Hot Wheels dürfte praktisch jeder kennen – obwohl hierzulande eher die britischen Matchbox bekannter waren. Mittlerweile gehören beide Spielzeugreihen der gleichen Firma (Mattel) und unterscheiden sich nur durch den jeweiligen Fokus. Während Matchbox vornehmlich auf realistische Fahrzeuge setzt, stehen bei Hot Wheels neben amerikanischen Muscle Cars und Hot Rods auch zahlreiche Eigenkreationen im Vordergrund. Deshalb ist vor allem in Amerika die Marke Hot Wheels wesentlich berühmter und es gibt regelrechte Veranstaltungstouren inkl. Wettbewerben, bei denen das getunte Siegerauto als Hot Wheel Fahrzeug verewigt wird. Um jedoch wieder auf das Thema Videospiel zurückzukommen: Es gab bereits einige Hot Wheels Videospiele auf den verschiedenen PlayStation-Konsolen und wir widmen uns heute dem neuesten Spross.
Eine Sammlung beginnt mit einem Auto
Das Sammeln von spezifischen Modellen übt eine große Faszination bei Fans der Spielzeugautos aus. So gibt es Fans, die unbedingt jede Ausführung eines 2015 Ford Mustangs besitzen wollen. Ebenfalls gefragt sind die Treasure Hunts bzw. Super Treasure Hunts. Diese seltenen und zufällig eingestreuten Fahrzeuge unterscheiden sich von den herkömmlichen Modellen durch spezielle Lackierungen und einem extra Sticker (TH für Treasure Hunt). Ansonsten freuen sich auch Premium-Reihen wie Car Culture (mit richtigen Metallkarosserien und Gummireifen) sowie verschiedene Fahrzeuge, die von Filmen bzw. allgemeiner Pop-Kultur inspiriert wurden (es gibt z.B. Autos, die Wonder Woman symbolisieren, oder KITT aus Knight Rider) großer Beliebtheit. All das findet man auch im Spiel wieder! Jedoch mit einigen Knackpunkten, wie eben im echten Leben auch.
Die Sache mit der Spielwährung
In „Hot Wheels Unleashed“ existieren zwei Spielwährungen. Zum einen gibt es Zahnräder, die man zum Tunen des Wägelchens braucht (200 oder 500 Stück). Gewinnen kann man diese in den Kampagnenrennen, oder wenn man Hot Wheels Autos verschrottet. Die zweite Währung sind goldene Münzen. Damit kann man neben spezifischen Hot Wheels (kosten auch mal 1200 Münzen; die Auswahl rotiert alle paar Stunden) für jeweils 500 Taler Überraschungsboxen kaufen. Da ist dann natürlich ein Hot Wheel drin, dass man entweder schon hat, oder nicht. Doppelte Fahrzeuge kann man wie bereits geschildert verschrotten, oder man verkauft es für 300 Münzen. Manchmal bekommt man in der Kampagne auch Autos bzw. Überraschungsboxen geschenkt. Ebenso gewinnt man ein paar Münzen bei Rennen. Aber da braucht es schon eine Handvoll gewonnener Events, damit man sich eine Überraschungsbox leisten kann. Alternativ kann man auch z.B. über das „schnelle Rennen“, Münzen gewinnen, da gibt es 50 Stück pro Sieg – also muss man 10 Rennen fahren, damit man wenigstens eine Box kaufen kann. Nach der Hälfte des Spiels hatte ich gerade einmal 1/3 der Hot Wheels freigeschaltet. Wie ich die Sammlung komplettieren soll, ohne endlos in den „schnellen Rennen“ zu grinden – keine Ahnung!
Welcome to Hot Wheels City
Das „Stadtgrollen“, also die Kampagne, wird als schnöde Landkarte präsentiert. Darauf wählt man die einzelnen Events an. Weitere werden bei einem Sieg freigeschaltet. Zwangsläufig trifft man auch auf Geheimevents, für die man spezielle Voraussetzungen erfüllen muss, die aber auch coole Belohnungen verbergen. Nach ein paar Rennen trifft man auf ein solches Event, dass an der Stelle auch nicht optional ist – ohne das Lösen kommt man nicht weiter. Und obwohl die Lösung im Nachhinein auf der Hand lag, kam ich nicht drauf. Weil das Rennen hatte ich schon als Erster beendet. Nur durch den Support des Publishers konnte ich die Stelle bewältigen. Für mich kein optimales Spieldesign. Ansonsten gibt es normale Runden-Rennen, Zeit-Herausforderungen und Boss-Kämpfe. Etwas mager, wenn ihr mich fragt, aber wenigstens sorgen der etwas umständlich zu bedienende Strecken-Editor sowie der definitiv umständlich zu bedienende Lackierungseditor für Beschäftigung. Auch die Mehrspielermodi sind eine Bereicherung. Splitscreen wird lokal für 2 Spieler geboten, online geht es dagegen mit bis zu 12 Spielern auf die Piste. Leider gibt es kein richtiges Cross-Play, das ist auf die jeweilige Konsolenplattformen beschränkt, also PS5 Spieler können mit PS4 Spielern spielen und umgekehrt.
Ab auf den Orange Track
Orange Track nennt sich das markeneigene Fahrbahnsystem aus Plastik, das man auch im realen Leben kaufen kann und die Hot Wheels auf abenteuerliche Stuntfahrten schicken kann. Diese orangenen Streckeneinheiten werden mit blauen Verbindern zusammengesteckt und mit allerlei Zubehör (wie Crash-Kreuzungen, Monster usw.) aufgewertet. Nur eben sind diese nicht ganz so breit. Normalerweise passt nur ein Auto drauf und das sollte zudem „Track-kompatibel“, denn nicht jedes Hot Wheel ist für das System geschaffen. Im Spiel ist die Streckenbreite wesentlich größer, aber der Rest entspricht in etwa dem realen Vorbild. Man heizt über aberwitzige Streckenkombinationen mit Loopings, Driftkurven und Sprüngen, es gibt Gimmicks wie Ventilatoren, Beschleunigungsstreifen und natürlich gigantische Monster wie Spinnen, Saurier und Skorpione – letzterer verschießt Gift, mit dem man vorrübergehend nicht Boosten kann. Und Boosten gehört zum Alltag! Nur wer den Extra-Schub effektiv nutzt, behält in den Rennen die Oberhand. Dabei wird zwischen einem Balken-Boost und Boost-Punkten unterschieden. Jede Art hat seine Vor- und Nachteile. Aufgeladen wird diese Spielmechanik hauptsächlich durch Driften. Und das macht Spaß – ja man merkt, dass man ein Spielzeugauto steuert, aber das Kurvenschlittern geht einfach von der Hand und lässt sich auch gut kontrollieren – wobei natürlich Unterschiede bei den verschiedenen Autos existieren. Besonders gelungen ist auch die Integration der adaptiven Trigger des DualSense, sowie die Rumble-Funktion des Joypads. Das ist definitiv eine andere Erfahrung als auf der PS4 und dem DualShock 4. Weniger schön ist dafür das Fehlen von Burnouts am Start. Bei manchen Events gibt es zwar eine Extra-Anzeige dafür und man rauscht auch mit vollem Boost los, aber das gilt halt nicht generell für jedes Rennen. Die CPU Gegner verrichteten ihren Dienst, lassen sich aber auch abhängen. Wer will kann den Schwierigkeitsgrad der KI nach unten oder oben regeln. Die Time-Trials sind da mitunter etwas fordernder und die Boss-Rennen verlangen dann alles von euch. Glück spielt aber auch eine Rolle, wenn man zum Beispiel von der Strecke fällt, die Auffahrt verpasst oder in ein Spinnennetz rauscht – was vor allem bei den Time Trials nervig ist und rein glücksabhängig ist. Insgesamt macht das Gameplay zwar Laune, aber Wunder sollte man nicht erwarten. Außergewöhnliches wird dann doch nicht geboten. So fehlen fetzige Lichtspielereien, Explosionen oder Flugzeuge – halt das Feeling, das man bei richtigen Spielhallen Rennspielen hatte. Somit ist „Hot Wheels Unleashed“ eben doch nur ein weitere typisches Milestone-Spiel.
Sieht aus wie Spielzeug
Das visuelle Design fängt den markanten Hot Wheels Look gut ein. Die Autos sehen wirklich haargenau so aus, wie ihre Spielzeugvorbilder. Die Proportionen stimmen, die Materialanmutung passt und die vielen Details (u.a. unterschiedliche Lackfarben) stehen den Boliden gut zu Gesicht. Streiten kann man sich über die Fahrzeugwahl – neben unzähligen Fantasy-Autos gibt es auch ein paar lizenzierte Modelle und diverse aus Film und Fernsehen bekannte Mobile wie den Turtles-Wagen. Am Ende kann man es natürlich nicht jedem recht machen, aber bei der riesigen Auswahl an Hot Wheels Vorbildern, hätten es schon mehr als 80 Autos sein können. Vor allem wenn man sich die „Überraschungsmechaniken“ im Spiel vor Augen führt. Auch hilft es nicht, dass schon mehrere (!) Season Pässe angekündigt wurden. Aber zurück zur Grafik: Die Streckenbauteile glänzen mit hübschen Reflektionen und Lichteffekten, die Umgebungen fallen dagegen trist und langweilig aus. Es gibt keine grünen Landschaften, keine coolen Wohnungszimmer oder eine Spielzeug-Hot Wheels Stadt. Garage, Baustelle, Skatepark, Uni und Keller sind eben nicht gerade spektakulär und ähneln sich auch noch. Immerhin sind die Ladezeiten kurz und die Framerate läuft flüssig über den Schirm. Was jedoch ein regelrechter Griff ins Klo ist: Der Soundtrack – gefühlt fünf ähnlich klingelnde Jingles wechseln sich im Minutentakt ab – sowas Nerviges mussten meine Ohren schon lange nicht mehr ertragen. Der Rest ist auch nur Durchschnitt – vor allem die Motorengeräusche wubbern überhaupt nicht und klingen eher wie Staubsauger.
FAZIT:
Solide Arbeit, mehr aber auch nicht. In einem Jahr erinnert sich niemand mehr an diesen Arcade-Racer. Dabei wäre durchaus mehr drin gewesen. Aber irgendwie reicht es doch nur für Standartkost. Eine öde Kampagne, merkwürdiger Spielfortschritt und die wenig bombastische Optik reißen niemanden vom Hocker. Der Streckeneditor ist nett, genauso wie der Folien-Editor, aber auch etwas umständlich zu bedienen. Am schlimmsten fällt jedoch die Musik aus – meine Güte, was für ein nerviges Gejaule. Somit ist „Hot Wheels Unleashed“ bestenfalls im Sale eine Überlegung wert.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf der PS5 mit 4K HDR TV ]
Pluspunkte:
Gelungener (aber unspektakulärer) Look
Schnell, coole Streckenführung und Drifts
DualSense Support gelungen
Minuspunkte:
Freischalten von neuen Autos steht in keinem Verhältnis zur Spielzeit / Aufwand
Nur 66 Autos, dafür aber gleich drei Season Pässe ankündigen
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