Als „Granblue Fantasy: Relink“ vor vielen, vielen Jahren erstmals angekündigt wurde, war der Aufschrei unter den Fans der Serie dermaßen groß, dass sogar diejenigen aufgehorcht haben, die bislang noch nicht in Kontakt mit der Serie standen. Für viele Fans der beliebten Gacha-Serie war die Möglichkeit, seine Helden endlich in 3D zu sehen, nämlich das Höchste aller Gefühle. Fast grenzenlos war die Freude dann sogar, als man hörte, dass Platinum Games - welches 2016 noch ziemlich renommiert war - bei der Entwicklung aushelfen würde. Doch mit der Zeit wurde es immer ruhiger um das Spiel. Und auch Platinum Games ist seit geraumer Zeit nicht mehr an der Entwicklung beteiligt. Doch was lange währt, wird endlich gut. Ein Prädikat, was meistens nicht auf viele Produktionen zutrifft, die derart lang in der Entwicklung steckten, wie „Granblue Fantasy: Relink“.
Die letzte Fantasie?
Wie bei den meisten RPGs steht vor allem die Kampagne im Fokus des Spiels. Und zugegebenermaßen wurde ich hier bereits ziemlich früh auf dem falschen Fuß erwischt, da man direkt von Beginn an mit zahlreichen Begriffen und Charakteren überwältigt wird, die man als Neuling im Granblue Fantasy Universum natürlich erstmal nicht kennt. Und da die Charaktere bereits etablierte Beziehungen und Freundschaften innehaben, die sich im Laufe des Gachas geformt haben, ist es zugegebenermaßen erstmal etwas schwierig, ein Gefühl für die Geschichte zu erhalten. Dennoch muss man die Entwickler dafür loben, sich für eine relativ simple Story entschieden zu haben, die man diese auch ohne großes Hintergrundwissen relativ gut nachvollziehen kann. Und zwar geht es darum, dass eure Gruppe von Abenteurern auf dem Weg in das Himmelsreich Estalucia zum Opfer einer Entführung werden. So fällt eure langjährige Begleiterin Lyria in die Hände der geheimnisvollen Kirche von Avia, die Lyrias mächtige Zauberkräfte zu eigen machen möchte. Das Abenteuer, welches diese Rettungsaktion umgarnt, führt den Spieler anschließend durch eine Vielzahl von Welten, die sich optisch und manchmal auch spielerisch stark voneinander unterscheiden. So gibt es nicht nur lineare Levels, wo man in bester Final Fantasy XIII Manier einem einzelnen Pfad folgt, sondern auch offene Welten, die Umwege und verschiedene Geheimnisse offenbaren. Und abgerundet werden die einzelnen Kapitel stets durch beeindruckende Boss-Gegner, die zum Teil bildschirmfüllend sind und ganz großes Spektakel liefern. Interessanterweise lässt sich die Kampagne innerhalb von 10 bis 15 Stunden durchspielen, was für RPG-Verhältnisse schon relativ kompakt ist. Dennoch bekommt man am Ende des Tages einiges für sein Geld geboten…
Auf der Suche nach dem blauen Drachen
Neben der interessanten Main-Story umfasst das Spiel nämlich auch zahlreiche Neben-Inhalte, die die Spielstunden in die Höhe treiben können. Dazu zählen unter anderem Charakter-spezifische Nebenmissionen, wo man in Form von animierten Textpassagen nicht nur die Vergangenheit des jeweiligen Kriegers erzählt bekommt, sondern manche Passagen auch aktiv nachspielen kann. Darüber hinaus gibt es in jeder Hub-Stadt einen speziellen Stand, wo man aus verschiedene Sidequests wählen kann. Dabei unterscheiden sich die Missionen in vielerlei Hinsicht. Diese Unterschiede zeigen sich nicht nur beim Schwierigkeitsgrad, sondern auch beim Missionsstil. So kämpft man entweder gegen zahlreiche Horden von kleineren Gegnern oder auch gegen richtig harte Bossgegner. Die zu gewinnenden Ressourcen und Materialien kann man dann im Anschluss in die Erstellung und Aufwertung von Waffen investieren. Und umso mehr Zeit man in das Spiel investiert, desto besser werden schließlich auch eure Waffen. Allerdings trifft das auch auf die Feinde zu, die in ihrem Schwierigkeitsgrad zum Teil Monster Hunter-ähnliche Züge annehmen und im Zweikampf eine gute Zusammenarbeit erfordern. Und genau so wie bei Monster Hunter lassen sich diese Nebenmissionen sowohl alleine (mit euren drei KI-Partnern) erledigen als auch im virtuellen Kooperations-Modus mit anderen PS5 bzw. PS4-Spielern. Und da sämtliche Ressourcen und Erfahrungspunkte zwischen Haupt- und Nebenquests ineinandergreifen, entwickelt sich mit der Zeit ein interessantes Momentum, um seine Truppe so stark wie möglich zu machen. Und dies gelingt einem nicht nur durch bessere Waffen, sondern auch durch die Verbesserung der jeweiligen Eigenschaften. Hier kommen die Skillpunkte ins Spiel, die man nach den zahlreichen Kämpfen erhält. Indem man diese Punkte in den Skill-Tree eines jeden Charakters investiert, lassen sich nicht nur die Stärke und Abwehrpunkte erhöhen, sondern auch nach und nach neue offensive und defensive Fähigkeiten freischalten. Und angesichts der Tatsache, dass das Spiel eine Unmenge von Charakteren umfasst, kann man zweifellos sagen, dass „Granblue Fantasy: Relink“ in Sachen Umfang definitiv einiges zu bieten hat.
Die letzte Odyssee
In Sachen Gameplay setzt Granblue Fantasy auf schnelle und rasante Action. So verfügt jeder Charakter über verschiedene Skills, die man mit den jeweiligen Face-Buttons aktivieren kann. Genretypisch muss man dabei natürlich auch die Cooldowns beachten. Man kann also nicht wild eine Attacke nach der nächsten abfeuern. Interessant ist auch die Tatsache, dass man mittels des oben erwähnten Skill-Trees nach und nach neue Fähigkeiten erlernen kann. Euer Kämpfer wird also im späteren Verlauf des Spiels deutlich anders agieren als zu Beginn. Eine Besonderheit von „Granblue Fantasy: Relink“ ist auch die Tatsache, dass eure Vierergruppe mächtige Combo-Attacken ausführen kann, die nicht nur grafisch beeindruckend sind, sondern auch enormen Schaden zufügen können. Dies ist allerdings erst machbar, sobald sich euer Link-Wert aufgefüllt hat. Vorteilhaft sind diese Gruppen-Attacken insbesondere bei den starken Bossen-Gegnern, die im Gegensatz zu den Standard-Monstern reichlich einstecken können. Eine weitere Nuance erhält das Spiel durch die verschiedenen Jobs, die die einzelnen Charaktere durchführen. So ist es beispielsweise immer wichtig, eine gute Auswahl aus Nah- und Fernkämpfern zu haben, die sowohl physische als auch magische Attacken durchführen können, da alle Gegner unterschiedliche Schwachstellen haben. Und was auch cool ist, ist die Tatsache, dass man als Spieler seine Truppe nach und nach immer wieder verändern kann. So bietet einem das Spiel verschiedene Spezialcharaktere an, die man im Laufe der Zeit freischalten kann. Allerdings erfolgt dies nicht im Zufallsprinzip, wie man es aus den meisten Gacha-Titeln kennt, sondern im Austausch mit sogenannten Einladungen, die man dann zum Freischalten des Charakters benutzen kann. Allerdings müssen auch diese Charaktere dann wieder aufgewertet werden. Und all das ist im Grunde genau das, was Granblue Fantasy auszeichnet. Zwischen einer Vielzahl von Charakteren, Fähigkeiten und Waffen ist das Spiel ein riesiger Grind. Wer sich dies im Klaren ist, wird auf jeden Fall seine Freude mit dem Titel haben. Insbesondere, da man viele Aktivitäten auch online mit Freunden oder Fremden erledigen kann.
Anime-Optik und schräge Dialoge
Während das realistisch angehauchte „Final Fantasy XVI“ die grafische Messlatte von J-RPGs auf der PS5 im vergangenen Jahr ziemlich hoch gelegt hat, haben sich die Entwickler von Granblue für einen ganz anderen Weg entschieden. So überzeugt das Spiel durch eine gelungene Anime-Optik, die dem fein gezeichneten Gacha-Original sehr nahekommt und die Charaktere und Welten auf eine neue dreidimensionale Ebene verhilft. Was mir allerdings am besten gefallen hat, waren die zahlreichen und enorm unterschiedlichen Umgebungen, die man besucht. Dazu zählen insbesondere die atmosphärischen Städte-Hubs als auch die Vielzahl von Dungeons und Open-World-Umgebungen. Egal ob riesige Wüstenlandschaften oder heiße Vulkan-Schluchten - das Spiel führt euch durch eine Vielzahl von Arealen, die auch nach vielen Abstechern immer noch sehenswert sind. Auch die Effekte eurer Angriffe sind äußerst sehenswert. Vor allem, wenn die mächtigen Combo-Attacken aktiviert werden. Darüber hinaus läuft das Spiel durchgehend mit einer äußerst stabilen Framerate, was ebenfalls immer gern gesehen ist. Was den Sound angeht, muss ich zugeben, dass ich mit den Dialogen schon zu kämpfen hatte, weil sie zum Teil etwas zu kindisch rüberkommen und nur in ernsten Momenten zu ertragen sind. Ich habe nichts gegen diesen typischen Anime-Stil, aber die Synchronsprecher von Granblue Fantasy haben in diesem Fall vielleicht etwas zu stark aufgetragen. Keine Kritik gibt es allerdings für die Hintergrund-Soundtrack, der je nach Situationen einen guten Mix zwischen Episch und Gemütlich bietet.
FAZIT:
„Granblue Fantasy: Relink“ ist kein J-RPG wie viele andere. Statt euch durch ein 60+ Stunden langes Epos zu führen, lernt man in der knapp 20 Stunden langen Kampagne erstmal die Basics kennen, ehe es dann im Anschluss an den wahren Grind geht. Und ähnlich wie beim Gacha-Original wird man hierbei auf zahlreiche Monster, Missionen und Charaktere treffen, die einen über viele, viele Stunden bestens unterhalten werden. Insbesondere, wenn man eine Truppe hat, mit der man gemeinsam auf Monsterjagd gehen kann. Und selbst, wenn man das Gacha-Orginal noch nicht kennt, wird es nicht lange dauern, bis einem der Charme von Granblue umgarnt hat.
[ Review verfasst von Dimi ]
[ Gespielt auf der PS5 mit 4K HDR OLED TV ]
Pluspunkte:
Reichlich Content
Unterhaltsame Kampagne
Gelungene Optik
Minuspunkte:
Gewöhnungsbedürftige Synchronstimmen
Anfangs etwas überwältigend, z.B. Gameplay-Mechaniken
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