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Fahrenheit
13. Oktober 2005

Hallo,

mein Name ist Lucas Kane und ich sitze tief in der Tinte.

Letzte Nacht habe ich nämlich einen Mord verübt. Ich habe einen unschuldigen Menschen umgebracht. Mein Gott... wie konnte ich das nur tun?! Aber es kommt noch schlimmer, anstatt mich der Polizei zu stellen, bin ich einfach weggelaufen. Das hatte seinen Grund, denn ich bin mir sicher, dass ich niemals einem Menschen Schaden zufügen könnte, ich kann es nicht gewesen sein. Aber wer sollte mir glauben? Oh Gott, mir wird schon wieder schlecht!

Als ich am nächsten Tag in meinem Appartement aufwache, bemerke ich diese merkwürdigen Symbole auf meinen Unterarmen. Diese zweiköpfigen Schlangen -  wie sind die nur dahin gekommen? Habe ich die mir selber eingeritzt? Sobald ich versuche mich an die vergangene Nacht zu erinnern, schmerzt mir der Kopf. Was soll ich nur tun? Wem kann ich noch trauen? Ich muss mit meinem Bruder Marcus reden, er muss mir einfach zuhören...

Interaktiver Film

Was sich wie die Einleitung zu einem Spiel anhört, ist in Wirklichkeit schon längst ein Teil des Gameplays von Fahrenheit. Durch die Augen von Lucas Kane erlebt ihr die ersten Minuten nach seiner Tat und müsst selber einen Ausweg aus der Situation finden. Ein interessanter Ansatz, denn bei den meisten Spielen, sind solche Szenen eher nicht-interaktive Zwischensequenzen. Bei Fahrenheit überlassen es die Entwickler jedoch dem Spieler, solche Ereignisse zu erleben, zu spielen und natürlich zu überstehen. Dadurch erinnert Fahrenheit auch viel eher an einen Film, anstatt an ein normales Videospiel. Aber nicht nur solche spannenden Szenen darf man erleben, die Entwickler lassen dem Spieler auch freie Hand bei eher untypischen Spielsequenzen, wie zum Beispiel dem Einschenken von einem Glas Gin, oder dem Versuch die Ex-Freundin ins Bett zu bekommen. Das mag sich vielleicht beim ersten Durchlesen bieder anhören, macht aber einen beträchtlichen Teil der Atmosphäre von Fahrenheit aus. Es wirkt einfach realistischer, wenn man am Morgen seine Mails am PC checkt, die neuesten Nachrichten verfolgt, oder einfach die Musikanlage zur Entspannung etwas aufdreht. Solche eher nebensächlichen Tätigkeiten vermitteln gekonnt den Eindruck, dass man ein glaubhaftes Abenteuer erlebt.

Schade nur, dass unter dieser neuen Sichtweise das alteingesessene und wichtige Gameplay leidet. Denn so schön es auch ist, all die Alltagstätigkeiten auszuführen, umso mehr vermisst man Adventure-typische Rätsel und richtige Aufgaben. Klar, durch den Verzicht auf den Denksport dürfte niemand wirklich an einer Stelle fest hängen und man kann Fahrenheit relativ bequem am Stück durchspielen, doch anderseits frage ich mich, warum man im Gegenzug andauernd einfach gestrickte Actionsequenzen meistern muss. In diesen wenig spannenden Einlagen, darf der Spieler jedes Mal bis zum Umfallen sein Gamepad malträtieren. Manchmal muss man die Balance zwischen den beiden R1 und L1 Tasten finden und halten, aber zum Großteil drückt man vorgegebene Richtungskombinationen mittels der  beiden Analogsticks nach. Anfangs wenig nervig, entwickeln sich die Actionsequenzen gegen Ende zu richtigen Trial & Error Events. Öfters kommt es einfach vor, dass man stirbt, obwohl man meint, alles richtig gemacht zu haben und da man meistens nur über ein Leben verfügt, können schnell die Nerven reißen. Für mich sind zwar ein paar solcher Einlagen noch erträglich, aber da sie einen beachtlichen Teil von Fahrenheit ausmachen, hätten sich die Entwickler stärker mit diesem Aspekt beschäftigen müssen. Denn wirklich ausgereift, oder spaßfördernd sind diese Sequenzen nicht.

Spannend?

Anderseits hätte man eigentlich auch komplett auf die QTE-Events verzichten können, ruinieren sie doch zu einem beträchtlichen Teil die anfangs gute Story. Denn umso tiefer Lucas gräbt, umso mehr Geheimnisse er lüftet, umso vorhersehbarer wird die Geschichte und die Spannungskurve fällt. Zudem konnten es sich die Entwickler nicht verkneifen einige typische Klischees, wie zum Beispiel die mysteriösen Flashbacks aus Kane`s Kindheit einzubauen. Würde man Fahrenheit als reinen Film betrachten, könnte man grob sagen, dass der Anfang äußerst spannend ist, aber der Streifen ab der Mitte zu Durchschnittskost verkommt und das Ende einfach nur schnell zusammengeschustert und wenig nachvollziehbar wirkt.

Dabei hat Fahrenheit wirklich Potential. Schon alleine die Möglichkeit auch Kane`s Verfolger, die beiden Polizisten Carla und Tyler zu spielen, hätte zu einem spannenden Cocktail verflochten werden können. So aber leidet Fahrenheit an der eigenen spielerischen Fast-Food Kost und der mittelmäßigen Technik. Denn obwohl man merkt, dass die Grafiker viel Liebe zum Detail bewiesen haben, hätte Fahrenheit auch am Anfang der PlayStation 2-Ära erscheinen können. Allzu oft treten Aliasingprobleme auf, nerven deftige Ruckeleinlagen und die unzeitgemäßen Polygonmodelle zeugen nicht gerade vom neuesten Stand der Technik. Es sollte außerdem gesagt werden, dass Fahrenheits Grafik nicht die volle Bildschirmgröße nutzt, sondern mit schwarzen Balken oben und unten versehen ist. Aber keine Angst, mit einer miesen PAL Anpassung hat das nichts zu tun, vielmehr wollten die Entwickler damit noch mehr Filmflair verbreiten, wovon auch die vielen Sequenzen im geteilten Bildschirm (wie in der Serie 24) zeugen. Die oberen und unteren Balken werden dagegen für das HUD und die Untertitel genutzt. Einen weiteren Minuspunkt handeln sich die Entwickler mit der unscharfen Darstellung der Grafik ein, das geht ziemlich auf die Augen und hätte definitiv vermieden werden müssen.

Als Fahrenheit damals den Publisher wechselte, schwante mir schon Böses und als ich las, dass ATARI den Titel vertreiben wird, wurden meine Vorahnungen nur noch bestätigt. Schließlich wird sich jeder noch mir Grausen an die vermurkste deutsche Sprachausgabe in DRIV3R erinnern. Leider hat ATARI aus den Fehlern nicht gelernt und veröffentlicht auch Fahrenheit mit einer miesen Eindeutschung. Alle, aber auch wirklich alle deutschen Sprecher sind drittklassig und nehmen dem Spiel viel von seiner filmartigen Atmosphäre. So bleibt einem nichts anderes übrig, als zur guten englischen Tonspur umzuschalten und mit deutschen Untertiteln das Spiel zu „genießen“. Gelungen ist dafür der Soundtrack, der mit einigen markanten Spielmelodien und coolen Lizenzstücken aufwarten kann. Diese kann man übrigens auch mit im Spiel verstreuten Bonuskarten frei schalten und neben unzähligen Artworks, Videos und Minispielen auch einzeln anwählen.

FAZIT:

Ich mag Fahrenheit, es ist kein schlechtes Spiel! Ich mag zudem die Interaktiven Filme, die Mitte der Neunziger die PCs überschwemmten. In gewisser Weise ist Fahrenheit ein Nachfolger dieser ersten Versuche, das Filmgenre interaktiv zu gestalte bzw. das Computerspielgenre filmartiger werden zu lassen. Doch ganz geglückt ist den Visionären von Quantic Dream dieser Kunstgriff nicht, denn an vielen Ecken und Kanten mangelt es Fahrenheit an Vollendung. So ist beispielsweise die Story nur mäßig spannend und flacht gerade zum Ende hin gewaltig ab und auch der geistige Anspruch, das eigentliche Gameplay, dass ein Videospiel von einem Film unterschiedet - ein Spiel erst interaktiv macht, hält sich stark in Grenzen. Somit ist mit Fahrenheit, der Versuch einem ausgestorbenen Genre neue Impulse zu geben, nur bedingt gelungen. Aber vielleicht regt der Titel andere Entwickler an, es besser zu machen.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

  • Neue Ansätze in der Präsentation
  • Viele Nebenaufgaben
  • Viel Bonusmaterial

Minuspunkte:

  • Story nicht wirklich spannend
  • Technik nicht zeitgemäß
  • Relativ anspruchslos


Infos zum Spiel
NameFahrenheit
SystemPlayStation 2
PublisherATARI
EntwicklerQuantic Dream
GenreAdventure
USKab 16 Jahren
Preis49,99 €
Release
 14.09.2005
 20.09.2005
 26.01.2006
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzJa
Vollbild 50HzJa
PAL BalkenNein
Speicherbedarf187 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IINein
EyeToyNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Fahrenheit
Gameplay
7.0
Atmosphäre
8.0
Grafik
7.5
Sound
8.0
Singleplayer
7.5
 

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