Willkommen in der Rubrik „Spiele, die die Welt nicht braucht". Nachdem wir euch in der letzten Episode unserer kleinen Themenrandgruppe das überaus „schnelle" und „atemberaubende" Schnetzelabenteuer Nanobreaker vorgestellt haben, geht es dieses Mal in die große weite Welt des Rennspielgenres. Auch hier entdecken wir nämlich fast monatlich neue Spiele, die zum Ladenhüter verkommen und aufgrund mangelnden Spielspaßes schon bald in der Ramschecke liegen. Unser heutiges Opfer hört auf den Namen „TT Superbikes - Real World Racing" und stammt aus dem Hause Jester Interactive. Und was sich die Entwickler dabei geleistet haben, ist mir bis jetzt noch ein Rätsel. Ob sich trotz all der Kritik etwas Positives finden lässt, erfahrt ihr in unserem neusten Review. Viel Spaß beim lesen, denn beim Spielen wird keiner aufkommen.
Isle of Man TT?
Bevor ich jedoch näher ins Detail eingehe, möchte ich euch vorerst etwas über den thematischen Hintergrund des Spieles erzählen. TT Superbikes ist nämlich das erste offizielle Spiel auf der PlayStation 2, das sich die Lizenz des legendären Isle Of Man TT Rennens angeeignet hat. Dieser Contest hat seinen Ursprung im Jahre 1907 und wird jährlich auf der britischen Insel fortgesetzt. Wer es in dem Wettbewerb schafft, den über 60km langen Straßenparcours als Sieger zu meistern, darf sich im Anschluss der Veranstaltung, als offizieller und alleiniger TT Champion bezeichnen. Ehrlich gesagt habe ich jedoch bis zum Release des Spieles noch nie etwas von diesem Rennen gehört (Anmerkung der Redaktion: Was? Die Isle of Man Rennen gehören zu den anspruchsvollsten Straßenrennen überhaupt!!!) und interessiere mich auch jetzt noch nicht allzu sehr dafür. Ich persönlich favorisiere da eher die stimmige Atmosphäre eines Moto GP Rennen, als ein Besuch in der trostlosen englischen Pampa.
Das Spiel?!
Nachdem ihr mit einem recht schmucken Intro in die Materie eingeführt wurdet und euch endlich ein Bild vom ganzen TT Rennszenario gemacht habt, geht es auch schon ins durchaus ansehnliche Hauptmenü. Bis hierhin könnte man ja noch meinen, dass es sich um ein gar nicht mal so schlechtes Rennspiel handelt, doch Obacht! Der Schein trügt! Im Menü habt ihr jedenfalls erst mal die Auswahl aus duzenden von verschiedenen Rennvariationen. Dabei sind die Contests in 2 Gruppen unterteilt - Arcademodus und Herausforderungsmodus. Während der Erste einfach nur eine Ansammlung von verschiedenen Wettbewerben ist, stellt der Herausforderungsmodus den Kern des Spiels da. Hier fährt ihr nämlich die original TT Superbike Challenges nach. Und als ob das nicht schon toll genug ist, sind auch die noch einmal in mehrere Klassen unterteilt. So habt ihr beispielsweise die Möglichkeit jeden Wettbewerb mit einer anderen Klasse bzw. Maschine zu bestreiten. Die Palette reicht dabei vom lahmen 125er Vehikeln bis hin zu 1000er Monstermaschine. Darüber hinaus gibt es auch noch spezielle Wettbewerbe für Beifahrerwagen oder andere Motorräder. Für genügend Rennaction ist theoretisch also gesorgt. Blöd ist es dann nur, wenn das Befahren der Strecken überhaupt keinen Spaß macht. Und so sieht es leider bei TT Superbikes aus...
Die Rennen
Bevor ihr in ein Rennen einsteigt, habt ihr die Möglichkeit aus verschiedenen Motorrädern zu wählen und dabei noch einige Kleinigkeiten in der Technik zu verändern. Außerdem dürft ihr vor Rennstart auch noch das Aussehen des Fahrers verändern, um euch eine gewisse Individualität im tristen TT Alltag zu beschaffen. Habt ihr die ganzen Einstellungen gemeistert, geht es endlich ins heiß erwartete Rennen. Doch die Ernüchterung folgt schon beim Start. Und damit meine ich noch nicht einmal die mittelmäßige Grafik oder den monotonen Sound, zu dem ich später noch komme. Allein das Fahrverhalten auf den ersten Metern lässt schon vermuten, dass in Sachen Gameplay durchaus geschlampt wurde. Während ihr im Einsteigermodus noch einigermaßen über die Runden kommt, fängt eure Maschine im fortgeschrittenen Modus schon früh an zu überdrehen und außer Kontrolle zu geraten. Ähnliches gilt auch für das Kurvenverhalten der Zweiräder, was sogar noch schlechter ist, als jenes der Minardi Boliden aus der Formel Eins. Wer also auf schwammiges Lenken steht, ist hier absolut richtig. Hinzu kommt, dass auch die Kollisionsabfrage nicht gerade die Beste ist. So wird euch beispielsweise kaum Raum für Fehler gelassen. Selbst für den kleinsten Rempler werdet ihr mit einem Überschlag belohnt (Anmerkung der Redaktion: Das ist jedoch realistisch, wenn man bedenkt, dass die Fahrer mit 200 km/h dort entlang brausen.). Ein weiteres Übel findet sich in der trostlosen Streckenlandschaft, die meist nur aus langen Geraden besteht und nur selten über ein oder zwei Kurven pro Etappe verfügt. Schaut man sich jedoch das schwammige Gameplay an, ist das Fehlen weiterer Kurven allerdings zu verschmerzen. Den einzigen Pluspunkt in Sachen Steuerung verdient sich das Spiel nur durch die netten Fähigkeiten der Motorräder, die mit netten Burnouts und Wheelies protzen können. Im Großen und Ganzen bleibt das Spiel jedenfalls derbe frustrierend, was dem Spielspaß nicht gerade gut tut. Um genauer zu sein kommt er eigentlich nie auf.
Grafik
Die grafische Qualität des Spieles kann nicht annährend mit Genrekollegen, wie zum Beispiel MotoGP 4 mithalten. Während die Motorräder in höheren Rennklassen ja noch einigermaßen passabel rüberkommen zeigen sich die Zweiräder in den ersten Kategorien als texturarme und trostlose Maschinen. Ähnliches gilt auch für die langweilige Hintergrundoptik. Spätestens nach dem zehnten Rennen hat man nämlich genug von den eintönigen englischen Strecken und wünscht sich schnell wieder auf einen der Austragungsorte des MotoGP Zirkus.
Sound
Der Sound schwankt zwischen solide und grottenschlecht. Startet man in den niedrigen Klassen, erinnert die Akustik eher an ein Insekt auf Droge, als an einem mächtigen Motorradmotor. Lediglich die stärkeren Maschinen sind mit einem einigermaßen vernünftigen Klang ausgestattet worden, welcher sich jedoch auch nicht mit dem „Brüllen" der MotoGP Maschinen messen kann. Die Musik nervt eigentlich die ganze Zeit, besteht das Geklimper doch nur aus aneinander gereihten Loops, die glatt mit einem MTV Music Generator (PSOne) gebastelt sein könnte. Immerhin stammt der alte Titel aus gleichem Hause.
FAZIT:
Ich bin ehrlich: Mir hat das Spiel vom ersten Augenblick an nicht gefallen. Vielleicht lag es ja am wochenlangen MotoGP 4 Zocken, das bei mir die Messlatte für Motorsport ziemlich hoch gelegt hat. Vielleicht liegt es aber auch am schlechten Gameplay und dem zu hohen Schwierigkeitsgrad. Alles in allem präsentiert sich TT Superbikes jedenfalls als karge Motorradsimulation ohne wirkliche Highlights. Fans des Straßenrennens werden augrund der vielen Extras (unter anderem Videos) und der Originalstrecke mit Sicherheit einigermaßen zufrieden gestellt - alle Anderen sollten sich lieber Namco`s MotoGP 4 zuwenden.
[ Review verfasst von Dimi ]
.rams Kommentar:
Ganz so schlecht wie mein Redaktionskollege Dimi finde ich TT Superbikes bei weitem nicht. Klar, der Konkurrenz fährt das Spiel hinterher, aber mit besserer Technik und ein wenig mehr Feinschliff, hätte ein tolles Spiel entstehen können. Das größte Problem hatte ich mit der etwas sinnigen Steuerung. Da wird einem beim Einsteigermodus ein Brems- und Lenkassistent untergeschoben, beim Fortgeschrittenenmodus darf man jedoch bei jeder Beschleunigung mit dem „Hochziehen" der Maschine kämpfen. Ein gesundes Mittelmaß wäre genau richtig gewesen. Cool fand ich die dreidimensionale Cockpitperspektive, die nicht nur ein tolles Geschwindigkeitsgefühl bietet, sondern auch noch halbwegs spielbar ist. Schade nur das die restliche Grafik stark veraltet wirkt (das Spiel sollte eigentlich schon vor zwei Jahren erscheinen) und lange Ladezeiten bietet. Außerdem kann der Sound in keinster Weise überzeugen. Nervig fand ich zudem, dass die „Mad Sunday" Option erst langwierig frei gespielt werden muss. Gerade der „Mad Sunday" ist nämlich das Highlight der Isle of Man. Denn hier rasen die „Verrückten" bei normalem Straßenverkehr durch die Pampa und das sorgt für Adrenalinschübe hoch Zehn!!!
Pluspunkte:
- Original Lizenz
- Großer Umfang
- Viele freispielbare Extras
Minuspunkte:
- Mieses Gameplay
- Eintönige Präsentation
- Kein Onlinemodus