Ich habe mich ehrlich gesagt, noch nie für Golfspiele interessiert, da mir die Sportart bislang zu bieder und realistisch in Videospielen aufbereitet wurde. Auch mit dem gemächlichen Spieltempo konnte ich mich nie so recht anfreunden. Everybodys Golf ist aber im Gegensatz z.B. zur Tiger Woods Serie knallbunt, super witzig und bietet einen leichten ein Einstieg in die Sportart. Von der Aufmachung und Präsentation erinnert Everybodys Golf dann auch eher an einen Arcadetitel, als an eine überkomplexe Simulation. Und gerade das spricht mich ja besonders an. Trotzdem sollen euch meine einleitenden Worte keinen falschen Eindruck von dem Spiel vermitteln, denn Everybodys Golf besitzt trotz der knallbunten Optik sehr viel Spieltiefe und fordert mit der Zeit selbst gestandene Profis.
Doch bevor wir uns auf das Grün und somit zum Kernstück des Spiels begeben, werfen wir noch einen Blick auf die einzelnen Menus. Unter Optionen könnt ihr beispielsweise einstellen, ob ihr der fröhlichen Musik lauschen wollt, oder lieber in aller Ruhe die Plätze erkunden wollt. Zudem warten noch Einstellungen für Kamerasteuerung und für diverse Hilfestellungen auf euch. Wenn ihr später einige Sachen frei gespielt haben solltet, dann dürft ihr auch den Standort der Lobby ändern und euch diverse Filmchen anschauen. Das Beste ist jedoch die Replay Funktion, mit der ihr eure „Hole in One“ Schläge (mit einem Schlag eingelocht) auf dem Memorystick abspeichern könnt. Ungläubigen Freunden könnt ihr diese Aufzeichnungen später dann voller Stolz präsentieren.
Hole in One!!!
Begeben wir uns nun auf den Platz. Das grundlegende Spielprinzip ist zwar wirklich einfach gehalten, aber wer dennoch vorher ein bisschen üben will, kann dies im Trainingsmodus tun. Das Kernstück des Spiels ist aber der Storymodus, welchen ihr unter dem Punkt Herausforderung findet. Hier startet ihr natürlich von ganz unten und müsst euch bis ganz nach oben kämpfen. Ihr beginnt als Schüler auf dem untersten rang, um einen Rang aufzusteigen, benötigt ihr eine bestimmte Anzahl an Sternen. Diese bekommt ihr nur, wenn ihr ein Turnier gewinnt oder einen einzelnen Gegner im Duell besiegt. Neben Sternen gibt es zudem noch eine Vielzahl an Accessoires für eure Charaktere zu erspielen. So könnt ihr eure Golfer mit Sonnenbrillen, neuen Klamotten, Mützen und anderem Gimmicks ausstatten. Ab und an gibt es auch neue Bälle oder Golfschläger zu gewinnen, die dann natürlich eure Fähigkeiten in bestimmten Parametern wie Kraft, Spin, Kontrolle, Abschlag oder Sidespin verändern. Eine andere Möglichkeit euren Charakter zu verbessern, besteht darin, mit ihm besonders lange zu spielen. Umso länger ihr also mit dem gleichen Golfer spielt, umso besser wird er. Habt ihr einen Levelaufstieg bestanden, warten weitere Herausforderungen auf euch, sowie neue Golfplätze und neue Charaktere, die ihr durch einen Duellsieg gewinnen könnt. Allerdings gibt es bei einem Duell oftmals bestimmte Regeln, wie zum Beispiel übergroße Löcher, die den Sieg erschweren. Insgesamt könnt ihr euch mit zehn Charakteren auf sechs Plätzen à 18 Löcher messen. Für Abwechslung sorgen die unterschiedlichen Themen der Golfplätze. Ihr puttet in den Alpen, schlagt an der Küste ab, golft in einem herbstlichen Park und bestreitet Turniere auf einem Dinosaurier Parcours.
Befindet man sich das erste Mal auf dem Platz, wird man von den ganzen Anzeigen ziemlich erschlagen. So gibt es in der linken und rechten oberen Ecke jeweils eine Windanzeige, die zum einen die Stärke und zum anderen die Richtung des Windes verrät. Visualisiert wird das Ganze zusätzlich durch Wolken und „Windlinien“ beim Abschlagen. Am unteren Bildrand befinden sich dagegen die Anzeigen für die Entfernung zum Loch (in Yards), welchen Schläger man gerade benutzt, eine Schlaganzeige, auf was für einer Oberfläche sich der Ball befindet und ob sich der Boden neigt. Anzeigen für Punkte, die bisherige Anzahl der benötigten Schläge, sowie eine Anzeige für die verbleibenden Powerschläge komplettieren den Bildschirm. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase weiß man die vielen Anzeigen jedoch zu schätzen und möchte sie nicht mehr missen.
Control Freak
Mit dem Steuerkreuz, der Dreieckstaste, dem X-Button und dem Start Knopf kann man sich den Kurs aus allen erdenklichen Perspektiven anschauen und seinen Schlag in aller Ruhe planen. Drückt man jetzt den Schlagbutton, lädt sich der Schlagbalken auf und man kann mit dem Steuerkreuz den Spin und den Neigungswinkel des Schlages bestimmen. Drückt man nun den Schlagknopf ein zweites Mal, schlägt unser Golfer endlich ab. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, ertönt ein positives „Nice Shot“. Falls euer Schlag aber nicht sonderlich gut getimt war, landet der Ball irgendwo in der Botanik, im Bunker oder wenn es ganz dumm kommt, im See bzw. im Meer. Zwangsläufig werden euch solche Fehler immer wieder mal passieren, auch wenn man der Meinung war, der Schlag hätte perfekt werden müssen. Vor allem die Windanzeige, auf die man sich nicht immer verlassen kann, mache ich für den einen oder anderen Fehlschlag verantwortlich. So passierte es mir, dass trotz Rückenwind und optimal getimten Schlag, der Golfball nicht die angegebene Distanz erreichte. Oder wenn ich einen Windstoß von rechts mit einplante, der Ball dennoch fast geradeaus flog. Beim Putten braucht ihr zum Glück nicht mehr auf so viele Parameter achten und müsst euch nur auf das Gitterfeld konzentrieren, welches über dem Grün auf dem Spielfeld angezeigt wird. Doch auch hier werdet ihr bei manch einem Putt sehr lange tüfteln, bevor ihr den eigentlichen Schlag tätigt. Anderseits macht gerade dieses Tüfteln, den Sinn des Golfens aus. Falls ihr einmal einen besonders genialen Putt über zig Meter, einen Chip In (vom Fairway aus eingelocht) oder einen Hole in One geschafft habt, wird dieser automatisch aufgezeichnet und ihr könnt euch die Runde immer wieder anschauen. Später kann man noch ein manuelles Aufzeichnen frei spielen, wo ihr selbst entschieden könnt, ob und wie die Runde aufgezeichnet werden soll.
Die Steuerung geht dabei stets locker von der Hand und trotz der vielen Möglichkeiten, verliert ihr nie die Kontrolle! Während auch ein Anfänger die Plätze recht gut meistern kann, bekommen Profis durch die ganzen Spins und Schlagarten ebenfalls genug Spieltiefe geboten und dürfen immer wieder neue Wege finden, einen Parcours zu meistern. Die Plätze und die Löcher haben im Übrigen ein sehr schönes Design und bieten teilweise mehrere Möglichkeiten zum Ziel zu kommen. Auch verzieren ab und an einige Bauten die Plätze, an denen man wunderschön mit einem gekonnten Spin vorbei schlagen kann. Grafisch steht der PSP Ableger dem letzten PlayStation 2 Spiel (bei uns schlicht: Everybodys Golf) in fast nichts nach. Die einzelnen Golfplätze schauen recht schön aus und bieten genügend Fauna wie beispielsweise Bäume, Sonnenblumen oder Büsche. Zwar sind einige Randtexturen etwas matschig geraten, aber der eigentliche Parcours bietet schöne Farben. Die Bälle fliegen natürlich auch ruckelfrei durch die Luft und ein besonderes Lob gibt es für die Charakteranimationen. So verfügen alle Charaktere über witzige Siegerposen und natürlich auch über die passenden Verliereranimationen. Die Musik kann ebenfalls durch wundervolle Melodien (wenn auch leider nur ein Thema pro Platz) begeistern, die nicht nur zum Mitsummen verleiten, sondern schlichtweg für gute Laune sorgen.
Multiplayer Spaß
Prinzipiell kann man sich eine Multiplayerpartie wie ein Solospiel gegen CPU Gegner vorstellen. Nacheinander vollführt jeder seine Schläge. Wählen kann man dabei zwischen einem Turnier, einer kleinen Partie (3, 6, 9 oder 18 Loch) oder einem Putt Wettbewerb. Dazu kann man noch diverse Sonderregeln wie XL Löcher oder Minuspunkte bei einem Bunker oder See Treffer einstellen. Für Abwechslung ist gesorgt. Aber auch wenn der Multiplayermodus recht spaßig ist, fehlt es ihm doch an Optionen. So vermisse ich in Everybodys Golf nicht nur eine Game Sharing Funktion (bei der man mit nur einer UMD spielen kann), sondern auch einen Onlinemodus (für spannende Internetduelle) und eine Hot Seat Option, bei der man abwechselnd nacheinander an einer PSP spielt.
FAZIT:
Everybodys Golf hat mich wirklich sehr positiv überrascht. Ich wusste zwar schon immer, dass die Serie ziemlich kurzweilig sein soll, aber da es sich um „Golf“ handelte, zogen die Vorgänger nie mein Interesse auf sich. Was für ein Fehler! Nach kurzem Anspielen habe ich mich nämlich sofort in das eingängige Gameplay und die wunderschöne Aufmachung verliebt. Die bunte Grafik und vor allem die schnuckelige Musik verbreiten eine unglaublich gute Laune, so dass man selbst bei einem verpatzten Schlag, nicht sofort die Fassung verliert. Umso größer war jedoch meine Freude, als ich meinen ersten „Hole in One“ geschafft habe. Kurzum, das Spiel macht einfach unglaublich süchtig und ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich einen Schlag minutenlang vorbereitete. Kurzum, Everybodys Golf ist einfach fantastisch und dank minimaler Ladezeiten und kurzweiligem Gameplay perfekt für unterwegs geeignet. Kaufen!
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
Minuspunkte:
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Wind teilweise nicht berechenbar
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Zum Ende hin ziemlich schwer
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Kein VS Mode an einer PSP