IllFonic gibt es zwar bereits seit 2007, wirkliche Erfolge konnte das Studio aber erst mit „Friday the 13th: The Game“ und „Predator: Hunting Grounds“ feiern. Beide Spiele sind als asynchrone Multiplayer-Titel aufgebaut. Ebenfalls wahr ist, das beide Titel über einen mageren Umfang, trockene Präsentation und jede Menge Bugs verfügen. Dennoch stimmt das Kerngameplay. „Arcadegeddon“ nimmt vom asynchronen Multiplayer Abstand und setzt die gewonnene Mehrspieler-Erfahrung als kooperatives Run & Gun Roguelite Spiel um.
Rettet die Spielhalle
Der letzte große Arcadeschuppen steht vor dem Untergang. Ihr Betreiber Gilly kämpft mit seinem treuen Roboterbegleiter gegen den übermächtigen Konzern Fun Fun Co. - ein Sieg ist jedoch undenkbar. Um sein ultimatives Spiel dennoch fertig zu bekommen und somit seine, wenn nicht alle Arcades zu retten, schickt er einen Hilferuf aus. Die Gangs der Stadt erhören ihn und antworten. Eure Aufgabe ist es nun, diese Gangs bei der Mission das ultimative Arcade Spiel zu erstellen, zu unterstützen und die Gegenangriffe von Fun Fun Co. abzuwehren. Tja, mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen und braucht ein kooperatives 4er Run & Gun Rougelite Spiel eigentlich mehr?
Zu den Waffen!
Ohne viel Tamtam wirft einen das Spiel in den Abenteuer-Modus und schon beginnt euer erster „Run“. Ausgestattet mit einer einfachen Pistole und einem Baseballschläger kämpft man sich durch Horden von Gegnern und kleineren Sprungpassagen. Hier und da findet man auch Kisten, welche zum einen neue Waffen enthalten und zum anderen auch Perks, die dem Lauf einen netten Bonus verleihen. Irgendwann werdet ihr trotzdem von Gegnern überrannt und der „Run“ findet sein jähes Ende. Eigentlich nichts Neues im Rougelite Genre. Danach könnt ihr euren Avatar mit unterschiedlicher Kleidung ausstatten und gewonnene Punkte in Fähigkeiten, wie auch permanente Boni (erhöhte Lebenskraft, Schild, etc.) stecken. Waffen, die ihr im Lauf gefunden habt, steigen im Level auf und können ab Stufe 2 fix ausgestattet werden, anstatt sie mühsam zu finden. Je mehr ihr diese nutzt, desto mächtiger werden sie. Auch hier, alles was man in dem Genre erwartet.
Ein Unterschied ist, dass es in „Arcadegeddon“ erlaubt ist, in Teams von bis zu vier Personen einen Lauf zu starten. Nicht das es dadurch einfacher wird, nein die Gegneranzahl steigt pro Mitspieler, aber der Spaß multipliziert sich ungemein. Auch der Fakt, dass das grundlegende Gameplay und die Steuerung nahezu perfekt sind, macht es unterhaltsam durch die Welten zu flitzen, oder in diesem Fall zu springen und zu rutschen. Agil bewegt man sich durch die vorgefertigten Korridore und kommt durch verschiedene Sprungfelder, Verbindungskabeln oder Teleporter an unterschiedliche Punkte. Abgerundet wird diese Bewegungsfreiheit mit einem exzellenten Gespür, wie Waffen zu spielen sind. Die Schrottflinte hat einen schönen Wumms, mit dem Scharfschützengewehr erzielt man Kopfschuss für Kopfschuss und das Maschinengewehr ist ein Allrounder. Daneben gibt es noch Raketenwerfer, Miniguns und mehr. Einziger Nachteil der umfangreichen Waffensammlung, diese ist in der Hektik eines Laufs schwer lesbar. Nur mit der Zeit kann man erkennen, um welche Waffe es sich hier handelt. Zudem ist das Feld, wo die Attribute aufgeführt werden, sehr klein geraten. Ein Problem, welches sich auch die Perks teilen und man nie weiß, welche Vorteile man nun eigentlich besitzt. Anfänglich greift man somit unweigerlich zu falschen Waffen und Perks. Besonders ärgerlich wird es da bei den Waffen, da manche nur über begrenzte Munition verfügen. Der letzte Punkt, in was sich der Titel unterscheidet, sind die Bosskämpfe. Statt am Ende eines Levels löst man diese durch Erspielen von Punkten aus und kann sie direkt im Level starten. Doch Vorsicht, man sollte sich wohl überlegen, ob man dafür auch die richtigen Waffen und Perks besitzt!
Wie wäre es mit mehr Abwechslung?
Eine gut gestartete Early Access Kampagne und erfüllte Meilensteine sollten ja einen ordentlichen Umfang garantieren. Leider ist dem nicht so und das fällt sofort beim Gegnerdesign auf. Auch wenn die Schergen nicht lange vor dem Fadenkreuz verweilen, bemerkt man doch, die immer gleichen Designs. Auch die unterschiedlichen Zonen für einen Lauf sind nicht gerade viele: Stadt, Hölle, Mainframe, Inseln, Apokalypse sind die Hauptthemen. Diese setzten sich zwar aus unterschiedlichen Teilen und Missionszielen zusammen, aber Überlebe X-Sekunden, Beschütze Datenpunkt A oder Zerstöre Datenpunkt B wiederholen sich allzu schnell. Auch die Anzahl der Endgegner ist überschaubar klein mit gerade einmal vier Vertretern von Fun Fun Co. Glücklicherweise verlangen diese alle eine andere Taktik, aber gerade in höheren Schwierigkeitsgraden können sie eine harte Nuss werden, indem sie scheinbar Kugeln absorbieren. Auch der eigene Fortschritt beginnt mit der Zeit zu stagnieren. Angangs findet man in der Zentrale von Gilly unterschiedliche Gangmitglieder die einen durch Erfüllen von Aufgaben zusätzliche Erfahrungspunkte und Kleidung schenken. Doch habt man diese abgearbeitet, bleiben nur noch die generischen täglichen Aufgaben wie Töte Gegner Z X-mal und natürlich der ewige Abenteuerlauf. Auch ärgerlich, man kann immer nur eine aktive Gangmission aktivieren. Das führt dazu, dass oft im Multiplayer-Spiel sich Spieler verabschieden, um die Belohnungen einzusammeln und eine neue Aufgabe starten. Zuletzt bleiben noch ein paar Bugs, welche gerade bei einem Multiplayer-Lauf den gesamten Fortschritt löschen können und der seltsame Umstand, dass nur Solo-Abenteurer bei bestimmten Trophäen gezählt werden.
Kenn noch wer ReBoot?
Das Design erinnert überraschenderweise an die alte Animationsserie ReBoot! Aber das war es dann schon, denn alles andere wurde auf Style getrimmt. Keine Ahnung, wie man das am besten beschreiben soll, Neo-Hipster-Techno Look? Egal, er ist immerhin einzigartig und verleiht dem Spiel und seinen Charakteren einen eigenen Stil. Auch der Soundtrack mit deftigen Trip-Hop Einflüssen kann für sich alleine stehen. Aber das alles kann eben nur ein wenig über das generische Leveldesign und den einfach animierten Hub Figuren hinwegtäuschen. Zumindest bleibt das Gameplay stets flott und es gibt keine größeren Framerate-Einbrüche.
FAZIT:
Dem Spiel muss man zugutehalten, dass das elementare Gameplay eine Wucht ist und die Gefechte nie langweilig werden. Eine Zeitlang war es sehr motivierend, den Kombo-Zähler immer weiter nach oben zu treiben und zu halten, damit man möglichst viele Punkte erreicht. Das ist ja auch das Wichtiges bei einem Rougelite Titel. Somit ist es schon ein wenig schade, dass der Spielspaß vom geringen Umfang ausgebremst wird. Irgendwann wird es sehr monoton! Besonders wenn ein Lauf im 4er Koop schon mal über eine Stunde gehen kann. Da helfen auch nicht die kleineren Minispiele bei den Checkpoints, wo man mit den anderen Mitstreitern um Punkte kämpfen kann. Das mit dem Stil ist ein zweischneidiges Schwert. Die einen finden ihn interessant und außerhalb der Norm, den anderen wird er zu abgedreht sein. Die Wahl der Musik passt dafür bestens zu dem Szenario, mag aber auch nicht jedermanns Sache sein (Anm. der Red.: Ach sag bloß, Menschen haben unterschiedliche Geschmäcker?!) Ich empfehle trotzdem mal, die Spotify Playliste zu hören. Wäre das Spiel im PlayStation Plus Programm nicht erschienen, dürfte es praktisch in der Flut von anderen Spielen untergegangen sein, aber so konnte es zumindest den einen oder anderen begeisterten Spieler finden. Zumindest in meinem Fall waren es sehr unterhaltsame 10 Stunden. Damit reiht sich „Arcadegeddon“ in die Liste der Illfonic Spiele ein, welche im Kern ganz gut sind, aber auf Dauer langweilig werden.
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