Jeder Zocker kennt Bomberman – die knuffige Gestalt mit der rosa Antenne auf dem Kopf und den großen schwarzen Bomben in der Hand. Zumindest sollte es so sein, denn immerhin bombt sich die Kultfigur schon seit einer halben Ewigkeit auf den Konsolen den Weg frei. Egal ob auf SNES oder PSOne, das Spielprinzip des simplen „Battles“ scheint sich niemals abzunutzen. Nun melden sich der „Bomber“ und seine Freunde zurück und dieses Mal gibt es nicht nur altbewährte Kost zu bestaunen, denn die Krawallmacher versuchen sich zusätzlich noch in verschiedenen Sportarten. Ob es den Entwicklern gelungen ist, das Flair eines Bomberman Spieles auch auf andere Spielarten zu übertragen, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Review.

Sport ist Mord

Gleich eine Entwarnung zum Anfang, so viele unterschiedliche Sportarten gibt es nun auch wiederum nicht. Eigentlich sind es sogar nur drei: Baseball, Golf und Tennis. Nicht gerade viel. Bevor ich jedoch auf die einzelnen Sportarten detaillierter eingehe, widme ich mich dem Kernstück eines jeden Bomberman Spieles – dem Bomberman Battle Modus. Einmal angewählt, könnt ihr euch aus unzähligen Vorgaben euer persönliches Match zusammenbasteln. Die Optionen reichen dabei von zu verwendenden Items, bis hin zu Labyrintharten. Habt ihr den Konfigurationsvorgang abgeschlossen, geht es wie zu seligen 16bit Zeiten los. Jeder Spieler startet in einer Ecke des Levels und bombt sich den Weg zu den Anderen frei. Zwischendurch finden sich derweil allerlei Extras, die euch nicht nur mehr Bomben aufs Mal platzieren lassen, sondern auch die Durchschlagskraft erhöhen, oder euch schneller laufen lassen. Das Ziel ist dabei klar – vernichtet eure Gegner. Das mag sich vielleicht simpel anhören, macht aber nach wie vor eine „Menge“ Spaß, erst recht wenn man gegen menschliche Mitspieler antritt. Trotzdem gab es das so schon vor 10 Jahren und man vermisst Neuerungen und vor allem einen Einzelspielermodus. SEGA hat es damals mit dem Dreamcast Bomberman Spiel vorgemacht, warum kann Hudson da nicht nachlegen?

Die Sportarten im Detail:

Baseball

In Europa dürften wohl nur die wenigsten irgendwas mit der Sportart anfangen können, in Japan genießt sie jedoch, ähnlich wie in den USA, hohes Ansehen. Dementsprechend schwer dürfte es europäischen Spielern fallen, sich da hinein zu fitzen. Beim Baseball treten zwei Teams auf einem speziell markierten Feld gegeneinander an und müssen versuchen durch Punkte zu gewinnen. Hauptaugenmerk dabei liegt auf dem Werfer und dem Schläger. Je nachdem wie gut und wie weit der Schläger den Ball hinausbefördert, können Punkte gemacht werden. Natürlich kann der gegnerische Werfer auch so geschickt werfen, dass der Schläger den Ball nicht trifft. Für meinen Geschmack das am schwersten zu spielende Sportspiel und dank der Thematik auch für mich das Uninteressanteste.

Golf

Hier orientierten sich die Entwickler klar an der Everybodys Golf (in Japan: Hot Shots Golf) Reihe und versuchen ebenfalls einen Mix aus Realismus und Spielbarkeit zu erzeugen. Leider mit wenig Erfolg, da man ohne Handbuchkenntnisse nicht weit kommen wird. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad recht hoch gehalten und wird jungen Zockern das Leben schwer machen. Auf den verschiedenen Golfplätzen können zu unterschiedlichen Jahreszeiten Minituniere nach „Holes“ und gegen andere Bombermänner gespielt werden. Prinzipiell also spaßig, wäre da nicht die schwankende Framerate und die ultralangsam reagierende Kamerasteuerung, die den ganzen Spielablauf zu einer einzigen Schnarchpartie verkommen lässt.

Tennis

Das am spielbarsten und am besten zugängliche Sportspiel ist Tennis. Ähnlich wie in Virtua Tennis von SEGA gibt es mehrere Schlagarten, mit denen man den Ball über das Netz befördern kann. Dabei sind Single- und Doppelmatches möglich. Wie auch in den anderen Spielen sucht sich der Spieler anfangs eine Figur aus, welche verschiedene Stärken und Schwächen aufweist. Nur noch schnell die Art des Untergrundes gewählt und die Anzahl der zu spielenden Sätze und schon kann es losgehen. Hat man sich mit der Steuerung angefreundet, gelingen größtenteils wahnwitzig schnelle Ballwechsel. Doch leider kommt es immer wieder zu unschönen Aussetzern im Spielfluss, da drischt unsere Spielfigur den Ball mehrmals nacheinander beim Aufschlag ins Netz, oder die Steuerung streikt uns unser Männlein bleibt regungslos auf dem Rasen stehen. Sehr ärgerlich, zumal der KI Gegner mit solchen Widrigkeiten nicht zu kämpfen hat.

Die „Mini“-Spiele kann man natürlich auch mit menschlichen Mitspielern zocken. Dummerweise braucht man bei der PlayStation jedoch einen Vierspieleradapter um mit mehr als einem Freund/in zu spielen. Umso ärgerlicher ist es, dass Bomberman Hardball über keine Onlineanbindung verfügt. Dabei hätte es sich gerade bei einem solchen Spiel angeboten, dass auf Multiplayergefechte ausgelegt ist.

Life is Life......Na Naaa Naa Na Na

Damit ihr euch nicht umsonst in den einzelnen Spieldisziplinen abrackert, haben die Entwickler dem Titel noch einen Gimmickmodus spendiert. In diesem „Spielzimmer“ könnt ihr eurem Bomberman neue Accessoires und Klamotten aus einem Automaten ziehen und ihm überstülpen. Natürlich kostet das Münzen, die ihr durch die gewonnenen Spiele bekommen habt. Hört sich ganz nett an, ist aber es stinklangweilig. Denn eure Figur lässt sich nur mit einer Fernbedienung steuern und watschelt lediglich zum Automaten hin, oder läuft auf Befehl in eine andere Ecke des Zimmers um sich die Sportarten anzuschauen. Wer eine Art Tamagotchi erwartet hat, wird schwer enttäuscht werden.

PSOne?

Huch, das soll die berühmte Renderware Engine sein? Dieses technische Grundgerüst soll Grafikkracher wie Burnout 3 hervorgebracht haben? Kaum zu glauben, aber wahr! Was uns die Japaner hier bieten ist schlichtweg eine Frechheit, Cartoonstil hin oder her, eine Optik wie von vor 6 Jahren zeugt nicht gerade vom technischen Können der Entwickler. Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, gesellen sich noch die unkonstante Framerate und die langen Ladezeiten, die in Richtung Minuten tendieren, dazu. Spiele wie Ratchet & Clank oder Jak & Daxter zeigen bestens, wie man Cartoongrafik und technische Brillianz unter einen Hut bringen kann, ohne in einem Bereich Abstriche machen zu müssen. Da wundert es kaum noch, dass die Musik zwar mit zuckersüßen Melodien aufwarten kann, aber dank fehlender Songanzahl sich gnadenlos wiederholt und somit ganz schnell, ganz extrem nervt. Immerhin reagiert unser Held im „Bomberman Life“ Modus mit japanischer Sprachausgabe auf unsere Eingaben – damit hat sich das Spiel wenigstens noch etwas Charme erhalten.

FAZIT:

Bleibt zum Schluss die Frage, ob man ein Spiel wie Bomberman Hardball wirklich braucht. Ich sage nein, denn was Entwickler Hudson hier abzieht, wirkt wie ein liebloser Haufen zusammenprogrammierten Schrotts, mit dem man einen schnellen Euro verdienen will. Weder die einzelnen Sportarten, noch die eigentlichen Bomberman-Schlachten können auf Dauer überzeugen. Zu wenig durchdachtes Gameplay, zu wenig neue Ideen und zu wenig Umfang werden geboten. Dabei hätte man die Sportansätze durchaus akzeptabel einbauen können. Wie schön wäre zum Beispiel ein Tennisspiel gewesen, bei dem man mit Bomben, anstatt mit normalen Tennisbällen spielt? Oder wie aufregend wäre eine Partie Golf gewesen, bei der man dem Gegenspieler eine Bombe vor den Latz knallt, sobald dieser zu gut ist? Man hätte soviel daraus machen können, wenn man das ursprüngliche Bomberman Konzept sinnvoll in die Sportarten integriert hätte. So aber bleibt unterm Strich nur ein „normales“ 08/15 Bomberman Spiel mit drei wenig berauschenden Minispielen. Finger weg!

[ Review verfasst von .ram]

PS:

Eine Unverschämtheit ist übrigens das Speichermanagement, dass doch glatt für jedes Minispiel + den Replays einen eigenen Speicherstand anlegen will. Und da kein Savefile unter 100kb groß ist, summieren sich die Spielstände zu einem beachtlichen Platzfresser auf der Memorycard.

Pluspunkte:

• Vier Spiele in Einem
• Budgetpreis
• Multiplayer Action im Vordergrund

Minuspunkte:

• Technisch veraltet
• Gameplay teilweise unausgegoren
• Weder Fisch noch Fleisch