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Shadow of the Colossus
11. Februar 2006

Lange ist es her, dass ich die erste spielbare Version von Shadow of the Colossus auf der Games Convention 2005 zu Gesicht bekam. Und noch länger ist es her, dass der indirekte Vorgänger ICO unsere Gefilde erreicht hatte. Wie schon bei ICO versprach auch Shadow of the Colossus ein gänzlich neues Spielerlebnis. Vielleicht ist es nicht gerade massentauglich, aber definitiv auch mehr als der mitunter einfach nur krasse Geschmack der Japaner. Umso erfreuter konnte ich auf den weiteren Werdegang dieses Spiels blicken, denn schon zur Games Convention stand fest, dass Shadow of the Colossus auch in Europa veröffentlicht wird. Und das trotz des nicht sonderlich überragenden kommerziellen Erfolges von ICO. Jetzt ist es soweit, Shadow of the Colossus erscheint dieser Tage und ich darf mich endlich an der finalen Version probieren. Was verbirgt sich nun wirklich hinter diesem Spiel?

Vergesst alles, was ihr erwartet!

Wer sich auf ein Spiel wie dieses einlässt, sollte sich vorweg darüber im Klaren sein, dass er mit Sicherheit nicht das geboten bekommt, was er üblicherweise von einem Spiel erwartet. Shadow of the Colossus geht da nämlich schlichtweg seinen ganz eigenen Weg, der schwerlich zu erahnen ist, wenn man nicht schon mit ICO Erfahrung in dieser Richtung gesammelt hat. Wanda, ein einsamer Held, ein seltsamer Wanderer, durchstreift seit Monaten die Weiten eines unbekannten, wundersamen Landes. Begleitet von Agro, seinem Pferd, erreicht er letztendlich eine schier unendlich lange Brücke, die in der Ferne in einem Tempel endet. Er ist am Ziel seiner Reise angekommen. Endlich kann er überprüfen, ob die Legenden über das verbotene Land wahr sind. Kann er dem leblosen Bündel, einem Mädchen, das er die ganze Zeit auf seinem Pferd behütet hat, zu neuem Leben verhelfen? Aus dem Licht spricht eine Stimme zu ihm, die ihm wohlmöglich helfen kann, doch der Preis dafür ist hoch. Riesige Kreaturen, auch Kolosse genannt, durchstreifen das Land. Deren Tod verleiht eventuell die Macht, das Gesetz des Todes zu überwinden und Wanda's Suche nach den Kolossen beginnt. Sie soll eure einzige Aufgabe im gesamten Spiel sein. Gänzlich unerwartet verlangt niemand von euch noch weitere Hindernisse zu beseitigen oder diverse Aufgaben zu erfüllen. Ein Problem verursacht nicht automatisch ein Neues. Das klingt jetzt gefährlich nach langweiligem Gameplay, wenn ich jetzt auch noch offenbare, dass außer den besagten Kolossen auch wirklich keine anderen Gegner im Spiel vorkommen. Genau genommen gibt es tatsächlich nur zwei Sachen zu tun: Kolosse vernichten und die Kolosse zuvor finden. Doch trotz des simplen Gameplays wird Shadow of the Colossus nicht langweilig. Schließlich rennt man nicht geradewegs drauflos, durchquert unkoordiniert die Landschaft und verzweifelt an scheinbar unbesiegbaren Gegnern. Vielmehr werdet ihr von Gegner zu Gegner geleitet, doch den Weg dahin muss man selbst finden, so dass sich schon die Suche nach dem nächsten Koloss als Herausforderung darstellt. Ausgerüstet mit Bogen und Schwert, fungiert das blanke Eisen als leuchtender Wegweiser. Angestrahlt vom Sonnenlicht, ist sein reflektierender Strahl in der Lage die Position des nächsten Koloss zu offenbaren. In alle Himmelsrichtungen geschwenkt, vibriert euer Controller bei einer Position und weist die Himmelsrichtung aus, der man zu folgen hat. In engen Schluchten ist man jedoch ganz auf sich und die Weltkarte gestellt, denn das Sonnenlicht dringt nicht bis zum Boden der Schlucht vor und kann somit auch nicht als Wegweiser dienen.

Unendliche Weiten

Gänzlich verkehrt ist dieser Wegweiser allerdings nicht, denn das Spiel besitzt eine Spielfläche, die laut Aussage der Entwickler der Größe Tokios entsprechen soll. Da wäre ein blindes durch die Gegend stolpern nicht gerade förderlich. Wer sich nicht regelmäßig verirren will, sollte daher Wolkenlöcher nutzen und anhand der durchdringenden Wolkenstrahlen seinen Kurs korrigieren, zumal man mit Agros zügigem Galopp bedeutend schneller in die Irre geritten ist, als man das zu Fuß geschafft hätte. Anfänglich gestaltet sich das Reiten noch als recht mühselig, doch schon nach kurzer Zeit geht es flüssig von der Hand als hätte man Zeit seines Lebens im Sattel gesessen. So bleibt einem hinreichend Gelegenheit die Pracht und Vielfältigkeit der Landschaft zu genießen. Bis auf eine Eislandschaft ist jede nur erdenkliche Landschaftsform vertreten, die fließend ineinander übergehen und berauschend schön gestaltet sind. Große Sichtweiten und tiefe Abgründe prägen dabei das Bild, das in der Ferne vielmehr auf Voxel- als auf Polygongrafik tippen lässt. Wandernde Wolkenfelder bescheren nicht nur herrliche Lichteffekte, sondern verändern zudem das Erscheinungsbild bestimmter Abschnitte.

Size does matter

Das wichtigste Element an Shadow of the Colossus sind jedoch die Kolosse. Von der Größe können sie locker mit üblichen Hochhäusern mithalten, so dass man sich zu ihren Füßen verschwindend klein vorkommt. Im Vergleich dazu gibt es allerdings auch Klitzekleine, die nicht größer sind als ein normaler Elefant. So verschieden die Körpergröße auch ist, so verschieden ist auch die Art der Kolosse und deren Kampfweise. Wie sich das genau aufgliedert, verrate ich jetzt nicht, doch soviel sei gesagt, die Auswahl ist umfangreich und beeindruckend. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie dabei von geschickt gewählten Kameraperspektiven und der Musikkulisse. Diese fügt sich stets perfekt ein und unterstützt alle Szenen in geeigneter Weise. Kämpfe werden von treibender Musik untermalt, wogegen besiegte Kolosse mit melancholischer Musikbegleitung fallen. Verbunden mit den Zeitlupenszenen verursacht das immer wieder ein Gänsehautgefühl und allein wegen diesen kurzen Szenen muss man Shadow of the Colossus einfach spielen. Eindrucksvollere Videosequenzen habe ich bisher nur als Renderfilmchen zu sehen bekommen. Bis zu diesen Videos ist es jedoch ein recht erschwerlicher Weg, denn ohne die richtige Taktik besiegt man keinen einzigen Koloss. Selbstverständlich werden die Taktiken für die Gegner mit der Zeit schwieriger, sind allerdings auch nicht so schwer herauszufinden, da es nach einiger Zeit erfolglosen Probierens brauchbare Hinweise im Spiel gibt. Auch eure Ausdauer steigt von Gegner zu Gegner und ihr könnt euch erheblich länger im Fell der Kolosse festkrallen bis ihr abgeschüttelt werdet.

Die Kehrseite der Medaille

Obwohl Shadow of the Colossus voll von Lob meinerseits ist, darf nicht verschwiegen werden, dass technisch nicht alles in dieser Vollkommenheit daherkommt. Die größte Schwäche ist da schlichtweg die Framerate. Permanent niedrig, neigt sie gerade bei extremen Beleuchtungseffekten zu starken Einbrüchen. Das ist umso lästiger als dass jede Videosequenz im Tempel davon betroffen ist. Schon das Intro ruckelt. Direkt in der Spielumgebung ist die Framerate auch nicht gerade prickelnd, liegt aber definitiv im Rahmen des Erträglichen, da schnelle Bildwechsel praktisch nicht vorkommen und auch das Steuern des Pferdes nicht beeinträchtigt wird. Bei den aufwändig gestalteten Kolossen ist die Performance zudem merklich besser, da die Kämpfe meist in weitläufigen, aber dennoch abgegrenzten Arenen stattfinden. Ähnlich aufdringlich wie die Framerate ist auch das Texturflimmern, das bei etwas größeren Sichtweiten auftaucht und nur bei nahen Texturen verschwindet. Da verwandelt sich die extrem hohe Sichtweite schnell vom Segen zum Fluch, zumal sich die Grafik in der Ferne schrittweise aufbaut. Als Popups darf man das definitv nicht bezeichnen, doch in einer bestimmten Entfernung steigt der Detailgrad beim Näherkommen. Das wird beim Reiten gegen die Sonne schnell mal durch überstrahlende Helligkeit der einfallenden Sonnenstrahlen kaschiert, doch bei hohen Felswänden, die nun einmal regelmäßig auftauchen, kann dieser Effekt einfach nicht vertuscht werden. Noch stärker sind all jene Spieler gestraft, die nicht auf den 60Hz-Modus zugreifen können, denn der 50Hz-Modus ist noch anstrengender für die Augen.

Bonusmaterial

Neben einem kurzen Making of, das in knappen Zügen die Intention der Entwickler darlegt, darf man sich den Trailer zu ICO und diverse Bilder ansehen, welche beinahe alle Kolosse zeigen, so dass ich davon abrate, vor dem Spielen in die Bildergalerie reinzuschauen. Nach einem erfolgreichen Durchgang des Spieles steht neben dem schweren Schwierigkeitsgrad auch ein Zeitangriffsmodus zur Verfügung, in dem man neue Bestzeiten für das Besiegen der Kolosse aufstellen kann.

FAZIT:

Shadow of the Colossus ist ein imposantes Spielerlebnis, das nicht nur seinesgleichen sucht, sondern auch die geeignete Zielgruppe, denn massentauglich ist es auf keinen Fall. Melancholie trifft sich mit Einsamkeit und künstlerischem Können, simples Gameplay mit noch nie da gewesenen Gegnern. Das ergibt in Summe eine Mischung, die ausschließlich Ästheten unter den Spielern ansprechen wird, zumal die technische Umsetzung nicht ganz mit den kreativen Ergüssen der Entwickler mithalten kann. Schade, denn Shadow of the Colossus bietet neben der sensationellen und intensiven Atmosphäre permanente Herausforderungen ohne sich die Blöße eines bockschweren oder gar unfairen Spiels zu geben. Trotz der Schwächen eines der besten Spiele für die PS2 und definitiv ein Must have für jede ernst gemeinte Spielesammlung.

[ Review verfasst von Justicer ]

PS: Die Erstauflage erscheint in einem exklusiven Pappschuber mit vier beigelegten Artworkkarten.

Pluspunkte:

  • Riesige Landschaft
  • Perfekte Musikuntermalung
  • Grandiose Gegener

Minuspunkte:

  • Niedrige Framerate
  • Steuerung der Kamera beim Reiten schlecht möglich
  • Texturflimmern


Infos zum Spiel
NameShadow of the Colossus
SystemPlayStation 2
PublisherSony
EntwicklerSCEJ Japan Studio
GenreAction-Adventure
USKab 12 Jahren
PEGI12+
Preis59,99 €
Release
 15.02.2006
 18.10.2005
 27.10.2005
Spielerzahl1
SpracheNicht vorhanden
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
EyeToyNein
Thread im Forum
Mehr...

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Screenshot Galerie
Shadow of the Colossus
Gameplay
8.5
Atmosphäre
9.5
Grafik
8.0
Sound
10.0
Singleplayer
9.0

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