Über einen langen Zeitraum veröffentlichten wir keine aktuellen Previews mehr und das hatte auch seine Gründe. Zum einen gab es immer mehr Testmuster zum Rezensieren und zum anderen machen Previews nur dann Sinn, wenn man auch die Chance besitzt, die in Entwicklung befindlichen Spiele ausgiebig anzutesten. Diese eher seltene Gelegenheit bot sich uns allerdings in den letzten Tagen, als ein frisches Preview Exemplar zum Motorrad-Actionspiel Jacked bei uns eintraf. Unsere gesammelten Eindrücke und ein vorläufiges Fazit könnt ihr auf den folgenden Zeilen nachlesen.
Hart am Limit
Könnt ihr euch noch erinnern, als „The Fast and the Furious“ im Kino schwer angesagt war? Der Film, der für den sprunghaften Aufstieg von Actionheld Vin Diesel verantwortlich war, sprach zum damaligen Zeitpunkt viele Leute an. Aufgetunte Sportwagen, hübsche Mädels, eine nette Geschichte und etwas Action, vermischten sich zu einem unterhaltsamen Cocktail. Klar, dass neben einem Sequel auch ein paar Nachahmer in den folgenden Monaten in den Kinos anliefen. Einer davon war "Hart am Limit" (englischer Originaltitel: Torque), der im Prinzip das gleiche Konzept wie „The Fast and The Furious2 verfolgte, nur mit dem Unterschied, das man anstatt auf gepflegte Tunerkisten lieber auf fesche Motorräder setzte. Einen kurzen Einblick in den Film gewährt uns die offizielle Info vom Verleih:
Biker Cary Ford (Martin Henderson) kehrt in seine Heimatstadt zurück, um seine Freundin Shane (Monet Mazur) wieder zu sehen - und um eine offene Rechnung zu begleichen. Als er die Stadt vor Monaten verließ, war er für mehrere Motorräder verantwortlich, die dem skrupellosen Drogendealer Henry (Matt Schulze) gehören - er ist der Kopf einer Motorrad-Gang namens Hellions. Jetzt setzt Henry Ford unter Druck, weil er die Bikes unbedingt zurückbekommen will - denn in den Tanks befindet sich Ware, die erheblich mehr wert ist als Sprit. Doch als Ford nicht sofort spurt, hängt Henry ihm den Mord an Junior an - Junior war der jüngere Bruder von Trey (Ice Cube), dem gefürchteten Anführer der Motorrad-Gang Reapers. Plötzlich sind alle hinter Ford her: Er flieht nicht nur vor einem FBI-Agenten (Adam Scott), sondern auch vor dem bewusst falsch informierten Trey, der sofort einen Rachefeldzug startet, und dem kaltblütigen Henry, der sein rechtmäßiges Eigentum zurückhaben will. Nur Fords alte Kumpel Dalton (Jay Hernandez) und Val (Will Yun Lee) halten nach wie vor zu ihm. Auf einer halsbrecherischen Jagd durch die Wüste versucht Ford Zeit zu gewinnen und seinen Gegnern zu entkommen, denn er will seine Unschuld beweisen und auch Shane überzeugen, dass er eine zweite Chance verdient. Wenn er auch morgen noch im Sattel sitzen will, muss er heute schneller sein als alle anderen. © warnerbros
Dummerweise floppte der Film an den Kinokassen und das dazugehörige (damals noch in Entwicklung befindliche) Lizenzspiel verschwand wieder in der Versenkung. Aufgeweckte Gamer konnten den Titel jedoch einmalig auf der Games Convention 2004 beim Jowood Stand anspielen. Mein Eindruck zu diesem Zeitpunkt: Das Spiel erinnerte stark an Road Rash, ohne dessen Klasse zu erreichen. Grafisch bestenfalls durchschnittlich und mit zahlreichen Rucklern versehen, konnte das Spiel bei mir keinen richtigen Spielspaß entfachen.
Totgesagte leben länger...
Umso verwunderlicher ist es, dass unter neuem Namen und mittlerweile ohne Lizenz, eben jenes Spiel nun beim britischen Budgetpublisher Empire Interactive wieder aufgetaucht ist. Neben einer Generalüberholung in Sachen Gameplay und Grafik, will der Titel insbesondere durch sein nicht alltägliches Gameplay die Zocker vor die Bildschirme locken. Ob das gelingt, muss sich erst noch zeigen, besser als damals erscheint mir das Spiel jedoch allemal.
Road Rash
Am ehesten ist Jacked mit den Road Rash Kultspielen von EA vergleichbar: Gewaltbereite Biker prügeln und schlagen sich bei halsbrecherischem Tempo auf der Straße und setzen alle Mittel ein, um schließlich siegreich über die Ziellinie zu fahren. Fette Öfen spielen dabei genauso eine tragende Rolle, wie ohrenbetäubende Rockmusik. All das findet man auch in Jacked wieder, nur mit dem Unterschied, dass all die Punkte größtenteils nur mittelmäßig implementiert wurden. Das fängt bei der lieblosen Präsentation an (So hätte man den sechs unterschiedlichen Bikern ruhig etwas Persönlichkeit spendieren können.), geht bei den langweiligen Strecken (hässliche Industriegebiete und trostlose Gebirge) weiter und endet bei dem horrenden Schwierigkeitsgrad. Dabei versprechen die verschiedenen Spielmodi sogar einiges an Potential. Neben normalen Rundenrennen, Eliminationsveranstaltungen, Gang Battles und Zeitangriffen, gibt es noch die so genannten „Jack it“ Events, bei denen ihr vor dem Zieleinlauf einem Gegner das Motorrad unter dem Arsch mopsen müsst. Davon leitet sich übrigens auch der Name des Titels ab. Wie weiter oben schon erwähnt, könnt ihr euch mit allerlei gewalttätigen Maßnahmen gegen die Konkurrenz wehren. Egal ob mit Brecheisen, Eisenkette oder normalen Faustschlägen, dank des zweiten Analogsticks könnt ihr nach allen Seiten den Gegnern eins verpassen. Glücklicherweise stecken die anderen Fahrer nur wenig Treffer ein und verlieren für kurze Zeit die Kontrolle über ihr Bike (das kann euch natürlich auch geschehen). Das ist dann eure Chance, euch in bester Actionfilmmanier per Knopfdruck rüberzuschwingen und auf einem neuen (hoffentlich besseren) Motorrad Platz zu nehmen. Das hört sich recht spaßig an und wäre es auch, wenn nicht der übertrieben hohe Schwierigkeitsgrad wäre. So fahren die Gegner fast immer im Rudel auf der Ideallinie (und schubsen euch natürlich davon runter, wenn ihr mal dort rumtuckern solltet), machen fast nie Fehler, rasen in keinen Gegenverkehr und haben euch sofort überholt, wenn ihr mal eine Kurve nicht kriegen solltet. Das Schlimmste ist jedoch, dass kein Gegner jemals in einer Kurve auch nur anbremst. Der Spieler muss immer die Geschwindigkeit drosseln, damit er die engeren Kurven meistern kann. Das ist zwar auch so vorgesehen (schließlich gibt es ja Nitro Boosts, die sich bei Powerdrifts wieder aufladen), aber frustrierend ist das zu jeder Zeit. Da helfen die auf der Strecke verteilten Nitro Power Ups auch nicht mehr, oftmals entscheiden einfach nur das Glück und perfekte Streckenkenntnisse über den Sieg und weniger das fahrerische Können. Wer von dem Singleplayermodus die Nase voll haben sollte, kann sich immer noch per Splitscreen auf ein paar Strecken mit einem anderen menschlichen Spieler prügeln.
Renderware 1.0
Criterion hat erst kürzlich mit Burnout: Revenge bewiesen, was man aus der eigenen Renderware Engine herausholen kann. Selbst anno 2002 konnte das zweite Burnout Spiel schon mit einer genialen Grafik auftrumpfen. Doch leider scheinen nur selten Entwickler zu solchen herausragenden Ergebnissen fähig zu sein, andernfalls sähe Jacked etwas hübscher aus. Nicht einmal Burnout 2 Niveau können die Entwickler trotz Renderware Engine erreichen. Klar, das Spiel läuft flüssig und sieht nicht total abgedroschen aus, aber etwas mehr erwarte ich von Spielen schon, die 2006 auf dem Markt erscheinen. Die Kurse wirken allesamt äußerst trist und besitzen matschige Texturen, die Motorräder könnten etwas mehr Details vertragen und die Menüpräsentation ist bestenfalls Durchschnitt. Wenigstens kommt ein gutes Geschwindigkeitsgefühl auf und ruckeln tut auch nichts. Der Motorradsound klingt blechern, wartet dafür aber mit rockiger Musik auf. Diese klingt jedoch völlig uninspiriert und bleibt keinesfalls im Ohr hängen. Immerhin wurde der Sound aber aufwändig in Dolby Pro Logic II abgemischt.
FAZIT:
Jacked könnte Spaß machen, wenn nicht der ultraharte Schwierigkeitsgrad wäre. Dadurch werden Siege eher zum Glücksfall und der Spielspaß bleibt somit zwangsläufig auf der Strecke. Schade, denn das Konzept weiß durchaus zu gefallen und macht auch noch Jahre nach Road Rash Spaß. Sollten die Entwickler nicht mehr an der Balance feilen und den anderen KI Fahren die offensichtlichen Vorteile (wie zum Beispiel: kein Bremsen in Kurven) wegnehmen, dann dürfte sich kaum jemand nach dem Spiel umsehen. In Sachen Umfang, Technik, Präsentation oder Sound ragt es nämlich nicht aus der Masse der erhältlichen Spiele heraus.
[ Preview verfasst von .ram ]
PS: Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 24,99 €.