Wintersportarten sind eigentlich eine Sache für sich. Entweder liebt man sie oder mann hasst sie. Da gibt es kein „Ich schau’s mir mal an, weil mir gerade so langweilig ist“ oder ähnliches. Und so ist es meiner Meinung nach auch bei den Videospielen. Die Käufer bestehen meist nur aus eingefleischten Fans des Sports und Neuankömmlinge findet man nur selten. Doch trotz der Tatsache, dass man nur über eine kleine, aber immerhin eingespielte Fangemeinde verfügt, geben sich die Entwickler Jahr für Jahr die Mühe, um ein oder zwei mehr oder weniger gute Games auf den Markt zu werfen. Die meistumgesetzte Sportart war ja bisher immer das Skispringen, doch seit diesem Jahr sieht die Sache erstmals etwas anders aus! Mit Ski Racing 2005 feat. Hermann Maier erschien in den letzten Wochen nämlich der inzwischen 2. Ableger des alpinen Skisports. Ob das Game überzeugen kann oder doch nur ein minderwertiges Lizenzspiel ist, erfahrt ihr in unserem neusten Review.
Schrott oder kein Schrott, das ist hier die Frage
Zugegeben hatte ich anfangs schon einige Vorurteile gegenüber dem Spiel. Angefangen mit dem Betrachten des Datenträgers. Statt nämlich auf den Standart zu setzen, liefert JoWood das Spiel überraschenderweise auf einer herkömmlichen CD aus. Ob sich das wirklich gelohnt hat, erfahrt ihr noch im Laufe des Reviews. Nachdem man die Disc jedenfalls eingelegt und die diversen Entwicklervideos auch endlich übersprungen hat, geht’s auch schon ins schlicht designte Hauptmenü. Dort angekommen merkt man schnell, dass die Auswahl an Spielmodi nicht gerade die Größte ist. So wurde zum Beispiel ein einsteigerfreundliches Tutorial komplett von der Liste gestrichen; und das mit fatalen Auswirkungen, wie man später feststellt. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch beim Karrieremodus, wo ihr euch vor Spielbeginn erst mal einen maßgeschneiderten Skifahrer zusammenbastelt und euch daraufhin direkt ins Skigetümmel stürzt. Doch klingt das alles leichter und schöner, als es wirklich ist. Die Menüs sind nämlich extrem umständlich aufgebaut, was im Endeffekt für reichlich Frust und nerviges Stöhnen sorgt. Bis ihr euch als Neueinsteiger durch das Wirwar gekämpft habt, vergeht schon eine gewisse Zeit und eins solltet ihr euch auf jeden Fall merken! Solltet ihr es bis zur Wettbewerbsauswahl geschafft haben, lasst die Finger bloß weg vom Slalommode...
Dreistigkeit auf 2 Skiern
...hier zeigt sich das miserable Gameplay nämlich von seiner schlechtesten Seite. Und als ob das nicht schon schlimm genug ist, wird man ohne großes Hintergrundwissen direkt auf die Piste gelassen. Zwar erwarten euch beim Ladebildschirm einige Tipps, doch richtig helfen tun sie nicht wirklich. Und gerade bei solchen Games müsste ein Tutorial absolute Pflicht sein. Wer von uns hat schließlich schon so viele Alpin Games gezockt, dass er wenigstens die Gründzüge der Steuerung auswendig kann? Das sind mit Sicherheit nicht viele...
Doch wieder zurück zum Spiel: Beim Start sieht das ganze Spektakel jedenfalls noch ganz nett aus, doch auch diese Euphorie verschwindet spätestens beim ersten Sturz gegen eine der Fahnen. Die Kollisionsabfrage ist nämlich derart übertrieben programmiert worden, so dass selbst ein kleiner Kontakt für einen verhängnisvollen Sturz sorgt. Und gerade beim Slalom wissen wir doch alle, dass man nur dann gute Zeiten erreichen kann, wenn man sich voll reinhängt und auch mal knapp an einer Fahne vorbeifährt. Wer also auf Slaloms steht, wird auf jeden Fall mit einigen Frusterlebnissen leben müssen. Ein gelungenes Durchfahren der Strecke gelang mir zum Beispiel nur bei Schneckentempo, was sich später aber auch dementsprechend auf die Wertungen ausgewirkt hat. Doch sollte man aber auch hinzufügen, dass nicht alle Modi an der teilweise „ausbaufähigen“ Steuerung leiden. Da haben wir zum Beispiel den Super-G, die Abfahrtsrennen oder auch den Riesenslalom, die zwar alle etwas Spaß machen, doch auf längere Zeit nicht wirklich überzeugen können. Hinzu kommt, dass die erarbeiten Erfahrungspunkte (falls ihr welche bekommen solltet) automatisch auf euren Sportler verteilt werden, und ein ähnlich gelungenes RPG Feature wie zum Beispiel in Skispringen 2005 nicht vorhanden ist.
Die Präsentation
Was man den Entwicklern jedoch gutschreiben muss, ist die Tatsache, dass man auf sämtliche Originalstrecken der Saison 2004/2005 zurückgegriffen hat und man somit über ein durchaus annehmbares Repertoire an Strecken verfügt. Fans wird’s auf jeden Fall freuen. Und für die ganz Hartgesottenen gibt’s auch noch einen extra hinzugefügten Streckeneditor, wo ihr euch nach Belieben auslassen könnt.
Die Optik an sich ist ganz passabel. Die Geschwindigkeit (falls sie mal aufkommen sollte) wird gut dargestellt und auch die Umgebung kann mit einigen interessanten Details überzeugen. Euch erwartet zwar kein grafisches Highlight, doch für ein Skispiel reicht’s allemal. Lediglich das sehr starke Flimmern und die grässlichen Animationen sorgen für einige Punktabzüge. Speziell die sehr übertriebenen Sturzanimationen sorgen ab und zu für einige Schmunzler. Abgesehen davon kann man aber mit der Präsentation aber durchaus zufrieden sein. Das Spiel kriegt zwar keinen Schönheitspreis, doch für Fans des Sports wird’s auf jeden Fall reichen.
FAZIT:
Nach intensivem spielen und mehreren überstandenen Wutausbrüchen fällt mir das Beschreiben eines korrekten Resumés schon etwas schwer. Einerseits gibt’s die da solch gravierenden Kritikpunkte wie die schlichten und wirren Menüs und die grausige Steuerung, doch wenn man sich mal den anderen Modi hingebt, fragt man sich echt, warum da nicht ein wenig intensiver gewerkelt wurde. Für Genre-Fans mag das Spiel ja noch ganz passabel sein, doch Normalozocker werden das Spiel schnell in die Ecke werfen. Von daher rate ich zu folgendem Vorschlag: Auf jeden Fall mal Probespielen und gegebenenfalls das Konkurrenzprodukt aus dem Hause RTL testen (welches wir auch getestet haben).
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- Einige Modi machen Spaß
- Aktzeptable Grafik
- Der Herminator ist mit dabei!
Minuspunkte:
- Schleche Kollisionsabfrage
- Kaum Motivation
- Lieblos designtes Spiel