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World Racing 2

11. März 2006

Während deutsche Entwickler auf dem PC Markt nicht mehr weg zu denken sind und zahlreiche Hits (Die Siedler, Far Cry, Anno1503) über die Jahre ablieferten, spielen sie auf dem stetig wachsenden Konsolenmarkt kaum eine Rolle. Für die PlayStation 2 veröffentlichte man bisher nur Legend of Kay (das auch international einen Achtungserfolg erzielen konnte) und ein paar mittelmäßige Sportspiele (RTL Skispringen, Torino 2006). Die Must-Have Titel kommen nach wie vor aus Übersee oder dem asiatischen Raum. Warum sich daran auch nicht so schnell etwas ändern wird, zeigt uns das neueste Rennspiel aus dem Hause Synetic.

Schlechte Karten

Schon beim Einlegen von World Racing 2 wird klar, dass es viele, weitaus bessere, Rennspiele auf dem Markt gibt und dieses Spiel eigentlich kein Mensch braucht. Das fängt bei den absolut hässlich aussehenden Menüs an, die zudem nur äußerst träge auf die Eingaben des Spielers reagieren und hört bei der nicht weniger peinlichen Präsentation der verschiedenen Spielmodi auf. Wer sich davon nicht abschrecken lässt (so wie ich) und den Karrieremodus trotzdem startet, wird sogleich mit einer ersten Herausforderung bedacht. In drei Events muss man sein Können unter Beweis stellen, um überhaupt zum eigentlichen Karrieremodus zugelassen zu werden. Ein Tutorial oder wenigstens ein einsteigerfreundliches Fahrzeug gibt es nicht. Schon beim ersten Rennen müsst ihr euch hinter das Steuer eines alten Mercedes 300SL setzen. Nur wenn ihr den schwammig lenkenden Oldtimer im Griff habt, kommt ihr in die nächste Runde. Nach zwei weiteren Events könnt ihr schließlich richtig durchstarten und zum besten Fahrer im Rennzirkus avancieren. Dabei braucht ihr nicht stur ein Rennen nach dem anderen fahren, sondern könnt euch dank der relativ freien Auswahl an Veranstaltungen zuerst die Rennarten aussuchen, die euch am meisten liegen. Die Präsentation ist allerdings mehr als armselig, denn die Briefings bekommt ihr nur in schnöder schriftlicher Form vorgesetzt. Als Testfahrer für einen Automobilhersteller müsst ihr beispielsweise einen neuen Wagen hart an die Grenzen führen, um in Vergleichstests mit anderen Fahrzeugen gut abzuschneiden. Ein anderes Mal müsst ihr den neuesten Motor testen. Am Ende zählt aber nicht nur die Platzierung, sondern auch ob ihr verschiedene Zusatzaufgaben (Rundenzeit, Drifte mindestens 300 Meter usw.) erfüllt habt. Als Belohnung gibt es ein paar Speedbucks, die als virtuelle Währung in World Racing 2 dienen. Mit diesen Speedbucks lässt sich nicht nur euer Wagen „auftunen“, sondern ihr könnt die Moneten auch dazu benutzen, im Solomodus ein paar freie Runden zu drehen. Was für ein tieferer Sinn hinter Letzterem steckt, blieb mir allerdings verborgen. Speedbucks verdient man im Spiel mehr als genug, sodass es eigentlich unnötig ist, jedes Mal für ein Fahrzeug von neuem blechen zu müssen.

You drive me crazy

Die verschiedenen Veranstaltungen finden in mehreren weitläufigen Landschaften (USA, Ägypten, Italien) statt, die sogar komplett frei befahrbar sind. Bei richtigen Rennen gibt es natürlich vorgefertigte Strecken, aber bei Checkpointherausforderungen, geht es querfeldein durch das jeweilige Gebiet. Die so genannte Landscape Engine kann jedoch in der PS2 Version keine Stärken ausspielen, da die Umgebungen allesamt nicht sonderlich detailliert wirken, in der Ferne alles vernebelt ist und das Spiel mit heftigen Slowdowns zu kämpfen hat. Genauso schlecht ist das Fahrverhalten der Boliden, dass sich zwar dank vieler Parameter anpassen lässt, wirklich realistisch lenkt sich aber weder Jeep noch Sportwagen. Anderseits kommt auch kein Arcadefeeling ala Burnout auf. Das Spiel sitzt irgendwie zwischen allen Stühlen. Besonders schlimm empfand ich das bei den Driftwettbewerben, die absolut Spielspaß tötend wirkten. Um dort wirklich gute Ergebnisse erzielen zu können, muss man schon kilometerweit davor einlenken, um dann im Driftmodus so gut es geht um die Kurve zu kommen. Je länger man das schafft, umso mehr Punkte gibt es. Die Checkpointrennen sind auch nicht gerade das gelbe vom Ei. Vielmals muss man die Strecke auswendig lernen, damit man keinen der teilweise weit entfernten Checkpoints verpasst. Die Künstliche Intelligenz der Gegner kann da auch keine Akzente setzen, fahren die KI Piloten doch teilweise unfair schnell, drängeln rum wie Sau und machen keine Fehler. Immerhin bekommt man für sein Geld einen ordentlichen Umfang und eine reichhaltige Auswahl an lizenzierten Fahrzeugen geboten. Den Onlinemodus der PC und Xbox Variante hat man in der PS2 Portierung übrigens kurzer Hand herausgeschnippelt und im Splitscreenmodus tut sich das Spiel mit Sicherheit niemand an.

Schnell verdientes Geld

Auf dem PC kann World Racing 2 mit hoch aufgelösten Texturen und einer sehr guten Weitsicht glänzen. Auf der PS2 zeigt World Racing 2 dagegen nur matschige, blasse und vor allem niedrig aufgelöste Texturen; unzählige Pixelkanten, die für ein leichtes Flimmern sorgen; geringe Weitsicht mit viel Nebel im Hintergrund und eine Vielzahl an Randobjekten wie Bäume oder Straßenbegrenzungen, die erst wenige Meter vor dem Spielfahrzeug in das Bild springen. Kurzum gesagt, die kaum vorhandenen positiven Aspekte der PC Vorlage gingen allesamt bei der Portierung flöten. Aber selbst ohne diese Mängel, besitzt die Technik von World Racing 2 noch mehr als genug Gründe zur Kritik. Da gäbe es zum einen die instabile Framerate, die stellenweise extrem in den Keller sackt und ohnehin nicht mehr als 25 Bilder pro Sekunde zu Stande bringt und zum anderen wären da noch die Automodelle, die zwar allesamt realen Vorbildern entspringen, jedoch nur mit viel Phantasie als digitale Ebenbilder durchgehen. Auf Schatten unter den Autos hat man übrigens gänzlich verzichtet, genauso wie auf einen anständigen Texturdesigner. Spätestens beim optischen Tuningaspekt, kullerten mir dann die Tränen aus den Augen – vor Lachen. Was die Entwickler hier verbrochen haben, spottet jeder Beschreibung. Wenn man es nicht kann, soll man es sein lassen! Ein paar Radfelgen, eine neue Wagenfarbe und ein paar hässliche Vinyls machen nämlich noch lange kein Tuning aus. Die Krone setzen dem Ganzen jedoch die zahlreichen Tiere auf, die den realistischen Aspekt der Grafik eigentlich unterstreichen sollten. Absolut steif auf der Wiese stehend, wirken die Viecher eher wie zu groß geratene Figuren von einer Modellbahnanlage (inkl. Umfalleffekt wenn man dagegen fährt). Oberpeinlich! Wie die Grafik ist auch der Sound unterdurchschnittlich. Die Motorengeräusche klingen durch die Bank weg künstlich und unrealistisch und die Musikauswahl bietet zwar den einen oder anderen brauchbaren Song, wiederholt sich allerdings zu häufig und besitzt mit dem arabisch angehauchten Instrumental auch ein ultra nerviges Lied. Da hilft nur Ausschalten.

FAZIT:

Nein danke! World Racing 2 ist genauso schlecht wie sein nicht minder misslungener Vorgänger. Der Simulationsaspekt, sowie die „zahlreichen“ damit verbundenen Einstellungsmöglichkeiten können zu keiner Zeit wirklich überzeugen und hinterlassen ein äußerst unbefriedigendes Fahrgefühl. Weder mit aktivierten, noch mit deaktivierten Fahrhilfen spürt man gravierende Unterschiede zwischen den verschiedenen Fahrzeugklassen, Motoren, Antriebsarten, Untergründen und Terrains. Die unterdurchschnittliche Technik besiegelt dann das Wertungsschicksal von World Racing 2 endgültig. Es gibt wahrlich hübschere und bessere Rennspiele auf dem Markt, selbst für weniger Geld. Investiert euer sauer verdienten Moneten nicht in diesen lieblos zusammen programmierten Haufen Bits und Bytes. Ihr werdet es bereuen.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte: