Cross-Gen, Remake und natürlich Remaster – viele neue Begrifflichkeiten wurden in den letzten Jahren geprägt. Während Cross-Gen ein Kompromiss bei der Technik zwischen zwei Plattformen darstellt (ein Titel muss ja auf der alten Konsole, sowie auf der Neuen laufen), bezeichnet ein Remake ein von Grund auf modernisiertes „altes“ Spiel wie zum Beispiel „Ratchet & Clank“ aus dem Jahr 2016. Remaster stehen dagegen oftmals für spärliche Anpassungen. Ein Titel wird dabei leicht aufgewertet (höhere Auflösung und bessere Framerate) und gut ist. Und um die Überleitung zu beenden: Sony scheut sich seit ein paar Jahren nicht davor, mittels Remaster ältere Spiele aufzubereiten, um sie dann erneut zum (oftmals) Vollpreis auf der nächsten PlayStation-Generation anzubieten. So geschehen mit „Death Stranding“, Ghost of Tsushima“ und nun mit den beiden „Uncharted“ Spielen. Wir verraten euch, was man bei der „Legacy of Thieves Collection“ erwarten kann und gehen auch auf die Frage ein: Ob solche einfachen Upgrades nicht auch kostenfrei bleiben sollten.
Kennt doch jeder
Die „Uncharted“-Reihe dürfte so ziemlich jedem PlayStation-Zocker ein Begriff sein. Mit dem ersten Teil gelang Entwickler Naughty Dog der Sprung vom comichaften Jump'n Run / Action-Adventure („Jak & Dexter“) hin zum erwachseneren „Hollywood“-Blockbuster rund um Schatzsucher Nathan Drake. Drei Titel wurden für die PS3 entwickelt und sind in aufbereiteter Form auch für die PS4 erhältlich (es gibt ja keine Abwärtskompatibilität mit der PS3). Dazu gesellte sich noch ein Spin-Of für die PlayStation Vita („The Golden Abyss“). Teil 4 stellt das Ende der mehrteiligen Reihe dar. Ich will an dieser Stelle auch nicht zu allzu viel darüber philosophieren, denn das Meiste steht ja auch in unserem originalen Test. Doch eines will ich trotzdem sagen: „A Thiefs End“ hatte so seine Pacing-Probleme und wirkt an manchen Stellen etwas langgezogen. Das nahm damals ein wenig die Spannung aus dem Abenteuer und trifft heutzutage immer noch zu. Wesentlich besser, da kompakter, ist der Seitensprung „The Lost Legacy“. Ursprünglich als Teil des Season Passes geplant, wuchs das Projekt immer weiter, bis es ein vollwertiges eigenständiges Abenteuer wurde. Damals zum fairen Preis von knapp 40€. Im Grunde wird zwar das Gleiche geboten, jedoch straffer erzählt und mit weniger Leerlaufzeit (zum Beispiel Kletterabschnitte). Zudem gibt es auch noch eine optionale Aufgabe, die den Spieler für die vielen Strapazen belohnt. Ich mag dennoch auch heute noch beide Spiele, denn sie zeigen, wie viel besser Videospiele gegenüber Spielfilmen sein können. Hier ist man in der Action mittendrin und nicht nur zum Zuschauen verdammt. Und diese Interaktivität verzeiht auch noch manche „Drehbuchschwäche“.
Was ist also neu?
Sofort fallen zwei Sachen ins Auge: Die quasi nicht vorhandenen Ladezeiten und natürlich die hochauflösende Grafik mit der flüssig(er)en Framerate. Doch der Reihe nach. Die Ladezeiten sind dank SSD im Sekundenbereich anzusiedeln, wobei man fairerweise auch anmerken muss, dass diese in den PS4 Versionen nicht weiter gestört haben, da die Spiele linear entworfen wurden und dabei vieles durch Zwischensequenzen kaschiert wurde. Jetzt bemerkt man es vor allem, wenn man in ein anderes Kapitel aus dem Hauptmenü springt. Ruckzuck kann man Spielen. Bei der Grafik werden dagegen drei neue Modi geboten, auf die ich ein wenig näher eingehen möchte.
Der Leistungsmodus bietet in meinen Augen das beste Erlebnis. Hier gibt es 1440p Auflösung und bombenfeste 60 Bilder pro Sekunde und das ist ein ordentliches Upgrade gegenüber der (auch damals schon) beeindruckenden PS4 Version. Der Wiedergabemodus bietet dagegen echte 4K Auflösung, allerdings nur bei 30fps. Mir fiel es schwer, auf einem großen 4K TV so zu spielen – alles wirkte ruckelig. Etwas experimenteller geht es beim Leistung+ Modus zu: Die Framerate liegt hier bei ultraflüssigen 120fps (mit ein paar Ausnahmen), dafür wird jedoch „nur“ eine Full HD Auflösung geboten. Dieser Modus ist in erster Linie für Enthusiasten gedacht, die viel Wert auf flüssiges Gameplay legen. Wobei man auch sagen muss, die niedrigere Auflösung fällt kaum auf – zumindest nicht aus normaler Zocker-Entfernung. Gerade auch in Bezug auf die Upgrade-Gebühr hätte ich mir aber schon 4K Auflösung mit 60fps gewünscht. Stattdessen werden drei Kompromisse geboten. Alle die Grafikmodi bieten auch optionales HDR für bessere Kontraste und Ausleuchtungen, höher aufgelöste Texturen (nicht im 1080p Modus) und hübschere Effekte wie Spiegelungen, sowie eine durchgehend fast perfekte Kantenglättung.
Die beiden anderen Neuerungen sind zum einen das haptische Feedback via DualSense Controller. Dieses lässt das Gerüttel differenzierter erscheinen, ist aber in meinen Augen ein absolut verzichtbares Feature. Die andere Neuerung ist die Unterstützung für das 3D Audio der PS5. Das ist hingegen ein klarer Gamechanger. Die Richtung aus der Schüsse und Effekte kommen, ist so deutlich auszumachen, das ich immer wieder von neuem beeindruckt war. Einen kleinen Abzug gibt es hingegen für zwei Sachen bei „Uncharted 4“: Im letzten Abschnitt ist die Abmischung der Stimmen von Nate und Elena immer noch zu leise und im Epilog gibt es nach wie vor die nervige asynchrone Wiedergabe.
Kein kostenloses Upgrade
Klartext gleich zu Beginn: Wer die beiden Titel nicht kennt, der bekommt für die aktuell verlangten 50€ eine Menge Spielspaß geboten. Das Gameplay wirkt immer noch frisch, die Steuerung keineswegs veraltet und die Präsentation zeugt auch heute noch von Blockbuster-Qualitäten. Nur leider dürften die meisten Zocker bereits den einen oder anderen „Uncharted“-Titel besitzen (auf alle Fälle gab es Teil 4 auch im PlayStation Plus Abo). Und hier liegt die Krux begraben. Die PlayStation Plus Version lässt sich überhaupt nicht upgraden, hier müssen die Spieler nochmal in die Tasche greifen und den vollen Preis (50€) auf den Tisch legen. Wer dagegen das eine oder andere Spiel auf Disc oder digital besitzt, der kommt immerhin „nur“ mit einer Gebühr von 10€ weg. Das ist natürlich jetzt nicht viel, aber auch ein wenig Geldschneiderei seitens Sony. Auf der PS4 Pro gab es zum Beispiel zahlreiche Patches, die kostenlos waren und Ähnliches boten. Zwar sind 3D Audio und DualSense Support nette Features, aber im Grunde hat man es trotzdem lediglich mit einem Resolution-Patch zu tun. Und dafür nochmal zu bezahlen, finde ich schon ein wenig frech. Besonders wenn man bedenkt, dass Sony beim Thema „Abwärtskompatibilität“ auch nicht aus den Puschen kommt. Letztendlich muss das natürlich jeder für sich selbst entscheiden, für mich bleibt dennoch ein fader Beigeschmack übrig.
FAZIT:
Auch sechs Jahre nach dem ursprünglichen Release von „Uncharted 4“ bzw. fünf Jahre nach „The Lost Legacy“ bleiben die beiden Spiele immer noch einzigartige Action-Adventures. Die Verschmelzung von kinoreifer Atmosphäre, packender Optik, sowie leichten Rätseln und spannenden Shoot-Outs macht auch heute noch eine Menge Spaß. Vor allem da die Grafik auf der PS5 nochmals einen Zacken besser rüberkommt. Beide Titel sind selbst heute noch absolute Hingucker. Bleibt die Frage nach dem Preis: Wer die Spieler bereits besitzt, muss zwar nur einen Zehner investieren, aber andere Entwickler zeigen auch, wie es bessergeht. Wer noch gar keine Berührung mit den Titeln hatte, bekommt ein faires Paket geboten.
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