Devolver Digital hatte schon immer ein gutes Händchen für die Spiele, die sie veröffentlichen. Der neueste Titel heißt eigentlich „The Plucky Squire“, wurde von All Possible Futures entwickelt und verspricht spaßige Action-Adventure Kost im Stile der 2D Zelda Spiele von Nintendo. Soweit eigentlich nichts Außergewöhnliches, schließlich gibt es davon auch jede Menge Varianten auf der PlayStation. Doch „Der Kühne Knappe“, so der komplett lokalisierte Titel, besitzt einfach so viel Charme und nette Einfälle, dass man das Spiel einfach lieben muss! Mehr dazu auf den folgenden Zeilen…
Es war einmal vor langer Zeit…
„Der Kühne Knappe“ spielt im fiktiven Land Mojo. Das sprichwörtliche Paradies wird von der gütigen Königin Chroma regiert. Doch nicht alle sind zufrieden. Der Magier Grummweil trachtet nach der Herrschaft, scheitert aber immer wieder an Jot – dem Helden des Reiches. Irgendwann erkennt der Bösewicht jedoch, dass er dazu verdammt ist, gegen den Kühnen Knappen bis in alle Ewigkeit zu verlieren. Also ersinnt er einen sinisteren Plan, bei dem Jot praktisch aus der Gleichung genommen wird. Kurzerhand wirft er der Helden aus dem Buch heraus. Nun liegt es am Knappen, einen Weg zurück zu finden, Grummweil eine Lektion zu erteilen und natürlich das Königreich zu retten.
Kämpfen, Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben
Man steuert Jot aus der Draufsicht, was auch logisch ist, da der Titel ja in einem Buch spielt. Es gibt einen Standartschwertangriff und später auch noch drei Spezial-Moves. Die Schadenswerte lassen sich durch gefundene Glühbirnen im Shop aufwerten. Eine Galerie kann man ebenfalls mit Kunstwerken füllen – sofern man sie aufspürt. Ab und an, kann es jedoch passieren, dass man Umdenken muss. Dann gibt es Geschicklichkeitseinlagen mit Krass die an ein Musikspiel erinnern, Viola beweist sich in Bubble Bobble Showdowns und Jot selbst verprügelt in Oldschool Manier die Schergen (inkl. Ausweichen und verschiedenen Schlagarten) oder ballert sich Retro-mäßig mit Laserknarre durch Sci-Fi Welten und rettet Wissenschaftler. Auch der Bosskampf gegen die Elfe war recht cool. Überhaupt warten immer mal wieder ein paar Bosse darauf, eins auf die Mütze zu bekommen. Doch nicht nur Gewalt ist gefragt, auch Kopfschmalz wird verlangt. Neben kleineren Schieberätseln und den coolen Meta-Puzzles, fand ich besonders die Wort-Rätsel gelungen. Hierbei nutzt man unterschiedliche Wörter, um die Spielwelt zu verändern. Doch das ist noch nicht alles! Es gibt ja noch die dritte Dimension und hier sieht man alles aus einer dreidimensionalen Perspektive. Die Steuerung unterscheidet sich dabei nicht, wohl aber die Umgebung. Über den Tisch und durch Spielzeugburgen rennt Jot, verdrischt Monster und feindliche Soldaten. An bestimmten Punkten muss auch Geschlichen werden, was jedoch recht selten vorkommt und daher auch nicht weiter nervt.
Nicht wirklich schwierig, oder?
Um eines klarzustellen: „Der Kühne Knappe“ ist kein „Dark Souls“, jeder halbwegs versierte Spieler dürfte keinerlei Probleme mit dem normalen Schwierigkeitsgrad haben. Vielleicht zerrt der Endkampf etwas an den Nerven, aber das war`s auch schon. Neben diesem Modus existiert nur noch ein noch einfacherer Spielmodus. Barrierefreiheitsoptionen wie z.B. Treffer mit einem Schwerthieb sorgen optional für ein wirklich durch und durch gediegenes Spielerlebnis. Auch sonst gibt es an jeder Ecke hilfreiche Tipps, so dass man nirgendwo steckenbleibt. In Gras beißt Jot auch nicht, er geht lediglich auf die Knie und man darf sich erneut versuchen. Alles irgendwie verständlich, denn „Der Kühne Knappe“ richtet sich wie eingangs erwähnt nicht explizit an einen Die Hard Gamer. Vielmehr ist das Spiel für ein junges Publikum konzipiert. Dafür sprechen neben der seichten Herausforderung, auch die Aufmachung als Buch, die große (gut lesbare) Schrift, der Erzähler, die kleinen Wort- und Schieberätsel, sowie das faire Speichersystem. Es soll kein Frust aufkommen, auch wenn vielleicht nicht jeder Abschnitt beim ersten Mal geschafft wird. Doch daraus kann man den Entwicklern keinen Strick drehen, vielmehr finde ich es bewundernswert, wie inklusiv das Abenteuer ausfällt.
Die Kraft der illustrierten Geschichte
In erster Linie ist „Der Kühne Knappe“ ein 2D Spiel. Der Cartoonstil erinnert an die Netflix-Serie „Hilda“ und wird konsequent auch in den Zwischensequenzen durchgezogen. Daneben existiert noch der „Reale Raum“, also die 3D Welt. Diese vermittelt einen guten Kontrast zur Buchgrafik und fällt ebenfalls recht knuddelig aus. Fairerweise muss man auch erwähnen, dass die 3D Welt kein richtiger Hingucker ist. Gerade im Vergleich mit „Astro Bot“ zieht der „Kühne Knappe“ auf dem Gebiet klar den Kürzeren. Aber der Mix macht`s und so wird es auch nie langweilig. Bemerkenswert ist zudem das clevere Einbinden des Buches als Rahmen. Und natürlich später die Manipulationsoptionen. Wenn man wirklich was bemängeln will, dann vielleicht die ab und an ungünstigen Kamerawinkel in der 3D Welt, die punktgenaues Springen erschweren. Aber wie gesagt, das ist jetzt kein primäres Problem. Ansonsten strotzt das Spiel nur so vor Liebe und tollen Einfällen. Schon alleine das Hauptmenü versprüht gute Laune. Musikalisch wird viel Abwechslung geboten und oftmals ist der Soundtrack penibel an die Buchseiten angepasst. Sprachausgabe gibt es nur für den Erzähler und der deutsche Sprecher Carlos Lobo erledigt diesen Job souverän. Sonst leiht er seine Stimme ua. dem Schauspieler Javier Bardem.
FAZIT:
WOW! „Der Kühne Knappe“ ist ein totaler Charmebolzen! Auch wenn sich das Spiel vornehmlich an ein junges Publikum richtet, wird man doch jederzeit gut unterhalten. Die Idee mit dem Buch und den entsprechenden 2D / 3D Dimensionen wurde genial umgesetzt und auch die Story weiß im späteren Verlauf mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten. Die Steuerung wurde einfach gehalten, es gibt mehrere Spielhilfen und die Eindeutschung ist extrem gelungen. Kurzum, für mich eines der Must Haves des Jahres.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PlayStation 5 mit 4K HDR TV ]
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