Mit „Wanted: Dead“ hat Publisher 110 Industries in Zusammenarbeit mit dem Entwickler Team Soleil ein Hack'n Slash Action Spiel der alten Schule veröffentlicht. Bahnt sich hier ein Geheimtipp an, oder wird es den hohen Erwartungen nicht gerecht, das und noch mehr erfahrt ihr im folgenden Test.
Prolog
Als ich das erste Bildmaterial zu „Wanted: Dead“ gesehen habe, war ich hin und weg. Endlich ist ein John Wick ähnliches Action-Spiel in Arbeit! Und was ich sah, hinterließ einen guten Eindruck. „Hau drauf Schnetzel-Orgien“ der alten Schule, welche an vergangene Spiele-Generationen erinnerten. Beliebte und zu recht erfolgreiche Reihen wie „Devil May Cry“ und „Bayonetta“, aber auch „NieR: Automata“ aus dem Hause Platinum Games sind schon seit unzähligen Jahren die unangefochtenen Marktführer in diesem Genre. In die Kategorie wird sich „Wanted: Dead“ nicht einreihen können, aber das war auch nicht meine Erwartung. Es sollte vor allem pure Spielspaßfreude vermitteln und das ist ja nicht zu viel verlangt, oder? Ab jetzt wird es schwierig und unangenehm...
Wir übernehmen die Kontrolle über Hannah Stone, sie gehört einer Elite-Einheit der Hong Kong Polizei an und übernimmt recht klischeehaft die Drecksarbeit. So wird man relativ schnell ins Spielgeschehen geworfen und erledigt zusammen mit den KI-Kollegen Missionen. Dabei versucht man irgendwie am Leben zu bleiben. Über die Geschichte lässt sich gar nicht viel schreiben, da sie auch nicht wirklich was hergibt. Die verschiedenen Charaktere sind durch die Bank eindimensional und deren Geschichte, wenn man es so nennen kann, wird über im Spiel verteilte Dokumente wiedergegeben. Aber wirklich aufschlussreich sind sie nicht und davon abgesehen auch gar nicht notwendig, da sowieso allen Beteiligten klar ist, worum es hier geht. Die bösen Buben zu erledigen und sicher nach Hause zu kommen.
Gameplay und Kampfsystem
Das Herzstück des Spiels ist nicht die Grafik oder gar die Geschichte, nein es sollte das Kampfsystem sein. Und was wurde nicht alles in den verschiedenen Trailer im Vorfeld versprochen. Da sind Veteranen von legendären Titeln wie „Dead or Alive“ und „Ninja Gaiden“ mit an Bord! Das klang nicht nur vielversprechend, sondern war schon fast so etwas wie ein Garant für: Ja, das wird mindestens gut. Aber Pustekuchen! Neben dem Katana, das für die Nahkampf-Action genutzt wird, stehen dem Spieler optional noch zwei großkalibrige Waffen und Granaten im Arsenal zur Verfügung. Soweit so gut, nur einerseits ist das Schwert das ganze Spiel über gleich stark oder schwach, je nachdem wie man es sehen möchte. Noch dazu können Primarwaffe und Pistole mit Visieren, Läufen und Magazinen ausgestattet werden, aber richtig wuchtig fühlt sich das zu keinem Zeitpunkt an. Auch kommt mit dem Skill-Tree kaum Freude auf. Hier investiert man die gewonnenen Erfahrungspunkte und schaltet neue Fähigkeiten drei. Hier und da nutzt man diese, ansonsten wäre es noch eintöniger als ohnehin schon, nur befriedigend fällt das zu keinem Zeitpunkt aus. Ähnlich enttäuschend gestalten sich auch die Bosskämpfe. Ich möchte nicht zu böse klingen, aber anders kann man es nicht formulieren: Diese Kämpfe sind unnötig in die Länge gezogene Scharmützel, die weder Spaß machen und den Spieler auch nicht fordern. Den Boss in die Ecke drängen und draufhauen, ohne das er sich wehrt? Das ist möglich, dazu muss man nur die Bewegungsmuster des Schergen beobachten. Da gibt nämlich nur drei bis vier Muster, die immer nach dem gleichen Schema abgespielt werden. Keine epische Inszenierung oder spannende Mechaniken. Draufholzen ohne Sinn und Verstand und das Weiterkommen ist garantiert. Bei einem derartigen Actionspiel, was nur so strotzt mit brutalen Finishern (die übrigens toll in Szene gesetzt sind), hätte ich mehr Mut und ein paar Experimente erwartet, die den Spieler aus den Socken hauen. „Metal Gear Rising“ und „NieR: Automata“ zeigen einfach klar, was alles möglich gewesen wäre. Quasi, es wurden Risiken eingegangen, die am Ende auch belohnt wurden.
Zwischen den Missionen hat man übrigens Zeit, sich in der Polizeistation umzuschauen. Dort kann man Dokumente zu finden, die mehr über die Spielfiguren verraten, was jedoch nicht sonderlich spannend ist. Auch kann man die Büchsenmacherin (dargestellt von Stefanie Joosten) besuchen, einen Plausch mit ihr halten, oder zum Retro-Bereich gehen. Dort findet man Mini-Spiele wie Space Runaway (ein „R-Type“ ähnlicher Arcade-Shooter) oder man schlägt mit Karaoke die Zeit tot.
Technikbaustelle
Während meines Spieldurchgangs hatte ich mehrere Abstürze inklusive des Verlustes meines Spielfortschritts, aufgrund des schlecht implementierten Checkpoint-Systems. Dazu gesellten sich auch noch heftige Ruckler, bei denen die Framerate so tief in den Keller sank, dass ich nur noch zuschauen konnte, wie das Spiel in Zeitlupe über den Bildschirm flimmerte. Solche Dinge dürfen einfach nicht passieren, vor allem nicht in einem schnellen Actionspiel! Aber vielleicht musste das Spiel schnell veröffentlicht werden? Im Nachhinein kann man ja einen Patch zur Verfügung stellen - das geht ja heutzutage sehr einfach und die Spielerschaft ist sowas mittlerweile auch gewohnt. Man weiß es nicht, es bleibt aber abzuwarten, ob das Entwicklerteam sich nochmal dransetzt und die groben Fehler, gerade was die Technik betrifft, noch mal optimiert. Aber das war noch nicht alles, auch der Sound - besser gesagt die englischen Sprecher - ist keine Glanzleistung. Hannah Stone, egal in welcher Situation sie sich im Spiel befindet, kommt komplett losgelöst rüber, als ob sie auf das Geschehen herabblickt und das Ganze von außen kommentiert. Sie ist gar nicht aktiv dabei. An der Stelle habe ich auch nicht rausgefunden, ob das eine professionelle Sprecherin ist, oder der Fehler beim Soundteam liegt, das sie nicht auf die Rolle optimal vorbereitet hat.
FAZIT:
Was haben die sich hierbei nur gedacht? Absolut schade, dass man aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen das Spiel gegen die Wand gefahren hat. Weder die Geschichte wirkt irgendwie interessant und holt einen ab, noch funktioniert das Kampfsystem, dass wenig bis keinen Spaß macht. Es gibt unzählige Frustmomente, ua. auch dank des Checkpoint-Systems was aus dem letzten Jahrhundert. Mitten im Kampf fängt es plötzlich zu ruckeln an, so dass reguläres Spielen gar nicht mehr möglich ist. Dazu gesellen sich noch die zahlreichen Abstürze und die englischen Sprecher vollbringen ebenfalls keine Glanzleistung (gerade der von Stone). Im Verlauf des Spieles habe ich mich vor allem zum Ende hin nur noch durchgequält. Mit Spaß hatte das nichts mehr zu tun. Ein Tipp von mir: Lasst die Finger davon. Aktuell ist es sowieso nicht zu empfehlen und falls es mal eines Tages im Angebot sein sollte, schaut euch Videos an, um euch einen Eindruck zu verschaffen. Vielleicht kommen da noch Patches und Updates, aber ob das dem Spiel helfen wird, bezweifle ich stark.
[ Review verfasst von Kazuma ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4K TV ]
Die zweite Meinung:
Ehrlich, für mich sah „Wanted: Dead“ immer wie B-Ware aus. Ja, die Trailer lockten mit quirligen Charakteren, die man aus japanischen Spielen Mitte der Neunziger kannte. Nur eben leider ohne jeglichen Charme. Dazu das chaotische Kampfsystem, das zwar mit fordernden KI Gegnern aufwartet – die auch mal ausweichen, aber ansonsten Präzision und Geschick außen vorlässt. Zu den Bosskämpfen hat Kazuma bereits genug gesagt. Das ganze Mini-Spiel Drumherum ist nett, aber ich hätte auch ohne leben können. Grafisch ist das Ganze irgendwo auf der PlayStation 3 zu verorten, nur eben mit höhere Bildwiederholrate plus diversen Rucklern. Der Sound hat mir auch nicht gefallen, wobei das zum Teil auch an der lausigen Abmischung liegt. Immerhin punktet die musikalische Untermalung, aber ansonsten kann man das blutige Actionspiel ruhig links liegen lassen.
[ Kommentar verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Finisher sehen brachial aus!
- Mehrere Minispiele
- KATZEN!
Minuspunkte:
- Geschichte ist überhaupt nicht relevant
- Kampfsystem geht nicht auf und fühlt sich halbherzig an
- Technisch eine Katastrophe