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Everspace 2
8. Oktober 2023

Kennt von euch noch jemand „Galaxy of Fire“? Vor fast 20 Jahren sorgte das Weltraumspiel für Wirbel auf dem Handy-Sektor. Ein paar Nachfolger erschienen, aber irgendwann rutschte der Entwickler Fishlabs in die Insolvenz. Die Gründer Michael Schade und Christian Lohr mussten gehen, das Hamburger Studio wurde verkauft und firmiert nun unter dem Namen Deep Silver Fishlabs. Dort veröffentlichte man vor einem knappen Jahr „Chrorus“ - ebenfalls ein Weltraumspiel. Doch die ehemaligen Fishlabs-Bosse waren natürlich nicht untätig. Sie gründeten in der Nachbarschaft ein neues Studio namens Rockfish Games. Mit „Everspace“ hat man auch schon ein actionlastiges Weltraumspiel veröffentlicht. Doch nun ist der wesentlich umfangreichere Nachfolger erschienen und wir haben uns das Spiel in aller Ausführlichkeit angesehen.

DMZ

Die Geschichte in „Everspace 2“ bietet viele Elemente. Geheimnisvolle Aliens (Ancients), Roboter, Klone, Politik, Syndikate und mehr. Trotzdem bleibt man am Anfang ziemlich im Dunkeln über die Ereignisse in der Demilitarisierten Zone. Ich hatte zumindest immer das Gefühl, das hier direkt auf den Ereignissen aus dem ersten Teil aufgebaut wird. Aber den kenne ich nicht und zumindest beim Recherchieren fand ich heraus, dass dieser auch nicht gerade sehr storylastig war. Wie dem auch sei, die Geschichte bietet einen Rahmen für das Weltraumspiel. Nur hätte ich mir etwas mehr Achtsamkeit gewünscht. Trotz sehr vieler Dialoge, bleibt vieles unbeantwortet, tritt zu sehr in den Hintergrund oder wirkt wie ein Element, dass erst später in der Entwicklung hinzugefügt wurde. Nach der finalen Mission, bleiben bei mir zumindest, viele Fragen offen. Frei nach dem Motto: So das war's jetzt, mehr gibt es vielleicht in Teil 3 oder einer Erweiterung.

Looter Shooter im Weltraum

Das Gameplay ist dagegen durchaus gelungen. Man kann sich das Ganze als eine Art „Diablo“ im Weltall vorstellen. Nur eben ohne Hack & Slash, dafür aber mit Weltraumgefechten. Was in beiden Titeln gleichermaßen existiert, ist die riesige Menge an Beute (Loot). Es gibt eine Menge Waffen und Ausrüstungen und das auch noch in mehreren Qualitätsstufen. Außerdem kann man Ressourcen sammeln, nicht benötigtes Equipment zerlegen oder verkaufen, eigene Komponenten herstellen, mit Waren handeln und neue Schiffe erwerben. Zudem fällt die Spielwelt riesig aus und ist in mehrere Systeme unterteilt. Diese beinhalten wiederum Planeten und andere interessante Orte. An diesen fechtet man Storymissionen aus, nimmt Nebenaufträge an, oder stellt sich in den Dienst von Unternehmen oder Verbrechersyndikaten. Nebenbei lohnt es sich auch noch, diese Plätze in aller Ruhe zu erkunden. Nicht selten warten wichtige Rohstoffe oder andere wertvolle Sachen auf den Spieler. Allerdings müssen dazu auch ein paar Rätsel oder Geschicklichkeitseinlagen gemeistert werden. Wem das noch nicht reicht, der kann sich auch noch in unendlich viele Zufallsbegegnungen (Notrufe oder unbekannte Signale) stürzen, um Erfahrungspunkte und Beute zu machen. Arbeitslos wird man nie und es fällt leicht, sich in den unzähligen Nebentätigkeiten zu verlieren.

Erfahrungspunkte & Freundschaftsdienste

Ebenfalls gewinnt man Erfahrungspunkte durch das Abschließen von Aufträgen und Abschießen von Gegnern. Bei Stufenaufstieg verbessern sich die Werte des Spielers bzw. dessen Raumschiff. Alle 5 Stufen kann man sich zusätzliche Fertigkeiten einverleiben (jeweils 3 Stück stehen zur Wahl). Nebenbei gewinnt man auch noch zahlreiche Freunde, die wiederum einige nützliche Dienste anbieten. Zum Beispiel ein verbesserter Traktorstrahl, Unterstützung durch einen Kampfpiloten, Energiekugeln, welche Schilde und Panzerung auffüllen, einen größeren Hangar usw. Oftmals sind diese sogar in mehreren Stufen ausbaubar, vorausgesetzt man verfügt über die benötigten Mittel. Somit ergibt sich ein interessantes Kreislaufsystem, das den Spieler bei Laune hält. „Everspace 2“ wird zudem niemals zu einfach, denn neben dem jederzeit änderbaren Schwierigkeitsgrad, wird an bestimmten Storypunkten die allgemeine Gegnerstärke angehoben (ähnlich den Weltstufen in „Diablo IV“). Im Gegensatz zu Blizzards Hack & Slash fühlt man sich trotzdem mit geeigneter Ausrüstung den Gegnern zumindest gewachsen und auf der leichteren Stufe immer überlegen. Sterben kann man trotzdem, vor allem in Situationen, wo viele Gegner auf den Spieler ballern oder man wieder mit der Steuerung hadert und sich quasi mit den eigenen Waffen tötet. Da wären wir auch gleich beim nächsten Thema…

Die Steuerung

Sie orientiert sich an typischen 3D Ego-Spielen, nur eben das man sich im freien Raum befindet. Das bedeutet, man kann hier in jede Richtung navigieren. Dazu nutzt man die Triebwerke bzw. den Boost um schneller zu werden. Problem eins ist jedoch: Man bewegt sich viel zu langsam. Zwar kann man noch einen Cruise Antrieb aktivieren, der das Raumschiff nach vorne schleudert, aber warum die zwei unterschiedlichen Arten? Man hätte das alles über einen Trigger kombinieren können, vorausgesetzt man würde die Haptik des DualSense auch vernünftig nutzen. Macht man jedoch nicht, gefühlvolles Gas geben ist nicht möglich. Ein weiteres Problem ist die fehlende Übersicht – es ist ein Arcadespiel, somit dient die Cockpitsicht nur als Gag und normalerweise spielt man das Spiel aus der Verfolgerperspektive. Hier sieht man einfach wesentlich mehr von der Umgebung, denn das Raumschiff zu rollen, ist lediglich mit Umstand möglich. Das kann das ähnliche „Chorus“ besser. Weiterhin gibt es zwei Primarwaffen und zwei Sekundärwaffen, denen jeweils eine Taste spendiert wurde und die mit dem Steuerkreuz einfach durchgeschaltet werden. Die Sekundärwaffen empfand ich aber durch die Bank weg, als zu schwach. Zudem müssen Raketen und Minen an Basen regelmäßig aufgefüllt werden, was sie im Endeffekt nicht sonderlich praktikabel macht. Die Primärwaffen sind alle energiebasiert und deshalb wesentlich effizienter. Es gibt auch noch unterschiedliche Hilfsgegenstände, die in der Hektik der Gefechte aber schnell untergehen. Weiterhin existiert jeweils eine Angriffs- und eine Defensiv-Routine, die mächtige Effekte hervorrufen kann (Schaden aber auch Reparatur) und die über Abklingzeiten verfügen. Oben drauf, existiert auch noch eine Spezialfertigkeit für den Notfall, die viel Power hat und den Spieler in brenzligen Situationen retten kann. Unterm Strich ist die Steuerung aber leicht überladen – zumindest für die hektischen Gefechte.

Handeln und trotzdem Pleite?

Neben der ganzen gesammelten Beute und den abgebauten Rohstoffen, die man allesamt auch verkaufen kann, lässt sich auch ein Leben als Händler aufbauen. Verschiedene Waren wie Medizin oder Solarmodule kann man in bestimmten Sektoren billig einkaufen, um diese dann in anderen Gebieten teuer zu verkaufen. Das ist mit dem anfänglichen Jäger-Raumschiff allerdings ziemlich müßig, da man nicht viele Lagerplätze zur Verfügung hat. Zum Glück lässt das Spiel einen jedoch die Wahl: Man kann auch in eine andere Raumschiffklasse investieren. Aber das ist richtig teuer. Ich besaß gerade einmal gegen Ende genügend Credits, um ein zweites Raumschiff zu erwerben. Aber warum sollte man das dann so spät im Spielverlauf tun? Das Finale kann man schließlich auch im Cockpit eines Jägers erleben. An keinem Punkt im Spielverlauf wird es dem Spieler schmackhaft gemacht, in eine andere Klasse zu wechseln. Insofern ist das eine richtig verschwendete Chance. Zwar kann man nach Abschluss der Geschichte weiterspielen, aber dazu muss man wirklich das Spiel mögen. Bei mir war ehrlich gesagt die Luft raus.

Uninspiriertes Design

Wenn ich an Weltraum-Sci Fi denke, dann fallen mir „Wing Commander“, „The Expanse“, „Alien“ oder „Babylon 5“ ein – auch „Star Wars“ oder „Star Trek“ gehören dazu. Alle Franchise verfügen über ein eigenständiges Design. Man erkennt sofort eine USS Enterprise oder einen TIE Fighter. Selbst der realistische Ansatz bei „The Expanse“ wirkt eigenständig. Sowas kannte ich vorher auch noch nicht. Bei „Everspace 2“ herrscht dagegen eine visuelle Langeweile. Das modular aufgebaute Spielerraumschiff, wie auch die Gegnerschiffe und Raumbasen bieten rein gar nichts Auffälliges. Es fehlt schlichtweg an Charisma bzw. irgendwas, was dem ganzen einen eigenen, selbstbewußten Look verpasst. Auch die Zwischensequenzen sind keine Glanzleistung. Entweder werden Ereignisse in der Spielengine dargestellt (und nicht gerade mit hollywoodreifer Inszenierung) oder in animierten Comicsequenzen, die jedoch eher an bunte Storyboards erinnern. Fishlabs ist ein kleines Studio, aber das reißt den Spieler schon mächtig aus dem spielerischen Flow. Zumal es für eine ordentliche dt. Sprachausgabe auch gereicht hat. Ansonsten zeigt sich der Titel bei der Technik unspektakulär. Die Framerate ist flüssig und bietet 60fps, dafür gibt es auch nicht sonderlich viele Details (Asteroiden und Wracks sind nun mal keine Hingucker). HDR hätte eigentlich ein Must-Have sein müssen, fehlt hier aber ganz. Die musikalische Untermalung weiß durch simple Elektrobeats zu gefallen, ohne auf Dauer zu nerven. Nur eben mehr unterschiedliche Melodien hätten es sein dürfen. Die Sprachausgabe muss dagegen erst manuell auf Deutsch umgestellt werden, kann dafür aber mit professionellen Sprechern überzeugen. Vor allem der Hauptcharakter, Adam Roslin, gewinnt dadurch Sympathiepunkte. Auch witzig, die Dialoge werden gegen Ende deutlich bissiger.

FAZIT:

Nach dem Abspann bleibt die Erkenntnis: Die erhoffte Weltraumoper, ist „Everspace 2“ nicht geworden. Man sieht dem Titel einfach sein geringes Budget an. Vor allem die Präsentation lässt zu wünschen übrig: Die Story verfügt über kein richtiges Ende und es bleibt vieles offen, die Zwischensequenzen haben bestenfalls Storyboard-Qualität und das Raumschiffdesign lässt jegliche Kreativität vermissen. Selbst im Unreal Engine Asset Shop sind ikonischere 3D-Modelle verfügbar. Das können auch nicht das manierliche Gameplay, der große Umfang und das ausgeklügelte Loot-System wettmachen. Für mich fehlt einfach das letzte Quäntchen „Magie“, um wirklich zu überzeugen.

[ Review verfasst von .ram ]

[ Gespielt auf einer PS5 mit 4K HDR TV ]

Pluspunkte:

  • Gameplay-Loop fesselt
  • Sehr gute dt. Sprachausgabe
  • Stabile Framerate, keine Abstürze

Minuspunkte:

  • Visuelle Design aus der dritten Liga
  • Story endet abrupt
  • Raumschiffklassen werden nicht effektiv im Spiel genutzt



Infos zum Spiel
NameEverspace 2
SystemPlayStation 5
PublisherRockfish Games
EntwicklerRockfish Games
GenreAction
USKab 12 Jahren
PEGI12+
Preis59,99 €
Release
 15.08.2023
 15.08.2023
 15.08.2023
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
Speicherbedarf32GB
Videos
Thread im Forum
Mehr...

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Screenshot Galerie
Everspace 2
Gameplay
8.0
Atmosphäre
6.5
Grafik
7.0
Sound
8.0
Spielspass
7.0
 

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