Es ist schon erstaunlich. Da locken viele gute Rennspiele den Zocker vor den Bildschirm, aber nur ein billig aufgemachtes Spiel wie Autobahn Raser entwickelt sich zum absoluten Verkaufsschlager. Zumindest damals, Ende der Neunziger. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche bessere Konkurrenten, die dem Spieler erlauben durch realitätsnahe Städte zu düsen. Dennoch konnte sich das kleine niederländische Unternehmen mit hunderten von Nachfolgern und Ablegern zu Autobahn Raser bis heute über Wasser halten. Warum das so ist, weiß niemand so genau, denn bislang war kein Autobahn Raser Spiel auch nur annähernd ein gutes Spiel. Aber vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass der Reihe durch den hohen Widererkennungswert von lokalen Sehenswürdigkeiten, immer wieder neue Menschen ins Netz gingen, die von Videospielen keinen blassen Schimmer haben.
Twisted Metal
Ich mag keine Spiele, die noch auf herkömmlichen CDs erscheinen. Längere Ladezeiten und lautere Ladegeräusche sind nämlich nicht unbedingt dazu da, damit man sich beim Spielen wohl fühlt. Aber wie dem auch sei, anstatt wie bislang auf normale Rennveranstaltungen zu setzen, geht es dieses Mal rabiater zur Sache. Denn Autobahn Raser: Destruction Madness ist ein waschechtes Car-Combat Spiel, zumindest möchte es gerne eins sein. Warum es dazu nicht ganz reicht, erfahrt ihr im folgenden Abschnitt.
Ein hübsches Intro, oder gar eine Hintergrundgeschichte gibt es nicht. Das Spiel lädt euch gleich in einem äußerst simplen Menü ab, dass mit den Punkten: Karriere starten, Karriere fortsetzen, Ad-Hoc und Optionen aufwartet. Natürlich steht das nicht so da, denn oftmals hat der Platz für die vielen Buchstaben nicht gereicht und somit müsst ihr euch im Spiel mit zahlreichen Abkürzungen herumschlagen. Man beginnt also mit dem Karrieremodus. Der Spieler bleibt jedoch anonym, nicht einmal sein Namenskürzel darf man eingeben – schwach! Zwei Autos stehen anfangs zur Auswahl und eine Strecke. Der erste Event ist ein ganz normales Rennen, bei dem ihr nach zwei Runden als erster durch das Ziel fahren müsst. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn die Steuerung ist so dermaßen schwammig, dass ruckhafte Bewegungen des Analogsticks zu unkontrollierbaren Drehungen des Fahrzeugs führen. Nur sehr feinfühlig lassen sich die Kisten um die Kurven steuern. Aber das wird später nicht etwas besser, nein, alle Autos fahren sich so bescheiden! Wenigstens sind die Computerfahrer keine Hürde und man lässt sie locker im Staub stehen. Nach diesem Level geht es zum Nächsten, einem Deathmatch! Man hat einfach Streckenabschnitte genommen und präsentiert uns diese als Arenen. Sehr clever, aber für wie blöd halten die Entwickler uns Videospieler eigentlich??? Arenen sollten als Arenen konzipiert sein. Es bringt nichts, einfach nur beliebige Streckenabschnitte dafür zu nutzen. Haben die noch nie etwas von Leveldesign gehört? Jedenfalls ist es eure Aufgabe, als erster sechs Fahrzeuge zu plätten. Das geschieht normalerweise mit Hilfe von verschiedenen Items, wie Scheren oder Sägeblättern, die montiert auf dem Fahrzeug, über kurze Zeit viel Schaden anrichten. Da eine KI bei den Computerfahrern nicht vorhanden ist, stellt euch das Spiel auch vor keine unlösbaren Aufgaben. Weitere Events gibt es noch in Form von Smash Rennen, bei denen ihr auf Zeit die Gegend demolieren müsst und Punkte sammelt. Wer am Ende der vorgegeben Zeitspanne die meisten Punkte hat, gewinnt und zum Schluss erwarten euch auch noch Überlebensrennen, bei denen ihr eine gewisse Zeit, wie der Name schon sagt, überleben müsst. Eure Rivalen crashen dabei gerne in euch hinein, um die sowieso permanent abnehmende Gesundheit noch weiter zu reduzieren. Dank zahlreicher Upgrades und Reparatur Items könnt ihr den Gegnern jedoch leicht einen Strich durch die Rechnung machen. Je nach Spielfortschritt schalten sich dann immer neue, bessere Fahrzeuge frei, die dank mehrerer Kategorien wie Angriff, Verteidigung und Geschwindigkeit, den ahnungslosen Spieler mit Pseudoattributen Spieltiefe vorgaukeln möchten. Letztlich fährt sich jedoch jedes Auto gleich und auch in der Verteidigung, oder dem Angriff sind keine nennenswerten Unterschiede festzustellen.
Ad-Hoc
Hinter diesem obskuren Kürzel verbirgt sich der Schnellstartmodus bzw. der Zweispielersplitscreenmodus. Mit all den frei geschalteten Sachen könnt ihr hier eine schnelle Partie einlegen, oder gegen einen Freund antreten. Tolle Sache (für alle, die es nicht bemerkt haben: das ist ironisch gemeint)!
Mehr gibt es nicht. Im späteren Spielverlauf darf man neben deutschen Lokalitäten zwar auch auf internationaler Bühne Autos schrotten, doch dank der vergeigten Steuerung macht das Spiel auch später keinen richtigen Spaß. Dabei ist es ja nicht einmal so, dass kein Potential vorhanden wäre. Aber durch ein stark eingeschränktes Budget oder einfach nur pure Unfähigkeit der Entwickler, wurde das Potential nicht annähernd genutzt.
Niederländische Technik
Technische Meilensteine waren die Davilex Spiele noch nie, wirkliche Gurken jedoch auch nicht. So verhält es sich auch mit Autobahn Raser: Destruction Madness. Während die Umgebungen größtenteils flüssig und mit genügend Wiedererkennungswert auf dem Bildschirm angezeigt werden, kann man bei den Automodellen nur die Vorbilder erahnen. Texturen und Effekte sind da nämlich Fehlanzeige. Letztlich ist die Grafik aber für ein Budgetspiel immer noch ausreichend.
Der Sound kommt über unteren Durchschnitt auch nicht heraus und wartet mit stumpfen und sich immer wiederholenden Kommentaren der Gegnern auf und Effekten, die eher nach Rasenmähern, anstatt Autos klingen. Bei der Musik gibt’s sogar mehr als das typische Midigedöngel. Freunde von Scooter und anderen Kindergartentrancemusikern werden nämlich ihre wahre Freude haben. Denn die elektronische Musik klingt genau so, wie man es von den oben genannten „Künstlern“ erwartet. Das ist zwar immer noch besser, als nichts und passt irgendwie zum restlichen Trash Charme des Spiels, jedoch ist die Sounduntermalung auch keine Topleistung.
FAZIT:
So recht will das neueste Autobahn Raser Spiel keinen Spaß machen. Insbesondere die primitive Präsentation und die vermurkste Steuerung sind am fehlenden Spielspaßfaktor schuld. Wer preiswerte Car Combat Action sucht, ist mit dem alten Twisted Metal Black oder Ubi Softs Budgetpreis Veröffentlichung 187 – Ride or Die jedenfalls Welten besser beraten und sollte die Finger vom neuen Davilex Rennspiel lassen.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
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18 Fahrzeuge
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Kindergartentrancemusik
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Cooles Cover
Minuspunkte:
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Dumpfbacken KI
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Grottige Steuerung
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Billige Präsentation