Es sind bereits 9 Jahre seit dem Release von Tekken 7 vergangen, dabei fühlt es sich noch an wie gestern. Das mag daran liegen, dass das Spiel bis zuletzt noch sehr aktiv gespielt wurde. Doch diese Zeit ist nun vorbei, denn der Nachfolger steht bereit mit Tekken 8. Die Fesseln der Last-Gen werden endlich abgelegt und Bandai Namco beehrt uns mit einem reinen Current-Gen Fighter, der es in sich hat. Wie sich das Spiel im Test schlägt, klären wir im weiteren Text.
Kazuya vs. Jin
Nachdem Kazuya in Tekken 7 Heihachi endgültig getötet hat, ist er der mächtigste Mann der Welt und leidet auch noch unter Größenwahn. Denn laut Kazuya ist die Welt zu schwach und das Problem möchte er mit dem nächsten King of Iron Fist Tournament lösen. Nur die Stärksten sollen überleben und die Verlierer und ihre Nationen werden von Kazuya persönlich ausgelöscht. Natürlich gibt es breiten Widerstand gegen Kazuya, aber dank Teufelsgen ist er unheimlich mächtig geworden. Die einzige Hoffnung der Menschheit ist Jin, der auch über das Teufelsgen verfügt und versucht seine vergangenen Taten (dritten Weltkrieg lostreten) wiedergutzumachen. Sein Ziel ist nichts Geringeres als die komplette Auslöschung des Teufelsgens. Letztlich läuft alles auf den großen Showdown zwischen Kazuya und Jin hinaus. Auf dem Weg dahin gibt es aber zahlreiche Wendungen, interessante Storyfetzen und einige bemerkenswerte Momente. Es ist die bisher beste Geschichte in einem Tekken Spiel, aber die Messlatte liegt auch nicht sehr hoch. Dementsprechend sollte niemand tiefgründige Gespräche oder ernste Themen erwarten. Letztlich geht es um ein Turnier von Kämpfern, die das Schicksal der Welt zwischen sich entscheiden.
Wie nach Hause kommen
Auch wenn die Story viele Leute bei Tekken motiviert, werden die meisten das Spiel wegen seines Gameplays spielen und natürlich hat Tekken 8 hier einiges verändert und verbessert. So baut man auch weiterhin auf dem klassischen Steuerungsmodell auf, in dem die beiden Arme und Beine mit den vier Aktionstasten gesteuert werden können. In Verbindung mit den Richtungstasten und entsprechenden Tastenfolgen können so mächtige Kombos genutzt werden. Ziel der meisten Kombos ist es den Gegner in die Luft zu befördern und dann mit seiner Kombo starken Schaden zu machen, bevor der Gegner wieder die Kontrolle über seinen Charakter zurückgewinnt. Fans der Serie dürften sich bei den altbekannten Charakteren gleich wieder wie Zuhause fühlen, denn viele Kombos wurden natürlich übernommen. Aber viele wurden auch angepasst und neue Kombos gibt es auch. Überhaupt sind die Kombolisten der einzelnen Charaktere unendlich lang und einen Charakter wirklich zu meistern, dürfte etwas dauern. Übrigens wurden die Rage Arts aus Tekken 7 übernommen, aber auch angepasst. Denn neuerdings reicht ein Drücken auf R2 um ein Rage Art auszuführen, wobei die eigene Lebensleiste bei unter 25% liegen muss. Darüber funktioniert es nicht. Sie sind letztlich ein Mittel um ein Match noch zu eigenen Gunsten zu drehen, da sie extrem viel Schaden anrichten. Werden sie aber geblockt, kann es bereits das Ende bedeuten, weil man dann erstmal schutzlos dasteht.
Heat System
Neu ist das sogenannte Heat System in Tekken 8. Pro Runde kann jeder Kämpfer einmal in den Heat Modus wechseln, der entweder über R1 oder einen bestimmten Angriff, der je nach Charakter variiert, ausgelöst werden kann. In dieser Zeit fügt ihr dem Gegner selbst dann Schaden zu, wenn er eure Angriffe blockt und eure Angriffe machen mehr Schaden. Zum Teil könnt ihr mit euren Charakteren dann sogar neue Kombos und Angriffe nutzen, die ansonsten nicht verfügbar sind. Nach kurzer Zeit endet der Heat Modus und es geht wie gehabt weiter. Wer möchte kann seine Heat Leiste aber auch auf einen Schlag aufbrauchen mit dem Einsatz des Heat Smash. Das ist ähnlich wie die Rage Arts ein besonders mächtiger Angriff, kann aber nur während des Heat Modus eingesetzt werden.
Support für Neulinge
Nun mag das alles etwas überfordern, doch zum Glück haben die Entwickler auch an Neulinge gedacht. Denn im Spiel ist es jederzeit möglich, einen Spezialmodus zu aktivieren, der das Ausführen von Kombos enorm vereinfacht. Mit einzelnen Tasten könnt ihr dann mächtige Kombos ausführen, die sonst etwas Übung voraussetzen würden. Dieser Spezial-Modus ist sogar online nutzbar, was zu nervigen Situationen führen kann, wenn Gegner die immer gleichen Kombos spammen. So ist die Idee, Neulingen den Einstieg etwas leichter zu gestalten, löblich und auch etwas, was andere Spiele bereits versucht haben, doch ist die Implementierung bei Tekken 8 nicht ganz zielführend. Denn wer diesen Modus nutzt, wird die Mechaniken des Spiels nie lernen. Das haben andere Spiele bereits besser hinbekommen.
Tekken Ball
Neben dem Story-Modus gibt es in Tekken 8 noch die sogenannten Charakter-Episoden. Diese bestehen aus einem Intro und Outro pro Charakter und ein paar Kämpfen und erinnern an die Geschichten aus vergangenen Spielen. Wer etwas mehr Inhalt haben möchte, kann auch in den Arcade Quest Modus einsteigen. Hier generiert ihr euch einen kleinen Charakter nach euren Wünschen und werdet in eine kurze Story geworfen, die euch mit dem Tekken 8 Release die Welt der Arcade-Hallen etwas näher bringen möchte. Nach ca. 3 Stunden erreicht man bereits das Ende dieser Geschichte, die eigentlich nicht der Rede wert ist. Aber tatsächlich lohnt sich der Modus insbesondere für Neulinge, weil man regelmäßig kleine Tutorials bekommt, um spezielle Kombos seines ausgewählten Charakters zu lernen. Ansonsten gibt es natürlich noch einen sehr ausführlichen Trainingsmodus und mit der Rückkehr von Tekken Ball ein weiteres Highlight. Tekken Ball ist quasi die eigene Version von Beach-Volleyball. Gespielt wird ohne Netz und der Ball wird mit euren Angriffen auf die andere Seite geschlagen, um Schaden anzurichten.
Rollback
Der Online-Modus des Spiels ist natürlich ebenfalls umfangreich und bietet Ranglisten-Spiele, Lobbies und alles was man so benötigt. Die größte Neuerung ist aber nicht sichtbar. Denn erstmals nutzt Tekken 8 einen Rollback Netcode. Ohne zu tief in die Details zu gehen, ermöglicht dieser flüssigere Spiele, wenn beide über eine gute Verbindung verfügen. Eine Änderung die Spieler schon seit Jahren forderten und nun endlich bekommen haben. Es gibt aber auch einen Kritikpunkt am Online-Modus, insbesondere im Ranglisten-Spiel. Denn Spieler die einfach die Internetverbindung trennen, um ihre Siegesserie beizubehalten, werden quasi nicht bestraft. Das sorgt leider immer wieder für nervige Momente, wenn man um den verdienten Sieg gebracht wird, weil jemand ein schlechter Verlierer ist. Hier muss Bandai Namco noch nachbessern.
Multi-Kulti
Tekken 8 ist eines der ersten Unreal Engine 5 Spiele dieser Generation. Zwar muss man auf Lumen, Nanite und andere Spielereien verzichten, um bombenfeste 60 Bilder pro Sekunde zu erreichen, aber das Spiel sieht trotzdem toll aus. So gibt es mehrere Arenen mit schönen Details im Hintergrund. Ein Highlight ist definitiv Peru mit seinen Alpacas, die durch die Kampfarena laufen. Aber auch die Charaktere verdienen ein Lob, die nur so vor Details strotzen. Manchmal haben die Designer es vielleicht sogar etwas übertrieben, wodurch einige Designs etwas überladen wirken. Aber zum Glück gibt es alternative Kostüme und wer möchte, kann auch seine eigenen entwerfen. Auch der Soundtrack verdient Lob. Wie gewohnt bietet er meist elektrische Beats, welche die Kampfatmosphäre perfekt unterstreichen. Wer möchte, kann aber auch aus dem gesamten Musikkatalog der Serie schöpfen und sich seine eigene Playlist erstellen. Erwähnenswert sei auch die Synchronisation. Denn jeder Charakter ist in seiner jeweiligen Sprache synchronisiert. Jin spricht z.B. japanisch, Leo deutsch, Victor französisch usw. Das sorgt insbesondere im Story-Modus für ein paar witzige Momente, wenn jeder in seiner eigenen Sprache spricht und sich trotzdem alle verstehen. Offenbar haben die Kämpfer nicht nur Kampf-, sondern auch Sprachtalent.
FAZIT:
Tekken 8 bietet wirklich für jeden etwas. Fans der verrückten Tekken-Stories dürfen sich im Story-Modus und den Charakter-Episoden austoben, kompetitive Spieler haben dank Rollback Netcode online noch mehr Spaß und unterstützt wird das alles von sinnvollen und durchdachten Gameplay-Verbesserungen. Natürlich ist auch Tekken 8 nicht fehlerfrei. So ist der Modus für Neueinsteiger gut gemeint, aber nicht wirklich hilfreich die Leute ans Spiel heranzuführen und online gibt es mit Rage Quittern immer noch Probleme. Aber das meckern auf hohem Niveau, wenn man bedenkt, wie gelungen so ziemlich jeder andere Aspekt des Spiels ist. Somit ist Tekken 8 für Beat`em Up Fans ein absolutes Muss.
[ Review verfasst von crack-king ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4k TV ]
Pluspunkte:
Unvergessliche Story-Momente
Großer Umfang
Gelungene Verbesserungen des Kampfsystems
Minuspunkte:
Modus für Neulinge wenig hilfreich
Eine Lösung für Rage Quitter fehlt online
Ein paar All-Time Classic Charaktere (z.B. Lei Wulong) fehlen
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