Der Start von „No Man`s Sky“ stand wahrlich unter keinem guten Stern. Das Spiel wurde damals von den Kritikern (siehe auch unser Review) teilweise vernichtend abgestraft. Von den vielen Versprechen wurden am Ende nur die wenigsten erfüllt. Kein Wunder also, das es 2016 um den Entwickler Hello Games lange still war. Aber plötzlich reichten sie das erste (von vielen) kostenlose Updates nach, das dem Titel einige versprochene Funktionen hinzufügte. Es begann eine lange Reise, die das Spiel in vielen Bereichen verbesserte und zu einem steten Wachstum der Community führte. Selbst die legendären Sandwürmer aus den ersten Trailern haben es mittlerweile ins Spiel geschafft. Zum Start der PlayStation 5 bekam der Titel nun ein weiteres Update spendiert, dass „No Man`s Sky“ Next-Gen tauglich machen sollte. Somit ist es wieder an der Zeit, einen Blick auf das Spiel zu riskieren und festzustellen, ob sich eine erneute Installation auszahlt bzw. ob man heutzutage bedenkenlos zugreifen kann.
Auf der Suche nach Atlas
Über 12 Updates sind für das Spiel bereits erschienen, welche bekannte Mechaniken ausbauten und neue Elemente hinzufügten. Zwei der größten Kritikpunkte am Original waren das Fehlen einer Rahmenhandlung und ein Multiplayermodus – Mankos, die nun nicht mehr existieren. Knapp 30 Stunden Geschichte und zahlreiche kleinere Quests haben es in das Spiel geschafft. In der Handlung wird die Geschichte von drei unterschiedlichen außerirdischen Rassen beleuchtet, wie auch die der Atlas. Die Erzählweise ist sehr kryptisch gehalten und vieles muss man sich daher selbst zusammenreimen. Das passt jedoch gut in das Spieluniversum, wo Erkunden und Entdecken an der Tagesordnung stehen.
Um mehr Kontext in die Geschichte zu bringen, wurden Planeten und Raumstationen generalüberholt. Auf den Planeten findet man nun Tempel und Archive, welche kleine Hintergrundgeschichten liefern. Auch gibt es nun mehr bewohnte Basen, wo sich NPCs herumtreiben. Den radikalsten Umbau haben jedoch die Raumstationen erlebt. Gab es hier früher nur 2-3 NPCs, trifft man nun wesentlich mehr KI gesteuerte Figuren. Auch findet man nun deutlich mehr Geschäfte vor, die unterschiedliche Ausrüstung verkaufen. Besonders erwähnenswert ist der Gildenvertreter. Hier kann man für die unterschiedlichen Rassen und Gilden diverse Aufgaben erfüllen, die auch gut entlohnt werden. Jedoch sind die Missionen einfach gestrickt und es reicht oft, Kreaturen zu scannen / zu töten, oder einen Gegenstand auf einen anderen Planeten zu bringen. Eine wesentlich interessantere Quest-Reihe, die sich im Laufe der Handlung ergibt, ist die Suche nach einem biologischen Schiff und einer Unterwasserbasis.
Das zweite radikale Update umfasst die Runderneuerung des Mehrspielermodus. Es ist nun möglich, zu viert das Universum zu erkunden und Strukturen von anderen Mitspielern zu finden und zu besuchen. Hierfür wurde eine neue, einzigartige Raumstation erschaffen, die „Raum Anomalie“ (ja heißt wirklich so). Veteranen der ersten Stunde werden hier nicht nur auf Bekannte aus Version 1.0 treffen, sondern auch auf weitere zahlreiche Mitspieler. Über den zentralen Nexus ist es möglich, gemeinsame Missionen zu starten, die etwas mehr Zusammenarbeit erfordern. Ebenso können hier Materialen ausgetauscht werden. Handel mit Raumschiffen ist jedoch noch nicht möglich. Ebenfalls findet man hier den komplett überarbeiteten Technologiebaum. Mit gefundenen Modulen lassen sich hier weitere Gegenstände für den Basisbau und die Industrie freischalten. Beides sind zwei weitere neue Kernelemente des Spiels.
Ich bau mir eine Basis, wo es mir gefällt
Frühe Updates brachten bereits den Basisbau ins Spiel. Dieser wurde über die Zeit angepasst und erweitert. Nun ist es möglich, mehrere dieser Basen zu besitzen. Ein Feature, welches von der Community ausgiebig genutzt wird. Zahlreiche dieser Community-Basen können über die „Raum Anomalie“ besucht werden. Die Kreativität scheint hier keine Grenzen zu kennen und neben imposanten Unterwasserbauten, findet man auch Basen im Orbit von Planeten. Über die Zeit hinweg wurden viele Bugs gefunden, durch die diese Bauwerke möglich wurden. Für Musik-Fans wurde dagegen eine Musikbox integriert, damit man eigene Musik komponieren kann. Nicht weniger eindrucksvoll, aber wesentlich leichter zu bedienen, ist die Lichtbox. Mit einer ausgeklügelten Schaltersteuerung kann man hier interessante Lichteffekte zusammenstellen. Einzig die sehr hakelige Steuerung im Baumenü wurde nicht verbessert. Besonders wenn man versucht, die zahlreichen elektrischen Geräte mit einem Kabel zu verbinden, oder überhaupt Objekte zu platzieren, wird es mitunter nervenaufreibend.
Die bereits eingeführten Fahrzeugbuchten wurden ebenfalls weiter ausgebaut. Mit den richtigen Upgrades kann man jederzeit sein U-Boot oder einen Exo-Anzug rufen. Wer solche Basen baut, braucht auch Unmengen an Ressourcen. Planeten besitzen deshalb nun unterirdische Mineralienvorkommen und Gase. Mit der entsprechenden Industrieerweiterung lassen sich dadurch Materialen relativ problemlos abbauen. Darum kommt man zwar nicht komplett umher, aber dank der Möglichkeiten der modernen Industrie wird der tägliche Grind etwas erträglicher.
Grafische Generalüberholung
Zwar machte der Titel bereits auf der PS4 Pro eine gute Figur, aber auf der PS5 ist das nochmals ein anderes Kaliber. Wer das Spiel auf der neuen Konsole startet, wird sofort merken, dass die Ladezeiten drastisch reduziert wurden. Zwar ist man hier nicht ganz auf „Spider-Man“ Niveau, aber die Reisen zwischen den unterschiedlichen Galaxien gehen schneller denn je von statten. Auch haben Flora und Fauna einen ordentlichen Boost bekommen, wodurch die Planeten nun vor Leben regelrecht sprühen. Technisch kämpft man beim Planetenanflug allerdings immer noch mit Pop-Ups. Diese sind zwar wesentlich besser als auf der PS4, stören aber das Gesamtbild. Ist man jedoch gelandet, sind diese dann eine Seltenheit. Dank der 4K Auflösung wirken die Planeten nun so exzellent, wie es die ersten Trailer versprachen. Besonders die neuen Lichtspiele der Pflanzen, Minerale und Tiere lassen die Landschaft in einem neuen Glanz erstrahlen. Wer von einem Gewittersturm überrascht wird, bekommt imposante Wettereffekte zu sehen und dank der Power der PS5 blitzt es nun auch mit stabilen 60fps. Auch der Dualsense Controller bzw. dessen Features werden genutzt. Durch die erweiterte Rumble-Technologie merkt man, wenn zum Beispiel eine haushohe Kreatur vorbeistampft. Die Trigger werden zwar auch unterstützt, fallen aber nicht besonders ins Gewicht. Im Kontrast dazu steht der 3D Sound, dieser ist überaus gelungen und trägt definitiv zum audiophilen Erlebnis bei.
…und was gibt es sonst noch?
Natürlich existieren noch weitere Verbesserungen. Das komplette Elementsystem wurde ersetzt und weit logischer aufgebaut. Auch hat man den Realitätsansatz, dass bewohnte Planeten eher eine Seltenheit sind, verworfen. Dazu wurde die Galaxie neu erschaffen. Jetzt trifft man deutlich öfters auf Planeten, die mit neuen, einzigartigen Biomen aufwarten. Auf der Oberfläche gibt es nun tiefe Ozeane und Gebirgsketten, wie auch neue Wettereffekte. Gefahren wie Kometenschauer oder Vulkanausbrüche wurden ebenfalls ergänzt. Und bei der Kreaturen-Vielfalt hat sich auch einiges getan. Neben den riesigen Sandwürmen findet man nun auch Käfer und Robotertiere. Dank dem letzten Update lassen sich diese Kreaturen auch zähmen und als Begleiter rekrutieren. Ebenfalls wurde der Weltraum mit Leben gefüllt. Immer wieder trifft man hier auf Händler oder Kreaturen wie die Weltraumqualle. Sogar die Raumstation aus Version 1.0 fand eine passende Verwendung. Wer will, kann sogar einen alten Frachter aufsuchen und diesen plündern. Doch Vorsicht, hier warten zahlreiche Gefahren auf unvorsichtige Astronauten. Wer lieber auf seinem eigenen Frachter bleibt, freut sich, dass dieser nun als Basis und als Raumschiffgarage dient. Mit dem nötigen Kleingeld lassen sich sogar Fregatten rekrutieren, die man dann regelmäßig auf Missionen entsenden kann. Man kann auf diesen sogar landen! Weiterhin gibt es zahlreiche Verbesserungen im Lagersystem und selbst Crossplay mit XBox und PC Spielern unterstützt das Spiel mittlerweile. Die vielen Quality of Life Verbesserungen kann man gar nicht aufzählen – vertraut mir einfach, wenn ich sage, es sind sehr viele. Zu guter Letzt sei noch der VR-Modus erwähnt. Wer eine PlayStation VR Brille besitzt, kann das komplette Spiel damit virtuell erleben. Jedoch gibt es einen großen Nachteil: Man kann damit nur die PS4 Variante spielen. Auch ist es nicht möglich, dass sich die PS4 und PS5 den Spielstand teilen. Hat man einmal auf die PS5 Version gewechselt, gibt es kein Zurück mehr.
FAZIT:
Ich habe mir „No Man`s Sky“ damals als Vollpreis-Titel geholt. Meine Vorfreude war riesig, doch durch das monotone Spieldesign hielt mich das Spiel nicht lange bei der Stange. Erst mit dem Update 1.2 kehrte ich zurück, um nach 80 Stunden endlich die Platin Trophäe zu holen. Trotzdem blieb ich auf dem Laufenden. So entschloss ich mich dazu, dem Spiel eine weitere Chance zu geben und begann von vorne. 80 Stunden später fesselt mich der Titel nach wie vor. Eine beachtliche Leistung der Entwickler. Es zeigt, wenn man an sein Spiel glaubt und die Community ernst nimmt, kann sich alles noch zum Guten wenden. Davon können sich andere Entwickler eine Scheibe abschneiden. Doch zurück zur PS5 Version. Die immens reduzieren Ladezeiten tragen hier deutlich zum gewonnenen Spielspaß bei. Die verbaute SSD Festplatte wird genauso genutzt, wie es Sony angedacht hatte. Gepaart mit dem Grafikupdate der PS5, den stabilen 60fps und der 4K Auflösung sieht das Spiel verdammt gut aus. Auch der Multiplayermodus funktioniert, so wie man es sich wünscht. Das gemeinsame Planetenerkunden geht leicht von der Hand. Einzig die Nexus Missionen könnten eine Spur fordernder sein. Es fehlt für meinen Geschmack ein MMO typischer Raid, in dem die Zusammenarbeit der Spieler richtig belohnt wird. So bleiben die Missionen oftmals auch nur ein weiterer Grind um Ressourcen. Leider gibt es davon auch kein Entrinnen. Zumindest, wenn man kein Interesse am Kreativmodus hat. Die Suche nach Ressourcen ist nun mal ein essentieller Bestandteil des Gameplays. Jedoch rückt das, wenn man weiterspielt, stärker in den Hintergrund. Es gibt dann genügend Wege an Material zu kommen und dieses zu lagern.
Auch ist die Handlung nur ein Gerüst, um dieser Welt etwas Kontext zu verleihen. Für Spieler, die ein Ziel brauchen, ist es ein brauchbarer roter Faden, der sich immer weiter entspinnt. Dadurch wird man immer wieder motiviert, das Universum weiter zu erkunden. Wer dieser Story nicht folgen will und abseits die Planeten erkundet, muss sich seine Ziele selber suchen. Glücklicherweise kann man sich hier mittlerweile in einigen kleineren Projekten, wie den Basisbau, verlieren. Man darf gespannt sein, wohin sich dieses Spiel noch entwickeln wird. Denn noch sind die Entwickler nicht scharf auf das Geld der Community. So findet man zum Beispiel keinen Shop, wo Items mit echtem Geld gekauft werden können. Ich habe meinen zweiten, intensiven Ausflug in die Welt von „No Man`s Sky“ nicht bereut und wurde mehr als positiv überrascht. Wer weiß also, wohin die Reise noch gehen wird. In meinem letzten Review (No Man`s Sky 1.2) hatte ich mir noch Sandwürmer gewünscht, welche wirklich im Spiel existieren. Vielleicht darf ich also demnächst meine eigene Raumstation bauen? Cool wäre das auf jeden Fall.
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4K TV mit HDMI 2.1 ]
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