Heiß ersehnt habe ich das erste Prince of Persia Spiel für die PSP von UbiSoft. Das es nun eine Umsetzung des bereits zu Weihnachten 2004 veröffentlichten Pince of Persia: Warrior Within werden würde, war mir dabei nicht klar. Aber was soll`s, ich hatte mit „Warrior Within“ viel Spaß und vielleicht hat man ja die eine oder andere Sache verbessert. Also stellte ich mir vor dem Test folgende Fragen: Wie hat man diese Portierung angepackt? Wurden die Fehler und Fruststellen ausgemerzt? Ist das Spiel sogar besser als das Original? Ich will es wissen und so muss sich Prince of Persia: Revelations mit dem Original messen. Meine dabei gesammelten Erfahrungen teile ich mit euch in diesem ausführlichen Review.
Alles bleibt anders
Unser Prinz, gezeichnet von seinem ersten Abenteuer in "Sands of Time", versucht verzweifelt die Zerstörung seines Königsreichs rückgängig zu machen, die mit dem Öffnen des Sandes der Zeit einherging. Seine einzige Möglichkeit besteht darin, die Erschaffung des Sandes der Zeit zu verhindern und so besteigt er ein Schiff, um zur Festung der Herrin der Zeit zu gelangen. Tosende Stürme scheinen mit aller Macht verhindern zu wollen, dass der Prinz sein Ziel erreicht, als aus der Dunkelheit ein mysteriöses Schiff auftaucht, das von schaurigen Kreaturen scheinbar mühelos durch die rauen Fluten gesteuert wird. Wie unser Held schon erwartet hat, handelt es sich dabei nicht um ein freundliches Empfangskomitee, sondern um ein Todeskommando, das sein Leben auslöschen soll. Unerbittliche Kämpfe führen unweigerlich zur Zerstörung des Schiffes und der Prinz wird unbewaffnet und bewusstlos am Ufer der Insel der Zeit angespült. Getrieben von dem unbändigen Willen, alles Geschehene zu verhindern, durchstreift er die scheinbar verfallene und verlassene Festung auf der Suche nach der Herrin der Zeit. Das dabei nicht alles neu erzählt wird, lässt die Natur der Portierung schon vermuten. Storymäßig bleibt "Revelations" exakt am Original und wartet mit keinen Neuerungen auf, so dass von vornherein klar sein sollte, dass sich das Gameplay ebenso exakt am Vorbild orientiert, wie die Geschichte. Um nicht eine komplette 1:1 Kopie des Spieles zu erstellen, hat sich UbiSoft immerhin die Mühe gemacht, einzelne Passagen des Spieles dezent zu modifizieren, sodass man überarbeitete Szenen, Locations und ein paar leicht geänderte Rätsel zu Gesicht bekommen wird. Allerdings fällt es mir nach einem guten Jahr zwischen "Warrior Within" und "Revelations" verdammt schwer, festzustellen, was denn nun tatsächlich verändert wurde. Vielmehr rätselte ich ständig, ob die Szene nun tatsächlich neu ist, oder ob ich sie bei der Fülle der Eindrücke seinerzeit nur vergessen habe. Alles erscheint mir so, wie ich es gewohnt bin. Auch die Musik mit ihrem knapp bemessenen Repertoire an Metal-Stücken, die beim zweiten Durchspielen des quasi gleichen Spieles inzwischen mehr nervt, als unterhält, ist genau die gleiche.
Die Grafik
Prince of Persia: Warrior Within wusste mit einem enormen Leveldesign, gigantischen Panaromabildern und einer ausgeklügelten Architektur aufzutrumpfen. Das alles wurde nahezu ohne Verluste auf die PSP-Fassung transportiert - weder im Detailreichtum, noch in der Texturqualität sind großartige Unterschiede zu merken. Trotzdem bleibt von den imposanten Eindrücken nicht viel erhalten, denn das PSP-Display ist nicht nur kleiner als jedes handelsübliche TV-Gerät, sondern die Grafik flimmert und grieselt bei Panoramabildern so stark, dass man sich daran einfach nicht erfreuen kann. Details, insbesondere bei Kamerafahrten, sind durch die weit entfernten Kamerapositionen nicht zu erkennen und Entfernungen lassen sich partout nicht genau abschätzen. Aus der 3rd-Person Perspektive wirkt sich dieser Mangel nicht ganz so stark aus, Neueinsteigern wird der Weg durch die Festung aber noch schwerer fallen, als gestandenen "Warrior Within" Zockern. Die linearen Wege sind beispielsweise durch Stangen, die mit dem Hintergrund verschwimmen, oftmals nur schwer erkennbar. Deutliche Unterschiede sind jedoch bei den Figuren auszumachen. So fallen ein niedrigerer Polycount und eine stark verringerte Texturqualität insbesondere bei einer Schönheit wie Kaileena negativ ins Auge, doch auch der Prinz blieb davon nicht verschont. Wirklich schade, aber ein Kompromiss mit dem man leben müsste, wenn nicht die gesamte Grafik zwischen Slowdowns und totalem Ruckeln pendeln würde. Alle paar Schritte stockt die Grafik, die schon bei geringer Prozessorbelastung keine anständige Framerate aufweisen kann, bei großen Kämpfen wird das Geruckel dann sogar noch um einiges schlimmer. Aber nicht nur die Echtzeitgrafik musste bei der Portierung Federn lassen, sondern auch die Rendervideos. Besaß "Warrior Within" eine ganze Reihe erstklassiger Zwischensequenzen in hervorragender Qualität, so ist deren Qualität durch das Herunterrechnen für die PSP dermaßen gesunken, dass alles nur noch verwaschen und völlig unscharf aussieht. Gerade das Einführungsvideo mit seinen feinen Nuancen ist zu einer Bestrafung für die Augen verkommen. Vielleicht hätte man sich doch die Mühe machen sollen, sämtliche Rendervideos für "Revelations" erneut zu berechnen, aber das wäre wohl zuviel Aufwand gewesen.
Der Sound
Musikalisch ist durch die Portierung alles so geblieben, wie man es kennt. Harter Metal untermalt alle Kämpfe und kündet Gegner zudem rechtzeitig an. Begleitet werdet ihr ständig durch die hallenden Schritte des Prinzen, sowie den bekannten Soundeffekten von Waffenklirren und splitternden Gegenständen. Die Klangqualität ist dabei stets auf hohem Niveau, doch nur die wenigsten Soundeffekte und Sprachfetzen sind zeitgleich zur eigentlichen Aktion zu hören. Beinahe permanent hängt der Sound ein Stückchen zurück, stockt oder läuft völlig neben der Spur. Dieser Effekt wird sogar so stark, dass Dialoge in Videos völlig versetzt zum Bild ablaufen. Der Prinz spricht im Video, man hört aber noch die letzte Dialogzeile von Kaileena und andersherum. Folglich entgeht einem immer die letzte Dialogzeile beim Ende der Videosequenz.
Die Steuerung
Ich wage jetzt einfach mal die Behauptung aufzustellen, dass Prince of Persia: Warrior Within eine nahezu perfekte Steuerung besaß, auch wenn ich bei weitem nicht alle Combos und Angriffe hinbekommen habe und des Öfteren über die mangelhafte Gegnerzentrierung und deren Auswirkungen schimpfte. Nichtsdestotrotz war die Belegung des PS2-Pads sinnvoll und konnte in der Summe vollkommen überzeugen. Bekanntermaßen besitzt die PSP ein paar Knöpfe und vor allem einen Analogstick weniger. Das wirkt sich natürlich auf das Steuerungsschema aus: Der Analogstick für die Kameradrehung fehlt genauso, wie die zwei zusätzlichen Schultertasten für die Fähigkeiten des Prinzen. Somit kann man nicht einfach die Kamera während des Laufens drehen und muss dafür stets anhalten. Praktisch ist man nach jedem Knick in einem Gang gezwungen, zu stoppen und die Kamera nachzujustieren, um nicht unachtsam in irgendwelche Stacheln oder Messer zu rennen. Das ist weder schön noch spaßig. Bei Hindernissen und Sprungpassagen wird es allerdings noch ekliger, da man während eines Runs an der Wand, nicht einmal schnell anhalten und die Kamera drehen kann. Verlangte "Warrior Within" oftmals schon mehrere Versuche bis zum Erfolg, wird sich deren Anzahl bei "Revelations" noch deutlich erhöhen. Ähnlich wirkt sich auch die Verlegung der fehlenden Schultertasten auf das Steuerkreuz aus. Schon bei "Warrior Within" sah man sich oft gezwungen die Zeit zurückzuspulen, was bei der PS2 Version mit einem Druck auf die L1 Taste erledigt war. Bei "Revelations" passierte da aber nichts, bis mir endlich bewusst wurde, dass ich ja das Digikreuz nach unten drücken muss. Zu spät, die verbleibende Zeit reichte nicht mehr aus, um die gesamte Hindernissequenz zurückzuspulen und ich musste erneut beim letzten Speicherstand anfangen. Allerdings gibt es auch eine Sache, für welche die Entwickler tatsächlich nichts können, den Analogknubbel. Für präzise Steuermanöver ist der einfach nicht gut genug und man läuft selbst bei festen Kameraperspektiven eher nach oben an der Wand entlang, anstatt zur Seite. Eine Steuerung über das Digitalkreuz wäre wohl noch katastrophaler ausgefallen.
Die Ladezeiten
"Warrior Within" bewegte sich schon hart am Rande des Vertretbaren, "Revelations" überschreitet diese Grenze sogar. Die regulären Ladebildschirme, die schon "Warrior Within" besaß, brauchen hier noch etwas länger zum Nachladen und eine Vielzahl an dazwischen gestopften Ladestellen, die den Spielverlauf schlagartig unterbrechen, die Performance zu permanentem Ruckeln verdammen und generell Frust verursachen, treten hier alle fünf Meter auf. Ohne Kopfhörer hört man das UMD-Laufwerk zudem kontinuierlich wie ein altes Floppy Disk-Laufwerk rattern. Die PSP ist nämlich ständig damit beschäftigt, irgendetwas nachzuladen und das passiert eben nicht gerade leise.
Alte Leiden
Zu meinem eigenen Leidwesen muss ich auch noch erwähnen, dass neben den Portierungsmängeln auch alle Schwächen des PS2-Pendants übernommen wurden. Der hohe Schwierigkeitsgrad ist auch weiterhin nicht zu verachten und nur zu oft darf man vom letzten Speicherstand erneut starten, da die Speicherpunkte nach wie vor noch nicht sinnvoll genug platziert sind. Müßig zu erwähnen, dass die anschließenden Ladezeiten auch wieder richtig lang ausgefallen sind und an den Nerven des Spielers zerren. Auch die Probleme mit der Gegnerzentrierung fallen mir wieder negativ auf. Und wahrscheinlich noch eine Menge mehr...
FAZIT:
Diese lieblose Portierung hat der Prinz von Persien einfach nicht verdient - die PSP allerdings auch nicht. Prince of Persia: Revelations ist ein totaler Griff ins Klo, wenn man wie ich, alle bisherigen Teile mit beachtlicher Freude gespielt hat. Von diesem Spielspaß bleibt bei Prince of Persia: Revelations nämlich leider nicht mehr viel übrig. Die Portierung für die PSP ist miserabel, wenn nicht sogar schlampig ausgeführt worden, so dass uns alle Fruststellen, wie auch die technischen Schwächen der PS2 Variante von Prince of Persia: Warrior Within erhalten geblieben sind. Hinzugekommen sind noch eine ganze Menge zusätzlicher Ärgernisse, da die PSP bei diesem Spiel stets jenseits der technischen Leistungsfähigkeit betrieben wird. Und von den exklusiven Abschnitten im Spiel merken selbst Kenner der PS2 Version fast nichts. Wer Prince of Persia: Warrior Within für die PS2 schon hat, braucht dieses Spiel nicht und selbst Leute, die das Spiel nicht besitzen, sollten tunlichst die Finger von diesem Machwerk lassen.
[ Review verfasst von Justicer ]
Pluspunkt:
Minuspunkte:
-
Miserable Performance (Grafik, Sound)
-
Schlechte Kamerasteuerung
-
Heruntergerechnete Rendervideos