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Mortal Kombat 1
4. November 2023

Ed Boon und sein Team saßen lange auf dem Thron des besten Einzelspieler-Beat` em Ups, aber die Konkurrenz schläft nicht. Sogar „Street Fighter“ hat mittlerweile einen ordentlichen Einzelspieler-Modus bekommen. Mit dieser Konkurrenz im Nacken hat wohl das Team, wie auch Warner Bros. Games, nicht gerechnet und bringen, meiner Ansicht nach, „Mortal Kombat 1“ zu früh auf den Markt. Gameplaytechnisch gibt es hier nichts zu bemängeln, aber vieles was man sich seit dem Reboot von 2009 erarbeitet hat, wird hier in mangelhafter Qualität ausgeführt!

Die perfekte Zeitlinie

Im Finale von „Mortal Kombat 11“ ist Liu Kang nicht nur zu einem Gott aufgestiegen, sondern hat sich auch zu einem Titanen über die Zeit erhoben. In seinen Händen liegt nun das Stundenglas von Kronika und so formt er damit die Geschichte der sechs Reiche neu. Vorbei sind die Zeiten, in den man sich im Mortal Kombat gegen die Invasion der Outworld erwehren musste. Königin Sindel regiert hier mit harter Hand. Der Ninja Klan Lin Kuei wird von Sub-Zero (Bi-Han) und seinem Bruder Kuai Liang (Scorpion) geführt und beschützt das Erdenreich. Der ewige Wettkampf, das Mortal Kombat, ist nur noch ein freundschaftlicher Wettstreit, welcher vom Feuergott Liu Kang ausgerichtet wird. Eben jenes Turnier steht wieder an und Liu Kang rekrutiert Kämpfer aus dem Erdenreich. Johnny Cage, Kung Lao, Raiden und Kenshi müssen sich beweisen, welcher der Auserwählte sein mag, um in diesen Wettkampf anzutreten. Doch im Hintergrund zieht eine alte Bekannte ihre Strippen und manipuliert die augenscheinlich perfekte Zeitlinie. Feinde, welche hier eigentlich nicht an Macht gewinnen sollten, kehren zurück. Auch scheint es Fixpunkte in der Zeit zu geben, welche unumgänglich sind.

Wir sind nun im dritten Reboot der Zeitline. Raiden hat nach Armageddon versucht alles zu korrigieren und ist gescheitert. Auch Liu Kang scheint es nicht besser zu ergehen. Die Welt von Mortal Kombat ist in einem ewigen Konflikt gefangen und eignet sich so bestens für den Hintergrund eines Prügelspiels. Da ist es doch erstaunlich, dass die Entwickler von NeatherRealm eine ordentliche 5-6 Stunden lange Handlung fabrizieren konnten. Ob ihr länger braucht, hängt davon ab, wie ihr die Kämpfe zwischen den Geschichten meistert. Glücklicherweise bleiben einem dieses Mal übermächtige Gegner (man erinnre sich an „Mortal Kombat 9“) erspart. Leider verliert man sich in den letzten Kapiteln etwas, was aber noch für ein unterhaltsames Finale sorgt. Der Weg dorthin ist gut erzählt und man will schon wissen, wie die Geschichte der Figuren endet. Man muss sich halt nur auf eine totale Over The Top Action einstellen und so manche abrupte Sinneswandlung hinnehmen. Cineastisch haben die Entwickler jedenfalls einiges gelernt und präsentieren Kameraeinstellungen, wie man sie von einem Blockbusterfilm erwartet. Somit stellt schon mal die Präsentation den Vorgänger in den Schatten. Nicht neu, aber anders, sind die Enden im normalen Arcade-Modus. Diese erzählen diesmal die Geschichte weiter und sind somit Kanonisch!


Choose Your Fighter!

Die Kämpferauswahl bei „Mortal Kombat 1“ hält kaum Überraschungen parat. Größtenteils besteht sie aus den Ninjas, den Erdenreichkämpfern und der Königsfamilie aus Edenia samt königlicher Garde. Da verwundert es, dass sich Kämpfer wie Li Mei, Ashrah und Reiko in der Auswahl befinden. Sie hatten den letzten großen Auftritt in „Mortal Kombat Armageddon“! Mit Tanya und Geras kehren auch bekannte Charaktere aus der PS4 Ära zurück. Zur Freude vieler spielen sich die Urgesteine der Mortal Kombat Kämpfer wie gewohnt. Bei Scorpion und Sub-Zero gibt es nur minimale Anpassungen an ihren Move Sets. Die neuen Charaktere wurden dafür stark überarbeitet und kommen mit einer Gimmick-Funktion daher, wie es zurzeit viele moderne Prügelspiele haben. So darf Geras, als Meister der Zeit, diese manipulieren oder Ashrah wechselt in einen anderen Schwertmodus. Ansonsten bleibt alles serientypisch, vier Tasten für Schläge und Tritte, eine dezidierte Blocktaste und immer noch die eigenwillige Form, die Superaktionen zu starten. Animationstechnisch bleibt man den hölzernen Bewegungen treu (das wird sich wohl nie ändern), jedoch wurde ein Augenmerk auf das Vertikale gerichtet. Die Arenen sind nun wesentlich höher, wodurch nun bessere und komplexere Luftcombos möglich werden. Wer nun hofft, diese fordernden Kombos mit einem einfachen Modus aller „Street Fighter 6“ auszuführen, liegt falsch. Die Steuerung bleibt unverändert gegenüber den Vorgängern. Nur leichte Anpassungen wie zum Beispiel Tasteneingaben vom Spiel gelesen werden, sind vorhanden. Ob diese eine Erleichterung sind, hängt jedoch vom Spielstiel ab.

Gestrichen wurden dagegen die Stage-Interaktionen, wie auch die Superleisten für Verteidigung und Angriff. Es kehrt die übliche drei Stufen Super-Leiste zurück und die neuen Kameo Kämpfer werden eingeführt. Diese können während des Kampfes zur Unterstützung gerufen werden und haben eine gewisse Cool-Down Zeit. Sinn und Zweck dieser Charaktere ist es, Schwächen des Hauptkämpfers auszugleichen. Hat die Figur keinen Teleport, nimmt man Kung Lao oder auch Motaro. Auch kann man sie nutzten, um Kombos zu verlängern. Der Nutzen der Charakter hängt aber stark vom Geschick des Spielers ab. Wer es einfach mag, schnappt sich Goro mit seinem Stampfer! Aber Achtung, der hat eine lange Cooldown Zeit.

Test your Engine

Abermals nutzt Mortal Kombat die Unreal Engine, jedoch statt Version 3 nun Version 4. Wie bereits beschrieben, mussten einige Anpassungen bei der Engine vorgenommen werden. Aber auch dieses Mal schafften es die Entwickler, die Engine auf das Gerüst von Mortal Kombat zu biegen. Das sorgt für ein stabiles und klares Bild in einer dynamischen 4K Auflösung und hält dabei konstant die 60fps ein. Einzig bei Intros und Fatalaties gibt es 30fs, dafür aber dann einen höheren Detailgrad. Das sorgt dafür, dass diese Abschluss Aktionen wirklich in all ihren blutigen Details und Grausamkeiten dargestellt werden können. Die Arenen fallen für Mortal Kombat Verhältnisse diesmal sehr bunt und unblutig aus. Fügen sich aber gut in das neue Design der Spielereihe ein. Generell scheint alles eine Spur farbenfroher zu sein. Wer seine düsteren Arenen vermisst, den kann ich beruhigen! Die gibt es nach wie vor und diese sehen auch unglaublich gut aus. Das Charakter Design ist dagegen ein zweischneidiges Schwert. Hier existieren die größten Unterschiede und werden so manchen Spieler vor den Kopf stoßen. Zudem vermisst man außergewöhnliche Figuren wie The Kollector oder D'Vorah schmerzlich. Das führt dazu, dass sich 90% der Kämpfer denselben Körperbau der Ninjas bzw. den weiblichen Gegenstücken teilen. Es fällt somit sofort auf, dass alle Frauen im Mortal Kombat Universum ultra-praktische Stöckelschuhe tragen! Auch die Auswahl der zweiten und dritten Kostüme ist mehr als überschaubar und wenig einzigartig. Die anpassbaren Gegenstände des Vorgängers wurden zudem auch reduziert. Statt drei Kleidungsstücke gibt es nun nur noch eines pro Kämpfer. Diese fallen je nach Figur unterschiedlich aus, Johnny Cages Sonnenbrille ist recht auffällig, wohingegen Sindels Diadem eher unscheinbar ist. Musikalisch gibt es kaum was zu beanstanden. Die Stücke passen gut zu den Arenen und auch die Effekte sind wuchtig, wie man es eben erwartet. Auch bei der Synchronisation setzt man auf erfahrene Sprecher, zumindest was die deutsche Sprachausgabe betrifft. Im Englischen gibt es dagegen „erfahrene“ Schauspieler mit Synchronerfahrung wie Megan Fox. Das Ergebnis fällt leider etwas zweifelhaft aus. Der Netzcode läuft seit der Überarbeitung in „Mortal Kombat X“ auch hier wieder stabil und ist ein Garant für flüssige Spiele. Auch gibt es wieder ein Saison-System, wo die Ranglisten nach Ablauf zurückgesetzt werden.

Der ewige Kombat

Seit der PS2 Ära versucht man das Spielerlebnis für Einzelspieler jenseits der Arcade Türme zu strecken. Die beliebte interaktive Krypta wurde im neuen Teil gestrichen und durch ein Spielbrett ersetzt, den Invasions-Modus. Man steuert hier seine Spielfigur von Feld zu Feld und bestreitet Kämpfe mit unterschiedlichen Modifikationen. Hier und da gibt es noch Geschicklichkeitssaufgaben und Schatzkisten, welche besondere Ausrüstungsgegenstände freischalten. Dieser Modus weist einige leichte Rollenspielelemente auf, da nach jedem Kampf die Spielfigur Erfahrungspunkte sammelt und im Level aufsteigt. Zudem gibt es auch eine besondere Attributs Zugehörigkeit wie Blitz, Feuer, Eis etc. Dadurch hat so manche Figur im Kampf Vorteile oder Nachteile. Glücklicherweise kann man jederzeit seinen Kämpfer wechseln. Es hilft auch, dass alle Figuren gleichzeitig aufsteigen. Jedoch hat der gut gemeinte Modus ein Problem: Er ist einerseits zu leicht aber auch unfair. Um den Nachteil der KI auszugleichen, hat der Gegner eine Aura mit der er nicht blockbare Angriffe durchführen kann bzw. unverwundbar wird. Das zieht die Kämpfe etwas zu sehr in die Länge. Hat man alle Bretter abgeschlossen, welche im Design der jeweiligen Arenen gehalten sind, gibt es am Ende einen einzigartigen Skin. Auch kann man im Online Shop mit einer eignen Saison-Währung entsprechende Farbskins für alle Charaktere kaufen. Am Ende der Online Saisons sollen die Bretter neu erstellt werden und somit für Abwechslung in den nächsten 2 Monate sorgen.

Innerhalb der Bretter findet man spezielle zeitgebundene Türme, ähnlich der „Türme der Zeit“ aus dem Vorgänger. Jedoch sind auch diese an das Level System gekoppelt und scheinen oft mehr unfair als fordernd zu sein. Auch hat man hier die Belohnungen drastisch zurückgefahren, so dass es kaum Sinn macht, sich diesen zähneknirschenden Aufgaben zu stellen. Positiv sei hier aber erwähnt, dass man sich vom Grind des Vorgängers verabschiedet. Brutalities sind nun nicht mehr hinter spezifischen Türmen versteckt, sondern werden über Zeit durch den jeweiligen Kämpfer freigeschaltet. Ihr müsst nur genügend Matches mit ihm bestreiten. Auch existiert der Irrsinn mit den Juwelen nicht mehr. Man findest sie nun in abgeminderter Form im Invasions Modus. Abgerundet wird die Einzelspieler Erfahrung noch durch die üblichen Kombo Herausforderungen und einen robusten Trainigsmodus.

Krunch oder doch Kalkül?

Auf den ersten Blick scheint „Mortal Kombat 1“ eine hervorragende Fortsetzung zu sein, sofern man nicht tiefer eintaucht. Über die Qualität der Handlung kann man diskutieren, die passt jedoch im Kontext der Reihe. Allerdings hat man hier Zugriff auf zahlreiche Kostüme und Kämpfer, welche man nicht im Hauptspiel findet. Shang Tsung ist ein spielbarer Charakter, obwohl er nur als Vorbesteller Bonus erhältlich war. DLC Kameo Charakter kommen zum Einsatz, welche es eigentlich noch nicht geben sollte. Ermac und Quan Chi, exklusive DLC Kämpfer, werden hier auch bekämpft. Gut, optisch haben sie das neue Design, verfügen aber über die Attacken / Animation aus „Mortal Kombat 11“. Auch finden sich im Echtgeld Shop Kostüme, die man auch während des Spielens freischalten kann. Man hat das Gefühl, dass hier bewusst Inhalte zurückgehalten wurden, um für die Saisons etwas zu bieten.

Verschiedene Intros oder Outros sucht man ebenfalls vergeblich und der liebgewonnen Smak Talk zu Beginn, wurde auf ein Minimum gestrichen. Die Anpassungen der eigenen Kämpferkarte sind auch nur auf dem untersten Standard in diesem Genre. Technisch vermisst man Optionen, welche man aus den Vorgängern kennt. Es ist nicht mehr möglich, sich Moves anzupinnen (wurde mit dem letzten Patch behoben). Der Trainingsmodus, wie auch die Onlineerfahrung, sind in meinen Augen auch weit hinter dem Vorgänger. Hier bietet die Konkurrenz wesentlich durchdachtere und umfangreichere Optionen. Auch in Sachen Barrierefreiheit und Anpassung der Steuerung schwimmt der Titel nicht vorne mit. So ziehen sich viele dieser Kleinigkeiten quer durch das Spiel und vermitteln, dass der Titel noch ein paar Wochen mehr Entwicklungszeit gebraucht hätte. Bleibt die Frage, ob Warner Bros. Games die NetherRealm Studios dazu genötigt hat, das Spiel unbedingt fertig zu stellen. Wenn man sich die völlig vermurkste Switch Version ansieht, ist das gar nicht mal so abwegig. Oder man hat sich lediglich erhofft, mit den zurückgehaltenen Kostümen einige Euros mehr zu verdienen.

FAZIT:

Seit „Mortal Kombat Deception“ habe ich mir jeden Ableger der Serie gekauft (ja auch „MK vs DC“) und habe festgestellt, dass sich die Serie stetig weiterentwickelt. Jedoch scheint dieser Ableger auf der Stelle zu treten. Die Kernelemente sind vorhanden und im gewohnten guten Niveau. Aber es fehlt das gewisse Extra, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. „Tekken“ und „Street Fighter“ sind so stark wie nie und dagegen kommt dieses „Mortal Kombat“ nicht an. Die Auslegung auf ein balanciertes und turniertaugliches Kampfsystem ist sehr lobenswert, aber im Herzen war und ist „Mortal Kombat“ kein Online Spiel. Für mich und wohl auch für viele, ist die Serie ein Solospiel, wo man mit seinen Freunden vor dem Fernseher gemeinsam Spaß hat. Im neuen Teil vermisst man einige der liebgewonnen Werte. Schade ist es für die Wettkampf-Szene, denn diese hat bereits ihre Bedenken geäußert, da gewisse Kämpfer auf Grund von Bugs von den Turnier Listen gestrichen wurden. Abgesehen davon ist jedoch auch dieses „Mortal Kombat“ technisch durchaus gelungen. In Sachen Präsentation gibt es hier nichts zu bemängeln und es wird sogar noch eine Schippe draufgelegt. Allerdings muss man auch so ehrlich sein und sagen, dass das Gesamtpacket „Mortal Kombat 1“ nicht ganz an die Qualität der letzten beiden Spiele herankommt.

[ Review verfasst von Andy ]

[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4K TV ]

Pluspunkte: 

  • Hervorragendes Gameplay
  • Gelungene Präsentation
  • Blutig wie eh und jeh

Minuspunkte:

  • Lauer Online Modus
  • Keine komplett neuen Charaktere
  • Kostüme und sogar Fatalities werden bewusst zurückgehalten



Infos zum Spiel
NameMortal Kombat 1
SystemPlayStation 5
PublisherWarner Bros. Games
EntwicklerNetherRealm Studios
GenreBeat'em Up
USKkeine Jugendfreigabe
PEGI18+
Preis69,99 €
Release
 19.09.2023
 19.09.2023
 19.09.2023
Spielerzahl1-8
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
Speicherbedarf90GB
HeadsetJa
Videos
Thread im Forum
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Screenshot Galerie
Mortal Kombat 1
Gameplay
8.0
Atmosphäre
9.0
Grafik
9.0
Sound
8.0
Spielspass
8.0
 

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