Bereits im Mai erschien „Humanity“. Ein kleines, aber feines Puzzlespiel, wo man im Körper eines Hundes, ganze Gruppen von Menschen steuert. Ein Spiel, konzipiert von einem Künstlerteam, welches zuletzt die öffentlichen Toiletten Tokios designt hat und vom Produzenten hinter „Tetris Effect“, „Space Channel“ und „Lumines“ - Tetsuya Mizuguchi.
Die Geschichte der Gesellschaft
Das Spiel verfügt über einem Handlungsbogen, welcher die unterschiedlichen Puzzle-Räume thematisch miteinander verknüpft. Zusammengefasst könnte man sagen, dass die Menschheit ihren Weg verloren hat und es nun eure Aufgabe ist, in Form eines Shiba Inu, sie wieder zu vereinen und gemeinsam spielerisch und sinnbildlich in eine höhere Ebene zu führen. Es wird versucht, einige tiefsinnige Themen anzuschneiden wie Zusammenarbeit und Krieg. So mancher wird sich daraus sicher etwas ableiten können, aber am Ende ist es doch nur ein geschickter Kniff, die Aufgaben und das Design miteinander zu verbinden.
Wie die Lemminge
Disney hat uns damals eine Lüge aufgetischt, als man in einem Dokumentationsfilm die Lemminge als hirnlose Selbstmörder dargestellt hat. In diesem Spiel trifft das aber auf die Figuren zu. Ohne den treuen Shiba Inu würden die Figuren über die Klippen marschieren. Daher ist es eure Aufgabe, sie sicher zu ihrem Ziel zu führen und sie dadurch aufsteigen zu lassen. Die Rätsel beginnen einfach mit klaren Richtungsbefehlen. Mit einem Knopfdruck und lautem Bellen, legt man auf einer Kachel die Richtung fest, welche dann von den Menschen befolgt wird. Ihr bereitet so den Weg vor und springt, lauft und schwimmt durch die Gegend. Man legt also salopp gesagt, eine Route fest und umgeht Hindernisse und führt die Massen zum Ausgang. Mit der Zeit erlernt man weitere Befehle, um die Menschen zu steuern, wie springen, aufteilen, stoppen und mehr. Soweit hört sich alles nach dem Spieleklassiker „Lemmings“ an. Doch statt in 2D wird hier in 3D geknobelt und man nimmt bewusst Abstand von einer Fülle von Befehlen und reduziert diese eher. Oft gibt es in den Levels nicht mehr als drei Befehle, damit man Hindernisse wie Horden von Feinden, Laufbänder, Teleporter und auch klassische Schiebe und Schalter Rätsel zu lösen. Es ist erstaunlich, dass scheinbar komplexe Rätsel mit nur zwei bzw. drei Befehlen lösbar sind, wenn man die Umgebung geschickt einbindet. Der Schwierigkeitsgrad steigt konstant immer weiter an, bleibt aber fair. Hier und da wirft einem das Spiel besondere Hindernisse in den Weg, wo man eine gewisse Anzahl von Menschen retten muss, oder eine einzelne Figur durch ein Labyrinth von Wächtern steuert. Scheitert man, kann man gleich von Neuem starten und seine Befehle beibehalten. So kann man den Weg optimieren und die eigene Fehlplanung schnell beheben. Wer Bonuspunkte will, muss zu dem die „Goldies“ mitnehmen, nicht immer eine leichte Aufgabe, da sie abseits des leichten Weges stehen. Diese schalten dann mehr Kostüme für die Menschen und andere Effekte frei. Am Ende der jeweiligen Kampagne wartet ein Bosskampf. Hier gilt es, erlerntes Wissen erfolgreich einzusetzen. Wer doch einmal bei den recht kniffligen Rätseln hängen bleibt, kann sich einem Hilfssystem bedienen, oder man fragt einfach bei Google nach.
Vom Brutalismus und Klötzchen Figuren
Aufgaben sollten immer lesbar sein, damit man sie auch Lösen kann und das wurde hier hervorragend umgesetzt. Die Welt ist kantig entworfen und was die verschiedenen Hindernisse bewirken, ist ebenfalls klar erkennbar. Die Figuren verfügen über genügend Details, damit sie nicht seelenlos aussehen. Aber dennoch abstrakt genug, dass man sie ohne schlechtes Gewissen über eine Kante marschieren lassen kann. Ein sehr interessanter Mix, der auch bei hohen Menschenmassen und Effekten die Framerate hält. Einzig die Kamera zickt ab und zu herum. Wer zudem die nötige Hardware hat, kann dieses Spektakel auch in VR genießen. Musikalisch wurde der Künstler Jemapur verpflichtet, welcher einen sehr elektrolastigen Soundtrack abliefert, der sich jedoch gut in die Welt einfügt.
Rätsel Community
Das Spiel verfügt über einen Editor, der es einem erlaubt, selber Rätsel zu erstellen und mit der Community zu teilen. Die Steuerung geht hier leicht von der Hand, wobei die eigentliche Herausforderung darin besteht, coole Puzzles zu erstellen. Die Community gibt hier ihr Bestes und hat bereits einige interessante Aufgaben erstellt. Der Browser zum Suchen funktioniert bestens und als Genießer dieser Aufgaben, kann man hier einiges an Zeit verbringen.
FAZIT:
Es hat etwas gedauert, bis ich „Humanity“ gemeistert hatte. Die späteren Rätsel hatten es ordentlich in sich und forderten alles Erlernte. Doch wenn man am Ende des Tages alle Menschen ins Ziel geführt hat und den stetigen Menschenstrom begutachtet, ist es ein sehr befriedigtes Spiel. Die Mischung aus dem interessanten Design, dem Soundtrack und dem eigentlichen Gameplay, macht dieses Spiel definitiv zu einem Highlight. Insofern hat es alle seine Auszeichnungen zurecht verdient. Trotzdem ist noch etwas Luft nach oben. Manche Rätsel hätten vielleicht ein bisschen besser erklärt werden müssen. Auch bin ich mir nicht sicher, ob es eine bewusste Entscheidung war immer wieder leichtere Aufgaben zwischendrin einzufügen. Ich hatte somit zumindest immer ein Erfolgsgefühl diese in einem Zug zu erledigen, auch wenn das nächste Rätsel wieder 20 Minuten meiner Aufmerksamkeit verlangte. Die ersten Levels sind leider kein Indiz für den späteren durchaus knackigen Schwierigkeitsgrad. Der wird am Ende einige frustrieren, aber dafür gibt es ja YouTube und die interne Hilfsfunktion. Technisch bleibt nur die Kamera zu kritisieren, aber das war es dann schon auch.
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf einer PlayStation 5 mit 4K HDR TV ]
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