Gut ein Jahr ist seit dem letzten Formel Eins Spiel von Sony Computer Entertainment vergangen und vieles hat sich seitdem verändert. So endete beispielsweise mit der aktuellen Saison die fast schon erschreckende Dominanz der Ferraris. Während man nämlich in den letzten Jahren nur Michael Schumacher an der Spitze des WM Classements sah, wurde dieser in der aktuellen Saison erstmals gestürzt und vom spanischen Newcomer Fernando Alonso verdrängt. Für die Schumi Fans ist das natürlich der ultimative Supergau, doch für alle Anderen ist es der schon lang herbei gesehnte Wechsel an der Spitze. Was das Ganze noch brisanter macht, ist die Tatsache, dass mit Alonso und Raikonnen gleich zwei starke Fahrer um die Weltmeisterschaft kämpfen und sich bis zum Finale einen nervenzerreißenden Zweikampf bieten werden. Wem die Wartezeit bis zum letzten Rennen jedoch zu lange ist, kann sich endlich selber ans Steuer setzen und die komplette 2005er Saison nachspielen. Sony macht’s möglich!
Guter Nachfolger?
Nach dem das letztjährige Formel Eins Spektakel, dank internem Entwicklerwechsel bei Sony erstmals wieder überzeugen konnte und die langjährige Pannenphase wettmachte, waren meine Erwartungen gegenüber dem 2005er Update natürlich dementsprechend groß. Und eins kann ich bereits jetzt vorwegnehmen: Sony hat mich nicht enttäuscht...
Der harte Rennzirkus
Nach dem fast schon melancholischen (aber astrein inszenierten) Intro, das euch einen kleinen Blick in die majestätische Formel 1 Welt verschafft, landet ihr in dem nett animierten Hauptmenü, wo ihr auf haufenweise interessanter Modi trefft, die euch noch für Wochen gut unterhalten werden. Bevor ich jedoch näher auf die einzelnen Modi eingehe, muss ich euch bereits vorab eine kleine Hiobsbotschaft melden, die vor allem Fans der rasanten Action schocken dürfte: Ein Opfer der Schere wurde nämlich der beliebte Acrademodus, der für ein kleines Rennen zwischendurch gar nicht mal so schlecht war und mit Sicherheit einige Fans hatte. Stattdessen bleibt einem jetzt nur noch das simple Einzelrennen, dass aber aufgrund der fehlenden Action nicht ganz so spaßig ist, wie der traditionelle Arcademodus, bei dem man auch mal abkürzen durfte und ohne Geschwindigkeitsverlust übers Kiesbett rasen konnte.
Doch genug getrauert, wenden wir uns wieder den anderen Modi zu:
Im Punkt Einzelspieler lassen sich direkt vier weitere Auswahloptionen finden. Da wäre zum einen die „Testfahrt auf Zeit“, bei der es darum geht, mindestens eine Rundenzeit in den Top 3 platzieren zu können, um somit diverse freischaltbare Extras zu aktivieren. Darüber hinaus gibt es noch den normalen Saisonmodus, der euch über alle Strecken der 2005er Saison führt und euch ohne großes Drumherum ein Rennen nach dem Anderen bietet. Wer jedoch auf dieses ganze „Drumherum“ steht, wird mit dem Karrieremodus sicherlich gut bedient. Dieser bietet nämlich mehr, als nur simple Fahrerei, da ihr hier klein anfangt und euch im Laufe der Zeit immer mehr nach oben arbeitet, um schließlich der beste Formel Eins Fahrer der Welt zu werden. Bis dahin ist es jedoch ein langer und steiniger Weg. So geht es beispielsweise am Anfang erst mal nur darum einen Cockpitplatz in der Formel 1 zu ergattern, um überhaupt teilnehmen zu können. Und das sich nicht direkt die wichtigsten Teams um euch reißen, dürfte ja klar sein. So geht es entweder in den Minardi, den Jordan oder in den neuen Red Bull. Bevor ihr aber einen festen Vertrag angeboten bekommt, müsst ihr zunächst einen Testlauf absolvieren, der den Teamchefs zeigen soll, ob ihr überhaupt für die höchste Rennklasse geeignet seid. Dabei kann es sich entweder um das Erreichen einer bestimmten Rundenzeit handeln, oder um das Unterbieten einer Gesamtzeit, die mehrere schnelle Runden erfordert. Habt ihr diese Hürde schließlich gemeistert, geht es endlich ans Eingemachte. Als noch unbekannter Neuling steigt ihr direkt in die große, weite Formel Eins Welt ein, um euch endlich einen Namen zu machen. Dort lautet eure Aufgabe dann möglichst gute Platzierungen nach Hause zu fahren, um erstens den Rennstall glücklich zu machen und zweitens sich selber bei anderen, noch besseren Teams, zu empfehlen. Gelingt es euch, findet ihr alle Anfragen im Bereich „Anwerbungen“. Darüber hinaus habt ihr noch die Möglichkeit alle wichtigen Pressemitteilungen der letzten Wochen durchzulesen und euch ebenfalls immer wieder über die aktuellsten WM Stände informieren zu lassen. Was den Karrieremodus ebenfalls zu Gute kommt, ist die Tatsache, dass ihr auch hier diverse neue Autos und Rennstrecken frei spielen könnt. Für Langzeitmotivation ist also auf jeden Fall gesorgt.
Als letzte Anwählmöglichkeit im Einzelspielerbereich gibt es noch den Punkt Rennwochenende, der jedoch nichts anderes darstellt, als eine etwas größere Variante des Einzelrennens. Deshalb schauen wir uns lieber die wohl wichtigste Neuerung des Spiels an. Nachdem der Vorgänger ja mit einem verkappten Onlinemodus (nur Ghostrennen waren möglich) ins Rennen geschickt wurde, zeigt sich der Selbige im neusten Teil von seiner besten Seite. Schließlich fahren sie jetzt nicht mehr gegen irgendwelche geheimnisvollen Geister, sondern gegen richtige und vor allem erkennbare menschliche Fahrer. Die ebenfalls enthaltenen Weltranglisten sorgen dabei für genügend Prestige und Motivation. Schade nur, dass wir ein Jahr für den ganzen Spaß warten mussten. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass man den Onlinemodus in dieser Form auch schon letztes Jahr hätte bringen können.
Zu guter letzt gibt es dann noch den altbekannten Zweispielermodus und den neuartigen TV-Modus, der euch, wie im Fernsehen in die Zuschauerrolle versetzt und ihr nichts anderes zu tun habt, als genüsslich zuzuschauen. Wem es also an Formel Eins freien Tagen nach einer TV Übertragung verlangt, der findet hier eine geeignete Alternative.
Das Gameplay
Wer sich noch an den Vorgänger erinnern kann, hat mit Sicherheit die hakige und verdammt sensible Steuerung im Kopf, die einem so manches abverlangte. Diese Zeiten sind nun vorbei. Während man bei Formel Eins 2004 noch hart mit dem Auto zu kämpfen hatte, geht es inzwischen viel lockerer zur Sache, was selbst Einsteiger die Möglichkeit gibt, mal ein paar Rennen zu gewinnen. Außerdem sollte man wieder richtig zudrücken können, da auch die neuste Formel Eins Version auf die analogen Tasten setzt und dabei ziemlich sensibel mit ihnen umgeht. Leider wurden jedoch nicht alle Probleme des Vorgängers ausgemerzt, was man vor allem bei dem miserablen Schadensmodell erkennt, das im Vergleich zwar deutlich besser ist, aber immer noch genügend Crashs erlaubt, ohne irgendwelche Auswirkungen zu zeigen.
Verbesserungen zeigen sich dagegen beim Flaggensystem, dass auf Abkürzungen oder Zwischenfälle viel besser reagiert und dem Realismus natürlich dementsprechend gut tut. Ähnliches gilt auch für den Schwierigkeitsgrad, der nun weitaus besser ausbalanciert ist und sogar Neulingen einige Chancen im Karrieremodus bietet. Gerade der Schwierigkeitsgrad war nämlich noch im Vorgänger übertrieben hart und somit waren Einsteiger anfangs überfordert.
Grafik
Die grafische Qualität konnte sich noch einmal deutlich steigern und zeigt die Rennstrecken und die Boliden von ihren schönsten Seiten. Insgesamt wirkt das ganze Geschehen nun viel detailreicher und farbenfroher, als noch im letzten Jahr. Zwar flimmert es minimal im Hintergrund, aber das ist aufgrund der nicht vorhanden Slowdowns und Ruckler noch zu verkraften. Hinzu kommen drei grafische Schmankerl, die der Bildschirmaction einen zusätzlichen Reiz verleiten und das Renngeschehen viel besser rüberkommen lassen. Da wäre zum Einem die optische Motorvibration, die jede Aktion des Motors mit einem wackelnden Bild näher bringt, die Höchstgeschwindigkeits-Unschärfe, die wir schon aus den MotoGP Spielen kennen und zu guter letzt noch der Höchstgeschwindigkeits-Kamerazoom. Wer mit diesen grafischen Features jedoch nichts anfangen kann, hat immer noch die Möglichkeit, sie nachträglich auszuschalten. Mir persönlich haben sie jedenfalls richtig gut gefallen und für eine weitaus realistischere Atmosphäre gesorgt.
Sound
Vom erstklassigen Intro Song, bis hin zu den kraftvollen Motorensounds, kann man bei der Sound und Musikkulisse nur wenig meckern. Anders sieht es da bei den Kommentatoren aus, die auch in diesem Jahr zwar direkt von RTL(Christian Danner und Heiko Wasser) ausgeliehen wurden, aber mit wenig Enthusiasmus zu Werke gehen und oftmals etwas unpassende Einzeiler abliefern. Auf diesem gebiet gibt es noch viel Verbesserungsspielraum.
FAZIT:
Auf Grund fehlender Konkurrenz (Sony besitzt ja noch für ein paar Jahre die exklusiven Versoftungslizenzen der Königsklasse) fällt ein vergleich natürlich schwer. Somit bleibt mir nichts anderes übrig, als auf die vergangenen Ausgaben des Spieles zu blicken. Und was ich da erkennen kann, ist eine ständige Verbesserung, die natürlich dem Spielspaß zu gute kommt. Zwar wird der Titel auch im nächsten Jahr keine akkurate Simulation aufbieten, aber das wollen die Entwickler ja auch gar nicht. Formel Eins 2005 ist sehr gut spielbar, bietet eine astreine Grafik und dürfte dank tollem Onlinemodus für jeden Fan in 2005 ein Pflichtkauf sein.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Tolle Präsentation
Überarbeitetes Gameplay
Sehr guter Onlinemodus
Minuspunkte: