Fast genau vor zwei Jahren ging unser Review zum neunten Teil der Dynasty Warriors Reihe online. Omega Force hatte sich hier das Ziel gesetzt, ganz China als offene Spielwelt mit dynamischen Schlachten umzusetzen. Am Ende blieb von den vielen Versprechungen leider nicht allzu viel übrig. Es war nur ein weiteres Spiel, dass hinter allen Erwartungen - grafisch wie auch gameplaytechnisch, zurückblieb. Teil 9 ist zurecht der schlechteste Titel der Reihe und die Community hat dies immer wieder bestätigt. Kein Wunder, dass es in den Ankündigungen zum „Strategie“-Ableger hieß, man kehre der offenen Welt den Rücken und präsentiert stattdessen die klassische Dynasty Warriors Spielerfahrung. So das Marketingkonzept!
Rollenspiele in der Zeit der Drei Königreiche
Wie alle Dynasty Warriors Spiele ist auch dieses wieder in der Zeit der „Drei Reiche“ angesiedelt. Für China eine geschichtlich wichtige Epoche, welche die Nation und die Bevölkerung über Jahrhunderte prägte. Auch war es eine Zeit mit großen Anführern und gewaltigen Schlachten! So schnell der Ruhm auf dem Schlachtfeld erkämpft wurde, so fix bissen die Helden und Heldinnen auch wieder ins Gras. Nur den größten und mächtigsten Kriegsherren ist es gelungen, nicht in Vergessenheit zu geraten! Das beste Grundgerüst, um in die Rolle einer dieser Anführer zu schlüpfen und das Reich nach den eigenen Bedürfnissen zu formen. „Empires“ bietet hier eine Auswahl an vorgefertigten Szenarien, die sich an die historischen Geschehnisse anlehnen. Von einer akkuraten Nacherzählung kann aber nicht die Rede sein. Auch ist die Handlung ziemlich dürftig und präsentiert sich mit wenigen und trocken Zwischensequenzen. Das eigentliche Highlight bleibt der „freie“ Modus! Hier treffen alle Generäle in einer zufallsgenerierten China Karte aufeinander. Das pure Fan-Fiction Vergnügen der chinesischen Geschichte.
Herrscher für Dummies
Vielleicht ist die Überschrift etwas harsch, aber dafür, dass sich „Empires“ als Strategiespiel sieht, steckt doch etwas (zu) wenig Strategie in diesem Titel. Vielmehr sollte man es als Rollenspiel sehen, in dem man verschiede Positionen bekleidet. Gerade im freien Modus lohnt es sich, als Vagabund zu starten und durch die Lande zu ziehen. Bei der einen oder anderen Schlacht mitzuwirken und Verbündete zu finden. Mit der Zeit kommt man in die Gunst eines Herrschers und dann steigt man schneller in den Reihen auf, als einem lieb ist. Hier beginnt auch der „Strategie“ Teil. Statt auf das Wohl des Landes zu schauen, ist es hier wichtiger, sich gegen mögliche Angreifer zu wappnen und genügend Ressourcen für den Gegenangriff zu sammeln. Verteidigungen werden verstärkt, Spionage betrieben und neue Bündnisse geschlossen. Mit nur wenigen Klicks floriert das Königreich und man ist bereit für die nächste Invasion. Etwas Abwechslung bringt der Spaziergang, bei dem man seinen Charakter in die offene Welt mitnimmt. Hier kann man mit den zahlreichen Figuren interagieren und die persönlichen Verbindungen stärken. Dadurch wächst nicht nur der Einfluss am Hof, sondern auch die Loyalität der eigenen Mitstreiter. Ist dieser Wert besonders hoch, gibt es spezielle Zwischensequenzen wie Blutsschwure, Hochzeiten oder eine Krönung. In Dynasty Warriors 8 Empires wurde die Möglichkeit eingeführt, Nachwuchs zu zeugen. Auch im neuen Teil ist diese „Aktion“ wieder verfügbar. Wer will, kann dann seinen Sprössling in die eigenen Reihen integrieren. Wieviel Spaß man in diesen Modus hat, hängt von der persönlichen Einstellung ab. Ist man dazu bereit, selbst in all diese Rollen zu schlüpfen, ohne dass es ein enges Script mit vorgegebener Geschichte gibt? Für eine geradlinigere Spieleerfahrung sorgt das klassische Warriors Gameplay!
Erobere die Burg!
Dynasty Warriors 9 Empires unterscheidet sich in den Arten der Schlachten von den Vorgängern. Galt es früher noch bestimmte Punkte zu erobern und zu halten, muss man hier Burgen und Festungen stürmen! Doch bevor es in die Schlacht geht, gilt es den eigenen Recken und die Truppen zu managen. Vor jeder Schlacht muss man einen Geheimplan festlegen. Mit der Erfüllung spezieller Ziele wie beschütze Charakter X, halte über einen Zeitraum Stellung etc. werden verschiedene Aktionen ausgelöst. Diese reichen von einer Verstärkung durch Banditen bis hin zu einem riesigen, magischen Bären der Blitze verschießt. Wie gesagt, von einer akkuraten Nacherzählung kann hier keine Rede sein. Auch der eigene Charakter wird mit unterschiedlichen Taktiken ausgestattet. So kann man nun kurzzeitig einen Angriff verstärken, sich heilen, oder wie der Bär Blitze verschießen, Feuer entfachen oder Windböen erzeugen. Dann kann man noch seine Lieblingswaffe wählen und mittels Juwelen verschiedene Attribute hinzuaddieren (Gift oder Frostschaden). Ist das alles erledigt, geht es in die Schlacht. Das gewohnte und einfache Hack'n Slash Gameplay funktioniert auch nach über 20 Jahren immer noch bestens! Lediglich neue Starter für Kombos wurden hinzugefügt. Damit kann man nun Gegner in die Luft schleudern, oder sie betäuben. So fegt man als übermächtiger General mit einer Mischung aus starken und leichten Attacken über das Schlachtfeld und lässt den KO-Zähler in die Höhe schnellen. Das in einer Schlacht mühelos 1.000 Gegner erledigt werden, ist keine Seltenheit, vielmehr es ist es die typische Dynasty Warriors Spielerfahrung! Wer genügend Gegner tötet, kann auch spezielle Angriffe einsetzen, oder bei einer vollgefüllten Mosou-Anzeige einen verheerenden Angriff starten. So schnetzelt man sich durch die Gegner und versucht die Verteidigung auszuschalten und die eigenen Rammböcke und Belagerungstürme zu positionieren. Wer will, kann auch versuchen, als einsamer Wolf in die Burg einzudringen und die Tore von innen zerstören. Hier und da stellt sich dabei aber trotzdem ein gegnerischer General in den Weg, wo man mit etwas mehr Taktik vorgehen sollte und vielleicht doch mal den Rückzug zur Heilung antritt. Hat man den Schergen jedoch besiegt und die eigenen Truppen hereingelassen, beginnt die nächste Phase. Hier muss man den gegnerischen Kommandanten herauslocken und dann besiegen. Sollte man sich mal auf der anderen Seite wiederfinden, dann müsst ihr logischerweise die angreifenden Truppen daran hindern, in die Festung einzudringen. In beiden Fällen gilt, ist eure Spielfigur gefallen, dann ist auch die Schlacht vorbei. Durch erfolgreiche Schlachten und kluge Entscheidungen im Strategiemodus bekommt der Spielcharakter Erfahrungspunkte und steigt im Level auf.
Die Sache mit der offenen Welt und fehlenden Funktionen
Die Werbeaussage, dass sich „Empires“ wie die alten Teile spielt, stimmt leider nicht. Viel mehr hat man Elemente der offenen Spielewelt in den Hintergrund gerückt. Sobald man den ersten Sparziergang macht, oder die ersten Schlachten bestreitet, wird das jedem auch bewusst. Hier kann man nämlich noch immer ganz China bereisen und all die Naturwunder finden. Banditen und wilde Tiere durchstreifen weiterhin die Wälder und können bekämpft werden. Was der Sinn dahinter ist, kann ich nicht sagen. Neben ein paar Münzen gibt es für diese Aktionen nicht mal Erfahrungspunkte. Auch kann man sein Versteck mit unterschiedlichen Utensilien ausrüsten und verschönern. Aber warum brauche ich nochmal diesen Unterschlupf? Noch ein sehr seltsames Überbleibsel sind die NPCs. Neben den Generälen gibt es Gesprächspartner auch in den Städten – alle haben kurze Dialoge. Auch interessant: Es gibt ein "Dorfleben", bei dem die NPCs ihren einfachen Rollen nachgehen. Da fragt man sich, was man in den zwei Jahren an diesen Modus geändert hat –wohl nur das Angeln entfernt! Wenigsten bietet das Spiel die Möglichkeit, einen eigenen Charakter zu erstellen. Hier sind die Optionen wirklich sehr umfangreich. Leider hat man aber gegenüber dem Vorgänger, die Möglichkeit gestrichen, eine eigene Armee und Szenarien zu erstellen. Somit gibt es auch kein Game of Thrones gegen Herr der Ringe. Auch der Koop-Modus, sowohl offline als auch online, ist dieses Mal der Schere zum Opfer gefallen. Eigentlich ein sehr beliebtes Feature der Serie. Erfreulich ist jedoch der umfangreiche Fotomodus. Da die unzähligen Filmsequenzen in der offenen Welt stattfinden, dient die Landschaft als perfekte Kulisse dafür. Eindrucksvolle Wälder, plätschernde Bäche und schneebedeckte Berge sehen nett aus und in einem starren Bild fallen die technisch Unzulänglichkeiten auch nicht ganz so stark auf.
Versuch was Neues, hat der Chef gesagt!
Wer auch immer in der Chefetage befohlen hat, dass man eine offene Spielwelt bräuchte, sollte schnellsten seinen Platz räumen. Die Dynasty Warriors Spiele kämpften schon zu PS2 Zeiten mit Framerate-Problemen. Geschuldet der großen Anzahl an Personen auf dem Schlachtfeld. Doch derart grafische Probleme gab es nie: Texturen laden spät, ganze Objekte ploppen einfach ins Bild, Animationen der Reittiere und Laufanimationen sind ein einziger Krampf, Schatten wirken wie billige Schraffuren, lange Ladezeiten, ruckelnde Zwischensequenzen und eine unscharfe Weitsicht. Die Liste lässt sich noch verlängern, bis man bei den Charaktermodellen ist. Die sind gut und detailreich gestaltet. Hier findet man seine Waifu und Husbando! Auch die überarbeitete Menüführung weis zu gefallen. Diese wirkt nun nicht mehr so billig. Auch beim Soundtrack wurde nachgebessert. Lobenswert ist übrigens die Lokalisierung. Erstmals gibt es bei „Empires“ deutsche Texte! Die Sprachausgabe bleibt aber natürlich Japanisch. Weniger erfreulich sind die PS5 exklusiven Features, die bis auf die Auswahl des Performance Modus für stabilere FPS, nicht vorhanden sind. Zumindest bekommt man die PS4/PS5 Version ohne Aufpreis und man kann das Cross Save-Feature nutzen.
FAZIT:
Dynasty Warriors 9 Empires sollte ein neues Zeitalter für die Serie einleiten, stattdessen hat man sich selbst in das technisch feudale China zurückgeschleudert. Bei den zahlreichen Unzulänglichkeiten kann man selbst als Fan der Reihe nicht hinwegsehen. Besonders wenn man weiß, dass Omega Force mit Titeln wie Persona 5 Strikers und One Piece: Pirate Warriors 4 mehr als ordentliche Arbeit geleistet hat. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man sich auf die alten Werte besinnt. Beim Gameplay gibt es glücklicherweise nicht allzu viel zu kritisieren. Kombos und Attacken gehen gut von der Hand und durch die schiere Anzahl an spielbaren Figuren findet man auch genügend Abwechslung. Selbst wenn ich persönlich meine Lu Lingqi allen andern Generälen vorziehe! Das sich die Serie auch nicht zu ernst nimmt und man z.B. auf den Blitzen schleudernden Bären trifft, macht die Schlachten kurzweilig. Auch hat sich der Strategiemodus im Detail weiterentwickelt und ist dank der neuen Präsentation wesentlich ansehnlicher. Einzig die Bezeichnung Strategie ist hier noch immer nicht zu treffend. Aber für jede gute Nachricht gibt es mehrere Schlechte! So wurden ja die lieb gewonnenen Koop-Modi entfernt. Auch das Editieren der eigenen Armee sowie von Szenarien wurde komplett gestrichen. Somit hinterlässt das Spiel am Ende des Tages einen sehr faden Nachgeschmack. Dynasty Warriors 9 Empires konnte Teil 9 weder verbessern noch retten. Es wurde einfach alles in Menüs und im Hintergrund versteckt. Das man es zudem noch als Vollpreistitel verkauft, schmerzt umso mehr! Nur für absolut eingefleischte Fans.
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4K TV ]
Pluspunkte:
Über 90 Spielbare Charaktere
Das Spielprinzip funktioniert auch nach über 20 Jahren
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