Die Stadt Nivalis ist ein in die Höhe gebauter Mega-Komplex mit mehreren Stadtteilen, die alle über Gravitationsröhren miteinander verbunden sind. Die eigentlichen Stadtbezirke sind an sich recht klein und nur mit einem Hova-Auto zu erreichen. Die Wohnkomplexe kann man dagegen auch zu Fuß erkunden und mit allerlei Personen quatschen oder Dinge einsammeln. Für abgeschlossene Aufträge gibt es Geld, genauso wie man diversen gesammelten Tand weiterverkaufen kann. Das Geld dient primär dazu, sein Hova-Auto zu betanken / reparieren oder die Wohnung umzugestalten bzw. sich neue Klamotten zu kaufen. An Armut wird man im Spiel jedoch nicht zu Grunde gehen.
Die Steuerung des Hova-Autos ist einfach gehalten. Man gibt Gas / bremst mittels der Triggertasten und lenkt mit dem linken Stick. Durch den rechten Knüppel kann man Auf- und Absteigen, was auch unabdingbar in der Stadt in den Wolken ist. Zum Parken gibt es gottseidank eine Automatikfunktion und Highways erlauben es Rania auch, schneller von A nach B zu kommen. Zu Fuß spielt sich der Titel wie ein normaler Ego-Shooter – wobei sich das nur auf die Bewegungen bezieht. Interaktion mit der Umgebung sind nur selten erlaubt (Schalter, Gespräche beginnen).
Its raining and it never stops
Grafisch setzt „Cloudpunk“ auf Voxel-Grafik im Stil alter PS1 Spiele. Natürlich mit reichlich Neon-Farben versehen und einem permanenten Dauerregen. Der Retro-Stil hat schon was und sprüht nur so vor Atmosphäre. Allerdings ist das kein Freifahrtschein für die technischen Unzulänglichkeiten. So ist die Framerate bestenfalls akzeptabel und wird obendrein durch permanentes Tearing gestützt. Die Sichtweite ist auch nicht sonderlich hoch und es ploppen zahlreiche Objekte ins Sichtfenster. Die allgemeine Bildqualität wirkt ebenfalls unsauber. Die einzelnen Stadtteile sind durch Ladebildschirme verbunden, was ziemlich störend wirkt, da man praktisch immer in andere Stadtteile fliegen muss. Apropos Fliegen, andere Fahrzeuge sieht man fast nur beim Betreten eines Bezirks, umso länger man fliegt, umso weniger Verkehr befindet sich in der Luft. Hier kommt die Engine ganz klar nicht mit dem Streamen hinterher. Zu Fuß spielt man am Besten in der Ego-Perspektive, das ist flüssiger und man muss keine schlechten Laufanimationen ertragen. Übrigens die namensgebenden Wolken sind praktisch immer nur oben bzw. unten zu sehen, durchfliegen kann man diese jedoch nie.
Bei Spielen, die vor allem auf eine passende Atmosphäre setzen, ist eine gelungene Vertonung besonders wichtig. Der Großteil der Sprecher in „Cloudpunk“ gehören zwar nicht zur Creme de la Creme im Synchronisationsgeschäft, aber es gibt durchaus einige der englischen Sprecher, die einen professionellen Job erledigen. Die Musik setzt auf eine passende Mischung aus Ambient-Sound plus Synthwave und die Surround-Unterstützung sorgt für ein voluminöses Sounderlebnis. Nur die Sprachausgabe ist für meinen Geschmack etwas zu laut abgemischt und z.B. bei Camus auch nicht unbedingt glasklar.
FAZIT:
Bei „Cloudpunk“ steht die Atmosphäre über dem spielerischen Anspruch. Man sollte schon Fan des Cyberpunk-Genres sein, um das wirklich würdigen zu können. Die Geschichte ist interessant und hält zahlreiche Nebenstränge bereit, die man ebenfalls erleben kann. Wirklich nervenaufreibend spannend ist das Gebotene allerdings nicht. Der Rest ist eher mittelmäßig umgesetzt. Hier fehlt es eindeutig noch an Feinschliff und spielerischer Abwechslung.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit 1080p TV ]
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