Ich mag Abenteuer, die den Spieler in eine fantastische Welt entführen und eine packende Geschichte erzählen. Aber diese „Perlen“ in dem Release-Dschungel zu finden, wird immer schwieriger. Habt ihr mal in den PSN-Store geschaut? Dort tummeln sich Dutzende von fragwürdigen 2€ Titeln. Es gibt null Moderation und die interessanten Spiele gehen in der Flut von zahlreichen Neuveröffentlichungen unter. „Wavetale“ ist so ein Spiel, das fast an mir vorbeigezogen wäre. Aber eben nur fast, denn hätte ich es nicht gespielt, dann würdet ihr schließlich auch kein Review dazu lesen.
Die bösen Dreckpfoten
Strandstadt war ein schöner Ort, aber das ist lange her. Seit dem Krieg mit den Dreckpfoten, ist die Welt im Meer versunken und das Dunkel breitet sich aus. Das Dunkel - eine Metapher auf Umweltverschmutzung – verschlingt dabei alles und jeden. Als Spieler schlüpft man in die Rolle eines Mädchens namens Sigrid, die zusammen mit ihrer Oma eine kleine Insel mitsamt Leuchtturm bewohnt. Als auch dort das Dunkel hereinbricht, macht Sigrid eine fantastische Entdeckung. Denn anstatt in den wogenden Fluten des Meeres zu versinken, kann sie auf der Oberfläche laufen…
Mehr möchte ich an dieser Stelle zur Story nicht verraten. Es gibt ein paar interessante Wendungen, ein paar Offenbarungen und zahlreiche Bewohner in der Spielwelt, welche dem Ganzen eine gehörige Portion Glaubwürdigkeit verleihen. Mich hat der Hintergrund jedenfalls dazu animiert, weiter zu spielen. Schließlich wollte ich wissen, was das Abenteuer für ein Ende parat hält und ich wurde nicht enttäuscht.
Wellenreiten leichtgemacht
Das Spiel bietet zwar eine offene Spielwelt, diese wird jedoch erst nach und nach enthüllt. Somit ist der erste Spielanlauf eher linearer Art. Man bewegt sich in „Wavetale“ entweder auf dem Wasser oder Sigrid läuft und hüpft auf den Inseln umher. Das Wellenreiten macht durchaus Spaß (und sieht bombig aus), dient aber in erster Linie dazu, um von einer Insel auf die andere zu kommen. Rampen und andere Vorrichtungen sollen dabei Abwechslung in Form von Hindernisparcours vorgaukeln. In Wirklichkeit sind diese optionalen Gelegenheiten aber eher vernachlässigbar. Timing oder pixelgenaues Abspringen sind übrigens überflüssig, da man sich mit dem Kescher aus weiter Entfernung an die Rampen und Werfer ziehen kann. Hat man die Steuerung verinnerlicht, kann man später jedoch auch gegen Asta (eine Surferin) in spezifischen Rennen antreten. An Land hüpft man dagegen recht ungenau auf Plattformen und schlägt mit dem Funkenkescher um sich. Es gibt ein paar Angriffsmoves, aber fordernd fallen die Kämpfe gegen die dunklen Monster niemals aus. Das liegt an den gerade einmal drei verschiedenen Gegnertypen und an dem Umstand, dass man praktisch unsterblich ist. Sigrid bekommt bei gegnerischen Treffern zwar Energie abgezogen, aber diese regeneriert sich so dermaßen schnell, dass man nie Gefahr läuft, den Löffel abzugeben. Ich bin auch kein Freund von überschwänglich schweren Spielen, aber diese Prämisse fällt selbst mir dann ein wenig zu „simpel“ aus.
Schade eigentlich, denn wäre der Aspekt besser durchdacht, dann würde man ein durchaus brauchbares Action-Abenteuer vor sich haben. So aber bleibt bestenfalls ein interessanter Walking Simulator übrig. Ach und bevor ich es vergesse, es gibt auch ein paar Nebenaufgaben, die den Spieler mit Fünkchen belohnen, die man dann in einem Geschäft gegen neue Klamotten, Haarfarben und Mützen eintauschen kann. Diese sind jedoch 100% optional. Die wenigen eingestreuten Rätsel sollten übrigens niemanden vor Hindernisse stellen und Bosskämpfe gibt es lediglich eine knappe Handvoll.
Licht und Schatten
Der Soundtrack erinnert an Yoko Kanno's Kompositionen aus der Anime-Serie „Wolf's Rain“. Die melancholisch angehauchten Melodien, die trotzdem nicht depressiv wirken, sondern Mut vermitteln und Hoffnung versprühen, passen sich dynamisch an das Spielgeschehen an. Dazu gesellen sich noch die sehr gute deutsche Sprachausgabe (vor allem Sigrid und Oma) und das an Studio Ghibli erinnernde visuelle Design. Klar, der Stil mag „einfach“ rüberkommen, ist jedoch in sich stimmig und wurde mit viel Liebe entworfen. Weniger gefällig, ist dafür die technische Umsetzung. Okay, grafische Glitches in einer offenen Spielwelt, lassen sich nur selten vermeiden. Aber die Framerate: Mein Gott! Soviel Screen-Tearing und trotzdem Einbrüche in der Bildwiederholrate habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Das ist einfach inakzeptabel, vor allem bei der Leistung, welche die PS5 Hardware zur Verfügung stellt. Deshalb ist schnell klar, der Titel hätte noch ein paar Monate Feintuning vertragen können.
FAZIT:
„Wavetale“ ist echt schwierig zu bewerten: Objektiv gesehen, fehlt dem Spiel jegliche Herausforderung und die Grafik fällt mit extremen Screen-Tearing negativ auf. Über ersteres kann man vielleicht noch hinwegsehen (wenn man das Spiel eher als Walking Simulator wahrnimmt), aber die Framerate geht überhaupt nicht. Betrachtet man den Titel dagegen rein subjektiv, dann fallen die charmanten Charaktere, die interessante Story und der sehr gute Sound mit seinen chilligen Klängen positiv auf. Letzten Endes bereue ich meine Zeit in der Welt von „Wavetale“ nicht, aber jemand anderen das Abenteuer zu empfehlen? Das wird schwierig…
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf PlayStation 5 mit 4K UHD TV ]
Pluspunkte:
Simples Gameplay
Sehr gute dt. Sprachausgabe und atmosphärischer Soundtrack
Packende Atmosphäre & Story
Minuspunkte:
Keine Herausforderung bei Kämpfen oder Geschicklichkeitspassagen
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