Der Kauf von Two Point Studios scheint sich für SEGA zu lohnen. Mit ihrem Erstling „Two Point Hospital“ (siehe Review) konnten sie PC- wie auch Konsolen-Spieler überzeugen. Nie war eine Krankenhaus Wirtschaftssimulation knuffiger und konnte dabei auch sehr fordernd werden. Nun versuchen sie das Gelernte in ihrem neuesten Spiel „Two Point Campus“ anzuwenden. Aber ob sich so einfach der Krankenhausalltag auf eine Uni übertragen lässt?
Willkommen auf dem Campus
Two Point Country scheint ein massives Problem mit der Infrastruktur zu haben. Erst musste man alle Krankenhäuser wieder in Schwung bringen, nun folgen ihre Universitäten. Gut das man euch hier als Top-Manager einsetzt, um diese Mammutaufgabe zu meistern. Ihr dürft euch nicht nur mit faulen Schülern herumschlagen, sondern trotzt auch der örtlichen Witterung, welche neben Kälte und Hitze auch das eine oder andere Erdbeben parat hält. Dies alles mit einem knappen Budget und dem Ziel, das jeweilige Collage zu neuem Glanz zu verhelfen. Insgesamt auf 12 Unis wird euer Können gefordert und ihr dürft zeigen, dass ihr neben Chemie und Allgemeinwissenschaften auch ausgefallene Studiengänge wie Zauberei und Ritterkunst beherrscht.
Am Anfang war ein Lehrsaal
Wer bereits „Two Point Hospital“ gespielt hat, wird sich hier schnell zurecht finden. Aber auch neue Direktoren werden behutsam herangeführt. Bei den meisten Missionen startet man bereits mit einem kleinen Campus. In dieser begrenzten Fläche, müsst ihr Lehrsäle, Schlafzimmer, WCs, Duschen und mehr bauen. In einem einfachen Menü wählt man die jeweiligen Räume aus und dank eines Kachelsystems muss man sie nur auf die entsprechende Größe ziehen. Ist das erledigt, setzt man die Türen ein und platziert die jeweilige Einrichtung. Vergesst aber nicht, Platz für mögliche Erweiterungen in der Einreichung zu lassen. Wer will kann diesen Raum als Vorlage speichern, um ihn später bei anderen Levels zu nutzen. Aber auch das einfache Prinzip des Raum-Kopieren geht schnell von der Hand. Nun werdet ihr feststellen, dass das Studienjahr noch nicht vorrangeschritten ist. Das Spiel ist in zwei Phasen unterteilt. In der Sommerpause des Schuljahres vergeht keine Zeit und ihr könnt in aller Ruhe die Räumlichkeiten optimieren und Personal einstellen. Ist man damit zufrieden, startet man mit dem Studienjahr. Die wissbegierigen Studenten ziehen so dann auf den Campus und sitzen in den verschiedenen Vorlesungssälen. Mit jeder erfolgreichen Note steigt das Ansehen der Uni, aber auch der Anspruch der Belegschaft und Studenten. Mit ein paar Getränkeautomaten im Gang zum Beispiel lassen sich die Studenten nicht mehr Abspeisen, ein Gemeinschaftraum muss her. Auch eurer Lehrpersonal will einen Rückzugort und müssen stetig weitergebildet werden. Zwischenzeitlich dekoriert man Zimmer wie auch die Gänge, um das Wohlbefinden aller zu steigern. In der Forschung verbessert man die Räume und dank der Kudos, einer Bonus-Währung im Spiel, kann man zusätzliche Einrichtungsgegenstände freischalten. Diese Aufgaben gilt es, während des laufenden Jahres zu erledigen. Danach folgt eine Jahresabrechnung mit einem Ergebnis und ab geht es in die Sommerpause. Mit dem gewonnenen Ansehen kann man nun weitere Kurse freischalten, oder auch Bestehende verbessern. Dadurch strömen wiederum mehr Studenten auf den Campus und ihr müsst auf ein neues Grundstück ausweichen.
Wer will, kauft eines mit Gebäuden, oder aber legt selbst den Grundriss fest. Entgegen dem Vorgänger ist man bei der Erstellung des Hauptgebäudes nicht mehr gebunden und kann jederzeit Ecken und Kanten hinzufügen. Jahr für Jahr erfüllt ihr so die Wünsche der Studenten, wie auch des Personals und arbeitet auf das Ziel eines Levels hin. Das besteht oft aus einer „Bestanden“ Quote, oder fordert spezielle Leistungsziele, wie „Cheeseball Meister“ zu werden. Hat man einen Stern erspielt, kann man sich an der nächsten Uni versuchen. Wer mehr Herausforderung braucht, kann noch zwei weitere Sterne erspielen.
Herr Professor, bitte mehr Herausforderung
Wie ihr seht, ist das Uni-Leben wohl keine große Herausforderung, zumindest für „Two Point Hospital“ Veteranen. Schnell hat man den Dreh heraus, wie man wo welche Räume platzieren muss und welche Größe diese brauchen. Abwechslung sollten eigentlich Sachen wie der Tjost-Raum oder das Archäologiefeld bieten, doch hat man auch hier schnell raus, wie man diese platziert. Auch die Sache mit der Klimaanlage oder Heizung hat man schnell im Griff. Die Studenten sind in diesem Spiel auch sehr genügsam. Genauso wie das Personal kaum Forderungen stellt. In der Kampagne gab es nur wenige Stellen, wo man den Lohn anpassen musste, um sie glücklich zu stimmen. Generell ist Geld kaum ein Problem. Sobald man einen entsprechenden Club freigeschaltet hat, kann man via Archäologie Geld ohne Ende produzieren. Mit einem entsprechenden finanziellen Polster kann man monatlich Veranstaltungen ausrichten, welche wiederum die Studenten bei Laune halten. Somit ist das Erspielen der drei Sterne mehr Zeit- als Knobelaufgabe. Hier und da gibt es aber dann doch etwas schwieriger Ziele. In diesem Bereich war der Vorgänger wesentlich härter.
Der Wuselfaktor ist zurück
Technisch gibt es bei diesem Spiel nicht viel zu bemängeln. Der gewählte Grafikstil fordert kaum die PS5 und bietet ein ruckelfreies Erlebnis in allen Zoomstufen. Die Figuren und Räume sind abermals liebevoll gestaltet und alles hat seinen Charme. Auch existiert in Sachen Gestaltung nun deutlich mehr Auswahl. Gab es früher nur ein Bett, kann man das nun unterschiedlich überziehen. Aber auch bei anderen Objekten gibt es nun mehrere Auswahlmöglichkeiten. Auch denkt das Spiel nun mit, wenn man mehrere gleiche Objekte, wie Schreibtische, platziert. Diese verfügen nun über optische Unterschiede. Das wirkt sich zwar nicht auf das Gameplay aus, macht alles aber noch stimmiger. Leider kann man das nicht von der akustischen Präsentation behaupten. Der Soundtrack bleibt angenehm ruhig im Hintergrund, nach dem Motto klassische Aufzugsmusik, dafür aber nicht die Radiosprecher. Diese scheinen wohl nur ein Thema zu haben, welches sich allzu oft wiederholt. Aber auch die Campussprecherin zehrt mit ihren stets gleichen Durchsagen an den Nerven der Spieler. Da hilft es auch nichts, dass man sehr gute Sprecher dafür gewählt hat. Technisch bleibt dann nur noch die Steuerung zu erwähnen. Der Controller wird nie so genau sein, wie eine Computer-Maus, dennoch konnten die Entwickler viel Gelerntes aus „Two Point Hospital“ wiederverwenden. Die Steuerung geht gut von der Hand und auch die Menüs wurden so gewählt, dass man sie sinnvoll mit dem Controller bedienen kann. Gut, die Sortierfunktion leidet etwas darunter, jedoch nutzt man diese eher sehr selten.
FAZIT:
Wurde „Two Point Hospital“ kritisiert, dass es zu schwer und unübersichtlich sei, ist hier das komplette Gegenteil der Fall. Das Spiel will selten fordernd sein und ist damit auch ganz zufrieden. Klar, so mancher würde sich mehr Herausforderung wünschen, aber dadurch existiert auch eine niedrige Einstiegschwelle. Dies ist eigentlich auch der Hauptkritikpunkt des Spieles. Der Andere wäre wohl das Radio bzw. die Meldungen der Sprecher. Am Ende der 12 Levels konnte ich schon genau sagen, was die Radiomoderatoren als nächster Ausplaudern würden. Der einzige Grund warum ich nicht verzweifelt bin, ist die deutsche Stimme von Sir Nigel Bickleworth. Es ist nämlich der Sprecher von Ray Gillette aus der Serie „Archer“. Als Kritik könnte man noch die diversen Schlupflöcher im Spiel ankreiden. Wer einmal verstanden hat, wie dieses Spiel funktioniert, kann es selbst schnell manipulieren, um Erfolge zu feiern. Ihr schafft keine A+ Wertung? Werft einfach alle F Studenten raus, mit dem Ergebnis, der Notendurchschnitt steigt. Somit bleibt nur noch zu sagen, dass es anfangs Zweifel gab, das Krankenhaus-System auf eine Campus Simulation umzumünzen. Ich kann nun sagen, es funktioniert und macht auch viel Spaß und das bei einem angenehmen Preis von 40€. Da kann man nur hoffen, dass wie im Vorgänger regelmäßig DLC kommt. Dieser darf dann gerne auch ein bisschen fordernder sein!
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