Zugegeben, ich bin nicht gerade der Wintersportfan. Eigentlich mag ich den Winter überhaupt nicht: glatte Straßen, klirrende Kälte, Schnee, wenig Konzerte, es wird zeitig dunkel und und und. Ich bin eher ein Sommer Typ – keine Frage. Trotzdem werde ich Ski Alpin 2005 einem ausführlichen Test unterziehen, Gründe dafür sind unter anderem meine Aufgeschlossenheit gegenüber Videospielen und der Fakt, dass irgend jemand aus unserem Team das Spiel testen muss. Aber vielleicht rückt ja mein Desinteresse an der kalten Jahreszeit manche positive und negative Aspekte von Ski Alpin 2005 ins rechte Licht? Erfahren könnt ihr diese nur, in dem ihr die Rezension von vorne bis hinten durchlest.
Schnee & Sonnenschein
Von der Verpackung lächeln mich die deutschen Wintersport Ässer an (Martina Ertl, Felix Neureuther und Maria Riesch), auch prangt das RTL Logo auf der Vorderseite. Diese Anhaltspunkte lassen auf Unterhaltung auf Fernsehniveau hoffen. Doch weit gefehlt, denn erstens überträgt das ZDF dieses Jahr die Abfahrts- und Slalomwettbewerbe und zweitens fehlen dem Spiel jegliche Lizenzen. Wer denkt, gegen Ertl und Co. antreten zu können, wird enttäuscht sein. Der Geiz geht sogar soweit, dass dem Zocker nicht mal die Wahl gelassen wird, einen männlichen oder einen weiblichen Ski Experten zu erstellen, nur das Geschlecht von Adams Abstammung steht zur Verfügung (toll, auf der Packung aber noch mit Frauen werben). Auch die restliche Präsentation lässt zu wünschen übrig, insbesondere das Kommentatoren Duo (Grüß Gott, ich bin der Bertl Bretlinger) ringt dem Spieler eher ein Schmuzeln ab, anstatt mit atmosphärischen Beiträgen den Spieler zu unterhalten und zu bewerten. Er Wortschatz der Beiden ist zudem ziemlich beschränkt und somit wiederholen sich die einzelnen Phrasen recht häufig. Wenigstens finden die Events an Originalschauplätzen statt, auch wenn ich bezweifle, dass die Pisten realistisch nachgebildet wurden. Dafür läuft das Renngeschehen immerhin stets flüssig und sieht ganz brauchbar aus. Klar, High-End Grafik (teilweise merkt man die PC Verwandschaft an - so sind einige Menüs mit viel zu kleinen Schriftgrößen dargestellt, die zwar am PC alle lesbar wären, am TV jedoch vom Zocker verlangen, bis auf 3cm an den Bildschirm ranzurücken) sollte man nicht erhoffen, aber wirklich schlecht ist die Technik nun auch wieder nicht. Einzig die Animationen der Athleten und der Polygonverbrauch beim Modellieren der Figuren sind etwas (zu) dürftig geraten. Letztlich aber immer noch besser, als wenn man bei dem guten Geschwindigkeitsgefühl mit Flimmern oder Slowdowns rechnen müsste. Persönlich hat mich noch gestört, dass man nicht auch alternativ zu Musik den Abhang hinunter fahren darf. Entweder Kommentatoren oder überhaupt keine Akustik.
We are the Champions
Kernstück (Mehrspieleroptionen fehlen völlig) ist der Karrieremodus. Hier erstellen wir uns zu erst einen eigenen Spieler, verteilen ein paar Attributpunkte (die aber keinerlei Auswirkungen im ganzen Spiel zu haben scheinen) und legen das Äußere unseres Sportlers fest. Weiter geht’s mit der Suche nach einem passenden Trainer und Wachser (bei beidem sollte man gleich den jeweils Teuersten nehmen). Während der Trainer dafür sorgt, dass wir pro Wettkampf neue Punkte auf unsere Fertigkeiten verteilen können (Kraft, Motivation usw.), sorgt der Wachser dafür, dass wir für jedes Rennen die passende Skianpassung haben. Alternativ darf man auch selber wachsen, mir persönlich war das aber zu umständlich und irgendwie auch sinnig. Schließlich werdet ihr anfangs sowieso nur hinter her fahren, egal ob ihr die Qualitäten eines Weltmeisters aufweißt. Erst ab einer bestimmten Erfahrungsstufe gewinnt ihr die Wettbewerbe. Dann allerdings könnt ihr euch auch bis zu 6 Fehler leisten und steht trotzdem ganz oben auf dem Treppchen (Siegeranimationen fehlen). Alles läuft auf Geduld hinaus – umso länger ihr fahrt, umso besser wird eure Spielfigur und dadurch gewinnt ihr umso leichter die einzelnen Events. Nach zwei virtuellen Karrierejahren solltet ihr genug Titel aufweisen können, um in der nächsten Klasse antreten zu können. Hier beginnt das Spiel wieder von vorn, anfangs seit ihr chancenlos und erst nach und nach gewinnt ihr die Disziplinen. Dabei stellte sich bei mir heraus, dass mir die Abfahrten und der Super G am besten lagen bzw. am leichtesten sind. Slalom und Riesenslalom waren zwar auch keine Hürden, jedoch deutlich schwieriger zu meistern (erst recht, wenn euer Sportler sehr gute Werte aufweisen kann). Realismus sollte man jedoch nicht zu viel erwarten, denn der Slalom beispielsweise ist extrem weltfremd dargestellt, wurden die Tore doch viel zu weit entfernt platziert. Zwischen den Wettkämpfen dürft ihr speichern oder euch mit dem gewonnenen Geld neue Ausrüstung kaufen (auch hier konnte ich keine Auswirkungen auf das Spiel feststellen). Zudem schaltet ihr mit dem Bestehen der vorgegebenen Aufgaben (beispielsweise: Gewinne 3 Rennen!) neue Items im Shop frei.
Die Zeit ist dein bester Freund
Alles in allem wird zwar dafür gesorgt, dass während des Spielgeschehens kein bzw. nur sehr wenig Frust auf kommt, befriedigend ist der Umstand jedoch auch wiederum nicht. Quasi zählt nämlich nur die eigentliche Spielzeit um weiter zu kommen. Das Geschick des Spielers ist dabei eher nebensächlich. Umso länger man spielt, umso mehr Siege erfährt man. Wenn ihr alle Titel erst einmal gewonnen habt, flaut der Spielspaß schnell ab und man zerrt den Titel nur noch ab und an, für eine schnelle Runde, aus dem Regal. Abhilfe hätte ein Mehrspielermodus geschafft, egal ob Splitscreen, Hotseat oder per Netzwerkadapter, gegen andere menschliche Gegner anzutreten wäre sicherlich interessant geworden. Leider sucht man solche Optionen vergebens.
FAZIT:
Menschen die den alpinen Sport nur aus dem Fernsehen kennen und keine Erfahrung mit Videospielen haben, werden sicherlich ihre Freude an dem preisgünstigen Titel haben. Echte Zocker, sowie Wintersportfans wird Ski Alpin 2005 nicht zufrieden stellen. Zuwenig Spieltiefe, zuwenig Anspruch wird geboten um dauerhaft zu motivieren. Die mittelprächtige Präsentation tut ihr übriges. Für meinen Geschmack hätte RTL Playtainment das Spiel dem etwas anspruchsvolleren RTL Skispringen 2005 einfach beigeben sollen. Die Fans hätte es gefreut und unter der Rezension würde sich nicht eine solche Wertung wiederfinden. So bleibt nur die Hoffnung, dass im nächsten Jahrgang alles besser wird.
Pluspunkte:
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Guter Preis
- Solide Technik
- Der Dialekt von Bertl Breitlinger
Minuspunkte:
- Geringe Spieltiefe
- Banales Gameplay ohne Mehrspieleroptionen
- Lausige Kommentatoren