Was soll man eigentlich noch großartig über Metal Gear Solid 3: Snake Eater (MGS3) schreiben? Kein Spiel wurde in den vergangenen Monaten von den internationalen und deutschen Medien so gefeatured, wie der „finale“ Abschluss der legendären Konami Reihe. Während unsere amerikanischen und japanischen Freunde bereits Ende letzten Jahres das Vergnügen hatten, schaffte es das Spiel mit fast halbjähriger Verspätung dann doch noch auf den alten Kontinent. Besser spät als nie, auch wenn die Wartezeit zu einer Qual für jeden europäischen MGS Fan wurde. Aber es hat sich gelohnt, denn nach dem ersten und zweiten Durchspielen bin ich immer noch so ergriffen, dass es mir richtig schwer fällt, meine Gedanken in Worte zu fassen – denn Metal Gear Solid 3 ist der reine Wahnsinn! Also gönnt mir eine kurze Atempause und dann kann die Rezension starten.
Zurück in die Vergangenheit
Mit „Snake Eater“ wagt Konami erstmals einen Schritt nach hinten und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer mit einem direkten Nachfolger zu dem futuristisch angehauchten Sons of Liberty rechnete, wird umso mehr überrascht sein. Die Geschichte des dritten Metal Gear Solids handelt nämlich in den 60er Jahren während es Kalten Krieges. Passt eigentlich, da der Kalte Krieg auch in der Realität mit Intrigen und Spionage gespickt war und dadurch reichlich Nährboden für einen abgefahrenen MGS Plot besitzt.
Dschungelfieber
In der Rolle des Einzelkämpfers „Naked Snake“ bekommt der Spieler den Auftrag, einen entführten russischen Wissenschaftler namens Nikolai Stepanovich Sokolov aus den Fängen der sowjetischen Armee zu befreien und in die USA zu evakuieren. Seine Familie wartet dort schon seit Jahren auf ihn, aber dank einer der zahlreichen Krisen während dieser Zeit, war der Westen gezwungen, Sokolov wieder in den Ostblock abzuschieben. Schließlich setzt man für das Leben eines einzelnen Überläufers nicht gleich den ganzen Weltfrieden aufs Spiel. Komischerweise war man sich damals jedoch nicht bewusst, an welchem Projekt der Wissenschaftler im Osten arbeitete. Es muss aber etwas Wichtiges gewesen sein, schließlich war die mächtige UDSSR bereit, wegen dieses Mannes, die Waffen zu senken. Jahre später konnten die Alliierten mehr über das ominöse Projekt in Erfahrung bringen und die Ergebnisse ängstigen die Führungsspitze der USA so sehr, dass man nur allzu bereit ist, mit allen Mitteln zu verhindern, dass Sokolov seine Arbeit an dem revolutionäre Waffensystem beendet.
Die Zeilen die ihr gerade gelesen habt, sind nur ein kleiner Auszug aus der bombastischen Hintergrundgeschichte und ich habe bewusst einige Details die zum Beispiel The Boss betreffen, außen vor gelassen, da dies ein zentraler Aspekt der Story ist und wir ja nicht zuviel verraten wollen. Wer jetzt etwas enttäuscht sein sollte, da er auf Solid Snakes Jagd nach den Patrioten gehofft hatte, dem sei gesagt, dass gerade die Ereignisse von Metal Gear Solid 3 die Zukunft stark prägen werden und es deshalb (im Nachhinein betrachtet) unumgänglich ist, das Spiel bis zum Ende durchzuspielen.
Welcome to the Jungle
Ihr startet nach einer grandiosen Eröffnungssequenz mitten im Dschungel. Zu allererst solltet ihr euch mit der Umgebung vertraut machen und euren verloren gegangenen Rucksack wieder finden. Nach einem etwas langwierigen Codec Gespräch pirscht ihr euch zum Treffpunkt mit dem Wissenschaftler. Schon jetzt werdet ihr den Dschungel verfluchen – stellt er doch ganz andere Anforderungen an den Spieler. Angefangen bei dem Wechseln der Klamotten, bis hin zum Überpinseln des Gesichts, müsst ihr euch viel stärker tarnen, um unerkannt durch das „Grün“ schleichen zu können. An Hand des Camouflage Index seht ihr jederzeit, wie gut sich eure Tarnung bemerkbar macht. Umso höher die Zahl, umso perfekter fügt ihr euch in die Umgebung ein. Doch Vorsicht! Der Dschungel birgt viele neue Gefahren, allen voran Schlangen und andere Tiere. Die nicht nur aufgeschreckt, den Feind alarmieren, sondern euch auch durch giftige Bisse gefährlich werden können. Solltet ihr später auf erste Gegner treffen, macht sich die nächste Überraschung bemerkbar, denn den bekannten Radar sucht man in MGS3 vergebens. Dadurch ist man gezwungen, immer auf der Hut zu sein und muss kontinuierlich die Augen offen halten. Leider macht sich hier ein großer Nachteil von Metal Gear Solid 3 bemerkbar – die verflixte Kamerasteuerung. Die Perspektive ist leider meistens fest vorgegeben und mit dem rechten Analogstick lässt sich die Kamera nur sehr begrenzt drehen. Dadurch ist es fast permanent erforderlich, in die Ego-Perspektive umzuschalten, da man nur so eine gute Übersicht über die Landschaft erhält. Das stört natürlich schon beizeiten den Spielfluss und zerrt recht stark an den nerven.
Die vielleicht größte Neuerung, neben dem bereits erwähnten Camouflage Index, ist das CQC (Close Quaters Combat) System. Durch dieses System wird der Nahkampf in Metal Gear Solid 3 simuliert. Mit Hilfe des linken Analogsticks und der Kreistatse könnt ihr diese Technik beliebig oft im „Hand zu Hand“ Kampf anwenden. Dank dieses Systems wird euch die Möglichkeit gegeben, einen Widersacher problemlos in den Schwitzkasten zu nehmen, als Geisel zu halten und so als menschliches Schutzschild zu missbrauchen. Es ist dadurch auch möglich Feinde zu vernehmen und Infos aus ihnen heraus zu pressen. Anfangs gestaltet sich die Sache zwar etwas schwierig, doch umso mehr man mit dem CQC trainiert, umso weniger möchte man diese Attacken missen.
Trotzdem wird es nicht ausbleiben, dass ihr euch bei den Kämpfen Verletzungen zuzieht. Sobald das geschieht, solltet ihr eure Verwundungen so schnell wie möglich verarzten, denn neben der Lebensenergie verliert Snake auch seine Ausdauer. Wenn dieser Fall eintritt, kann es sogar passieren, dass Snake regelrecht schwarz vor Augen wird. An Hand eines einfachen Interfaces dürft ihr Schnitt- und Schusswunden behandeln, Gift neutralisieren und euch sogar „Todstellen“. Lustigerweise bleiben Narben bei schlechter Behandlung zurück. Damit Snake sich immer in Topform befindet, sollte er in gewissen Abständen zudem Nahrung aufnehmen. Neben allerlei fertigem Essen, darf Snake Fische fangen, Schlangen jagen und Früchte sammeln. Die Möglichkeiten sind dabei äußerst vielfältig und es macht schlichtweg Spaß mit Snake den Dschungel zu überleben.
Freeze
Während die Vorgänger hauptsächlich in sterilen und gewissermaßen eintönigen Gängen und Anlagen spielten, ist euer neues Territorium der russische Dschungel. Und dieser präsentiert sich so eindrucksvoll, wie noch nie zuvor in einem Videospiel. Wo ihr auch hinschaut, entdeckt ihr liebevoll umgesetzte Details. Es gibt Schlangen die über den Boden kriechen und auf Bäumen hängen, Wildschweine und Hasen die durch die Fauna tigern bzw. hoppeln, Fische die in Gewässern schwimmen und Vögel, die durch das Gebüsch fliegen. Der Dschungel wirkt ungemein lebendig und das erhöht die Atmosphäre beträchtlich.
Zwar flimmert die Grafik an bestimmten Stellen minimal und die Framerate sackt in einigen Gebieten (in der Ego Perspektive) ab, doch der unglaubliche Detailreichtum und die fantastischen Figuren entschädigen in vollem Maße dafür. Explosionen, das Wasser und die vielen Lichteffekte lassen einem sprichwörtlich den Kiefer herunterklappen. Das Spiel holt Alles aus der PlayStation2 heraus - ein schöneres Spiel wird man auf lange Zeit wohl nicht zu Gesicht bekommen. In Verbindung mit der genialen Spielgrafik, bleiben vor allem die kinoreif inszenierten Zwischensequenzen, die allesamt in Echtzeitgrafik dargestellt werden, nachhaltig im Gedächtnis. Einzig die wenigen, dafür aber zu ausführlichen, Codecgespräche können etwas nerven und auch der generelle Einstieg in das Spielgeschehen hätte ruhig etwas straffer ausfallen können. Schließlich vergeht rund eine Stunde bis man wirklich loslegen darf.
"Someday, you go through the rain..."
Eine solch gute Präsentation funktioniert jedoch nur dann, wenn die musikalische Untermalung perfekt dazu passt. Und wie schon in den Vorgängern trumpft man auch in MGS3 mit einem tollen, atmosphärischen Soundtrack auf. Angefangen vom grandiosen „Snake Eater“ Vocalsong bis hin zu dem beeindruckenden Main Theme, präsentiert sich die akustische Untermalung stets auf höchstem Niveau. Mit seinen zahlreichen subtilen Melodien erinnert der Soundtrack an vielen Stellen zudem frappierend an die Akustik der Sechziger Jahre James Bond Streifen.
Eine deutsche Synchronisation hat man sich auch dieses Mal gespart. In Anbetracht der Tatsache, dass man den gleichen (und vor allem guten) Sprecher von Solid Snake (David Hayter) wieder in Anspruch genommen hat, ist das nicht die schlechteste Lösung. Richtig beeindruckt war ich aber von der Soundkulisse. Was die Soundtechniker da aus dem Ärmel geschüttelt haben, ist einfach unglaublich. Der gesamte Dschungel raschelt, zwitschert und fiept. Während man Snakes Abenteuer in der grünen Hölle erlebt, wird man sich öfter dabei erwischen, wie man einen kurzen Blick nach rechts und links in das Zimmer wirft, um sich zu vergewissern, dass keine Schlange unter der Couch hervor kriecht.
Wer auf den Geschmack des OST gekommen ist, kann sich selbigen für wenig Geld auf Konamis offizieller Merchandising Seite www.konamistyle.de bestellen. Die 12,95 € für eine Doppel CD im Pappschuber sollten keinen echten Zocker wehtun.
Europe Rocks \o/
Wie so oft, mussten wir Europäer wieder am längsten auf Kojima`s aktuelles Meisterwerk warten. Damit wir jedoch auch nach der langen Wartezeit das Spiel kaufen, baute Konami ein paar Extras ein, die auch den letzten Fan umstimmen sollten. Die beste Neuerung ist sicherlich eine Auswahlkarte, auf der man sich alle Zwischensequenzen noch einmal in Ruhe ansehen kann. Zudem wartet ein neuer Duell-Modus auf euch, hier dürft ihr nach dem Ende des Spieles gegen die verschiedenen Bosse noch einmal antreten. Freunde der Ape Escape Reihe dürfen sich derweil auf das Minispiel „Snake vs. Ape“ freuen, dass in der PAL Fassung bereits zu Beginn frei geschalten ist und mit zwei neuen Levels umfangreicher ist, als die anderen Versionen.
Etwas verwirrt und verärgert darf man sich jedoch angesichts Konamis Veröffentlichungspolitik in Deutschland fühlen. Gleich drei verschiedene Special Editions wurden in zahlreichen Großmärkten und Einkaufshäusern angeboten. Da gab es die Steelbook Edition (bei der ein hübsches Metalcase die normale Plastikhülle ersetzte) bei Saturn, Karstadt bot ein Bundle mit dem Metal Gear Solid 1 Artbook (Einzelpreis 35 €) an und Makromarkt offerierte den offiziellen 2CD Soundtrack (13 €) mit dazu. Welche Edition soll man sich also holen?
Download Content
Einen weiteren Bonus kann man in Anspruch nehmen, wenn man einen Netzwerkadapter für die PlayStation 2 besitzt. Konami bietet euch die Möglichkeit zusätzliche Camouflage Muster kostenlos runter zuladen. Unter anderem warten auch euch ein Santa Claus Kostüm und eine NVA Uniform. Platz auf der Memorycard sollte aber vorhanden sein, da die Tarnmuster nicht unerheblich Speicherplatz verschlingen.
FAZIT:
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein zusammenfassendes Fazit folgen, da Metal Gear Solid 3 in unserem Team so großen Zuspruch erhielt, haben wir uns entschlossen, mal wieder neue Wege zu gehen und präsentieren euch deshalb als finale Meinung, die gesammelten (subjektiven) Ansichten unserer Redakteure.
Dimis Meinung:
Metal Gear Solid 3 ist schon jetzt das Spiel des Jahres für mich. Zwar warten auf uns noch einige spielreiche Monate, doch Konami gelang schon zu Beginn von 2005 ein wahrer Meilenstein in der Videospielhistorie. Angefangen bei der einzigartigen Grafik, bis hin zum genialen Soundtrack von Harry Gregson-Williams, „Snake Eater“ ist einzigartig, episch und vielleicht sogar der beste Teil der Serie. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Mir gefielen besonders die vielen Endgegner - vergesst „Dead Cell“ aus Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty, lang leben die „Cobras“ in MGS3. Vollends überzeugen konnte mich auch das neue Gameplay. Insbesondere die Sneak Gadget machen zum ersten Mal richtig Sinn, da Tarnung ein „Muss“ im Dschungel ist. Alles in allem ist Metal Gear Solid 3 ein absoluter Pflichkauf für jeden PS2 Spieler. Was Besseres werdet ihr in dieser Generation nicht mehr zu sehen bekommen, versprochen Leute!
.rams Meinung:
Nach dem Durchspielen kann ich nur bestätigen, dass Metal Gear Solid 3: Snake Eater ein wirklicher Videospiele Hit ist. Dank des Dschungelsettings hebt sich der Titel wohltuend von den Vorgängern ab und weiß dank neuer Ansprüche zu gefallen. Besonders der lebhafte Urwald hat mich schwer beeindruckt. Es ist wirklich schwierig in diesem Gestrüpp unentdeckt vorwärts zu kommen. Enttäuscht war ich dagegen von der Cobra Unit, die mir zu wenig Charakter besaßen. An diesem Punkt fand ich die Vorgänger weitaus besser, da die vielen Schergen allesamt Motive für ihr Handeln vorzeigen konnten. Hier jedoch bekam ich den Eindruck, als ob die Cobra Unit nur eingebaut wurde, um dem Spieler das Leben zu erschweren und die Spielzeit zu strecken. Nichtsdestotrotz sind einige Begegnungen mit diesen Bösewichtern einsame Spitze, wie der ausufernde Kampf gegen The End beweist. Bei all den tollen Sachen, entdeckt man aber auch Makel auf der ansonsten reinen Weste. Gerade bei den zahlreichen Auseinandersetzungen muss immer wieder in die Ego Perspektive um geschalten werden. Und das nervt. Eine zeitgemäße Kamerasteuerung wäre angebracht gewesen und hätte Wunder gewirkt. Aber – kein Spiel ist perfekt und selbst mit diesen Mängeln ist „Snake Eater“ noch ein klarer „Must Have“ Titel für alle PS2 Besitzer.
Fleks Meinung:
Hideo Kojima schlägt mit seinem dritten Teil der Metal Gear Reihe vollkommen neue Wege ein. Nicht nur was das Setting angeht, sondern auch in der Spielmechanik. Alles wirkt „neu“ und ungewohnt, lediglich der Hauptcharakter kommt einem auf Anhieb bekannt vor, wenngleich man nicht Solid Snake spielt. Extrem gut gefallen haben mir mal wieder die sehr lustigen Funkgespräche, die mich während des Dschungeleinsatzes nicht unwesentlich erheitert haben. Aber auch wenn ich MGS 3 für das beste Videospiel im noch jungen Jahr 2005 halte, steht es in der MGS Rangliste bei mir immer noch unter Teil 1. Das liegt vor allem daran, dass mich das erste MGS mit seiner genialen Story und seinen großartigen Bossfights nachgiebig geprägt hat. Nicht das man mich falsch versteht, die Story von Metal Gear Solid 3 ist ohne Frage genial und liegt weit - ja sogar sehr weit über dem „Durchschnittspams“, den man in anderen Spielen serviert bekommt, aber all das ändert letztlich nichts daran, dass ich den ersten Teil immer noch einen Zacken atmosphärischer finde.
Pluspunkte:
Minuspunkte:
-
Etwas zu kurz
-
Nervige Kamera
-
Umständliche Menüführung