Willkommen in der Rubrik „Spiele, die die Welt nicht braucht“! Unser neustes Mitglied hört auf den Namen: Saint Seiya: Das Heiligtum und stammt aus dem, für schrottige Animeumsetzungen bekannten, Hause Bandai. Zwar blieben uns Europäern bislang die meisten „Bandai-Perlen“ erspart, doch drängt der japanische Spielhersteller neuerdings immer aggressiver in die alte Welt vor und bombardiert den ahnungslosen Videospielfan mit vielen mittelmäßigen und schlechten Spielen. Die Anspannung des Testers ist vor einem solchen potentiellen „Hit-Kandidaten“ besonders groß, da man nur schwer abschätzen kann, ob das jeweilige Spiel nur übel oder sogar grottenschlecht wird. Und glaubt mir, es gehört eine Menge Selbstdisziplin dazu, ein solches „Meisterwerk“ wie Saint Seiya: Das Heiligtum lange genug zu spielen, um sich eine Meinung bilden zu können. Noch mehr spirituelle Energie wird dann beim Schreiben einer Rezension benötigt, schließlich will und darf man nicht mit Worten vom Kaliber: Scheiße, Rotz, Humbug, Müll, Kacke etc. um sich werfen.
Die Story
Die Geschichte rund um die Saints (In Deutsch: Die Heiligen) stammt aus der Feder des japanischen Mangaka Masami Kurumada und hat seinen Ursprung im Jahr 1986. Basierend darauf entstand in den 80igern eine Animeserie, die auch dem Spiel als Vorlage dient. In Saint Seiya: Das Heiligtum schlüpft ihr in die Rolle der Saints und versucht mit allen Mitteln das Böse aufzuhalten. Dieses erwacht nämlich alle 200 Jahre aus seinem Dornröschenschlaf und versucht mit allen Mitteln die Erde zu erobern. Als Verteidiger der Menschen stand bislang die Göttin Athene dem Bösen gegenüber. Doch bei einem hinterhältigen Angriff wurde sie von einem Pfeil verletzt und nun liegt es an ihren Helfern (den Saints) das Böse zu stoppen, die Erde zu retten und ihre verwundete Göttin zu heilen.
Die mystische Geschichte aus den späten 80er Jahren war vielleicht seinerzeit noch ein großer Erfolg, doch heutzutage haut das keinen mehr vom Hocker. Ganz im Gegenteil, die Handlung wirkt zumindest im Spiel, eintönig und vorhersehbar. Das liegt allerdings auch an eurer Aufgabe, alle 12 Zodiac-Kammern zu betreten und deren Wächter zu beseitigen. Vor und nach dem Kampf darf man sich ellenlange Gespräche ansehen, in denen über das Warum, das Wenn und das Wo diskutiert werden. Das hört sich nicht nur sterbenslangweilig an, sondern ist es auch. Selbst Fans (falls es in Deutschland davon überhaupt welche geben sollte – schließlich erschien die TV Serie hier erst vor kurzem auf DVD) können solch eine Tristesse nicht rechtfertigen. Eigentlich frage ich mich überhaupt, warum das Spiel hierzulande veröffentlicht wurde!
Das Gameplay
Wenn Saint Seiya: Das Heiligtum wenigstens Spaß machen würde, könnte man eine Europa Veröffentlichung vielleicht noch verstehen, aber selbst dieser Bereich wurde vermurkst. So wirken die Schlägereien auch nach längerem Spielen bei weiten nicht so flüssig und spektakulär, wie bei Tekken 5 oder Virtua Fighter 4: Evolution. Meistens drückt man wie wild auf die Tasten, und gewinnt trotzdem. Button Smasher in Reinkultur! Doch die Trägheit der Steuerung macht sogar diesem Spielprinzip einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Dabei hätte mit etwas mehr Feintuning durchaus ein solider Prügler entstehen können. Neben den normalen Schlägen und Tritten, spielen die Special-Moves und Combos eine große Rolle bei den Kämpfen. Um jedoch die effektreichen Special-Moves aktivieren zu können, müsst ihr vorher einen Power-Balken mit Energie füllen. Für etwas Auflockerung sorgen die „Final Fight“ ähnlichen Abschnitte gegen die 12 Golden Saints. Hier wirkt das Gameplay irgendwie schneller und nicht so träge. Spaß kommt deswegen aber auch nicht sonderlich auf. Wer sich an seinem Freund/Familie/Freundin/Bekannten rächen möchte, sollte ihn für ein paar Matches im Zweispielermodus einladen, denn wie heißt es so schön? Geteiltes Leid ist halbes Leid. Erwähnenswert sind einzig die umfangreiche Storyeinbindung und die vielen frei spielbaren Extras. Aufgrund des niedrigen Schwierigkeitsgrades habt ihr das Spiel aber locker an einem Nachmittag beendet, wodurch sich die Frage nach der Langzeitmotivation eigentlich erübrigt.
Technisches Armutszeugnis
Wie die Überschrift schon verrät, darf man on Saint Seiya keine visuellen Wunder erwarten. Die Figuren wirken polygonarm und sehen dank fehlender Details, wie Spielfiguren aus der PSOne Ära aus. Haben die Entwickler eigentlich schon mal etwas von Texturen gehört? Immerhin bieten die Special-Moves einige hübsche Effekte, die den Titel vor der totalen Blamage retten. Nicht viel besser sieht es mit den Umgebungen aus, die allesamt gähnend langweilig aussehen und nur durch interaktive Sachen wie einstürzende Steine wenigstens etwas für das Auge bieten.
Pegasus Fantasy
Wer bisher dachte, dass nur wir Deutschen schlechte Synchronisationen zustande bringen, wird mit der französischen Sprachausgabe von Saint Seiya eines besseren belehrt. Die Sprecher klingen übertrieben euphorisch und alles andere als glaubwürdig und natürlich nicht zu vergessen: Sie sprechen FRANZÖSISCH! Anscheinend verfügt die Serie im Land der Baguette und des Weins über eine durchaus ernstzunehmende Fangemeinde, aber das ist noch lange kein Grund, dieses Spiel in ganz Europa zu veröffentlichen. Nun ist es sowieso zu spät - wer das französische Gejaule jedenfalls nicht mehr aushalten kann, hat immerhin noch die Möglichkeit, die original japanische Tonspur zu aktivieren, die zumindest für Nicht-Franzosen wesentlich angenehmer zu ertragen ist. Eine englische oder gar deutsche Sprachausgabe gibt es nicht.
FAZIT:
Saint Seiya: Das Heiligtum ist mit Abstand das miesesten Spiel, dass mir seit langem untergekommen ist. Es ist technisch und spielerisch veraltet und hätte von mir aus, ruhig in den japanischen Regalen verschimmeln können. Aber stattdessen durfte ich meine wertvolle Zeit mit dieser Zumutung verbringen. Spannung? Nicht vorhanden! Spielspaß? Daran dürft ihr gar nicht mal denken! Onlinekämpfe? Das ich nicht lache! Zu dem Spiel fällt mir nur ein abschließendes Urteil ein: Finger weg!
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- DVD eignet sich zum Frisbee spielen
- Japanische Sprachausgabe
- Viele frei schaltbare Extras
Minuspunkte: