Inzwischen kennen wir ja alle die Firmenstrategie der kanadischen Entwicklerschmiede EA SPORTS. Jahr für Jahr erscheinen diverse Updates zu allen möglich Sportarten. Und statt sich wenigstens mal ein bisschen innovativ zu zeigen, zeichnen sich die Spiele meist nur durch klitzekleine Updates aus. Doch alle sieben Feierjahre kommt es auch mal vor, dass sich ein Spiel mit wegweisenden und vor allem neuen Features rühmen kann. Das beste Beispiel für einen solchen Glückfall sah man letztes Jahr anhand des Fight Night Spiels (ehemals Box Champions). Während die Vorgänger nur simple Boxaction boten, konnte der erste Teil der neuen Serie durch ein innovatives sowie forderndes Gameplay überzeugen. Ob EA dieses weiter ausgebaut hat oder man doch nur wieder mit einem simplen Update bedient wird, erfahrt ihr in unserem neusten Review.
Auf das Gameplay kommt es an!
Das markanteste Feature der Fight Night Reihe ist wohl mit Sicherheit die absolut gelungene Steuerung. So setzt man bei Fight Night nicht auf die normalen Buttons, sondern setzt den Schwerpunkt auf den beiden Analogsticks. Während ihr mit dem linken Stick die Laufrichtung eures Boxers steuert, dient der Rechte für die reichhaltige Palette an Schlägen. Wollt ihr zum Beispiel zu einem rechten Jab ansetzen, bewegt ihr den Stick einfach nach rechts oben, während man für einen linken Jab einfach nach links oben zieht. Wollt ihr euren Gegner jedoch mit einem Uppercut in die Schranken verweisen, lenkt ihr den Analogstick von unten nach oben. Das Ganze geht locker von der Hand und benötigt nur eine kurze Eingewöhnungsphase. Etwas komplexer geht es hingegen beim neusten Feature zugange. Beim so genannten Haymaker bewegt ihr euren rechten Analogstick geschmeidig von einer Richtung in die Andere, um somit den ultimativen Knockout auszulösen. Während Einsteiger mit Sicherheit noch einige Probleme beim Ausführen dieses Manövers haben, werden richtige Box-Cracks auf jeden Fall ihre Freude daran habe. Schließlich gibt es nichts schöneres, als einen fast ausgeknockten Gegner mit einem saftigen Haymaker auf die Knie zu boxen.
Doch wer jetzt ein simples Haudraufspiel mit purem offensiven Gameplay erwartet, wird schnell merken, dass er sich geirrt hat. So setzt man beim zweiten Teil der Reihe auch auf eine starke Defensivsteuerung, um noch eine letzte Priese Realismus hinzuzufügen. Um diese zu aktivieren stehen euch die L1 und R1 Taste zur Verfügung. Während erstere für das Abtauchen und Ducken benutzt wird, dient die R1 Taste für das sture Blocken. Wer also auch noch was im späteren Verlauf des Spiels erreichen will, sollte sich auf jeden Fall früh an das Benutzen der Defensive gewöhnen. Zu guter letzt bleibt noch zu erwähnen, dass auch die 4 Buttons jeweils eine spezielle Funktion besitzen. Während man zum Beispiel mit der X-Taste seinen Gegner durch ein gekonntes Tänzchen oder anderen üblen Gesten provozieren kann, ermöglicht es einem die Dreiecktaste erstmals sich an seinem Gegenüber fest zu klammern. Dieses Feature macht sich vor allem dann bezahlbar, wenn ihr kurz vorm Knockout steht und dadurch ein wenig verschnaufen könnt. Doch Obacht: Genau wie das Ausführen zu vieler unerlaubter Schläge führt auch das mehrmalige Klammern zur Disqualifikation.
Wie man also merkt orientiert sich das Spiel stark an der Realität. Steht ihr zum Beispiel kurz vor dem KO, verschwimmt der ganze Bildschirm und ihr versucht alles Mögliche, um euch vor dem fatalen letzten Schlag des Gegners zu retten. Ähnlich ist es dann auch, wenn ihr in der Rolle des KO Schlägers steckt. Während euer Gegner alles versucht, um sich zu schützen, müsst ihr es unbedingt schaffen, einige gezielte Schläge an den Mann zu bringen. Liegt er (bzw. ihr) dann auf dem Boden, besteht die Aufgabe darin, so schnell wie möglich mit der Hilfe beider Analogsticks den Punkt in der Mitte zu treffen! Um aber erst gar nicht in diese Situation zu gelangen, solltet ihr stets ein Auge auf die Ausdauer bzw. Energieleiste eures Alter Ego werfen. Erreicht diese den kritischen Punkt befindet ihr euch schnell im besagten verschwommenen Zeitlupenszenario.
Die Macht des Schlages!
In Sachen Modi zeigt sich das Spiel eher von seiner schwachen Seite. Das Hauptaugenmerk liegt jedenfalls klar auf dem Karrieremodus, der das einzige richtige Highlight hierbei darstellt. So werdet ihr zu Beginn des Modus erst mal gefragt, ob ihr als fertiger Lizenzboxer in den Ring steigen wollt oder doch lieber als Newcomer eine eigene Karriere aufbauen möchtet. Da wir uns jedoch nicht weiter auf die richtigen Boxer eingehen wollen, widmen wir uns lieber der zweiten Möglichkeit. So landen wir auch in Nu im Editiermenü, wo es an die Eigenschaften und das Aussehen des Boxers ran geht. Die Einstellungsmöglichkeiten sind fast unbegrenzt und erlauben euch schlichtweg alles zu verändern. Habt ihr euren Charakter dann endlich zu Ende gebaut, geht’s auch schon ins Hauptmenü des Karrieremodus. Im Punkt Programm sucht ihr euch dann erst mal einen netten Gegner aus, um euch eine gewisses Taschengeld zu erkämpfen. Habt ihr auch dies gemeistert, geht’s erstmals ins Training. Während man euch hier zu Beginn die wichtigsten Manöver beibringt, geht es im späteren Verlauf des Spiels darum die vorhandenen Skills weiter zu verbessern und auszubauen. Dabei habt ihr die Möglichkeit aus zwei verschiedenen Methoden zu wählen. Wählt ihr zum Beispiel die manuelle Art des Trainings, legt ihr selber Hand den Boxer an und arbeitetet euch durch die verschiedenen Übungen (Gewichtheben, Sandsack usw.), während man beim automatischen Trainieren nur die Schwerpunkte und die Intensivität bestimmt. Habt ihr das Training schließlich erfolgreich gemeistert, geht’s auch schon in den Kampf. Und bei dem zählt nur Sieg oder Niederlage. Gewinnt ihr alle Kämpfe, erwartet euch nicht nur ein möglicher WM Fight, sondern auch viele nette Extras, die ihr im Shop erwerben könnt. Dabei reicht die Palette von neuwertigen Shorts bis hin zu diversen neuen Schlägen. Sollte es euch dann auch noch gelingen in die Profi-Liga aufzusteigen, dürft ihr auch neue Trainer, Cutmen oder auch Cheerleader engagieren. Diese sorgen nämlich nicht nur für einen pompöseren Auftritt in der Halle, sondern stärken euren Boxer auch noch mit Ausdauer und Powererweiterungen. Alles in allem bietet der Karrieremodus eine lange und spaßmachende Spielerfahrung, die euch vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden richtig fordert. Darüber hinaus stehen euch noch diverse Trainings und Freundschaftskampfmodi zur Verfügung, die jedoch nicht der Rede wert sind. Um den ganzen vielleicht noch etwas mehr Pepp zu bringen, hätte man ja einen Onlinemodus einfügen können, doch der ist, wie schon in NFL Street 2, nicht vorhanden.
Immer mitten in die Fresse rein!
Die Grafik präsentiert sich opulent und absolut detailreich, was man vor allem bei den grandiosen Replays erkennt. Dort seht ihr nämlich in Slow-Mo, wie sich beim Schlag eures Kämpfers das Gesicht des Gegners verzerrt und ab und zu auch mal einige Schweiß- und Blutpartikel freilässt. Und um ehrlich zu sein: Auch ich hatte manchmal etwas Mitleid mit dem Gegner gehabt, wenn er blutüberströmt einen weiteren Kinnhaken verpasst bekommen hat und man in der Zeitlupe sieht, wie sein Mundschutz einen Abflug macht. Doch nicht nur die Replays wirken fantastisch. Auch die Modelle an sich sehen verdammt detailliert aus und lassen sofort erkennen, welcher Profiboxer Pate stand. Einzig die verschiedenen Kampfarenen wirken ein wenig fad und hätten etwas mehr Abwechslung gebraucht. Sieht man aber mal davon ab, erwartet euch ein wahrlich schönes Stück Software.
Etwas schwächer hingegen präsentiert sich der Soundtrack des Spiels. Während man nämlich die ganze Zeit nur mit Hip Hop-lastiger Musik genervt wird, präsentiert sich auch die Stückzahl der Lieder nicht von ihrer besten Seite. Etwas mehr Abwechslung hätte da meiner Meinung nach nicht geschadet. Einzig der originale amerikanische Kommentar und die Soundkulisse der Fans sorgen für richtige Stimmung im Ring.
FAZIT:
Wer Boxen mag, wird Fight Night Round 2 lieben. Natürlich sind Neuerungen rar gesät (was erwartet man auch von einem EA Titel), doch die Features, die es ins Spiel geschafft haben, haben es echt in sich. Dank der Haymaker und des neuen Cutmanmodus wirkt das Spiel noch realistischer, als je zuvor. Die superbe Grafik tut dabei ihr übriges. Schade nur, dass die Anzahl der Modi unbefriedigend niedrig ist... aber das wird sich spätestens beim 3. Teil sicher ändern.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- Geniales Gameplay
- Tolle und detailreiche Grafik
- Erstklassige neue Features
Minuspunkte:
- Zu wenig Modi
- Wenig bekannte Boxer
- Kein Onlinemodus in Europa