Big Mutha Truckers 2: Truck Me Harder ist nicht meine erste Rezension zu einem LKW Spiel. Bereits vor zwei Jahren habe ich mir das Sega Arcadespiel The King of Route 66 vorgenommen und ausführlich bewertet. Im Gegensatz zu dem japanischen Spielhallen Vertreter, hatte ich jedoch nie die Möglichkeit, den Vorgänger von Big Mutha Truckers anzuzocken. Wie sich allerdings beim Spielen des Nachfolgers herausstellt, sollte das kein Grund zum Trauern sein. Denn Big Mutha Truckers 2: Truck Me Harder ist bei weitem kein Geniestreich der Videospielkunst. Warum ich diese Botschaft schon knallhart am Anfang des Tests verkünde, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.
Truck Me harder
Die Story ist schnell erzählt. Ma Jackson, Oberhaupt eines nicht ganz koscheren Trucker Clans, sitzt im Knast. Ihr droht eine hohe Strafe, schließlich ist sie für illegale Aktivitäten und krumme Geschäfte ziemlich berüchtigt. Nur eine Chance gibt es, sie aus dem Knast zu holen: Eines ihrer Kinder muss die Geschworenen davon überzeugen, dass Ma Jackson unschuldig ist. Damit sollte klar sein, was die Aufgabe des Spielers ist – Geld für die Geschworenen zu sammeln, damit Ma Jacksons endlich wieder frische Luft schnuppern kann. Doch bevor ihr euch hinter das Steuer eines Eightenwheelers schwingen könnt, müsst ihr euch für einen der Abkömmlinge des Jackson Clans entscheiden. Zur Auswahl stehen: Bobbie-Sue, Cletus, Earl und Rawkus. Ich habe mich natürlich für Bobbie-Sue entschieden, schließlich verfügt die Dame über zwei wirklich einschlagende Argumente. *Hust* Wie dem auch sei, Ausgangspunkt jeder Kaffeefahrt ist eine Stadt oder ein kleiner Handelsposten, welche über die Landkarte verstreut sind. Nur hier könnt ihr verschiedene Waren kaufen bzw. verkaufen und somit eure Kasse mit Bargeld füllen. Jede Stadt bzw. jeder Handelsposten bietet die verschiedenen Produkte natürlich zu unterschiedlichen Konditionen an und kauft sie auch zu unterschiedlichen Preisen wieder auf. Um Gewinn zu machen, müsst ihr also darauf achten, was ihr wohin liefert. Gar nicht so einfach, denn es existiert keine Übersicht im Spiel, wo ihr sehen könnt, welcher Ort was zu welchem Preis ein- bzw. verkauft. Wer nicht blind durch die Gegend kutschen will, macht sich deshalb Stichpunkte (jetzt weiß ich endlich, wozu die letzten Seiten im Handbuch da sind). Aber selbst dieser Umstand sollte dem Einfahren von Gewinn über kurz oder lang nicht wirklich im Wege stehen. Schließlich findet selbst das blindeste Huhn irgendwann mal ein Korn. Mit dem dazuverdienten Geld kann man natürlich neue Waren kaufen, oder man steckt die Moneten in den eigenen Truck. Die Upgrades sind jedoch nicht spielentscheidend und fallen eher in die Kategorie „Just for Fun“. Ob man nun den LKW in einer neuen Farbe bepinselt hat, oder ob der Schlitten jetzt über einen Kuhfänger verfügt, macht sich nicht großartig im Spiel bemerkbar. Das Fahrverhalten des Trucks bleibt gleich, unrealistisch und schwammig. Die vereinzelt auftretenden Aliens, Biker und Polizisten kann man mit dem ganzen Kram auch nicht besser abwehren.
YEAAWWW HAAAHH
Tja, das war es eigentlich schon mit dem Gameplay. Zwar tauchen hier und da noch ein paar Nebenmissionen (in Form von: Sammle 20 Bierfässer auf, oder fahre einen Filmstar durch die Stadt), aber letztlich bleibt das Spielprinzip simpel und wird dementsprechend schnell eintönig. Denn es kommt einfach nichts Neues dazu, man macht immer das Selbe! Spätestens nach einer Stunde schaltet man das Spiel völlig gelangweilt aus. Ein weiteres Problem ist, dass man den Titel nicht mal kurz für 10 Minuten einlegen kann (ala 18 Wheeler von Sega), sondern immer mal eine halbe Stunde oder mehr zocken muss, damit es im Spiel vorwärts geht. Dazu kommt noch, dass die eigentlichen Truckfahrten viel zu kurz sind. Man fährt immer nur eine halbe Minute bis zwei Minuten. Die Einparkszenen am Ende der Fahrt sind zudem weder herausfordernd noch irgendwie spaßig. Für meinen Geschmack hätten sich die Entwickler entweder auf ein reines Arcadespiel (ohne den ganzen Pseudo Wirtschaftsteil) oder auf eine anständige Simulation (wie es bei den PC Spielen 18 Wheels of Steel: Pedal to the Medal oder Convoy der Fall ist).
Rendeck Rampage
Es hat schon seine Gründe, warum Big Mutha Truckers 2 nicht zum Vollpreis in die Läden kommt. Die Grafik ist einer davon. Wirklich schlecht sieht das Spiel zwar nicht aus, aber sonderlich hübsch ist es auch wieder nicht. Die Spielwelt ist klein und nicht gerade hoch detailliert, es kommt immer wieder zu heftigen Slowdowns und Pop-Ins von ganzen Abschnitten und gerade beim Besuch der Handelsposten muss man immer wieder Ladezeiten in Kauf nehmen (auch wenn diese relativ kurz ausgefallen sind). Die einzelnen Charaktere, auf die man im Spiel trifft, ziehen diverse Klischees durch den Kakao (wie zum Beispiel der James Bond Verschnitt im Vipers Nest). Wirklich lustig ist aber keiner davon. Was zudem negativ auffällt, sind die fehlenden deutschen Untertitel bei den Unterhaltungen. Jeder Text, jede Missionsbeschreibung ist eingedeutscht wurden, nur bei den gelegentlichen Smalltalks gibt es nichts zum mitlesen. Angesichts des derben Dialekts im Spiel, unverständlich. Was mich persönlich noch etwas abgetörnt hat, sind sie hässlichen Truckdesigns. Wenn man vorher Segas 18 Wheeler und King of Route 66 gespielt hat, erwartet man ganz einfach einen gewissen optischen Qualitätslevel bei der Gestaltung. Musikalisch bekommt man eine gute Mischung aus lizenzierten Rocksongs (mit dem einen oder anderen Klassiker dabei) und ein paar Countrysongs geboten. Dennoch hat sich auch hier eine fatale Designentscheidung eingeschlichen. Anstatt die gut zwanzig Songs hintereinander abspielen zu lassen, wurden die Lieder in mehrere Radiostationen verpackt und durch Anmoderationen aufgepeppt. Das hat zwar bei GTA funktioniert, wirkt bei einem Spiel jedoch, bei dem man meistens nur anderthalb Minuten für eine Fahrtstrecke benötigt vollkommen deplaziert. Mir kam es jedenfalls so vor, als ob ich mehr Gelaber höre, als Musik. Zudem wirkt der Sound unsauber in das Spiel integriert und mehr als einmal dröhnten aus den Lautsprechern verzerrte Laute, anstatt Rockmusik.
FAZIT:
So recht wollen die einzelnen Gameplayelemente bei Big Mutha Truckers 2 nicht zusammenpassen. Auf der einen Seite will das Spiel leicht zugänglich sein und möchte mitreißende Arcadeaction bieten, auf der anderen Seite soll jedoch auch die Langzeitmotivation nicht zu kurz kommen, weswegen man einen Storymodus und Trucktuning eingebaut hat. Das aber letztendlich keine der Spielkomponenten richtig überzeugen kann, liegt wohl eher an der Unfähigkeit der Entwickler. Die Motivationskurve fängt schon nach einer halben Stunde an, rapide zu sinken, da sich das Spielgeschehen immer wiederholt. Auf lange Sicht fehlt dem Spiel einfach eine gewisse Komplexität, um auch weiterhin an den Bildschirm fesseln zu können. Und noch etwas, der viel gelobte Humor der Spiele ist absolut überbewertet, denn mehr als ein Schmunzeln konnten mir die Freakcharaktere nicht entlocken.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
-
Lizenzierte Rockmusik
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Amerikanische Trucks
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Günstiger Preis
Minuspunkte: