Wenn es um Action-Adventures geht, gibt es nur wenige Firmen, die Capcom das Wasser reichen können. Schließlich waren sie es, die mit den Resident Evil Spielen das Horror bzw. Action-Adventure Genre maßgeblich beeinflussten, für die Massen zugänglich machten und somit eine wahre Welle von Actiongames entfachten. Ab und zu wurde zwar mal am Thron gerüttelt (beispielsweise mit den Veröffentlichungen der Silent Hill Spiele), doch hat es Capcom immer wieder geschafft durch innovative Ideen „ihr“ Genre wieder zu modernisieren. Bestes Beispiel für einen solchen Neuanfang ist natürlich das vor kurzem erschienende Resident Evil 4, welches gegen Ende des Jahres auch endlich seinen Weg zurück auf die PS2 finden wird. Bis es jedoch so weit ist, versorgt uns Capcom vorerst mit einem Action-Adventure zum Aufwärmen, um die Wartzeit zur heiß ersehnten Monsterhatz etwas zu verkürzen. Ob das mit Haunting Ground gelingt, erfahrt ihr in unserem neusten Review.
Anmerkung der Redaktion:
Haunting Ground ist im Prinzip kein wirklich neues Franchise, vielmehr ist es das vierte (inoffizielle) Spiel der „Clock Tower“ Reihe. Die Gameplaymechanismen gleichen sich extrem und man darf, wie bei den Vorgängern, mysteriöse Rätsel lösen und vor Wahnsinnigen flüchten. Während Clock Tower 3 vor knapp zwei Jahren auf der PlayStation 2 via Capcom erschien, machten die Vorgänger (Agetec) auf der PlayStation 1 von sich aufmerksam.
Welcome to the terror
Haunting Ground setzt im Gegensatz zum Kollegen Resident Evil, weniger auf Action und Gewalt, sondern ähnlich wie Silent Hill auf Rätsel und Atmosphäre. Damit es aber überhaupt zur Entstehung einer packen Atmosphäre kommt, benötigt das Spiel natürlich eine dementsprechend gute Story. So schlüpft ihr in die virtuelle Haut unserer Heldin Fiona, die sich eines Nachts zu ihrer eigenen Überraschung eingesperrt, in einem Kerker wieder findet. Wo sie ist und wie sie dahin kam, weiß sie nicht. Aber das scheint auch erst einmal egal zu sein, denn nachdem sie schließlich bemerkt hat, dass das Türschloss offen ist, wird sie nicht nur von dem Auftreten eines Hundes überrascht, sondern auch mit der Erscheinung des riesigen Schlossdieners, der mit seiner monströsen Gestalt unsere Heldin ganz schön zusetzt. Nur in einem knappen Tuch gehüllt (Yeah!), beginnt ihre Flucht vor dem großen, beängstigenden Etwas. Im Sauseschritt steuert ihre Fiona möglichst schnell durch die Gegend, um dem Kerl bloß nicht in seine großen Hände zu fallen. Nachdem ihr bei eurer Hatz schließlich in einem Schlafzimmer gelandet seid, erblickt ihr auch schon die erste Möglichkeit zu Deckung. Mit dem Betätigen der Kreistaste krie
cht Fiona unter das große Bett, um somit erst mal aus der Sichtweite des Hünen zu entkommen. Hat man die Situation überstanden, stellt man schnell fest, dass sich Haunting Ground nicht auf Waffen verlässt, sondern hauptsächlich auf die Versteckfertigkeiten des Charakters. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen setzen die Entwickler breitflächig auf Verfolgungsangst und die damit verbundene Paranoia. Ergo ist der Horror weitaus subtiler und damit auch gruseliger als bei reinen Monster- und Splatterspielen. Dementsprechend knapp sind daher auch eure Basismanöver ausgefallen. Statt wie Jill Valentine (Resident Evil) quer durch die Gegend zu ballern, habt ihr nur die Möglichkeit einen kleinen Fußkick zu machen und das dieser nicht gerade viel Wirkung zeigt, sollte niemanden verwundern. Doch was tun, wenn kein Versteck in Sicht ist...
Der beste Freund des Menschen
Um sich wenigstens ein bisschen von den Genreketten zu lösen, bietet auch Haunting Ground ein Feature, was man in der Form noch gar nicht gesehen hat (Anmerkung der Redaktion: Na na na, Dead to Rights von Namco besitzt auch einen Vierbeinigen Helfer). So steht euch im folgenden Spielverlauf nämlich ein Hund zur Seite, den ihr zu Beginn des Spiels aufgegabelt und wieder auf die Pfoten geholfen habt. Nachdem er Fiona auch noch vor unserem alten „Bekannten“, dem Schlossknecht, rettet, weicht er euch nicht mehr von der Seite. Und ab hier geht der ganze Spaß erst richtig los. Euren vierbeinigen Freund steuert ihr nämlich mit dem rechten Analogstick. Glaubt aber nicht, dass ihr in die Haut des haarigen Köters „gemorpht“ werdet. Ganz, wie im echten Leben, gebt ihr ihm Anweisungen, die ihr mit speziellen Lenkmanövern des rechten Sticks aktiviert. Zieht ihr den Stick beispielsweise nach oben, befehlt ihr dem Hund euch hinterher bzw. voraus zulaufen, neigt ihr den Knüppel zur rechten Seite lobt ihr den Vierbeiner, Tadel gibt es dagegen, wenn ihr den Stick nach links bewegt. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Moral des Tieres, was man stets im Auge behalten sollte. Deshalb solltet ihr nie vergessen, euren Freund nach jeder erfüllter Aufgabe zu loben und zu streicheln. Ansonsten erwartet euch eine zunehmend schwindende Lust des Hundes, was dazu führt, dass er lieber gelangweilt durch die Gegend trabt, als euch durch die dunklen Kammern des riesigen Schlosses zu folgen. Darüber hinaus habt ihr noch die Möglichkeit, die allseits beliebte Sitz-Funktion auszuführen und euren Hund zusätzlich noch in Angriffsposition zu bringen. Dies bewirkt unter anderem, dass sich der Vierbeiner in einem möglichen Angriffsszenario in den Gegner verbeißt und er euch damit Zeit verschafft, um in ein sicheres Versteck zu flüchten.
Wo ist bei diesem Action-Adventure die Action?
Jedoch muss ich auch bemerken, dass Haunting Ground nicht gerade mit einer Fülle an Action glänzen kann. Das Hauptaugenmerk liegt wie gesagt klar auf dem Gefühl, des ständigen „verfolgt Werdens“ und des „Flüchtens“. Umso tragischer ist es dann, dass die packenden Duelle mit den wenigen Schlossbewohnern zu den Highlights des Spiels gehören und euch den Terror praktisch direkt ins Wohnzimmer vermitteln. Denn wie weiter oben beschrieben, ist es unklug den Gegnern direkt gegenübertreten. Ihr solltet also immer auf das Bildschirmverhalten der Hauptperson achten, denn Fiona ist nicht gerade die Mutigste. Zunehmend bekommt sie bei einer Konfrontation Angst, dass sich anfangs noch durch ein Kreischen bemerkbar macht, später zu einer farblichen Veränderung des Bildschirms führt und schließlich im Amoklauf gipfelt, bei dem ihr keine Kontrolle über das Mädchen habt. In 99,9% der Fälle führt der Amoklauf auch zum Tod der Protagonisten, weshalb es euer oberstes Ziel sein sollte, diesen zu verhindern. Dazu stehen euch zwei Möglichkeiten zur Verfügung…
…oder besser gesagt doch nur eine...
Während die erste Variante das Suchen eines Versteckes darstellt, dient die zweite „halbe“ Alternative nur zur Senkung der Angst. Diese könnt ihr mit diversen Heiltränken lindern, trotzdem solltet ihr nicht zu viel Zeit mit der Suche eines Verstecks vergeuden, da ihr irgendwann doch noch von eurer Nemesis geschnappt werdet. Aber wie schon erwähnt, nimmt der Actionteil nur einen kleinen Part ein, was natürlich dazu führt, dass der Rätselanteil in den Vordergrund geschoben wird. Fein, sollte man denken, doch leider trübt die Tatsache, dass die Rätselaufgaben recht eintönig gehalten wurden, doch ziemlich den Spielspaß. So erwartet euch neben der standardmäßigen Suche nach dem Schlüssel Y für die Tür X, ab und zu auch mal ein Teamrätsel, wo sich der eine Teil der Gruppe (Hund oder Fiona) auf einen Schalter stellt, um beispielsweise eine bis dato verschlossene Tür zu öffnen und der Andere (Hund oder Fiona) nun durchlaufen und seine Aufgabe erfüllen kann. Ihr seht, Capcom präsentiert uns nicht gerade innovative oder gar neue Knobelaufgaben – alles hat man irgendwie schon vor Jahren (meist besser) gesehen. Wäre da nicht die tolle Gruselatmosphäre, die einem stets die Angst vor einem möglichen Angriffs vermittelt, könnte man Haunting Ground auch unter: Medikamente für Schlafstörungen einordnen. Für meinen Geschmack hätte man deshalb den Actionanteil ruhig noch etwas höher schrauben dürfen, dass hätte der Spielmechanik sicher nicht geschadet.
Grafik
Das Haunting Ground technisch echt was drauf hat, zeigt sich nicht nur in den raren Actionsequenzen, sondern auch in der fantastischen Grafik im Allgemeinen. Die düstere Umgebung des riesigen Schlosses vermittelt eine klasse Atmosphäre und die Tatsache, das Haunting Ground gänzlich ohne Zwischenladezeiten auskommt, setzt dem ganzen noch Eines drauf. Besonders bemerkenswert sind die detaillierten Charaktere, die qualitativ mindestens denen aus Silent Hill 3 ebenbürtig sind. Hier haben die Grafiker eine wirkliche Glanzleitung verbracht, auch wenn man dafür im Gegenzug mit nur wenigen Figuren im Spiel auskommen muss. Das trägt allerdings wiederum zur geringen Abwechslung des Titels bei. Dafür haben die Entwickler jedoch auch noch eine gute 3D Kamera eingebaut, die den Vorteil der Echtzeitgrafik geschickt ausnutzt und das Geschehen nicht nur von einem Punkt aus verfolgt.
Sound
Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht und ihr müsst mit den englischen Sprechern vorlieb nehmen. Wenigstens passen die auch gut zu den Charakteren und hauchen den Figuren Leben ein. Begleitet wird die Akustik durch stimmige Hintergrundmelodien, die ihr übriges zur Atmosphäre tun. Lediglich das teils misslungene Gekläffe des Hundes sorgt für einige Abstriche in der B-Note.
FAZIT:
Haunting Ground hätte durchaus das Potenzial, um in die Riege der richtig guten Action Adventures aufgenommen zu werden. Die technische Umsetzung stimmt nämlich allemal, doch aufgrund des etwas tristen und eintönigen Spielablaufes bleibt nur ein „überdurchschnittlicher“ Titel übrig. Wer Clock Tower 3 (ebenfalls Capcom) mochte, wird auch seinen Spaß an Haunting Ground haben. Jeder der aber eine Konkurrenz zur Resident Evil Serie erwartet hat, wird jedoch enttäuscht werden.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: